Ulrich Holbein - Unheilige Narren

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Heilige Narren und Närrinnen tummeln sich in jeder Gesellschaft zuhauf – ausdrücklich unheilige Narren zeigen sich im Straßenbild oder im Gesamtpanoptikum nicht viel seltener. Heilige Narren, sobald sie Zulauf und Erfolg haben, können sich zu Religionsstiftern, alttestamentarischen Propheten, Heiligenfiguren und Päpsten erhöhen; potentielle Religionsführer, wenn Zu lauf und Erfolg ausbleiben, sinken zu Sektenchefs und Spinnern herab, also zu unheiligen Narren. Weil Abraham Götzen zertrümmerte, wird er als früher Faschist gebrandmarkt. Reptil- und Neandertalerhirn brüten aggressive Menschen aus, oder wenigstens dogmatische Typen: Hardliner, Spielverderber, Fanatiker. Während Kulturbringer, Gesetzgeber, Gralshü ter, Oberbonzen und Obermuftis schrumpfen zu Ordnungshütern, Paragraphenreitern und Schergen, sublimieren sich no torische Kampfmaschinen ganz gern mal zu durchaus geistreichen Spottvögeln, Polemikern und Satirikern. Die Übergänge zwischen Nihilisten, dunklen Seelen und fiesen Exzentrikern sind fließend – und der Schritt vom brutalen Staaten lenker zum theoretischen Alleszermalmer oft recht kurz.

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Andere über Apemantus:– Er ist ein Widerspiel der Menschheit. (Erster Lord, in Shakespeares „Timon von Athen“) – der nichts so liebt, als er sich selber haßt. (damals zeitgenössischer Dichter) – Ich möchte lieber eines Bettlers Hund als Apemantus sein. ( Timon von Athen) – einer jener wunderbar destruktiven Typen, die es braucht, damit man vernünftig wird; lebte man wie er, dann würde man zweifellos alles dennoch Schöne vernichten, bloß unachtsam vielleicht, oder unfreundlich: Wollte man aber alles für unwahr halten, was er sagt, dann würde man in eine geträumte Welt geflüchtet sein; Apemantus müßte sich nicht allen so unsympathisch machen, um recht zu haben: aber es wäre ihm wohl nicht möglich, alle Tabus zu durchschauen, wenn er dabei sympathisch bleiben wollte, etwa wie ein bloßer Skeptiker, der ohne allzu hindernde Moralität zu leben versteht, weil auch er das meiste durchschaut; nun muß aber ja auch niemand mit Apemantus leben, denn er ist eine Figur in einem Stück; und es wäre jetzt schade, wenn sein Witz weniger Galle hätte. ( Rolf Vollmann, 1997 )

Alles ist bei mir verzeichnet

Al-Hakim bi Amrillah – Exzentriker, Fatimiden- Kalif, Religionsführer (985–1021 n. Chr.)

