(3) Marcus Cato aber, ein sonst anständig denkender Mann, aber ein Feind jeder Neuerung, der weder von Natur noch durch Bildung die nötige Stärke der Beredsamkeit besaß, wusste zwar auch nichts an dem Vorschlag auszusetzen, verlangte aber doch im Allgemeinen, man solle es beim Alten lassen und keine Neuerung anfangen. 2 Dieser Äußerung wegen wollte Caesar Cato aus der Curie weg ins Gefängnis führen lassen. Als dieser sich aber aufs Bereitwilligste abführen ließ und nicht wenige andere folgten und einer derselben, Marcus Petreius, von Caesar getadelt wurde, dass er vor Entlassung des Senats sich entferne, so antwortete er: »Ich will lieber mit Cato im Gefängnis, als mit dir hier in der Curie sein.« 3 Da schämte er sich, gab Cato frei und entließ den Senat mit den Worten: »Ich gab euch sogar als Richter die Entscheidung über meinen Vorschlag, um ihn, falls er euch nicht gefiele, nicht vor das Volk zu bringen, da ihr solchen aber nicht in Vorberatung nehmen wollt, so soll das Volk selbst entscheiden!«
(4) Seit diesem Auftritt teilte er im Verlauf seiner Amtsführung nichts mehr dem Senat mit, sondern brachte, was er vorhatte, unmittelbar vor das Volk. 2 Weil er aber auch einige der Ersten in der Volksversammlung für sich haben wollte und hoffte, sie hätten sich vielleicht eines Besseren besonnen und würden sich wohl auch vor dem Volk fürchten, machte er bei seinem Amtsgenossen den Anfang und fragte ihn, ob er etwas gegen seinen Vorschlag einzuwenden habe. 3 Als dieser aber sich nicht darauf einließ und erklärte, er werde unter seiner Amtsführung keine Neuerung dulden, so verlegte er sich aufs Bitten und forderte die Menge auf, mit ihm zu bitten: »Auf ihn kommt es an«, sagte er, »ob ihr das Gesetz erhaltet.« Bibulus aber rief mit lauter Stimme: »Ihr erhaltet dieses Gesetz in diesem Jahr nicht, selbst wenn ihr es alle wollt.« 4 Damit entfernte er sich. Caesar fragte jetzt keinen mehr aus der Nobilität, aus Furcht, sie möchten ihm gleichfalls entgegensein, führte aber Pompeius und Crassus, obgleich sie damals kein Amt bekleideten, herbei und forderte sie auf, ihre Meinung zu sagen, 5 nicht, weil er ihre Gesinnung nicht wusste (denn sie taten ja alles gemeinschaftlich), sondern um sie dadurch, dass er sie, als Privatleute, zu Ratgebern über sein Gesetz nahm, zu ehren und die anderen abzuschrecken, wenn sie die anerkannt ersten und mächtigsten Männer des Staates gleicher Meinung mit ihm sahen. 6 Auch wollte er dem Volk dadurch gefällig sein, dass er ihm bewies, dass sein Ansinnen weder unzweckmäßig noch ungerecht sei, vielmehr selbst den Beifall und das Lob jener Männer für sich habe.
(5) Pompeius ergriff die Gelegenheit mit Freuden und sprach: »Nicht ich allein, ihr Quiriten, billige den Antrag, sondern auch der ganze Senat, insofern derselbe nicht nur meinen, sondern auch des Metellus Soldaten früher Land zu verteilen beschloss. 2 Damals wurde, da die Kasse nicht gefüllt war, die Sache zu Recht verschoben, jetzt aber, da sie durch mich sehr bereichert ist, sind wir gehalten, jenen unser Versprechen zu halten und auch die anderen die Früchte der gemeinsamen Gefahren miternten zu lassen.« 3 Hierauf ging er den Vorschlag im Einzelnen durch und rühmte ihn, durchaus zu großer Freude des Volkes. Caesar fragte ihn sodann, ob er geneigt sei, ihm wider die Gegner seines Vorschlags beizustehen und ersuchte auch das Volk ihn, darum zu bitten. 4 Pompeius, geschmeichelt, dass Konsul und Volk seine, des Privatmannes, Hilfe erflehten, sprach lange und viel zur eigenen Ehre und Lobpreisung und schloss mit den Worten: »Wenn einer wagt, nach dem Schwert zu greifen, so greife ich nach dem Schild!« 5 Diese Rede des Pompeius bekräftigte auch Crassus, sodass andere, denen der Vorschlag eben nicht gefiel, weil ja diese beiden anständigen Männer und, wie sie glaubten, Caesars Feinde (denn ihre Versöhnung war noch nicht bekannt) dessen Vorschlag billigten, zur Bestätigung desselben bereitwilliger wurden.
