Joe Bauer - Im Kessel brummt der Bürger King

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Im Kessel brummt der Bürger King: краткое содержание, описание и аннотация

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Joe Bauer blickt in die Tiefen und Abgründe des Talkessels. Seine Spaziergänger-Geschichten führen nach Stammheim, ins Rotlicht und an einen lebensgefährlichen Wasserfall. Immer wieder auch zu den Kickers. Melancholisch, sarkastisch, selbstironisch beschreibt er sein Verhältnis zu seiner Stadt und zum Rest der Welt. Zwischen Investorengier, Lügenpolitik und Zukunftsgelaber erkennt er die versteckten Schönheiten und die vergessene Historie Stuttgarts. Er weiß, in welcher Mini-Bar Gary Cooper und Ella Fitzgerald ihre Autogramme hinterlassen haben und warum Picassos Lump ein Stuttgarter Dackel war.

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In der Stadt ist es schon lange fünf vor zwölf. Die Superzeitgemäßen steuern ihre Bulldozer ohne Respekt vor Raum und Zeit gegen die Würde der Menschen. Man könnte glauben, mit den Uhren habe auch die Zeit ausgedient. Man spricht nicht mehr von Zeit. Man labert von Zeitfenstern und Zeitschienen. Diese Begriffe sollen die Hohlheiten zeitgemäßer Marketingmanager kaschieren. Im Bahnhof hängt ein zeitgemäßes Werbeposter für kalten Kaffee aus dem Plastikbecher: »Unser Beitrag zur Bahnhofs-Debatte: erst mal abkühlen«.

Ich erhalte Mails mit der Frage, wie mein Zeitfenster aussehe. Versifft, antworte ich, seit Jahren hat es keiner geputzt. Putzen die Leute ihre Fenster eigentlich immer noch mit Zeitungspapier? Mir hat man gesagt, Zeitungspapier sei das Beste, um Fenster blank zu wienern. Etwas Glasreiniger auf die Scheibe – dann mit einer zusammengeknüllten Zeitungskolumne wischen, bis sich im Glas die Bartstoppeln spiegeln. Warum aber hat Frau Baloghs Kiosk geschlossen? Poliert denn keiner mehr sein Fenster mit gutem Zeitungspapier?

Seltsam. Das Straßenleben am Hölderlinplatz blüht und gedeiht. Nur die öffentliche Uhr steht herum wie ein Baum, den nie ein Hund anpisst.

Die Zeit, das ist mein Trost, läuft. Sie läuft auch ohne öffentliche Uhr. Die großen öffentlichen Agenten hinter ihren Zeitfenstern brauchen nicht zu glauben, sie würden unsterblich, weil die öffentliche Uhr ausstirbt. Die Zeiten ändern sich bei Zeiten, und bis zur Sekunde ist offen, wer als nächster die Glocke hört.

PS: Wenige Tage nach Erscheinen dieses Textes geschah ein Wunder: Die Uhr am Hölderlinplatz lief wieder.

Gedanken sind frei

Der Sänger trug Schlips und Smoking, er sang im Freien in der Abenddämmerung, es war Sommer, und ich hatte Geburtstag. Aus meinem angenagten Korbsessel konnte ich die eiserne Brücke der Gäubahn sehen. Der Sänger sang Lieder von Robert Schumann mit Texten von Heinrich Heine, und selbst wenn ein Zug über die verschnörkelte Eisenträgerkulisse der alten Brücke donnerte, war er tadellos zu verstehen. Ein gutes Lied, schrieb ich in mein Notizbuch, verstummt auch nicht, wenn die Eisenbahn es überrollt.

So war das im Sommer 2011, in der ehemaligen Gärtnerei Jakob bei den Wagenhallen am Nordbahnhof, einer Trutzburg namens Jakob 17, die noch einige Wochen lang ein paar Künstlern als Spielstätte dienen sollte, bevor sie Stuttgart 21 zum Opfer fiel. Im Publikum saß auch der Immobilien-Mann der Deutschen Bahn, und ich lüge nicht, wenn ich Ihnen berichte: Auch der Vermieter der Jakob-Idylle war sichtbar gerührt, als der Opernsänger in den Abendhimmel sang: »Die alten, bösen Lieder, / Die Träume bös und arg, / Die lasst uns jetzt begraben, / Holt einen großen Sarg.« Am Ende des Konzerts verabschiedete sich das Publikum mit einem herzzerreißenden Abendchor. Vom Pianisten begleitet, sangen alle gemeinsam: »Die Gedanken sind frei.«

Das gefiel mir. Gedanken sind frei, sie fliegen und stürzen ab, bis eines Tages vielleicht die Stadt erwacht. Die Nacht brach herein, ich fuhr noch eine Weile mit der Straßenbahn herum und ging ein Stück zu Fuß, um mir die Zeit zu vertreiben, als ich auf dem Weg zum Neckartor an einer Hauswand die Werbung einer Fluggesellschaft sah: »Nonstop vom Städtle ins Weltstädtle«.

Fast immer wenn mich die schwäbische Verkleinerungsform grüßt, erleide ich einen Schluckauf. Obwohl selbst ein gelernter schwäbischer Kleingeist, kommt es mir hoch, sobald ich am Schwanz eines Wortes die erzwungene Endung »le« höre. Das gilt selbstverständlich nicht für den Bäcker Schmälzle, für Herrn Häberle oder den alten Freund Karle. Doch bis heute bin ich dem schwäbischen Kabarettisten Uli Keuler dankbar, dass er einst die Diminutiv-Trottel vorführte, indem er ihr »Ländle« im entlarvenden Ton der Möchtegerne aussprach: »Lönd-lö«.

