Damit beginnt die lesbische Journalistin Teresa Ortega ihren Artikel »Johnny Cash as Lesbian Icon«, einer der schönsten und der überraschendste Artikel in dem Berg, den ich jetzt gelesen habe. Für die 1964 geborene Ortega waren es natürlich die Gefängnis-Alben, die Cash zu ihrer Ikone machten. Was die Attraktion bewirkte, waren sein Aussehen, die dunkle, uniformhafte Kleidung, seine zugleich menschenfreundliche und gefährliche Aura. Sein Touch von Einsamkeit habe ihrem Gefühl entsprochen, in einer sexuell verkehrten und autoritären Gesellschaft allein und verloren zu sein. In einer Zeit, in der ein lesbisches Mädchen weder im Fernsehen noch sonstwo in der Öffentlichkeit passende Leitbilder habe entdecken können, sei Cash ein Star gewesen, der zum Rollenmodell getaugt habe.
Es war für Teresa Ortega die Entdeckung des großartigen Gefühls, nicht der einzige Außenseiter auf der Welt zu sein. Und dass es sogar einen gab, der groß und berühmt war und sogar, perfekt getarnt sozusagen, von den vielen Normalen geliebt wurde! Cashs Anti-Star-Outfit habe ihrem Wunsch nach einer Kleiderordnung entsprochen, in der ein Boy-Girl oder eine lesbische Frau nicht weiter auffiel; der Hang zur Uniform als Parallele zur homosexuellen Sehnsucht nach Glamour.
Cashs Image des Außenseiters war attraktiv für andere Außenseiter. Und er ging persönlich dorthin, wo sie waren, in die Gefängnisse. Er sah aus wie einer von ihnen, und das passte zu Ortegas Gefühl, als homosexueller Mensch in einem Gefängnis zu sitzen und obendrein der falschen Kleiderordnung unterworfen zu sein. Sie empfand Cash als einen »mysterious, sexy, perverse man« mit einem »dangerous appeal.«
Eine besondere Anziehungskraft hatte der Song »A Boy Named Sue« von Shel Silverstein. Eine bizarre, üble, witzige Geschichte. Ein Vater nennt seinen Sohn, bevor er die Familie verlässt, Sue. Und deswegen singt Sue »I had to fight my whole life through«, er muss ständig von einer Stadt zur anderen, so schämt er sich für seinen Namen, bis er nur noch den Wunsch hat, den Mann, der ihm den Namen Sue verpasste, zu töten. Schließlich findet er den Hund, und zu Cashs Gebrüll lachen sich die Gefangenen beim Konzert in San Quentin kaputt: »My name is Sue! How do you do! Now you gonna die!« Es kommt zum Kampf und dabei schneidet ihm der Alte auch noch ein Stück vom Ohr ab, »but I busted a chair right across his teeth«, und dann hat Sue den Revolver schneller zur Hand als sein Vater. Der ihm die Sache nun erklärt: Weil er ihn in einer harten Welt allein lassen musste, gab er ihm diesen Namen, der ihn entweder hart genug machen oder ihn damit untergehen lassen würde. Dann gibt er Sue das Recht, ihn zu töten. Am Ende die Versöhnung. 4Und Sue schwört, sollte er je einen Sohn haben, ihn Bill oder George oder sonstwie zu nennen, aber niemals Sue.
Tomboy Ortega konnte mit dem Song und seiner Live-Aufnahme erleben, dass die Geschichte nicht nur speziell zu ihr zu sprechen schien – schließlich fühlte sie sich wie A Boy named Teresa – sondern sogar die Country- und Pop-Charts stürmte. Aber was fühlten eigentlich andere bei dem Lied? Konnte es sein, dass es für sie »nothing but a goddam joke« war?! 5
Aus: The Beast In Me – Johnny Cash und die seltsame
und schöne Welt der Countrymusik.
Kunstmann, München 2002
NEUE FILME FÜR DEN TANZFREUND
1. Breakdance Ben hat es nicht leicht in Deutschland. Tagsüber arbeitet er im Supermarkt und bis spät in die Nacht trainiert er mit seiner Bubbling Brotherhood. Doch die harte Arbeit hat sich gelohnt, als sie nach dem Gewinn des Festivalpreises die begehrteste Tanztruppe sind. Mit schmerzendem Körper sitzt Ben in der Garderobe und denkt an Harlem.
2. Nach der Fernsehsendung »Live auf dem Mississippi« muss die kleine Moni unbedingt bei Breakdance Ben das Tanzen lernen. Mit freundlichem Lächeln verfolgt Ben die ersten Versuche seiner neuen Schülerin. Anlässlich einer Einladung zum Kaffee verführt Ben jedoch die Mutter. Moni beschließt, Krankenschwester zu werden.
