Hartmut Zwahr - Ende einer Selbstzerstörung

Здесь есть возможность читать онлайн «Hartmut Zwahr - Ende einer Selbstzerstörung» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Ende einer Selbstzerstörung: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Ende einer Selbstzerstörung»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Als im Oktober 1989 Zigtausende über den Leipziger Innenstadtring zogen, war einer unten ihnen der Historiker Hartmut Zwahr. Aus der Sicht eines Zeitzeugen heraus notierte er seine Beobachtungen von den entscheidenden
Wochen des Jahres 1989, in denen die Menschen aufbegehrten. In diesem Buch berichtet der Autor vom Erlebten mit einem Blick für die unvergleichliche Dramatik der Ereignisse. Er stellt kritische Fragen nach dem, was war und dem, was geschehen wird. Und er hat mit der Akribie eines Wissenschaftlers zusammengetragen, was damals auf den Leipziger Straßen geschah: Welche Sprüche und Transparente kamen auf? Wer lief in den Reihen mit und wie änderte sich das Bild der Montagsdemonstrationen im Spätherbst 1989?
Und jetzt, fünfundzwanzig Jahre danach, ist das Buch dank des unermüdlichen Fleißes des Autors eine geschichtliche Quelle erster Güte, die ein umfassendes Bild von jener Zeit gibt. «Ende einer Selbstzerstörung» ist damit auch ein Debattenbeitrag, der in seiner unverfälschten Wahrhaftigkeit dort aufklärt, wo in der Nachbetrachtung im wiedervereinigten Deutschland erste Mythen und Legenden sich um das Geschehen von damals zu bilden beginnen.

Ende einer Selbstzerstörung — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Ende einer Selbstzerstörung», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Im Feierton

Am Tag nach der Demonstration der Zwanzigtausend in Leipzig schlug der Erste Mann der Republik im Haus des Zentralkomitees der SED auf einem Treffen des Politbüros mit Widerstandskämpfern und Aktivisten der ersten Stunde den Feierton zum 40. Jahrestag der DDR an. »In vier Jahrzehnten hat sich bestätigt, daß die Existenz der sozialistischen Deutschen Demokratischen Republik ein Glück für unser Volk, für die Völker Europas ist.« 137An einer Tafel in der vollen Breite des Festsaales, auf die vier Tischreihen zuliefen, hatten Politbüro und Staatsführung Platz genommen, das Orchester auf der Bühne im Rücken. Ahnte in diesem Präsidium auch nur einer, daß das an der Wand von den Zahlenblöcken 1949 1989 eingefaßte Staatsemblem mit den Werktätigensymbolen Hammer, Zirkel, Ährenkranz binnen Jahresfrist Zeugnis ablegen würde für das Ende des DDR-Staates.

»Liebe Kameraden des antifaschistischen Widerstandes!« 138Rührte eine solche Anrede aus dem Mund des Generalsekretärs die einstigen Widerstandskämpfer an? Wer ahnt, was sie aus gegebenem Anlaß fühlten – mit der Vision von einer gerechteren Gesellschaft in die Zukunft Aufgebrochene, die ein Jahrhundertexperiment versucht hatten? Jüngere waren ihnen gefolgt. Gestanden sie sich ein, daß der sozialistische, ja kommunistische Zukunftsentwurf, dem sie gefolgt waren, von Anfang an nicht ohne den autoritären Zugriff auf das Individuum ausgekommen war, um den Neuen Menschen zu schaffen? Wenn sie aber fest an die planbare Größe Produktivkraft Mensch geglaubt hatten, die es nur unentwegt zu erziehen und in der als wahr und richtig erkannten Richtung politisch-ideologisch durchzuformen galt, waren sie da nicht zum Scheitern Aufgebrochene gewesen? Mußten sie nicht irre werden an ihren Objekten, als »die Menschen, unsere Menschen« die heroischen Züge der Sockelfiguren entlang des Vierzigjahresweges nicht annahmen? »Liebe Aktivisten der ersten Stunde!« Mit ungestümem Schwung waren sie aufgebrochen, dann aber auf dem Weg durch erstarrende Strukturen ermüdet, auch zerbrochen beim Vergessen der zu Unpersonen Gewordenen, 139abgestumpft beim Immer-Weiter-Gehen durch Verengungen, die sich wie Tunnelwände aneinanderreihten. Die Innenansicht von Ausschluß, Verfahren, Haft hatte gefühlstaub gemacht. Andere waren an die Seite getreten, von wo sie in Abständen, aus den Ordens- und Auszeichnungsregistern heraus, zur Ehrung aufgerufen wurden. »Liebe Freunde und Genossen!« 140Was hieß das angesichts der allgemeinen Sprachlosigkeit, die lähmte, einmal überwunden aber erschreckte, nämlich als auf den Straßen das Durchatmen und drinnen das Aufatmen einsetzte, dieses »Nach langem Schweigen endlich sprechen«. 141

