Henri Arradon Die Briefe der Lady S
Die Geschehnisse in diesem Buch sind reine Phantasie und in der geschilderten Form oft nicht zum Nachspielen geeignet . Der Verleger
Die Briefe der Lady S.
Briefroman
von
HENRI ARRADON
MARTERPFAHL VERLAG
© der papierenen Ausgabe 2003, der Ebook-Ausgaben 2014
by Marterpfahl Verlag Rüdiger Happ,
Postfach 8, 72147 Nehren
www.marterpfahlverlag.com marterpfahl-verlag@t-online.deDas Titelbild stammt vom englischen Künstler Sardax ( www.sardax.com); Modell stand ihm »Meisterin Jzara«, eine deutsche Domina, die 2003 in London lebte Covergestaltung: Sibil Joho, Zürich ( www.sibiljoho.com) Druck der papierenen Ausgabe: Print Com, Erlangen Produktion der Ebook-Ausgaben: Readbox, Dortmund ISBN (Paperback) 978-3-936708-08-0; 13,50 € ISBN (epub) 978-3-944145-26-6; 4,99 € ISBN (pdf) 978-3-944145-27-3 4,99 €
Vorrede des Herausgebers
Man könnte die Szene beschaulich nennen. Ich sitze am Schreibtisch und blicke in die Oktobernacht. Die Schreibtischlampe beleuchtet als einzige Lichtquelle des Raumes den Laptop und die Manuskripte, die daneben liegen. Als ungewöhnlich dagegen könnte man die Tatsache bezeichnen, daß ich nackt am Schreibtisch sitze. Meine Füße sind gefesselt und so an den Schreibtisch gekettet, daß ich mich zwar erheben, ihn aber nicht verlassen kann. (Eine Maßnahme, die ich allen Schriftstellern empfehle, die gelegentlich von Motivationskrisen befallen werden.) Auch meine Hände sind gefesselt, aber ich habe natürlich so viel Spielraum, daß ich tippen kann.
»Ich will, daß du fertig bist, wenn ich komme«, hat SIE gesagt.
Ich bin fertig. Ich habe alle 17 Briefe, die SIE verfaßt hat, ins Reine geschrieben und sie dabei behutsam überarbeitet. Ich habe, ganz wie SIE es mir befohlen hat, jeden IHRER Briefe mit einer einleitenden Inhaltsangabe versehen.
»Formuliere die Einleitungen ganz nüchtern und sachlich«, hat SIE gesagt, »denn du schreibst über die normalste Sache der Welt: das einzig natürliche und angemessene Verhältnis zwischen FRAU und Mann.« Und in IHREM Gesicht lag das sanfte Lächeln, das ich so sehr liebe, obwohl es mir nicht immer Gutes verheißt.
SIE wird sich alles noch einmal durchlesen. Falls IHR etwas nicht gefällt, wird SIE es mich spüren lassen. Ich werde die von IHR beanstandeten Stellen nach IHREN Wünschen umarbeiten und dann »Die Briefe der Lady S.« an den Verlag schicken, der sie – wie SIE und ich hoffen – unter meinem Namen veröffentlichen wird.
Jetzt warte ich auf SIE. Wenn SIE kommt, werde ich meinen ganzen Mut zusammennehmen und SIE fragen: »Und was ist mit meiner Belohnung?« Und SIE wird, da bin ich ganz sicher, antworten: »Ist es nicht die größte Belohnung, mein Sklave sein zu dürfen?« Und dabei wird sie lächeln.
Henri Arradon,
am 9. Oktober des Jahres 2002
Erster Brief
Dominique hat gerade erste Erfahrungen als Domina und Herrin gemacht. Ihre Freundin Lady S. ermahnt sie, als Herrin das Heft immer fest in der Hand zu behalten und es nicht zuzulassen, daß sich ihr Sklave zum tatsächlichen Herrscher aufwirft. Sie erklärt, daß ausschließlich die Herrin bestimme, wann wo was zu geschehen habe, und konstatiert schließlich die weitverbreitete Lust der Männer an sexueller Unterwerfung .
Liebe Dominique,
Deinen Brief habe ich erhalten. Was Du schreibst, ist der reine Wahnsinn und – offen gestanden – schlicht pervers. Du weißt, für mich gibt es kein spießbürgerlicheres Wort als pervers , aber was bei Euch abgelaufen ist …
Aber einmal der Reihe nach: Du schreibst, Marc sehe hervorragend aus, sei keine dreißig Jahre alt, geistreich, intelligent, auch beruflich sehr vielversprechend, kurz, er sei Dein absoluter Traummann, und Du bist völlig in ihn verschossen. Er aber steht – wie Du schreibst – nicht uneingeschränkt hinter Eurer Beziehung, er ziert sich, gibt sich launisch, kurz: Er spielt die Diva. Das machen sie übrigens fast alle, diese gutaussehenden, pseudo–coolen jungen Männer, und ich treibe es ihnen sehr schnell aus.
