Ulrich Holbein - Unheilige Narren

Здесь есть возможность читать онлайн «Ulrich Holbein - Unheilige Narren» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Unheilige Narren: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Unheilige Narren»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Heilige Narren und Närrinnen tummeln sich in jeder Gesellschaft zuhauf – ausdrücklich unheilige Narren zeigen sich im Straßenbild oder im Gesamtpanoptikum nicht viel seltener. Heilige Narren, sobald sie Zulauf und Erfolg haben, können sich zu Religionsstiftern, alttestamentarischen Propheten, Heiligenfiguren und Päpsten erhöhen; potentielle Religionsführer, wenn Zu lauf und Erfolg ausbleiben, sinken zu Sektenchefs und Spinnern herab, also zu unheiligen Narren. Weil Abraham Götzen zertrümmerte, wird er als früher Faschist gebrandmarkt. Reptil- und Neandertalerhirn brüten aggressive Menschen aus, oder wenigstens dogmatische Typen: Hardliner, Spielverderber, Fanatiker. Während Kulturbringer, Gesetzgeber, Gralshü ter, Oberbonzen und Obermuftis schrumpfen zu Ordnungshütern, Paragraphenreitern und Schergen, sublimieren sich no torische Kampfmaschinen ganz gern mal zu durchaus geistreichen Spottvögeln, Polemikern und Satirikern. Die Übergänge zwischen Nihilisten, dunklen Seelen und fiesen Exzentrikern sind fließend – und der Schritt vom brutalen Staaten lenker zum theoretischen Alleszermalmer oft recht kurz.

Unheilige Narren — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Unheilige Narren», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Apemantus – Kyniker, Misanthropos, Parasit (17. Jh. n. Chr. bzw. ca. 415 v. Chr.)

Herkunft unbekannt, bzw. kann sie sich Shakespeares Timon von Athen nur so erklären, daß ein Lumpenhund in einem Anstoß von Brunst irgendeine Bettlerin überfallen und ihn zusammengeflickt habe; karamasowisch gesagt: Er entsprang der Nässe der Badstube; deftiger Volksmund nannte so einen gern „Hurensohn“. Demgemäß lautete eins von Apemantus’ späteren Lieblingsschimpfworten: „Bastard“, zu deutsch: Wechselbalg (seit entthrontem Adel und entthronter Rassenkunde kein Thema mehr, zeitweise). Schwere Kindheit gehabt zu haben umschrieb sich bei Shakespeare etwas poetischer: Nie umschlang ihn der weiche Arm des Glücks. Keiner schmeichelte ihm je; keiner brauchte ihn je. Ihn härtete die Zeit. Alles verwarf er; nichts fand er seines Denkens wert. Das Bett der Wollust winkte selten oder nie. Er hatte bestenfalls nur die Wahl, Schmeichler oder Schurke zu werden, und neigte bald der kynischen Philosophie zu, als Churlish Philosopher. Doch seine Mittel reichten kaum hin, sich einen Hund zu halten. So lief er selber als Hund herum und umarmte kranken Wohlgeruch. Seine fiese Eloquenz öffnete ihm dann den Zugang zu privaten Festivitäten oder sogar Sympathien des freigebigen Gastgebers Timon. Begrüßte dieser ihn in guten Zeiten mit „mein art’ger Apemantus“, replizierte dieser schlagfertig: „Spar, bis ich artig werde, deinen Gruß!“ Der philosophische Grobian begab sich immer wieder zu Timons Gelagen, weniger um zu schmausen, laut Selbstaussage, als sich dran zu weiden, wie Speise Schurken mästet und der Wein den Narren zu Kopf steigt: Alles nur hohler Pomp und Pasteten bloß – Fraß. Weder einem Schwur glaubte er, noch der Träne einer Dirne, noch einem scheinbar schlummernden Hund. Im geselligen Prosit witterte er bereits Verrat. Im getrunkenen Wein sah er die zu trinkenden Tränen und im Freudentanz das Herumtrampeln auf z.B. ihm. Hofetikette durchschaute er als lieblose Schleimerei – plädierte er etwa indirekt für Liebe und Ehrlichkeit? Eleganten Feldherren wie Alkibiades wünschte Apemantus (der Schmerzfreie) die Gicht an den Hals. Lords, die ihn nach der Zeit fragten und damit Uhrzeit meinten, antwortete er auf anderer Zeitebene: „Zeit ist’s zur Ehrlichkeit.“ Auch Leute, die er nicht kannte, nannte er Schufte, allein weil es sich um Athener handelte. Einmal kokettierte er damit, einem solchen das Gehirn einschlagen zu gehn; als man ihn erinnerte, daß darauf Todesstrafe steht, sagte er: „Ja, wenn auf Nichtstun Todesstrafe steht.“ Wären Menschen Hunde gewesen, hätte er sie etwas weniger gehaßt. Verglich man den Kyniker und Parasiten mit Hunden, antwortete er: „Der Köter, wenn der Esel ausschlägt, trollt sich.“ Er war sogar stolz drauf, nicht Timon zu sein, so als wenn dies eine Leistung oder Lösung gewesen wär. Andere Eigenschaften als pausenlos absolut alles absolut madig zu machen schien er nicht zu haben. Saß jemand im Elend, tröstete er ihn nicht, sondern riet ihm, endlich zu sterben. Gefragt „Wie gefällt dir dieses Gemälde, Apemantus?“ antwortete er: „Gut, weil es nichts Böses tut“, nicht nur ein superber Binnenreim, auch der raffinierteste, rahmensprengendste Trick, ästhetischen Smalltalk innerhalb einer Sekunde auf moralisches Feld umzuleiten. Zum Frieden, Freude, Eierkuchen bzw. Wein, Weib und Gesang bzw. Jubel-Trubel-Heiterkeit einer gutsituierten Gesellschaft von Speichelleckern und Hedonisten bildete Apemantus das Gegenthema, nötig oder unerläßlich als Galletropfen, Schmutzfleck, Spielverderber, mit bösem Blick und schwarzer Sicht; als einzige Stimme jener bitteren Wahrheit, daß alle Nutznießer, Schmarotzer und echten Freunde von vornherein falsche Fuffziger seien, sang er praktisch bereits das Eichendorff-Lied von Schumann: „Hast du einen Freund hinieden, trau ihm nicht zu dieser Stunde.“ Timon mahnte ihn einmal zu besserer Laune, so als handele es sich bei Apemantus’ dauerhaft unabänderlicher Konstitution nur um seine Tagesform. Indem Timon durch veränderte Umstände zum notorischen Menschenhasser wurde, bediente er sich stilistisch exakt des vorher oft eingeübten Apemantus-Tons, benutzte dessen Schimpfwörter à la „Planetenpest“, wurde also quasi zum verlängerten Arm des Apemantus, falls nicht selber zu einem Apemantus oder gar gesteigerten Apemantus. Apemantus hingegen avancierte zum potenzierten Hamlet. Hamlet und Timon brauchten äußerliche Anlässe, um Zyniker zu werden; Apemantus konnte sowieso in keiner Situation anders – der Unterschied zwischen umweltbedingten und konstitutionellen Zynikern. Indem Timon die Kurtisanen Phrynia und Tamandra „Huren“ schimpfte, outete er sich als vorchristlicher Spießbürger. Seinen derangierten Gönner fand Apemantus wesentlich aushaltbarer als früher, was dieser sogar zugab; also konnte Apemantus auch loben. Beide warfen sich nun aphoristischen Unflat an den Kopf, schimpften den andern „der Menschheit Wegwurf“. Indem Apemantus zugab, daß er quälen wolle, gab er zu, auch nicht besser zu sein als die Welt, bzw. mindestens genauso übel zu sein wie die von ihm als äußerst übel verketzerte Welt, die er, um die Menschen loszuwerden, gern ans Vieh verfüttert hätte. Um sich nichts Infektiöses zu fangen, wich er ständig allen Menschen aus, die ihn aber genauso oft in Gespräche verwickelt sahen. Seine scharfe Zunge geißelte dergestalt hämisch, extrem und nie anders als so negativ wie möglich, daß ihm das zum Reflex und Automatismus wurde, vorhersehbar, nervend, auf Dauer unoriginell. Er wurde zur Funktion seiner selbst, ein Kampfhund, der seinem permanenten Zuschnappen nie ausweichen konnte, ganz im Sinne des Buchtitels „Die Selbstverwirklichung des Hundes durch Beißen“.