Die Sitzordnung des Präsidiums demonstrierte die ›Geschlossenheit‹ der im Demokratischen Block unter Führung der SED vereinten Parteien. Sie war Programm. Politbüromitglied Kleiber (SED) saß zwischen dem Nationaldemokraten Homann (NDPD) 142und dem Liberaldemokraten Gerlach (LDPD), der Bauernparteivorsitzende Maleuda (DBD) fand seinen Platz zwischen den Politbüromitgliedern Mittag und Herrmann, 143und neben Herrmann saß Götting (CDU). 144Mittag und Herrmann werden mit Honecker am 18. Oktober entmachtet werden, Maleuda wird als erster Volkskammerpräsident der Wende an die Stelle von Sindermann treten, Rechtsanwalt de Maizière 145(er befand sich als einziger der Genannten nicht im Saal) Götting ablösen, Gerlach am 6. Dezember mit der Wahrnehmung der Aufgaben des amtierenden Staatsratsvorsitzenden beauftragt werden. In einer vorgezogenen Rede zum 40. Jahrestag hatte er Betroffenheit darüber ausgedrückt, daß »Kinder der Revolution, hier erzogen und politisch gebildet«, das Land verlassen, 146und hatte später sogar die verheerende Sicherheitsdoktrin des Honecker-Politbüros angegriffen. »Was Liberaldemokraten heute mit Sorge erfüllt, ist, daß sich politische Wachsamkeit auch gegen Bürger zu kehren beginnt, die sich, in ihrem demokratischen Verständnis von Humanismus, von Dasein für Mitmenschen folgend, kooperativ an der Gestaltung des Sozialismus beteiligen wollen, aber Gefahr laufen, als Quertreiber ausgegrenzt zu werden.« 147Armeegeneral Mielke, 148dafür zuständig, blieb an der Festtafel unauffällig. Krenz 149hatte den Blick von einem entfernten Platz auf den Redner gerichtet: von Honecker trennten ihn Hager, Axen, Stoph. Von der entgegengesetzten Seite blickte Mittag 150mit ebensolcher Aufmerksamkeitshaltung zum Rednerpult. Zwischen ihm und Honecker saßen Keßler und Sindermann. Das Politbüro, das eine offene Debatte nicht kannte, »nicht einmal am Rande«, 151wo jede Fehlerdiskussion verpönt war, 152war vor dem Parteiherrn in der Habachtpose erstarrt. Der Gewerkschaftsvorsitzende Tisch 153war von Krenz durch Mückenberger getrennt, von dem es hieß, er schliefe im Stehen. Zu seiner Linken ragte Alfred Neumann auf; an seiner Seite hatte der Berliner Bezirkssekretär Schabowski Platz genommen, der Stoph »einen Aktivposten in der Technologie des Sturzes von Honecker« nennen wird. 154

