Ulrich Holbein - Unheilige Narren

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Heilige Narren und Närrinnen tummeln sich in jeder Gesellschaft zuhauf – ausdrücklich unheilige Narren zeigen sich im Straßenbild oder im Gesamtpanoptikum nicht viel seltener. Heilige Narren, sobald sie Zulauf und Erfolg haben, können sich zu Religionsstiftern, alttestamentarischen Propheten, Heiligenfiguren und Päpsten erhöhen; potentielle Religionsführer, wenn Zu lauf und Erfolg ausbleiben, sinken zu Sektenchefs und Spinnern herab, also zu unheiligen Narren. Weil Abraham Götzen zertrümmerte, wird er als früher Faschist gebrandmarkt. Reptil- und Neandertalerhirn brüten aggressive Menschen aus, oder wenigstens dogmatische Typen: Hardliner, Spielverderber, Fanatiker. Während Kulturbringer, Gesetzgeber, Gralshü ter, Oberbonzen und Obermuftis schrumpfen zu Ordnungshütern, Paragraphenreitern und Schergen, sublimieren sich no torische Kampfmaschinen ganz gern mal zu durchaus geistreichen Spottvögeln, Polemikern und Satirikern. Die Übergänge zwischen Nihilisten, dunklen Seelen und fiesen Exzentrikern sind fließend – und der Schritt vom brutalen Staaten lenker zum theoretischen Alleszermalmer oft recht kurz.

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In Savonarola focht späte Goldgrund-Gotik gegen die Farbenpracht der Renaissance – Florenz als Reich Gottes auf Erden, Enklave in allzu verweltlichter Gesamtlandschaft. Bloß elf Jahre später wuchs der unerbittlichen Hydra ein Haupt in Johannes Calvin nach. Geistesgeschichtlich stand Savonarola zwischen Mose, der den unausrottbaren Tanz ums Goldene Kalb zu unterbinden versuchte, und den Talibankämpfern, die das unislamische Goldene Kalb der afghanischen Buddhas von Bamiyan sprengten und gleich denen er für bedeckte Häupter und verhüllte Angesichter votierte und in Predigten vor Frauen sogar aufforderte, Ehrbarkeit bei schwarzverhüllten Türkinnen zu lernen; auch er trug eine tschadorfarbene Kutte. Nach 1989 nannte man Savonarola den „Ajatollah Chomeini der Renaissance“ und Chomeini den iranischen Savonarola. Im Rückblick erinnerte die Kindleinarmee, die er zu sich kommen ließ, eher an Kinderkreuzzug, Roßbuben, Hitlerjugend, Luftwaffenhelfer, FDJ, Rote Garde, Kindersoldaten in Sierra Leone, Liberia, Uganda, Burma. Alle obsessiven oder auch gemäßigten Persönlichkeiten, die man später inflationär als „charismatisch“ rühmte, nahmen Maß am Charisma Savonarolas. In jedem Hardliner und Fundamentalisten stand Savonarola erneut auf, kaum abgepuffert durch komplementär bzw. karmisch beigegebene Softies wie Filippo Neri. Als Abschreckungsbeispiel und Prototyp des Fanatikers blieben Savonarola und Calvin auf stets wieder verblüffende, allzu naheliegende Weise beklemmend hochaktuell, zwischen Morgenthau-Plan und Öko-Diktatur. Selbst noch in Karnevalsverboten bei Golfkriegen oder in Parolen wie „Schluß mit Lustig!“ von z. B. Peter Hahne blieb ein lendenlahm gezähmter Savonarola spürbar.

Worte von Savonarola:Betet für die Stadt und sorgt dafür, daß die Frauen von den Männern getrennt sind, wie wir es das letzte Mal gemacht haben. – Mütter führen ihre unverheirateten Töchter gleich Nymphen schamlos entblößt zur Kathedrale wie zur Schaustellung. – Ein altes Weib weiß mehr vom Glauben als Platon. Es wäre gut für den Glauben, wenn viele sonst nützlich scheinende Bücher vernichtet würden. – In der Urkirche waren die Kelche von Holz und die Prälaten von Gold, jetzt aber sind die Kelche von Gold und die Prälaten von Holz. – Ich bezeuge hiermit im Namen Gottes, daß dieser Alexander kein Papst ist und es auch nicht sein kann. – Macht ein Feuer, das ganz Italien ergreift!

