Die Doppelpflasterreihe markiert den ehemaligen Verlauf der Vorderlandmauer
Von Nord nach Süd und westlich um die Stadt herum ist der Berliner Mauerweg angelegt worden. Er wird durch grau-weiße Schilder gekennzeichnet und lädt Berliner und Touristen ein, dem ehemaligen Mauerverlauf zu Fuß oder per Fahrrad zu folgen.
Der Mauerweg ist durch die ganze Stadt mit Schildern ausgewiesen
An zahlreichen Orten entlang dieses Weges wurden im Auftrag des Berliner Senats viersprachige Informationstafeln (deutsch, englisch, französisch und russisch) der Geschichtsmeile Berliner Mauer aufgestellt. Mit Fotos geben sie Auskunft über Ereignisse am jeweiligen Standort, die im Zusammenhang von Teilung, Mauerbau und Maueröffnung stehen. 10Diese Tafeln werden an zentralen Orten durch Informationssäulen ergänzt, die weiterführende Informationen liefern – auf Knopfdruck auch in verschiedenen Sprachen zum Anhören. 11
2006 legte der Berliner Senat ein Gesamtkonzept zur Erinnerung an die Berliner Mauer vor, das vorsieht, im öffentlichen Stadtraum ebenso über die Mauer zu informieren wie an deren Opfer zu erinnern. Es bildet die Handlungsgrundlage bis zum Jahr 2011, in dem sich die Errichtung der Mauer zum fünfzigsten Mal jähren wird. Das Konzept baut auf dem auf, was bereits vorhanden war, und will die verschiedenen Gedenk- und Informationsorte in ein einheitliches Konzept integrieren. Diese sollen zueinander in Beziehung gesetzt werden. Darüber hinaus noch bestehende Spuren will man lesbar machen.
Das Konzept sieht als zentralen Ort für das Gedenken an die Opfer die Gedenkstätte Bernauer Straße vor, die erheblich ausgebaut und erweitert werden wird. Die dezentrale Struktur der Erinnerungslandschaft soll jedoch respektiert und die zahlreichen Einzelinitiativen von Organisationen und Vereinen gewürdigt und gestärkt werden. Als dezentrale Orte werden im Einzelnen genannt: Die Wachtürme am Kieler Eck und am Schlesischen Busch, das Parlament der Bäume an der Bibliothek des Deutschen Bundestages, der Potsdamer Platz, die Niederkirchnerstraße, die East Side Gallery, der Bahnhof Friedrichstraße mit Tränenpalast und der Checkpoint Bravo. 12
Infostelen bieten zusätzliche Informationen über die Geschichte der Mauer
Mit der Fortschreibung seines Gedenkstättenkonzepts 2008 hat sich auch der Bund als ein wichtiger erinnerungskultureller Akteur in der Hauptstadt neu positioniert. 12bDas Gedenkstättenkonzept sieht vor, die erinnerungspolitische Aufarbeitung des SED-Unrechts zu verstärken und in diesem Zusammenhang Widerstand und Opposition besonders zu würdigen. Der Bund ist bereits heute ebenso am Ausbau des Gedenkareals Bernauer Straße zur Teilungsgeschichte der Hauptstadt Berlin beteiligt wie auch Förderer der neuen Landesstiftung »Berliner Mauer«. Im Rahmen eines Geschichtsverbunds zur Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur in Deutschland soll die Zusammenarbeit aller Einrichtungen zur Geschichte der SBZ und der DDR gefördert werden. Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien finanziert u.a. das zurzeit laufende Projekt »Todesopfer an der Berliner Mauer, 1961–1989«, mit dem die Zahl der Maueropfer in Berlin und die näheren Umstände ihres Todes erforscht wird. In Berlin soll das Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland im »Tränenpalast« am Bahnhof Friedrichstraße eine Dauerausstellung zum Thema »Teilung und Grenze im Alltag der Deutschen« einrichten. Hier sollen dem Gedenkstättenkonzept zufolge »auch die Überwindung der Teilung und die Darstellung des Vereinigungsprozesses 1989/90 Berücksichtigung finden, da bislang kein Ort existiert, an dem die bedeutenden Ereignisse zwischen dem Herbst 1989 und dem 3. Oktober 1990 umfassend gewürdigt werden.« 12cDer Deutsche Bundestag hat zudem am 9. November 2007 die Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals beschlossen, das an die friedliche Revolution im Herbst 1989 und an die Wiedergewinnung der staatlichen Einheit Deutschlands erinnern, zugleich aber auch die freiheitlichen Bewegungen und die Einheitsbestrebungen der vergangenen Jahrhunderte würdigen soll.
