Ralf Bachmann - Sprachbilder und Sprechblasen

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Humorvoll über die Sprachschnitzer anderer zu meditieren, hat so mancher Autor versucht und damit, wie die Erfolge zeigen, eine Marktlücke getroffen. Das Buch «Sprachbilder und Sprechblasen» knüpft nicht einfach an solche Versuche an. Es stammt von einem aus der schreibenden Zunft, der in über 60 Berufsjahren nicht nur alle journalistischen Genres von Kurznachricht und Kommentar über Glosse und Reportage bis zum Essay, sondern auch alle dabei möglichen Fehler und Irrtümer selbst kennengelernt hat. Kritisiert er lächelnd Sprachunsitten, dann schwingt immer ein Hauch von Selbstkritik mit.
Die ehrliche, aber nicht blinde Liebe zur Muttersprache ist der rote Faden durch drei ganz unterschiedliche Teile des Buches. In den ersten fünf Kapiteln wird vorwiegend erzählt und mit vielen Exempeln aus dem täglichen Leben und Lesen reflektiert. Beispielsweise über die Geheimnisse der Stilebenen und die Gefahren beim Umgang mit ihnen, mit bildhaften Redewendungen und Fremdwörtern. Oder über die wundersamen Wechselbeziehungen zwischen der deutschen Sprache und Jiddisch, gegen die am Ende selbst der Antisemitismus nicht ankam. Aber auch über Geschichte im Spiegel von Liedtexten und über Sinn und Unsinn religiöser Phrasen in unserer Umgangssprache.
Der zweite Teil, das umfangreiche Kapitel sechs, ist leichtere Kost: eine Sammlung von 20 kurzen Sprachglossen zu Denglisch, Wortbombast, Schludrigkeit und weiteren Sündenfällen, denen man jeden Tag nicht zuletzt in den Medien, in der Politik und in der Werbung begegnet. Augenzwinkernd werden dabei Mode gewordene, oft fremdsprachige Begriffe und Bezeichnungen «erklärt», die viele benutzen, ohne Herkunft und Bedeutung wirklich zu kennen.
Im dritten Teil ist das Vergnügliche mit tiefem Nachdenken verbunden. Da werden überwiegend witzige stilistische Leckerbissen von vier Schriftstellern vorgestellt, die der Autor besonders ins Herz geschlossen hat, weil er ihnen viel verdankt und weil sie in ihrem Werk der deutschen Sprache auch nach der Vertreibung aus der Heimat und im Exil treu geblieben sind.

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Schon im ersten Absatz versichert sie, Stalins Arbeit »Der Marxismus und die Fragen der Sprachwissenschaft« zum Ausgangspunkt aller Begriffsbestimmungen gemacht zu haben. Dieses längst vergessene »geniale Werk des großen Lenkers des Weltproletariats« ist insofern bemerkenswert, als es Ende 1950 auf dem Höhepunkt des kalten Krieges erschienen war und alle Welt, die sozialistische voller Hoffnung, die westliche voller Unruhe, auf ein Wort Stalins zu den aktuellen Sorgen der Menschheit um Krieg und Frieden gewartet hatte.

Stattdessen äußerte er sich mit sehr zweifelhaften Thesen – etwa mit der Behauptung, Russisch werde das Englische als Weltsprache ablösen, weil es die fortgeschrittenere Gesellschaftsordnung verkörpere - zu einem in dieser Situation so nebensächlichen Gebiet wie der Linguistik. Ich erwähne das nur deshalb, weil es ein Schock für mich und gewiss auch für die Professorin war. Wenn sich Stalin zu Wort meldete, war das so wichtig und sakrosankt, als habe Gottvater über ihn eine dritte Gesetztafel mit den Geboten 11 bis 15 auf Erden geschickt. Aber was sollte denn das jetzt bedeuten? Jedenfalls mussten alle DDR-Zeitungen den Wortlaut veröffentlichen und jeder Genosse dazu im Parteilehrjahr begeistert Stellung beziehen. Es war eine irre Hoch-Zeit des Dogmatismus, und wir wurden uns dessen nicht einmal so recht bewusst.

