– Etwa eines von 300 Nukleotiden (ein Grundbaustein der DNA, bestehend aus einer Base, einem Phosphat- und einem Zuckerbestandteil; Anm. d. Ü.) hat eine Variation (bekannt als Polymorphismus). Insgesamt haben Sie ungefähr 10 Millionen Polymorphismen.
– Sie erben eine Kopie eines Gens von Ihrer Mutter und eine Kopie von Ihrem Vater. Die einzelnen Kopien bezeichnet man als Allele. Wenn Sie die normale Kopie des Gens von jedem Elternteil mitbekommen, gilt das als „Wildtyp“ oder normal. Falls Sie eine Kopie des normalen Gens und eine Kopie der Genvariante mitbekommen, sind Sie bei dem Gen heterozygot, mischerbig. Falls Sie zwei Kopien des gleichen Polymorphismus erben, sind Sie bei diesem Gen homozygot oder reinerbig. Zu Problemen kommt es, wenn jemand misch- oder reinerbig ist.
Fünf Kulturen weltweit sind dafür berühmt, dass ihre Vertreter besonders alt werden. Sie haben, was den Alterungsprozess betrifft, bestimmte Gewohnheiten gemeinsam, die die richtigen Gene an- und die falschen Gene abschalten. Das führt dazu, dass die Menschen in diesen Kulturen durchschnittlich zwölf Jahre länger leben als alle anderen Menschen auf der Welt. Stellen Sie sich das als eine Art als DNA-Flüstern vor. All diese Menschen leben an der Küste oder in den Bergen. Sie essen Fisch. Sie konsumieren frische, saisonale Lebensmittel. Sie nehmen ein bestimmtes Superfood mit stark antioxidativer Wirkung zu sich, etwa Seealgen in Okinawa, Japan, wo die weltweit ältesten Frauen leben, oder Olivenöl und Rotwein auf der italienischen Insel Sardinien, wo die weltweit ältesten Männer leben. Diese Kulturen haben zu einer bestimmten Kombination aus Genen und Lebensstil gefunden, die sie vor den Übeln des Alters schützt. Und das können Sie auch.
Sie wissen bereits, dass Sie Ihre DNA nicht im Detail kennen müssen, um Ihre Epigenetik zu verbessern. Viele Techniken zur Verlangsamung des Alterungsprozesses funktionieren bei Ihnen auch, wenn Sie sich an das Sieben-Wochen-Programm halten und ein Exposom rund um Ihre DNA entwickeln, das Ihre beste Gesundheitsspanne aktiviert.
Die Kommunikation zwischen den Genen verändern
Das An- und Abschalten von Genen wird als Genregulation bezeichnet und unser Verständnis der verschiedenen Prozesse und ihres Zusammenwirkens ist noch in der Entwicklung begriffen. Ihre Lebensstilentscheidungen beeinflussen die Genregulation – Sie steuern sie indirekt, indem Sie, neben anderen Maßnahmen, bestimmte Nahrungsmittel essen, wie Sie in den Kapiteln 5 bis 11 erfahren. Ihr Ziel ist es, sicherzustellen, dass diese Prozesse bestmöglich ablaufen. In diesem Buch konzentrieren wir uns auf die Rolle der Transkriptionsfaktoren, die Methylierung, und neuere, aber weniger bewiesene Methoden wie die Histonmodifikation und die Chromatin-Remodellierung. Andere Wissenschaftler stellen die Rangfolge epigenetischer Mechanismen vielleicht anders dar, wenn sich dieses junge Fachgebiet weiter entwickelt.
Während jene Begriffe nach Nobelpreis-verdächtiger Forschung klingen, möchte ich einige wenige Regulationsprozesse leicht verständlich beschreiben. Es folgt also eine kurze Zusammenfassung, damit wir alle auf demselben Stand sind. Wichtig ist jedoch, dass Sie diese Prozesse nicht verstehen müssen, um von dem Programm zu profitieren.