Neben diesen verschiedenen Formen des Erinnerns, die der Information und dem Gedenken dienen, ist jedoch auch eine zunehmende Kommerzialisierung bei der Erinnerung an die Mauer zu beobachten. So werden insbesondere im Bereich des früheren Grenzübergangs am Checkpoint Charlie eine Vielzahl von Aktionen und Produkten für Touristen angeboten, z.B. Fotos mit Uniformierten, ›Stamp Your Passport‹-Aktionen, Mauerrundflüge oder eine Trabi-Safari. Im Shop des Mauer-Museums können neben Publikationen zur Mauer aus dem hauseigenen Verlag auch T-Shirts und Kaffeebecher mit dem Aufdruck »You are leaving the American sector«, Mauerstücke und Spielzeugtrabis käuflich erworben werden. So fragwürdig diese Angebote manchmal sind, weil sie die Mauer popkulturell verharmlosen – sie zeigen aber auch ganz deutlich, dass die Teilung der Stadt tatsächlich Geschichte geworden ist, die von vielen nicht einmal mehr erinnert wird und heute nunmehr Touristenakttraktion geworden ist.
Touristenattraktion: Die Berliner Mauer wird heute erfolgreich vermarktet
Wie weit wir uns von der Zeit entfernt haben, in der die Mauer als eines ihrer schockierendsten Zeichen verstanden wurde, trat im Frühjahr 2009 an der East Side Gallery zu Tage. Das längste erhaltene Mauerstück in der Nähe des Ostbahnhofs wurde aufwendig restauriert und konserviert, ein sinnvoller und richtiger Schritt, um die Erinnerung an die Teilung, die Mauertoten und die Folgen des real existierenden Sozialismus wach zu halten. Das Bild der Mauer und ihrer Restaurierung birgt aber auch Absurdes in sich, wenn man daran denkt, dass Generationen gegen dieses Bauwerk gekämpft, es sprichwörtlich untergraben, den Fall ersehnt und bejubelt haben. Die Mauer und ihre erhaltenen Anlagen sind heute ein Freilichtmuseum, das unter Denkmalschutz steht – aber nach wie vor Fragen stellt, auch nach über 20 Jahren Mauerfall.
Exotik pur: Safaris in den Dschungel der Vergangenheit. DDRGeschichte ist vielfach nur noch Gegenstand unterhaltsamer Event-Angebote
Geschichtstour 1
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Dauer circa 2 – 2½ Stunden
Diese Tour führt Sie auf einem Spaziergang vom heutigen Regierungsviertel bis zur traditionsreichen Friedrichstraße durch die Berliner Mitte. Sie folgen dabei einem Mauerabschnitt, der in den Jahren der Teilung wegen seiner Lage im historischen Zentrum der Stadt auch international bekannt war. Staatsgäste aus aller Welt, die während des Kalten Krieges die ›Frontstadt‹ Berlin besuchten, besichtigten hier die Berliner Mauer – übrigens von beiden Seiten des ›Eisernen Vorhangs‹. Denn als Gegenstück zu einer Besucherplattform auf West-Berliner Seite hatte auch die DDR eine kleine Tribüne vor dem Brandenburger Tor aufgebaut, die ausgewählte Gäste für den Blick zum imperialistischen Klassenfeind‹ nutzten.
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