Als die »verdorbenen Greise«, wie der geächtete Sänger sie genannt hat, 155und die anderen einzogen, applaudierten die Gäste stehend. All das zählt nicht in der Geschichte, aber es gehört dazu. »Mit herzlichem Beifall begrüßen Widerstandskämpfer und Aktivisten der ersten Stunde die Mitglieder der Partei- und Staatsführung.« Es war eher ein Hineinrufen in den Saal mit hoher, sich überschlagender Stimme als ein Sprechen: »Wir sind gewiß, daß die DDR auch die Anforderungen der Zukunft bewältigen wird.« Der Generalsekretär reichte einem Genossen die Hand, dieser nahm sie mit beiden Händen. 156Zwei Mitunterzeichner der Gründungsurkunde der Freien Deutschen Jugend von 1946, inzwischen beide weißhaarig, standen sich gegenüber. Ministerratsvorsitzender Stoph, rechts neben Honecker, dessen Absetzung er in der Politbürositzung am 17. Oktober fordern wird, 157enthüllte am Nachmittag im Ministerium eine Tafel zum Gedenken an die Staatsgründung vor vierzig Jahren. Währenddessen traf die Regierung letzte Vorbereitungen, den paß- und visafreien Reiseverkehr zwischen der DDR und der ČSSR für die Bürger der DDR mit sofortiger Wirkung auszusetzen. 158Denn nach der Ausweisung der Botschaftsflüchtlinge war die Bonner Vertretung in Prag binnen Stunden zum zweiten Mal von Flüchtlingen überrannt worden 159Die zweite Ausweisung in Sonderzügen über das Territorium der DDR stand bevor. Die Schließung der Grenze, die ADN noch am 3. Oktober meldete, versperrte den Fluchtweg nach Prag und Budapest.

Mit einem Male erschien das Land seinen Bewohnern wieder wie ein Haus ohne Fenster und Türen. Ein Ausbruch von Massenwut stand bevor. Zuerst eskalierten Gewalt und Gegengewalt am 4. Oktober abends am Dresdner Hauptbahnhof, nachdem die Ankunft der aus Prag angekündigten Züge um 24 Stunden verschoben worden war. Die einen wollten die Grenzöffnung erzwingen, die anderen auf Bahnsteig 5 zu den Ausgewiesenen in den Sonderzügen aus Richtung Bad Schandau aufspringen, wieder andere die Demokratiebewegung beginnen. Was in Dresden geschah, wirkte am Beginn der Jubelwoche wie eine Explosion. Am 4. Oktober waren gegen 17 Uhr Haupt- und Vorhalle des Bahnhofes, der Dreh- und Angelpunkt der Berufsverkehrszüge war, mit Menschen so angefüllt, daß er nicht mehr betreten werden konnte. Die Polizeiketten standen mittendrin im Stau der meist jungen Leute. Bahnsteig 5 war geräumt und wurde von Schutz- und Transportpolizei (ohne Schilde) abgesperrt. Die anderen Bahnsteige konnten nur mit Fahrkarte betreten werden. Über allem lag eine relative, aber spannungsgeladene Ruhe. Es gab weder Sprechchöre noch Transparente. Einzelrufe wie Raus! waren zu hören. Vor dem Bahnhof hatten sich rund 500 bis 700 »Schaulustige« angesammelt. Dann fuhr die Polizei in etwa 20 bis 25 LKWs auf das entferntere Bahnhofsgelände und rückte von dort ins Innere des Bahnhofs vor. Die Hallen und Bahnsteige wurden »freigeräumt« und dabei verwüstet. Die Wartenden wurden mit Wasserwerfern und Schlagstöcken herausgetrieben; anschließend verbarrikadierten sich die Polizeikräfte. Vor den Ausgängen in Richtung Prager Straße standen die Menschen, durchmischt mit Stasi, Kopf an Kopf und warteten in der ganzen Breite bis über die Fahrbahn vor dem Lenindenkmal. Jugendliche, teils mit Motorradhelm, wagten sich vor, warfen Pflastersteine, später Benzinkissen (mit benzingetränktem Material gefüllte Plastebeutel), während behelmte Polizei hinter Schilden aus der Bahnhofsdeckung herausstürmte und die Werfenden zurückzudrängen suchte, bis diese erneut vorrückten, nur unterbrochen vom Einsatz zweier Wasserwerfer (der zuerst eingesetzte Wagen hatte unter dem Jubel der Menge technisch versagt), die wechselnd heranfuhren und ihr Wasser verspritzten. Die Ereignisse wogten bis zwei oder drei Uhr in der Nacht.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Ende einer Selbstzerstörung»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Ende einer Selbstzerstörung» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Ende einer Selbstzerstörung»

Обсуждение, отзывы о книге «Ende einer Selbstzerstörung» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x