Transkriptionsfaktoren: Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die spezifische Gene an- oder abschalten können, indem sie sich an eine DNA-Sequenz binden und die Geschwindigkeit kontrollieren, mit der DNA in Messenger-RNA transkribiert wird. Beispiele hierfür sind Hitzeschock-Faktoren, die durch einen Saunabesuch freigesetzt werden, die jene Gene hochregulieren, dank derer Sie große Hitze überleben können 8; an der Blutzuckerkontrolle beteiligte Transkriptionsfaktoren, die Kohlenhydrate erkennen 9; oder der Transkriptionsfaktor für den Östrogenrezeptor. 10
Methylierung: Die Methylierung ist eine einfache biochemische Reaktion, die Ihren Zellen mitteilt, was sie tun sollen, in der Regel durch das Abschalten eines Gens. Dieser Vorgang läuft in jeder Ihrer Körperzellen eine Milliarde Mal pro Sekunde ab; das bedeutet, er ist wichtig und eng reguliert. Methylierung liegt vor, wenn Ihr Körper einen DNA-Strang oder ein Vitamin mit einem Arbeitsauftrag markiert, ein Gen oder einen Teil eines Gens abzuschalten. Dabei wird eine Methylgruppe (die aus einem Kohlenstoffatom und drei Wasserstoffatomen besteht) an ein Molekül angehängt, meist an ein Protein oder ein Enzym. Die Methylierung brauchen Sie, um Östrogen zu deaktivieren, damit es nicht fortwährend zirkuliert und Schaden anrichtet. Die Methylierung trägt zur Bildung von Glutathion bei, einer treibenden Kraft Ihrer Entgiftung und wohl das wirkungsvollste Antioxidans. Glutathion benötigen Sie, um Quecksilber aus dem Körper auszuscheiden, wenn Sie Sushi gegessen haben, und um Ihr Immunsystem vor Schimmelsporen zu schützen, wenn Sie in einem von Feuchtigkeit geschädigten Gebäude leben. Wenn Ihr Körper nicht gut methyliert, entgiften Sie nicht gut – was Sie potenziell anfälliger macht für eine Schwermetallvergiftung und auch anfälliger für Schäden durch andere Gifte, wie Schädlingsbekämpfungsmittel, Umweltgifte und Schadstoffe sowie Lipopolysaccharide (ein Toxin, das Sie belastet, wenn schlechte Bakterien Ihren Darm überwuchern). Im Allgemeinen erhöht sich die Anfälligkeit für eine toxische Überlastung, weil der Körper nicht richtig entgiften kann. Zusatzinformation entnehmen Sie bitte dem folgenden Kasten für Anzeichen, die darauf hinweisen, dass Ihre Methylierung beeinträchtigt ist, was ich bei etwa 70 Prozent meiner Patienten feststelle. Ein Beispiel hierzu: Meine Methylierung funktioniert nicht gut, deshalb sammeln sich tendenziell toxische Östrogene in meinem Körper an. Als ich begann, täglich grünes Gemüse zu essen und Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, die meine Methylierung fördern, deaktivierte ich einen Großteil meiner schlechten Östrogene und jetzt kann mein Körper sie via Urin und Kot ausscheiden. (Unfein, aber wahr!)
Anzeichen beeinträchtigter Methylierung
– Erschöpfung – entweder wenig Energie oder starke Energieschwankungen
– Geringe Belastungstoleranz
– Fettleibigkeit und Gewichtszunahme
– Schmerzen, wie chronische Muskelschmerzen
– Stimmungsstörungen, etwa Depressionen, bipolare Störung und Ängste
– Funktionsstörung des Immunsystems wie Autoimmunerkrankungen oder Infektanfälligkeit
– Probleme mit der Entgiftung, etwa Schwermetallvergiftung oder übermäßiger Hefebefall
– Unfruchtbarkeit
– Wiederholte Fehlgeburten
– Schlaflosigkeit
Histonmodifikation: Bestimmte als Histone bezeichnete Proteine an den Chromosomen sind nicht Teil des genetischen Codes, sondern fungieren als Spulen, um die sich die DNA wickelt. Histone kontrollieren in einem gewissen Maß, ob Gene angeschaltet werden. Allgemein gibt es mehrere Möglichkeiten, Histone zu modifizieren: unter anderem durch Methylierung, durch das Anfügen einer Acetylgruppe und durch Phosphorylierung. Das Hinzufügen einer Acetylgruppe schaltet ein Gen an; die Acetylgruppe gleicht einem Aktivierungsschalter, der einschaltet, wenn sie an ein Histon angehängt wird (biochemisch ist eine Acetylgruppe C 2H 3O). 11Angehängt wird die Acetylgruppe mittels Histon-Acetyl-Transferase, die wie ein kleines Taxi die Acetylgruppe absetzt, damit sie an das Histon angefügt werden kann. Wie Forscher feststellten, können natürlich auftretende Veränderungen an diesen Proteinen, die sich auf ihre Gensteuerung auswirken, von einer Generation an die nächste weitergegeben werden und so beeinflussen, welche Merkmale vererbt werden. Die Ergebnisse belegen, dass die DNA nicht allein dafür verantwortlich ist, wie Merkmale vererbt werden. Diese Entdeckung ebnet den Weg für Untersuchungen dazu, wie und wann dieser Weg der Vererbung auftritt und ob er mit bestimmten Merkmalen oder Krankheiten zusammenhängt.
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