Da in der Antike viele Kyniker, aber kaum Zyniker herumliefen, kam Apemantus vorchristlich lange nicht in Sicht. Erst im Barock vermochte er die zeitlose Scharfzüngigkeit entwickelter Menschheit auf höchste eloquente Spitzen zu treiben. Seine ausweglose Weltsicht ließ sich am ehesten in des Predigers Salomos Weisheit, daß alles eitel sei, zusammenfassen. Buddha, Gnostiker, Mani, Katharer wollten aus dem schwarzen Knast wenigstens noch metaphysisch hinausgelangen oder hinausführen; Apemantus und Consorten kannten keinen Notausgang mehr und stocherten bloß mit Witz und Geist in der Scheiße, aus der auch sie nie und nirgendwo herausguckten. Neben Timon stellte Apemantus sich glossierend auf wie Mephisto neben Faust. Selbst Panurgos, Swift, Voltaire, Roquairol, Leopardi, Talleyrand, E. M. Cioran und Harald Schmidt sahen neben Apemantus mehr oder minder konziliant aus. Kein Wunder, daß Karl Kraus dieses Menschenhaßdrama mit Lust Wort für Wort bearbeitete. Kindlers Literaturlexikon wandte 1988 das Wort „sauertöpfisch“ auf Apemantus an, was viel zu behaglich, mild und romantisch klang, „beißender Spott“ viel zu schematisch und präformiert. Daß Apemantus bellende Tiere besser fand als lügende Menschen, teilte er sowohl mit Schopenhauer wie mit biosophischen Sekten, die den Planeten von den Menschen reinigen wollen, um ihn Tieren und Pflanzen zurückzugeben.

Nichts fand Apemantus seines Denkens wert Worte von ApemantusDie - фото 3

Nichts fand Apemantus seines Denkens wert

Worte von Apemantus:Die Herrlichkeit des Lebens – alles Wahnsinn! – Wer lebt, der nicht gekränkt ward oder selber kränkte? Wer stirbt, der keinen Kratzer mit ins Grab nähm, gezielt von Freundeshand? – Von Liebe nichts in all den süßen Schurken und nichts als Höflichkeit! Die Menschenbrut renkt sich in Pavian und Affe noch hinein. – Welch Lärm ist das! Grins-Gesicht, den Steiß herausgekehrt! Sind denn die Stelzen jene Summen wert, die sie gekostet haben?

Apemantus über sich selbst:Ich will nicht, daß du mich willkommen heißt. Ich kam, damit du mich hinauswirfst. – Ich kam als Aufpasser mit Luchsaugen; sei gewarnt. – Mich peinigt, daß so viele ihre Fleischklumpen eintunken in eines Mannes Blut. – Reiche Gecken schlemmen; ich freß Wurzeln.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Unheilige Narren»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Unheilige Narren» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Unheilige Narren»

Обсуждение, отзывы о книге «Unheilige Narren» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x