Savonarola über sich selbst:Es ist mir nie in den Sinn gekommen, die Dichtkunst zu verdammen, sondern nur den Mißbrauch, den viele mit ihr treiben. –

Andere über Savonarola: – ein giftmischerisches Monstrum, geboren zum Verderben des Volkes. ( Marsilio Ficino) – ein fratzenhaftes, phantastisches Ungeheuer (Goethe) – Er möchte gern verbieten, was sonst nicht zu beseitigen ist. Überhaupt war er nichts weniger als liberal; gegen gottlose Astrologen z. B. hält er denselben Scheiterhaufen in Bereitschaft, auf welchem er hernach selbst gestorben ist. Wie gewaltig muß die Seele gewesen sein, die bei diesem engen Geiste wohnte! ( Jacob Burckhardt) – Der antike Mythos war ein Unterhaltungsstoff, ein allegorisches Spiel; durch seine dünnen Schleier hindurch sah man den wirklichen, den gotischen, nicht minder scharf. Als Savonarola auftrat, verschwand das antike Getändel sofort von der Oberfläche des florentinischen Lebens. ( Oswald Spengler, 1916) – Er hatte die Gottlosigkeit seiner Zeitgenossen gut erkannt, die nur darüber uneinig waren, ob Gott schlafe oder gar nicht existiere (chi Te nega, chi dice che Tu sogni); er war kein praktischer, d. h. schlauer Politiker wie Luther, aber eine noch leidenschaftlichere Natur. (Fritz Mauthner, 1920)

Savonarola hingerichtet am Tatort seiner VanitasBekämpfung Meilenfern von - фото 4

Savonarola – hingerichtet am Tatort seiner Vanitas-Bekämpfung

Meilenfern von Winnetou – ein Taliban im Wilden Westen

Tenskwatawa – Prophet, Wiedergeborener, Eiferer (ca. 1771–1834)