Vom Dogmatismus geprägt waren auch manche Lehrmaterialien der Fakultät. Wie sollte man zum Beispiel ein wissenschaftliches Lehrbuch über die 15 Phasen beim Schreiben eines Artikels ernst nehmen? Kein Journalist denkt bei der Arbeit auch nur einen Augenblick über Phasen nach, eher schon über Phrasen. In einem Beruf, in dem es um Schnelligkeit, Beobachtungsgabe und Sprachbeherrschung geht, ist gekonnte Improvisation statt Schreibbürokratismus gefragt.

Das Hohelied auf den Dozenten Bach

Gott sei Dank hatte ich im Fach Deutsch einen Dozenten namens Bach, der die von mir als Fernstudent und Mann der Praxis eingeschickten Texte über mehrere Semester hinweg stets mit feinem Sprachempfinden und pädagogischem Geschick kommentierte. Seine handschriftlichen Anmerkungen habe ich mir aufgehoben. Bachs kritische Hinweise waren fast zärtliche Ohrfeigen. Mit etwas Schmeichelei schmackhaft gemacht, wirkten sie lebenslang nach. Nur drei Beispiele: »Die Lösung der Aufgabe hält sich fern von trockener und abstrakter Diktion. Aber warum am Anfang die Substantivierung ›Das Lesen‹? In Ihrem Text passt hier: ›Die Lektüre‹.«, »Ihr kritisches Stilempfinden steht auch hier auf gewohnter Höhe – bis auf den Satz ›Das erfordert einen besonders lebendigen, lebensvollen Stil ...‹, wäre nicht besser: ›lebensnahen, realistischen Stil‹?«, »Sie schreiben ›sein Hohelied‹. Die nach Duden richtige Form ist ›sein Hoheslied‹. Da aber das ›S‹ das Wort spaltet, bevorzugt man die unflektierte Form, die mit dem bestimmten Artikel gebildet werden kann: das Hohelied.« (Nach der jüngsten Rechtschreibreform wird in dem Fall Getrenntschreibung empfohlen, also »sein Hohes Lied«. – R. B.) Vielleicht bin ich über Bach endgültig in die Fänge der schönen Sprache geraten.

Modeworte begleiten unser ganzes Leben, die meisten bleiben nicht lange, sie kommen und gehen oder sie verändern ihren Sinn. Kurt Tucholsky hat eine Art Nekrolog auf knorke geschrieben. Das Wort tauchte 1916 zum ersten Male in Berlin auf. Woher es kam, ist umstritten. Wie eine Sturmflut überschwemmte es die Stadt. Alles Schöne wurde knorke: knorke Sache, knorker Kerl, knorke aussehen. Nein, nur fast alles. Denn – so Tucholsky – ein ganz kleines Kind ist nicht knorke, ein Marienkäfer ist auch nicht knorke. Knorke ist nicht winzig, sondern bunt, laut, glänzend. Eines schönen Tages verstummte knorke. Lebe wohl, ruhe sanft, verabschiedete es Tucholsky 1924. »Hab keine Angst: Deine Familie stirbt nicht aus. Du bekommst Nachfolger.«

Er irrte sich zwar wegen des Endes von knorke. Das Wort war nur scheintot, es ist bis in die Gegenwart in Wellen wiedergekehrt. Aber recht hatte er, dass es ihm an Nachfolgern nicht fehlen würde, so wie er übrigens auch Vorgänger nennt: dobje, schnieke. Beinahe jedes Jahr danach hat vor allem die Jugendsprache neue Modewörter geboren. Einige davon sind: dufte, prima, urst, sagenhaft, irre, geil, super, galaktisch, Waahnsinn, das ist so was von in, tierisch angesagt, einfach hype. Solche Wörter sind zeitweise derart besitzergreifend, dass man belächelt wird, wenn man andere an seiner Stelle zu benutzen wagt. Aber so stark wie ihre Aggressivität ist auch ihre Vergänglichkeit. Nichts klingt schaler als verblühte Modeworte. Man kann sie weiter verwenden. Jeder versteht sie, ist aber peinlich berührt, dass man dieses angeschimmelte Wortgut noch in den Mund nimmt. Was ist denn das für ein weltfremder Mensch? Hat der nicht mitgekriegt, dass »galaktisch« längst ziemlich out ist?

