Als habe er damit ein Zauberwort ausgesprochen, spürte Sandra die Schmerzen in ihrer Blase in einer bislang nie gekannten Intensität. Unwillkürlich presste sie die Beine zusammen und krümmte sich ein wenig. Sie würde sich nicht mehr lange beherrschen können.
Ihr neuer Herr fuhr mit seiner Ansprache fort; vielleicht hatte er nichts bemerkt. »Es bedeutet ferner, dass du niemals am Tisch essen wirst, sondern am Boden, mit der einzigen Ausnahme des heutigen Abends – falls du dich zum Bleiben entschließt. Du wirst auch niemals eine Toilette benutzen; Tiere tun das nicht. Dein einziger Daseinszweck wird sein, mir zu dienen und vor allem mir Lust zu bereiten, wann und auf welche Weise es mir gefällt.«
Er machte eine kurze Pause, wohl um die Bedeutung des Gesagten zu unterstreichen, überlegte Sandra. Zuletzt war seine Stimme von rechts gekommen. Sie stellte sich vor, wie er langsam um sie herumging und dabei jeden Quadratzentimeter ihres Körpers einer Musterung unterzog.
Hoffentlich findet er mich nicht zu hässlich! Meine Haut ist viel zu farblos, mein Gesicht nicht hübsch genug, und meine Brüste sind zu klein …
»Weiter: Du darfst nur sprechen, wenn ich dir dazu die Erlaubnis erteile. Tust du es ohne Erlaubnis, wirst du bestraft. Du kannst um Erlaubnis bitten, indem du eine Hand an den Mund legst. Wenn du auf eine Weise gefesselt bist, die dir dies unmöglich macht, ist das dein Problem.«
Wieder legte er eine Pause ein. Eine Schmerzgarbe zuckte aus Sandras Blase und zwang sie abermals, sich zusammenzukrümmen. In einem Anflug von Panik führte sie die rechte Hand zu Mund.
»Nicht jetzt! Du wirst später noch genug Gelegenheit zum Sprechen bekommen – und zu … anderen Dingen.«
Trotz ihrer Pein war Sandra nicht enttäuscht. Im Gegenteil: Ihr neuer Herr war ein starker Meister, der sich von einer Sklavin nicht zu etwas nötigen ließ! Er würde ihr die Erlaubnis, sich zu erleichtern, dann erteilen, wenn er es für angebracht hielt – und keine einzige Sekunde vorher.
»Ich werde dein Herr sein, in allen Belangen – der Herr über Leben und Tod. Dein Gott . Hast du das verstanden?«
Sie nickte, langsam und ernsthaft.
»Wenn du dich zum Bleiben entscheidest, überschreitest du damit eine Schwelle, die auf einen Weg ohne Wiederkehr führt. Ich frage dich nun – und ich frage nur einmal: Akzeptierst du mich als deinen Herrn?«
Sie nickte abermals, mit einer Sekunde Verspätung. Nicht, dass sie so lange hätte überlegen müssen; sie wollte nur den Eindruck erwecken, sie habe alles sorgfältig abgewägt und sei zu den Schluss gekommen, dies sei genau das Dasein, das sie sich wünsche.
Dabei hatte ihr Entschluss schon festgestanden, als sie ins Flugzeug gestiegen war.
»Ich nehme dich als meine Sklavin an, Perra! «, vernahm sie.
Die in ihr aufgestaute Spannung entlud sich in einem tiefen, erlösenden Atemzug. Sie hatte die Schwelle, von der er gesprochen hatte, überschritten. Ihr Körper und ihr Geist waren nicht länger ihr Eigentum, und das war gut so. Die Verantwortung für ihr Leben, diese schwerste aller Lasten, lag nun auf seinen Schultern. Sie brauchte sich um nichts mehr zu kümmern; ihr Herr würde ihr stets sagen, was zu tun sei.
Sie war nun wahrhaft frei .
Ein Wärmeschatten, der auf ihren nackten Körper fiel, riss sie aus ihrer Versunkenheit. Ihr Herr musste unmittelbar vor ihr stehen; sie konnte seinen Atem auf ihrer verschwitzten Haut fühlen und eine Spur von Aftershave riechen, das ihn umschwebte.
Ein männliches Aftershave.
Und in diesem Augenblick, als alle ihre Sinne mit Ausnahme des Gesichtssinns weit geöffnet waren, spürte sie seine erste Berührung.