Das, was Du über den letzten Samstag berichtet hast, hat mich köstlich amüsiert. Ihr habt nackt nebeneinander im Bett gelegen, sein Körper hat Dich erregt, und Du hast begonnen, seinen Oberkörper zu küssen und sein Glied zu streicheln, er aber hat mit steifem Glied einfach nur passiv dagelegen und Dir schließlich das Geständnis gemacht, daß er das immer stärker werdende Verlangen verspüre, sich einer strengen und dominanten Frau zu unterwerfen, und vor allen Dingen dringend Schläge brauche.
Natürlich ist es löblich, daß er Dir dienen will. Und daß er nach allem, was Du mir von seinen Launen erzählt hast, dringend strengster Züchtigung bedarf, steht außer Frage. Aber wie konntest Du nur auf die absurde Idee kommen, den Wunsch eines Sklaven umgehend und pflichteifrig zu erfüllen? Wie gute Demokraten habt Ihr dann gemeinsam entschieden, daß es sinnvoll sei, ihn vor der Behandlung zu fesseln, und Du bist verzweifelt durchs Haus gefegt, um etwas zum Fesseln zu suchen, und bist schließlich voll Stolz mit dem Gürtel Deines Bademantels ins Schlafzimmer zurückgekehrt.
Du hattest natürlich keine Erfahrung im Fesseln, und es ist Dir zunächst nicht gelungen, ihn so zu fesseln, daß er sich wirklich nicht mehr befreien konnte. Das hat ihn verstimmt, und sichtlich gereizt hat er Dir gezeigt, wie das zu machen ist. Natürlich war er mit gutem Recht empört. Soll sich der Herr Sklave etwa nicht aufregen, wenn ihn seine Herrin nicht seinen Wünschen entsprechend bedient?
Nachdem Du ihn endlich richtig gefesselt hattest (was in der Tat das Wichtigste ist), hat er Dich aufgefordert, ihm die Augen zu verbinden, was Du nach erneuter Sucherei selbstverständlich getan hast.
Etwas Grundsätzliches zu diesem Thema: Für den Sklaven ist es natürlich reizvoll, sich die Augen verbinden zu lassen. Er kann leichter in unsere Welt tauchen, sich also fallenlassen, er verspürt den Reiz des Ausgeliefertseins noch stärker, und die höchste Spannung, die brennendste Erwartung dessen, was die Herrin mit ihm anstellen wird, wird ihn in eine grenzenlose Erregung versetzen. Es schützt vor – besonders bei Anfängerinnen häufigen – sentimentalen Anwandlungen und reduziert den Sklaven auf das, was er ist: ein Körper, der dazu dient, von uns zum Lustgewinn benutzt zu werden – und zwar auf jede nur erdenkliche und von uns gewünschte Art.
Vergiß aber eines nicht: Solltest Du den Wunsch verspüren, Deinen Sklaven in nur vom fahlen Licht einer Kerze durchbrochenen schwarzen Nächten einmal wirklich, ich meine wirklich hart zu erziehen, wenn Du seine empfindlichsten Stellen mit einbeziehst und an alle Grenzen gehst, dann ist es unbeschreiblich lustvoll, ihm in die Augen zu sehen und sich an seinen Reaktionen auf Deine Behandlung zu ergötzen.
Aber zurück zu Eurer »Premiere«: Du schreibst, wie sehr es Dich erregt hat, ihn nackt und gefesselt vor Dir liegen zu sehen, wie Du das Bewußtsein genossen hast, Macht über ihn auszuüben. Wie sehr wiederum mich diese Zeilen erregt haben, brauche ich Dir wohl nicht zu schreiben. Wunderschön zu lesen auch, wie Du ihm dann mit einem Gürtel das Gesäß versohlt hast und wie Dich die Striemen auf seiner erhitzten Haut faszinierten. Wenn jemand das nachfühlen kann, dann ich.
Was dann aber kam, hat mich mehr als befremdet. Ich kann durchaus verstehen, daß Dich – mit Verlaub gesagt: eine Anfängerin – plötzlich genau die sentimentalen Anwandlungen erfaßten, die ich eben erwähnt habe, und daß sie so weit gingen, daß Du ihn fragtest, ob es ihm nicht zu weh tue. Daß er Dich daraufhin »anraunzte«, das habe eine Domina doch nicht zu interessieren, läßt mich vor Wut erschaudern. Natürlich hat er in der Sache recht, aber der Gedanke, von einem Sklaven angeraunzt zu werden, ist schlicht unvorstellbar. Wenn Du mich fragtest, wie ich mit dem Sklaven verfahren würde, der sich so etwas herausnähme, müßte ich passen: Hier verläßt mich meine Phantasie.
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