3. Die Stadt gerät in Aufruhr, als nach einem brutalen Raubmord bekannt wird, dass der Täter mit Breakdance-Schritten entkommen konnte. Die Beschreibung passt auf Ben, der nun gehetzt wird. Verzweifelt sucht Ben nach Jamie, den er als den wahren Täter erkannt hat. Von Polizistenkugeln, die Ben galten, liegt Jamie tödlich getroffen in Bens Armen und gesteht einem Inspektor seine Tat.
4. Breakdance Ben und seine Bubbling Brotherhood werden nach einer erfolgreichen Tournee von ihrem Manager jeweils mit 80 Mark entlohnt. Bestürzt erkennen sie, dass dies so im Vertrag steht. Ben entschließt sich, eine Gewerkschaft zu gründen. Auf einer turbulenten Vollversammlung kann er sich gegen den intriganten Randie Rappie durchsetzen. Mit feurigem Sprechgesang gibt Ben seine umjubelten Forderungen bekannt.
5. Lenny ist Mischling und hat in der Schule keine Freunde. Ausgerechnet die Bande des dicken Karl, der er gerne angehören würde, treibt die übelsten Späße mit ihm. Lenny ist nur beim nächtlichen Tanz in den Diskotheken glücklich. Eines Tages trifft er bei dieser Gelegenheit Breakdance Ben und klagt ihm sein Leid. Dann ist es soweit: Ben und Lenny tanzen im Schulhof. Alle sind begeistert. Der dicke Karl bietet Lenny feierlich den Handschlag an.
6. Mit Schrecken hört Breakdance Ben die Nachricht, dass sein weißer Freund Norbert zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist. Ben entschließt sich, diese Freundschaft über die fragwürdige Grenze der Legalität zu stellen. Erfolgreich bemüht er sich um ein Gastspiel mit seinen Bubbling Brotherhood in der Haftanstalt. Der Plan muss gelingen, denn Ben und seine Tänzer wollen nicht nach Harlem zurück.
7. Breakdance Ben lebt glücklich mit der Tänzerin Tanja zusammen. Sie lieben dieses wilde Leben mit seinen allabendlichen Vorstellungen. Doch dann verkündet der Arzt Tanja, dass sie Mutter werden wird. Tanja will gerne Mutter sein, doch sie fordert von Ben gleichfalls eine Änderung seiner Lebensgewohnheiten. Grübelnd zieht Ben durch die Straßen und spürt in sich ein Verantwortungsbewusstsein keimen, das sein Leben bereichern wird.
8. Brigitta ist ein höheres Semester der Politologie an der Freien Universität Berlin. Seit einiger Zeit ist sie unglücklich. Sie kommt dahinter, dass ihr einseitiges Leben mit dem Kopf daran schuld ist. Dann lernt sie in den Armen von Breakdance Ben die Lebensfreude einer anderen Welt kennen. Allabendlich reibt sie seinen Körper in der Garderobe mit einem Handtuch ab. Eines Tages sind Ben und die Bubbling Brotherhood verschwunden. Weinend findet sie in der Garderobe einen Zettel: Such mich nicht, ich bin in dir. In Brigittas Trauer mischt sich eine Spur von Zuversicht auf ein neues Leben.
9. Bei Breakdance Ben steht atemlos Hans-Peter im Zimmer, der als Abgesandter der Blockade Halblangen Ben für einen wichtigen Einsatz gewinnen will. Ben interessiert das nicht, woraufhin ihm Hans-Peter Verantwortungslosigkeit und Mitschuld an lebensbedrohenden Ereignissen vorwirft. Breakdance Ben fühlt sich in seinem Stolz verletzt und sagt zu. Während die Soldaten hingerissen die Show der Bubbling Brotherhood verfolgen, gelingt es Hans-Peter und seinen Freunden, eine Rakete wegzutragen.
10. Breakdance Ben ist die Tanzsensation, sowohl in den Sälen der Stadt als auch innerhalb seiner Gruppe Bubbling Brotherhood. Eines Tages wird Ben von einem Auto überfahren. Als er nach drei Monaten das Krankenhaus verlässt, ist Randie Rappie der neue Chef der Tanztruppe. Verbittert mietet sich Ben ein heruntergekommenes Zimmer. Einsam und mittellos beginnt er wieder zu trainieren. Dann meldet er sich zur Jahresmeisterschaft. In der Solo-Disziplin heißt einer seiner Gegner Randie Rappie. Wird Breakdance Ben es noch einmal schaffen?
Blatt, Nr. 268 3/1984
IM NOTFALL MEHR RAUSCHGIFT 6
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