Als Fatimiden-Kalif Al Aziz Billah starb, vom Schlag getroffen, im Beisein seines elfjährigen Sohns Abu Ali al-Mansur, wurde dieses Kind, statt dessen volljähriger Schwester Sitt al-Mulk, von Interessengruppen sowohl zum Kaiser wie zum Papst gekrönt bzw. zum Kalifen und zum Imam (der Ismaeliten), nun des neuen Namens al-Hakim bi Amrillah (Der auf Geheiß Allahs herrscht; Hakim heißt auch Weiser, Wissender, Arzt). Sein zwielichtiger Erzieher Bargawan, Chef der Palastverwaltung, Obereunuch, setzte ihm den väterlichen Juwelenturban auf („Ich werde also den Gecko zum König über uns machen“), lavierte so erfahren wie raffiniert das Machtgerangel etlicher Berberstämme rund um den minderjährigen Potentaten und wurde im Jahr 1000 vom Sklaven seines pubertierenden Zöglings, der die Bevormundung satt hatte, auf einem gemeinsamen Spaziergang erstochen. Al-Hakim schaffte, um sich beliebt zu machen, zuerst Zölle ab, sorgte für Gassenbeleuchtung, nahm gern Bäder in der Menge, mischte sich verkleidet ins Volkstreiben, wofür später Harun al-Raschid bekannter wurde als er, obwohl göttliches Erdenwandeln nur beim al-Raschid aus Tausendundein Nächten und beim historischen al-Hakim belegbar ist, beim historischen al-Raschid hingegen nicht. Al-Hakim schickte Missionare durch ganz Nordafrika, ließ die Reinigung der Seelen predigen, kündigte die Einläutung eines neuen, nur von der religiösen Wahrheit regierten Zeitalters an, einer so numinosen wie nebulösen Mixtur aus Weltgericht und Himmel auf Erden, ohne sich, genau wie die stets wieder von ihren eigenen apokalyptischen Zeitangaben geprellten Zeugen Jehovas und Maya-Kalender, auf das genaue Datum festzulegen. Jahr um Jahr warteten alle auf den Einbruch des neuen überirdischen Aquarius-Äons. Jahr um Jahr kündigte der Herrscher an, der ultimative Termin werde bald bekanntgegeben. Nur mußten vorher noch Vorbedingungen geschaffen werden. Al-Hakim setzte hierzu, uneingedenk seiner christlichen Mutter, an die Stelle einer baufälligen Christenkirche, statt sie zu restaurieren, eine Moschee. Er benachteiligte Sunniten, schikanierte Andersgläubige mit Reitverbot, nötigte sie, textile Erkennungsmerkmale zu tragen, in Gestalt schwarzer Turbane und Gürtel; selbst im Bad und anderweitig nackt mußten koptische Christen ein Kreuz tragen und Juden Holzkalb und Glocke, also praktisch Aussätzigenglocke bzw. Juden- und Christensterne. Al-Hakim erließ ein Prozessionsverbot in Jerusalem am Palmsonntag, verbot, Ostern und Pfingsten zu feiern, beschlagnahmte Kirchengüter, ließ den christlichen Chef der fatimidischen Finanzverwaltung köpfen und Kirchen in Kairo und Damaskus zerstören. Vorwand: Den pyrotechnischen Trick, mit dem das Heilige Feuer entzündet wurde, deklarierte er als Schwindel und Gotteslästerung. Er ließ alle Bordelle schließen und jede Musik verbieten. Der oströmische Kaiser Justinian verbot 529 n.Chr. Philosophie und Würfelspiel; Hakim verbrannte Lauten und Schachbretter, konfiszierte private Waffen und hätte Photoapparate eingezogen, wenns schon welche gegeben hätte. Auf Bagatellverstöße stand Prügelstrafe. Stufenweise fand Verschärfung statt – vorauseilend parallel zu Judengesetzen ab 1933: Erst durften Frauen nur schmucklos, dann gar nicht mehr raus, erst nur bekleidet baden, dann überhaupt nicht mehr. Sogar die Lautstärke weiblicher Trauerklagen an frischen Gräbern erfuhr gesetzliche Drosselung; später durften nur noch Männer auf den Friedhof, die dann ebenfalls Ausgeh- und Rumstehverbot erteilt bekamen. Erst wurden nur Gerstenbier, Wein, Hirsebier, 5000 Honigfässer in den Nil gekippt, dann gar Honig und Rosinen rationiert, dann verboten, auf daß keiner Honigbier brauen könne. Al-Hakim trimmte eine ganze Gesellschaft per Paragraph zum Zwangsasketen. Er hielt alle auf Trab durch ständig wechselnde Verbotszurücknahmen, vorübergehende Lockerungen und neue Verschärfung. In diesem Exzentriker schienen mehrere Seelen zu leben. Gerüchte schliefen ein und lebten auf, der Kalif sei wahnsinnig geworden. Plötzlich wurden sogar Lustwandeln, Ausflüge, Senfkohl, Picknick in der Wüste und Sonnenbaden mit Sonnensegel am Nilufer verboten. Einzig das Verbot des Nationalgerichts Fischsalat – fadenscheinige Begründung, das sei die Leibspeise verpönter Kalifen der Vergangenheit gewesen – ließ sich nicht durchdrücken; gleichwie es im Dritten Reich nicht gelang, allen feuchtfröhlichen Tanzmusik- und Schlagerfans Richard Wagners Nibelungen aufzudrücken. Lärmempfindlicher als Wallenstein, erließ al-Hakim, genau wie tausend Jahre später Napoleon 1798 und dann Saddam Hussein in Bagdad, erst ein Bell-, dann ein Hundeverbot in Kairo. Mißtrauischer als Saddam Hussein, Stalin, Iwan der Schreckliche und Stauferkönig Friedrich II., grausamer als Richard III., befehligte al-Hakim eine berüchtigte schwarze Elite-Einheit, afrikanische Söldner und Killer.

Trotz des arabischen Sprichworts „Wenn dir einer erzählt, er hätte einen Berg versetzt, so glaube es getrost, aber wenn dir einer sagt, er habe seinen Charakter geändert, so glaube es nicht“ präsentierte al-Hakim 27-jährig plötzlich eine unverhoffte, wenig zu ihm passende Charakteränderung. Von heut auf morgen zeigte er keine Grausamkeit mehr. Demütig niedergeschlagenen Auges schaffte er den Trommelwirbel, der seine Auftritte anzukündigen pflegte, ersatzlos ab, ebenso auch die obligaten Unterwerfungsformeln, Ehrentitel und Fußküsse seines Gefolges. Statt prunkvoll und insignienbehängt hoch zu Roß, ritt er nur noch als Büßergestalt auf einem Esel, in schwarzem härenen Derwischgewand, mit schulterlangem Haar. Plötzlich tauchte er ohne Leibwache auf Märkten auf. Das gebeutelte, kaum aufatmende, musiklose Volk blieb skeptisch, unsicher, gespalten. Hatte der Werwolf Kreide gefressen wie später Gaddafi und ließ sich à la Saddam Hussein scheinheilig auf dem Gebetsteppich filmen, oder war er in den Sog stilechter Katharsis geraten und wirklich erleuchtet worden? Entweder erlebte al-Hakim, sobald er sich neuerdings auf den Hügel Mokattam zurückzog, unweit von Kairo, alldort göttliche Zustände, ohne Hofstaat, nächtelang, ganz allein – denn sadistische und mystische Gaben müssen einander nicht ausschließen –, oder er drehte dort Auszeit-Däumchen, und alles war nur ein Werbetrick, um Legenden auszulösen, er spreche dort mit Allah, und Allah mit ihm, er sei also ein neuer Prophet. Welch seltsame Mose-Variante! Bevor er von seinem persönlichen, nicht äußerst gipfelragenden Sinai zurückkam, hatte er, statt neue Gesetzestafeln mitzubringen, auf eigene Hand sämtliche Strafgesetze hausgemacht erlassen und verschärft, während er sie jetzt eher wieder lockerte, das Alkoholverbot sogar zeitweise aufhob, nämlich als ihm sein Leibarzt Wein gegen seine labile Gesundheit und chronische Schlaflosigkeit verschrieb. Al-Hakim verkündete ganz im Sinne arabischer Gelehrtenkultur: „Alles ist bei mir verzeichnet“, so als sei er einer jener seltenen Auserwählten, die in Dr. Rudolf Steiners allumfassende Akasha-Chronik Einblick hätten.

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