Achtung Ahnen, ich komme!
Praxisbuch moderne Familienforschung
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese
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detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
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ISBN: 978-3-86408-001-2 (Print) //
978-3-86408-043-2 (epub) //
978-3-86408-044-9 (pdf)
Lektorat/ Korrektorat: Frank Petrasch;
redaktionelle Mitarbeit: Philipp Baur
Grafisches Gesamtkonzept, Titelgestaltung, Satz und
Layout: Stefan Berndt – www.fototypo.de
© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2011
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Viktoria Urmersbach / Alexander Schug
Achtung Ahnen, ich komme!
Praxisbuch moderne Familienforschung
Inhalt
Einleitung: Was Sie schon immer über Ihre Familie wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
1. Kapitel: Zum Warmlaufen, oder: Notizen über Familie, Geschichte und biografische Figuren
Der Patriarch, das Geld und die Macht
Blutsbrüder und verschwundene Frauen
Märtyrerinnen oder Mannweiber – über typische Frauenrollen
Das Leben der Anderen: Auswanderer und Außenseiter
Das Erbe der Schuldigen und Bösewichte
Verstrickte, Verräter und Versöhner
Das Familiengeheimnis: Über Traumata und Unsagbares
Familienehre und die Kraft der Mythen
Interview mit Dr. Silke Wiegand-Grefe über vererbte Traumata
2. Kapitel: Die ersten Schritte, um den Ahnen auf die Spur zu kommen
1. Schritt: Eigenes Wissen protokollieren
Interview mit Dr. Usha Peters über Gene und Ahnen
2. Schritt: Die Quellen um sich herum erfassen
3. Schritt: Das Handwerkszeug zulegen
4. Schritt: Gespräche mit der Familie führen
5. Schritt: Internet-Genealogie
6. Schritt: Behördenauskünfte einholen und Kirchämter kontaktieren
7. Schritt: Arbeiten im Archiv
Gastbeitrag von Andrea Bentschneider:
Die häufigsten Fehler in der Ahnenforschung
Zwischenbilanz
3. Kapitel: Daten der Familiengeschichte darstellen
Die Familien-Karte
Ahnenliste und Ahnentafel
Die Kekulé-Zahlen
Kekulé-Zahlen und Ahnenliste
Von der Ahnenliste zur Ahnentafel
Die Begrenztheit der Blutsverwandtschaft
Stammbaum
Interview mit Dr. Satuila Stierlin über Genogramme
4. Kapitel: Kreativ sein: Familiengeschichte in Szene setzen
Quellen sprechen lassen
Vom Thema zur Geschichte – Der rote Faden
Chronologische Gliederung
Thematische Gliederung
Aufs Papier – Familienchronik als Buch
Interview mit Judith Barrington über kreatives Schreiben
Freies Schreiben
Erzählperspektive und Schreibstil
Inhalte einer Familienchronik
Die Familiengeschichte als Buch
Ein Buch drucken lassen und publizieren
Interview mit Sebastian Wolff-Marting über Persönlichkeitsrechte bei der Ahnenforschung
Familiengeschichte online stellen
Bloggen – die einfachste Art, Familiengeschichte online darzustellen
Stimmen aus der Vergangenheit – Familiengeschichte als Podcast
Bewegte Vergangenheit – Familiengeschichte als Film
5. Kapitel: Der letzte Schliff bei der Famlienforschung: Kreativen Input suchen
6. Kapitel: Wie Sie selbst ein guter Ahne werden – doing history im Alltag
Besondere Lebenslagen
Gesellschaftsspiel Familienalltag
7. Kapitel: Fazit – Vergessen Sie nicht, zu vergessen!
Anhang
Bibliografie: Historische Familienforschung
Anmerkungen
Abbildungsverzeichnis
Einleitung:
Was Sie schon immer über Ihre Familie wissen wollten, aber nie zu fragen wagten
Die Schichten unseres Lebens ruhen so dicht aufeinander, dass uns im Späteren immer Früheres begegnet, nicht als Abgetanes und Erledigtes, sondern gegenwärtig und lebendig. (Bernhard Schlink) 1
Unsere Freundin Britta glaubt, von Attila dem Hunnenkönig abzustammen. Sie ist rothaarig und ihre Familie lebt seit vielen Generationen im Norden von Hamburg. Eltern, Großeltern und sogar noch ihre Urgroßmutter erzählten mit leuchtenden Augen davon, dass ihre besondere Nervenstärke und die robuste Gesundheit gewissermaßen über die Siegergene des Hunnenkönigs (der im Jahr 451 gestorben ist) bis heute ins 21. Jahrhundert weitergereicht wurden. Asiatische Gesichtszüge und besondere Sattelfestigkeit mögen über die Zeit verloren gegangen sein, nicht aber die Unbeugsamkeit dieser Sippe. »Ihr Heulsusen! Seid kernig wie die Hunnen – wie wir alle!«, herrscht Britta ihre Kinder bei kleinen Jammereien an. Nur: Die Hunnen kamen, so der heutige Forschungsstand, auf ihren Streifzügen nie nördlicher als Köln. Die Familie S. wohnte nie südlich der Elbe. Trotzdem lebt der Familienmythos auch noch in Britta weiter. So haben es ihre Vorfahren gesagt, so war es nie Wirklichkeit. Aber: Es wirkt!
Familiengeschichte fasziniert. Über die Familiengeschichte konstruieren wir unsere Identität, erfahren, wer wir sind. Über die erforschte Familiengeschichte können wir uns besser innerhalb der Gesellschaft verorten, wissen dann, wohin wir gehören. Feste Zugehörigkeiten und das Gefühl der Verwurzelung ist in Zeiten postmoderner Entgrenzung und Beschleunigung sowie steter Mobilität zwar kaum noch zu denken. Wir sehen unser Hobby aber gerade deshalb als Gegengewicht zum hektischen Alltag und der Geschwindigkeit der Gegenwart. Familiengeschichte zu erforschen und zu dokumentieren hat aber auch noch weitere Funktionen: Es kann sehr aufklärend und bildend sein, durch die eigene »bucklige Verwandtschaft« etwas über die Geschichte zu erfahren. Geschichte hat darüber hinaus für uns auch einen Unterhaltungswert. Wir sind der festen Meinung, dass es richtig ist, über die Vergangenheit zu lachen, das Komische und Anekdotische in ihr zu suchen – genauso wie man natürlich auch die traurigen Momente wahrnehmen muss. Insofern bietet Familiengeschichte in vielerlei Hinsicht Orientierung – und wer weiß, vielleicht werden Sie ja am Ende noch dieses Hobby zum Beruf machen und als Genealoge arbeiten?! Familienforschung kann süchtig machen… Und Familiengeschichte ist auch immer eine Herausforderung für das detektivische Gespür, denn: Nicht immer sind die erzählten Familiengeschichten faktentreu, vielmehr werden Geschichten von Generation zu Generation weitergeben – man spielt »Stille Post« über Generationen. Was aus so einer narrativ übermittelten Geschichte wird, wissen wir: Märchen. Diese Märchen und Legenden können positiv sein und Sie stärken, sie können aber auch als geheimnisvolle Luftblase auf Ihnen und Ihrem Lebensweg lasten. Womöglich sind es jede Menge Fantastereien, denen Sie über die Jahre Glauben geschenkt haben. Sie haben das Gefühl, schon immer eine festgezurrte Rolle in der Familie gespielt zu haben, die gar nicht so sehr Ihrem eigenen Lebensgefühl entspricht? Sie spüren die Tabus, die ein bestimmtes Thema in Ihrer Familie herauf beschwört?
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