(6) Bibulus gab jedoch nicht nach, sondern verband sich mit drei Volkstribunen und verhinderte die Verabschiedung des Gesetzes. Als ihm endlich keine andere Ausflucht zum Aufschub übrig blieb, erklärte er alle noch übrigen Tage des Jahres für Feiertage, an denen das Volk nach den Gesetzen keine Versammlungen halten durfte. 2 Als aber Caesar sich nicht daran kehrte und einen Tag bestimmte, an dem er seinen Vorschlag zum Gesetz erheben wollte, das Volk aber schon nachts zuvor den Markt besetzt hatte, so drängte er sich mit seinen Anhängern bis zu dem Dioskurentempel, von dessen Stufen Caesar zum Volk redete, weil die Leute teils aus Ehrfurcht, 3 teils in der Meinung, er würde ihnen nicht mehr entgegensein, Platz machten. Als er aber oben vortrat und widersprechen wollte, wurde er von den Stufen herabgestoßen und seine Fasces zerbrochen; viele, selbst die Volkstribunen, erhielten Schläge und Wunden, 4 und so wurde das Gesetz verabschiedet. Bibulus aber, welcher damals froh war, mit dem Leben davonzukommen, versuchte am folgenden Tag im Senat, das Gesetz wieder aufzuheben, ohne jedoch etwas auszurichten, da, durch das Ungestüm des Volkes geschreckt, niemand sich zu rühren wagte. 5 Er ging nach Hause und erschien bis zum letzten Tag des Jahres nicht mehr öffentlich, sondern ließ von seiner Wohnung aus Caesar, sooft er etwas Neues vorbrachte, durch die Liktoren sagen, dass es Feiertag sei, an welchem nach den Gesetzen nichts vorgenommen werden dürfte. 6 Darüber wollte ihn der Volkstribun Publius Vatinius ins Gefängnis setzen, die anderen Volkstribune aber erhoben Einspruch, und es unterblieb. Er enthielt sich jedoch aller Staatsgeschäfte, und auch die ihm gleichgesinnten Volkstribune betrieben keine öffentliche Angelegenheit mehr.
(7) Metellus Celer, Cato und um Catos willen ein gewisser Marcus Favonius, ein eifriger Verehrer des Letzteren, hatten bis jetzt das Gesetz noch nicht beschworen; denn dieser Gebrauch, einmal aufgekommen, wie ich erzählt habe, wurde auch in Fällen, wo er nicht am Platz war, angewendet. Diese, unter anderen auch Metellus, ein Nachkomme des Numidicus, erklärten, dass sie nie einwilligen würden. 2 Als aber der zu ihrer Bestrafung angesetzte Tag kam, 111schworen sie, sei es aus menschlicher Schwäche, wonach man gerne etwas verspricht und leichter droht, als durch die Tat bekräftigt, oder dass sie durch ihren hartnäckigen Widerstand dem Staat nichts zu nützen erwarteten. 3 So war denn das Gesetz rechtskräftig. Außerdem wurden auch die campanischen Grundstücke an die, die drei oder mehr Kinder hatten, verteilt, und deshalb wurde Capua 112damals zuerst als römische Kolonie betrachtet. 4 Dadurch gewann Caesar das Volk, die Ritter aber durch Erlass eines Drittels der von ihnen gepachteten Zölle. Sie hatten alle Zölle gepachtet und waren, sooft sie den Senat um Herabsetzung ihrer Pachtgebühren angegangen waren, hauptsächlich auf Catos Betreiben abgewiesen worden. 5 Als er aber auch diesen Stand, ohne Widerspruch, sich verpflichtet hatte, ließ er, ohne dass sich Lucullus oder sonst jemand widersetzte, alle Verfügungen des Pompeius bestätigen und brachte noch viele andere Gesetze mit allgemeiner Bewilligung durch. 6 Selbst Cato widersprach nicht, obgleich er in der Prätur, die er bald darauf bekleidete, niemals dessen Gesetze, nach welchen die Prätoren die Gerichte unter sich verlosten, unter ihrer eigentlichen Benennung als Julische ausführte, sondern ihren Namen auf die lächerlichste Weise umging. Weil dieser Gesetze zu viele sind und sie mit meiner Geschichte nichts zu tun haben, übergehe ich sie.
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