Sie antizipierte sie eine Millisekunde, bevor sein Finger tatsächlich ihren Körper erreichte, als ob sie seine Aura wahrnehmen könnte. Als die Berührung dann tatsächlich kam, als beide Körper zum ersten Mal direkten Kontakt aufnahmen, war es wie ein Blitzstahl, der, ausgehend von ihrer linken Brust, wo sein Finger sie nur kurz angetippt hatte, durch ihren Körper jagte. Sie erschauerte wie unter einem eisigen Wind, der durch ihren Leib ebenso wie ihren Geist stob, und spürte eine Gänsehaut. Ihr Mund öffnete sich ein wenig, doch nicht, um zu sprechen; nicht einmal, um zu stöhnen. Ein unendlich leiser, klagender Ton löste sich von ihr; ein fernes Echo der Gefühle, die in ihr loderten. Sie zuckte zusammen, verlor für einen Augenblick jedes Gleichgewichtsgefühl und drohte zu stürzen. Dann war der Augenblick vorüber und sie hatte sich wieder in der Gewalt. Sie wartete auf weitere Berührungen, doch sie kamen nicht; jedenfalls nicht sofort.
Sie wartete.
Äonen.
Sie wagte nicht zu atmen.
»Knie dich nieder.«
Sie gehorchte sofort. Ihre Knie berührten die harten Fliesen, und da sie nicht wusste, was sie mit ihren Händen tun sollte, verschränkte sie sie hinter ihrem Rücken.
Dann spürte sie einen Zug an ihrem Hinterkopf, und gleich darauf fiel die Binde von ihren Augen. Sie hob den Kopf.
Zum ersten Mal erblickte sie ihren neuen Herrn.
4
AUS dieser Perspektive wirkte er nicht nur groß, sondern gewaltig. Er ragte tatsächlich vor ihr auf wie ein Gott – ihr Gott. Er trug eine dunkle, weit geschnittene Freizeithose mit Gürtel sowie ein weißes Hemd. Die Daumen waren in den Hosentaschen verhakt, und an seinem rechten Handgelenk glänzte eine goldene Uhr. Die Einzelheiten seines Gesichts waren von unten schwer zu erkennen, aber er wirkte sonnengebräunt. Er hatte einen schwarzen, dreieckig ausrasierten Kinnbart, aber – Gott sei Dank! – keinen Oberlippenbart. Sein Haar war voll, aber nicht zu lang, mit einem Scheitel auf der linken Seite. Er konnte nicht viel älter als dreißig sein.
»Blaugrüne Augen«, sagte er. »Das war auf den Bildern nicht zu erkennen.«
Sandra brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass er von ihr sprach. Sie nickte, ohne den Blick von ihm zu wenden.
Die Farbe einer Südsee-Lagune, deren Grund man gerade nicht mehr sehen kann , hatte einmal jemand über ihre Augen gesagt – in einem anderen Leben.
»Du darfst dich erheben.«
Sandra tat es und stellte ohne Überraschung fest, dass sie ihrem neuen Herrn nur bis an die Brust reichte. Er war schlank, und seine Hände, die nun zu ihren nackten Brüsten glitten, wirkten sehnig. Ein Mann, der zupacken konnte, wenn es nötig war, ohne deshalb ein hässliches Muskelpaket zu sein.
Sie hob den Kopf. Sen Gesicht war aus dieser Perspektive besser zu sehen, obwohl es in tiefem Schatten lag. Ein leichtes Grübchen am Kinn; ein weißer, gezackter Fleck auf der linken Wange, möglicherweise eine alte Narbe; schwarze Brauen über Augen, so dunkel wie zwei Brunnen, die zur Mitte der Erde führten.
Sie wandte ihren Blick nicht von ihm, während seine Hände ihre Brüste erprobten. Sie streichelten sie, pressten sie zusammen und zogen an den Warzen, bis Sandra ein Wehlaut entfuhr.
»Die Klammern!«, befahl ihr Herr.
Mit zitternden Fingern befestigte sie zunächst die linke, dann die rechte Klammer an ihren Brustwarzen. Diesmal jammerte sie nicht. Als sie fertig war, hob sie den Kopf, obwohl das neue Schmerzwellen auslöste.
Er lächelte sie an, und Sandra war glücklich.
Alles, alles werde ich für ihn tun! Was immer er verlangt!
Sie fühlte seine Blicke über ihren Körper gleiten. Sie verharrten kurz auf ihrem O-Ring und glitten dann weiter zu ihrer rasierten Spalte. Er griff ihr mit der Rechten zwischen die Beine, wozu er sich ein wenig bücken musste, und prüfte ihre Nässe. Sein Mittelfinger ertastete ihren Kitzler.
In diesem Moment öffnete sich die Tür hinter Sandra. Sie zuckte, doch ihr Herr entließ ihren weiblichsten Körperteil nicht aus seinem Griff. Die Wellen der Lust, die gerade begonnen hatten sich aufzutürmen, fielen wieder in sich zusammen.
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