Mit Ländle ist das auch in unserer Gegend nicht unbekannte Bundesland Baden-Württemberg gemeint. Leider aber wird das entwürdigende Unwort »Ländle« nicht nur von den Kreisklassekomikern der auswärtigen Medien benutzt. Das dackelhafte lö dient auch im eigenen Stall zur folkloristischen Hinrichtung des Selbstwertgefühls.

Sei’s drum. »Ländle« ist nicht mehr aus dem Sprachgebrauch zu tilgen. Dieser Kampf ist verloren, ich weiß. Dass aber ein weiterer idiotischer Diminutiv-Begriff kursiert, kann nicht straffrei durchgehen: Es handelt sich um das Städtle. Die verschwäbelte Städtle-Leier klingt nach dem Geist der Mäulesmühlö, der kulturellen Hochburg der SWR-Unterhaltung.

Vor allem junge Menschen, vorzugsweise die Content-Apostel am Lifestyle-Counter, gebrauchen das Dummwort Städtle, sobald sie die Bars der Theodor-Heuss-Straße heimsuchen oder bei Breuninger Calvin-Klein-Unterhosen kaufen. Keiner hat diesen naiven Nachäffern gesagt, wofür der Begriff Städtle in Wahrheit steht – nämlich für die Stuttgarter Altstadt bzw. den traurigen Rest, der von ihr übrig geblieben ist.

Ging ein erfahrener Mann einst ins Städtle, landete er zwischen Charlotten- und Wilhelmsplatz, zwischen Hauptstätter Straße und Olgastraße. Oder er tauchte ein in die Stripper-Buden-Kulisse der Vereinigten Hüttenwerke, wo heute das hässliche Schwabenzentrum steht, diese Ausgeburt obszöner Stuttgarter Stadtplanung. Genau genommen diente der Begriff Städtle einst als Kosenamen für das Rotlichtmilieu. Das klang ehrenvoller und origineller als Strich oder Gosse, zumal das Stuttgarter Städtle früher als subkultureller Kiez mit einer eigenen Sprache und den Relikten sportlicher Fairness halbwegs Respekt verdiente.

Das heutige Sprach-Babylon in den Köpfen ist leicht zu erklären: Die Altstadt mit ihren geplagten Huren des Elends ist nicht mehr als urbanes Zentrum der Stadt im Bewusstsein der Menschen. Die Politiker und ihre Verwaltung lassen das Quartier seit Jahrzehnten verkommen, kümmern sich weder um Bausubstanz noch um Denkmalschutz. Die architektonische Psychologie des Viertels ist zerstört. Ein Jammer.

Viele alte Häuser wären erhaltenswert. Teilweise gehen ihre Ursprünge zurück bis ins 15. Jahrhundert. Es gibt eine lange Liste mit Kulturdenkmälern aus Gotik, Barock, Klassizismus, Jugendstil.

Die liebevolle Bezeichnung Städtle galt früher der Altstadt, unserer heute vergessenen City. Vor diesem Hintergrund ist es Hochstapelei und Propaganda, im Investorenwahn geplante Konsumkästen wie an der Tübinger Straße als »neue Mitte« auszurufen. Das Städtle – mit dem Bohnenviertel, dem Leonhardsviertel und den Resten auf der anderen Seite der Stadtautobahn – wäre immer noch in der Mitte der Stadt, nämlich im Herzen vieler Stuttgarter, würde es nicht behandelt wie eine Quarantäne-Station für Abgeschriebene und Unerwünschte.

Es ist hoffnungslos. Wenn heute Reklame-Typen die Fluglinie Stuttgart–New York mit dem Spruch »Vom Städtle ins Weltstädtle« verkaufen, haben sie, ohne es zu ahnen, den weltweiten Einfluss der schwäbischen Sprache entdeckt. Auch die Amerikaner pflegen mit Hochachtung Verniedlichungswörter mit der Endung le. Ich kenne eins. Es heißt asshole. Zu deutsch: Arschlöchle.

Gedanken sind frei.

Im Hause Zimmermann

Ahnungslos stiefle ich an einem trägen Julitag 2012 durch das Leonhardsviertel und die Weltgeschichte, bis ich den Wirt Heinrich Huth vor seiner Kneipe treffe. Heinrich, 49, ist ein stattlicher Mann mit Zopf und Bauch. Seit zwölf Jahren führt er die Jakobstube. Er nennt sie ein »unverfälschtes Stück Altstadt«. Der Schwulen-, Damen- und Barhockertreff in der Jakobstraße 6 ist gut für einen Absacker, ob am Tag oder in der Nacht spielt keine Rolle.

Eine Milieukneipe für zwei Dutzend Gäste, raumgreifend die Theke, auffälligste Dekoration zwei Spielautomaten. Früher war in den Räumen des Lokals eine Wäscherei. Die Chefin war Frau Kötzle, sie kümmerte sich um die Garderobe der Altstadt-Jungs und gab im Notfall Kredit. Neuerdings dürfen die Gäste der Jakobstube auch vor der Tür Platz nehmen. Zehn Jahre lang habe er bei den Ämtern für die Straßenbestuhlung gekämpft, sagt Heinrich. Er hat nicht aufgehört zu kämpfen. Bis heute hat er den Traum, die Altstadt könnte eines Tages ein buntes, lebenswertes Quartier werden. Zufall, dass wir an diesem heißen Sommertag vor der Jakobstube plaudern. Es gibt immer viel zu diskutieren im Rotlicht, und Heinrich kennt sich aus. Er weiß, wer die übelsten Häuser in der Nachbarschaft besitzt, welcher politischen Partei die Herrschaften angehören, und er hat nachgeforscht, was es mit dem Gebäude der Jakobstube auf sich hat.

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