dazuzugehören
und wer auf einem Sockel enden werde
und wer nur auf den faulen Papieren
Sie hatten ja auch einen staatspolitischen Standpunkt
Sie wollten einen Staat
der den Rahmen gibt
den man gestaltet
der Marken setzt
und Sie engagierten sich sogar dafür
Heute ist das out
Sie hätten Ihre liebe Mühe
Wenn Sie mit solchen frei-sinnigen Ansätzen
noch kommen wollten
um sich Gehör zu verschaffen
Leute, die sich wie Sie für Macher halten
schaffen den Staat ab
Reduzieren ihn auf ein Nullnümmerchen
Gehen in die Politik
um genau das zu erreichen
Sie haben ja auch einen gewissen Ausblick auf die Finanzdirektion ennet der Limmat
Sie haben einen gewissen Blick schräg hinüber aufs Rathaus
Und Sie kennen die Damen und Herren
die mit ihren Köfferchen auf den Schnellzug nach Bern eilen
Flüstern Sie ihnen manchmal etwas ins Ohr?
Werden Sie nicht gehört?
Schauen Sie deswegen manchmal so streng von Ihrem Sockel herunter?
Letzthin soll einer zu Ihnen gesagt haben:
Also bleib auf deinem Brunnen
Ausgerechnet Ihnen
das habe Sie sehr getroffen
Ich mache Ihnen ein Kompliment
Am besten gefallen Sie mir im tiefen Winter
Wenn zu Ihren Füssen das Wasser zu Eis wird
sich kleine Kristallfäden entwickeln
eine wundersame Gestalt von unsichtbarer Hand aufgebaut wird
nein – nicht die unsichtbare Hand des Marktes
wie Adam Smith sie zelebriert hat
und wie sie heute wider besseres Wissen ununterbrochen angerufen wird
wie St. Florian
Nein, in so bitterkalten Winternächten
da scheinen Sie mir zu träumen
von jenem andern Leben
das es gibt
und das nicht machbar ist
aber wunderschön
und ich meine
Sie zwinkern mir zu mit dem einen Auge
und lächeln gar
Grüss Gott, Herr Karl
da sitzen Sie nun wirklich
an sehr prominenter Lage
Sie haben Überblick
Sie haben einen teuren Platz
Da ist es wohl schwierig
einfach zu sitzen und zu sinnieren
Sie, der Macher
Sie, der Eroberer
Die Liste der Unterwerfungen
der Eroberungen
der Einverleibungen ist beeindruckend
Wie lebt man damit?
Verdaut man das überhaupt?
Und wie friedlich ist der Tod mit all den Toten im Gepäck?
Entschuldigen Sie, ich will Ihnen nicht zu nahe treten
Aber Sie sind halt alles in allem doch prominent hier in Zürich
Und fragen darf man ja
Sie sind ja aber auch der Verhandler
der Taktierer
der Stratege
der im rechten Moment die richtige Braut fand
Oder holte
Oder Schenkungen machte
wenn es denn gar nicht anders ging
Ein gutes Schnittmuster
Auch in unserer Zeit
Sie reformierten
stoppten die Barbaren
machten dem Elend da und dort auch ein Ende
wollten Kultur
wollten Bildung
wollten Kunst und Sprache veredeln
Und Sie waren Christ
Der richtige
Der glaubwürdige
Und Sie wollten das zementiert wissen
mit der Krönung damals in Rom
Ich meine, das ist heikel
Krönen und Kirche
Rom und die Welt
Das gibt Probleme
weit über Ihre Zeit hinaus
wie wir heute wissen
Und jetzt sind Sie da
Auch in Zürich
aber einfach an teurem Platz
Residieren und sinnieren
Das geht bei uns nicht
Das hat man Ihnen, dem Migranten, doch wohl gesagt?
Hier wird gearbeitet
Adel hin oder her
Mich interessiert, Herr Karl
Wie kamen Sie zum Namen der Grosse?
Wer sagt denn: der Grosse?
Mit den Grossen haben wir es nicht mehr so
Militärische Grösse mindestens, ist vorbei
Zum Leidwesen vieler
die es immer wieder probieren
Milliarden verlangen
für eine Grösse
die eigentlich Kleinmut ist
und von gestern
Aber eben, da fragen wohl die Falschen bei den Falschen an
Sie wüssten dazu wohl einiges zu sagen
Kriege waren zu Ihrer Zeit an der Tagesordnung
Sie kommen aus dem Norden
Die Deutschen
Das grosse Heilige Reich Deutscher Nation
Alle diese Worte haben nach dem 20. Jahrhundert
als die Deutschen die Welt das Fürchten lehrten
gar keinen guten Geschmack mehr
Weder in der Politik
noch in der Wirtschaft
Und das lässt man die Deutschen spüren
Sie werden nicht geliebt
das nicht auch noch
Bewundert
ja, das geht nicht anders
denn tüchtig sind sie
in der Regel
Aber sie reden so schnell
so geschliffen
Für uns Schweizer
ja selbst für uns Zürcher ist das eine Provokation
Können Sie das verstehen, Herr Karl?
Die Deutschen als Migranten
Neuerdings ganz stark im Trend
hier bei uns
in Zürich
Kommen die denn bei Ihnen auch vorbei?
So quasi zu ihrem Altmeister?
Sie wissen, mit Migranten kennen wir keinen Spass
Ich nehme an, das sagen Sie den Migranten
die bei Ihnen guten Rat holen
den Sie selbstverständlich geben:
Arbeiten und Gewinn bringen
oder dann abhauen müssen – das hat Gültigkeit
Das ist doch allen klar, Herr Karl?
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