A ls Kind des Shawnee-Kriegers Puckeshinewa (Puckeshinwha) und der Methoataske, einer Creek, erblindete er auf einem Auge. Am Little Turtle War (1790–1795) in Ohio/Indiana zwischen Generalmajor Wayne und den hundert Häuptlingen der vereinigten Nordwestindianer nahmen auch sein Bruder Tecumseh (der zum Sprung sich duckende Berglöwe), der nachmals weltberühmte Kriegshäuptling, und seine drei Brüder im Vortrupp teil, die Drillinge Sauwauseekau, Kumskaka (auch Kumskaukau) und Lalawethika, wie er zunächst hieß (Loud Voice/Lärmmacher, weil er laut herumzuprahlen pflegte). Nach der militärischen Niederlage begann er wie viele Schicksalgenossen, verstärkt Feuerwasser zu konsumieren, sich zugleich vom Stammesschamanen Change of Feathers in Heilkunde und Sagenkreise einweihen zu lassen, bei dessen baldigem Tod er für ihn einsprang, dies sogar recht überzeugend, denn seine Austreibung krankmachender Geister fiel mit einer abebbenden Seuche ungefähr zeitgleich zusammen, also kausal, was einigen imponierte. 1796 wirkte Lalawethika in einer Lokalgruppe unter Tecumseh am Great-Miami mit, 1798 in neuem Siedlungsgebiet am White River in Zentralostindiana. Statt beim Maisanbau ordentlich mitzuhelfen, durchstreifte er unablässig die Gegend, brachte aber als miserabler Jäger nie erstaunliche Jagdbeute mit. Ein Traum teilte ihm mit, der Große Geist sei mit seiner Lebensweise nicht einverstanden, und schon ließ er – erwachend – tatsächlich vom Branntwein ab, bekam es hin, rührte keinen Fusel mehr an und forderte alle auf, es ihm gleichzutun. 1805 fiel er um, entweder in Trance oder ins Koma; man glaubte bereits, er fände nicht mehr zurück, und versammelte sich zu seiner Beerdigung. Da erwachte er im richtigen Augenblick (Hermokritos von Klazomenai, der genau an dieser Stelle nicht erwachte, wurde scheintot, d. h. lebendig, bestattet) und behauptete plötzlich, aus dem Geisterland zurückzukommen, also gestorben zu sein, die Türen von Vergangenheit und Zukunft offen stehend gesehen zu haben, jetzt wiedergeboren, also ab sofort Prophet, genau wie Neolin, der Prophet der Delaware, zu sein. Und Lalawethika nannte sich ab sofort Tenskwatawa (Offene Tür). In seine feurigen Ansprachen übernahm er halb instinktiv, halb absichtlich jene charismatypischen Gestikulationen von Shakermissionaren, die er in Greenville beobachtet hatte, ohne deren englische Predigten zu verstehen. Er predigte, produzierte große Gebärden, votierte mit weithin vernehmbarer Stimme für größeren Respekt vor Sippenältesten, sozusagen contra Werteverfall, brach mitten in der Ansprache in Tränen aus, überzeugte also sehr, riß mit, redete vom „Herrn des Lebens“. Oft zog er sich in die Wälder zurück, um Manitu zu Rate zu ziehen (wie Mose auf den Berg). Er schwärmte von besseren früheren Zeiten und Überlieferungen, die er zu rekonstruieren versprach. Er stellte auch die Rückkunft gefallener und gestorbener Freunde und Familienmitglieder in Aussicht. Sogar verschwundene Tiere würde man alsbald wiedersehen dürfen, sobald man seine Gesetze befolge. Als er merkte, wie sehr er als Redner in Bann schlagen konnte, brachte er immer gewagtere Inhalte, steigerte seine Polemik gegen die Bleichgesichter und ihre Lebensweise. Sein Ruf sprach sich herum; x benachbarte Stammesvertreter reisten an, um den einäugigen Eiferer und Propheten predigen zu hören. Er forderte auf, zur Erde zu beten, daß sie fruchtbringend sei, zum Fisch zu beten, daß er zahlreich sei, zu Feuer und Sonne zu beten; er führte Vergnügungstänze ein. Daß er sich in seinen Offenbarungen, die direkt aus der Geisterwelt kamen, in Widersprüche verwickelte, fiel kaum auf: Einerseits plädierte er als Urkommunist contra Besitzgier und pro Gütergemeinschaft, andererseits peilte er als Animist magische Unverwundbarkeit gegenüber den Gewehrkugeln der Weißen an. Er forderte den Zusammenschluß auch verfeindeter Stämme, als Panindianismus-Visionär, und bot zugleich abstruse Kosmogonie, worin die Shawnee primärer, günstiger, quasi arischer dastanden als andere Algokin (genau wie bei den Black Muslims). Einerseits dürfe man Franzosen, Briten und Spanier als Freunde behandeln, Amerikaner aber keineswegs, andererseits beschimpfte Gesetzgeber Tenskwatawa die Weißen summarisch als „große Schlange“ und forderte die Shawnee, also Angehörige der fünffach zersträhnten und zerstrittenen Algonkin-Sprachgruppe, auf, nicht mit ihnen zu verhandeln und übernommene Speisen und Hüte dem erstbesten Bleichgesicht, das man träfe, zurückzugeben. Er focht für Unabhängigkeit von den Weißen (wie Mahatma Gandhi), aber im Drohton von Altem Testament oder Koran. Jede Abweichung von seinen Gesetzen, rief er, beleidige den Großen Geist. Nun blieben weiße Händler tatsächlich weitgehend auf ihrem Schnaps und sonstiger Krämerware sitzen. Wer seine Lehren und Doktrin annahm, schmückte sich fortan mit Tenskwatawas Wampum-Gürtel. Dörfer, die sich ungegürtelt der Stimme des Großen Geistes entzögen, wie sie quer durch Tenswatawa tönte, würden vom Antlitz der Erde getilgt werden, donnerte es durch alle erreichbaren Landstriche. In seinem „Gesetz des Propheten“ votierte er gegen die indianische Polygamie (und gegen Mischehen), so als kopiere er nicht nur christliche Charisma-Pantominen, sondern auch unspendabel monogame Ermahnungen. Tecumseh fand, trotz offenen Ohrs für die Tiraden seines Bruders, diese Entwicklung denn doch bedenklich und übertrieben, sah die Wundersucht seines Bruders ohnedies viel nüchterner. Kaum lösten besonders eifrige Anhänger Tenskwatawas eine Hexenjagd gegen solche Stammesmitglieder aus, die nicht sogleich vollauf mitzogen, wurden erste Abweichler hingerichtet, woraufhin sich sofort die Weißen einmischten und sozusagen auf Einhaltung der Menschenrechte drangen (auf der Basis derselben Doppelmoral, mit der 2005 f. Präsident George W. Bush China an internationale Rechtsverstöße zu erinnern sich erdreistete). Vom Gouvernment abgelistete Landabtretungen führten dem listigen Propheten weitere unzufriedene Leute zu. Bei den Kickapoo und den Potawatomi-Kriegern von West-Michigan, Illinois und Wisconsin rannte offene Türen ein. Buschtrommeln und Lauffeuer erreichten bald auch die Sauk, Winnebagoe, Menominee, den Ottwao, Chippewa, Assiniboin, Potawatomi. Weiterer Flächenbrand drohte. Tenskwatawa prophezeite einen apokalyptischen Weltbrand, aus dem einzig die Indianer gerettet werden würden. Im hereinbrechenden Dunkel würde der Meister des Lebens Tenskwatawa und seinen engsten Kreis mit Licht versorgen, nahe bei Greenville; folglich gab’s auch damals schon Zeugen Jehovas. Gleichwie die Shawnee-Religion immer ausuferndere Jahresringe warf, so zogen immer entferntere Pilgerströme immer engere Kreise um das Zentrum der Verkündigung, zur immer hysterischeren Beunruhigung weißhäutiger Bundesbeamter. In den letzten zwanzig Lebensjahren nach 1811, seit der unrühmlichen Schlacht von Tippecanoe, verlor Tenskwatawa schlagartig sein Ansehen als Religionsführer und hatte den Rest seiner Jahre als fehlbarer Wahrsager entthrohnt zu verbringen, entmachtet, entlarvt, durchschaut, unbeliebt.

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