Wörter, die man nicht mehr braucht

Die Wortwahl wandelt sich nicht allein mit der Mode, sondern auch mit dem Lebensalter, mit dem vorherrschenden Medienjargon, mit den politischen Systemen und Ideologien. Aber Wörter verschwinden auch, wenn kein gesellschaftlicher Bedarf mehr besteht. Das Wort Panzeralarm steht nicht einmal mehr im Duden. 1945 war es das wohl lebenswichtigste Wort für uns. Wenn die Sirenen auf den Dächern, die normalerweise Fliegerangriffe ankündigten, auf eine bestimmte Weise zehn Minuten lang heulten, hieß das: Alliierte Panzer rollen auf die Stadtgrenze vor, aber gleichzeitig: In ein paar Stunden ist der Krieg zu Ende.

Als der Frieden einzog, verschwanden die meisten Kriegsgeburten aus dem Sprachgebrauch. Wer redete noch vom Heldentod für Führer und Vaterland, von Stukapiloten, Gefrierfleischorden, wie die Betroffenen die Auszeichnung für die Teilnahme am Winterfeldzug gegen die Sowjetunion zu nennen pflegten, Kesselschlachten und verbrannter russischer Erde. Auch der Luftschutzkeller und der NS-Blockwart verloren ihren Rang. Der Christbaum war wieder ein reines Weihnachtsattribut und nicht mehr die Gruppe von Leuchtkugeln, mit der die Bombergeschwader ihr Zielgebiet absteckten. Einige Jahre darauf konnte man Lebensmittelkarten, Kleiderkartenpunkte, Bezugsscheine oder Tabakwarenzuteilung aus den Wörterbüchern streichen.

Nach Victor Klemperers berühmter Analyse der Nazisprache »LTI« (Lingua Tertii Imperii – Die Sprache des Dritten Reiches) »glitt ... der Nazismus in Fleisch und Blut der Menge« durch »die Einzelworte, die Redewendungen, die Satzformen, die er ihr in millionenfachen Wiederholungen aufzwang und die mechanisch und unbewusst übernommen wurden«. Der Nazijargon lebte folgerichtig noch so lange fort wie die Naziideologie in den Köpfen. Als die Menge aus dem Wahn erwachte, befreite sie sich auch sprachlich. Allmählich entledigte sie sich solcher Denkkategorien und Parolen wie Untermenschentum, Rassenschande, Vaterlandsverräter, Judenschule, Etappenschwein. Überflüssig wurden auch die Bezeichnungen Sturmbannführer, Pimpf, Führerbefehl, Braunhemd, Ariernachweis.

Die Nachkriegsperiode gebar neue Probleme und Wörter. Organisieren, das im Krieg einen ganz neuen Sinn erhalten hatte, wurde das meistbenutzte Tätigkeitswort für das Heranschaffen von allem Möglichen – Kartoffeln, Schubkarren, Kohlen, Künstlern, Alkohol –, meist auf krummen Touren oder mit Vitamin B (Beziehungen). Manch einer »organisierte« sich auch einen Persilschein. So nannte man schriftliche Bestätigungen dafür, dass man eine ganz weiße Weste hat, sich in Nazireich und Krieg nie etwas zu Schulden kommen ließ und deshalb nicht entnazifiziert werden muss. Aktive waren nicht die Aufbauhelfer, sondern Zigaretten aus der Schachtel, im Gegensatz zu den aus Kippen, Eigenbau oder Rauchertee selbstgedrehten. Sowjetsoldaten rauchten meist grob geschnittenen Machorka und stritten, ob sich als Papier dafür besser die »Prawda« oder die »Iswestija« eignet.

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