Sylvia Kabus - Verschwunden

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Mit brennender Aufmerksamkeit erwarteten Gewaltbetroffene in der DDR nach 1989 die gesellschaftliche Aufklärung von Kindesfortnahme, Heimerziehung und Zwangsadoption, trafen jedoch weiterhin auf angespanntes Schweigen. Auch westdeutsche Opfer erlebten erst um 2010 den Beginn differenzierter öffentlicher Thematisierung, Jahrzehnte nach ersten Initiativen gegen autoritären Umgang und Gewalt in der Jugendfürsorge. Personalkontinuitäten im Osten und die staatliche Verhinderung von Akteneinsicht hier wie da führen zu beklemmender Blockierung. Die Mitte des Leids bleibt gemieden.
Ein toter Punkt ist zu überwinden. Dieses Buch verbindet persönlich berichtetes Schicksal, archivalische Quellenforschung und erzählte Lebensräume. Als ein Novum beschreibt es die Chronologie konfliktreicher Begegnungen mit amtlich Verantwortlichen von einst und jetzt sowie die Abwehr anstehender Aufarbeitung.

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Es ist Menschen und einer Jugend gewidmet, die Überforderung, stereotyper Denunziation auch ohne Spitzel, ständiger politischer Mobilisierung und einer besonderen Gnadenlosigkeit ausgesetzt waren. Dies zuweilen, wie die Dichterin Gabriele Eckart schrieb, »so allein wie an dem Rande eines Freitods«.

Sylvia Kabus

München, April 2019

Herr K.

Seit ich vor Jahren fortzog aus Leipzig, blieb eine Ortsbindung hartnäckig bestehen. Trotz der Überfülle an Kontakten von Neunzehnhundertneunundachtzig an, bei der Erstürmung der Staatssicherheit, am Runden Tisch, in mitbegründeten Initiativen,1 erinnerte ich doch meistens eher die endlosen Streifzüge durch die Stadt, die Suche nach Raum für den inneren Zustand von Verlorenheit und Lebenswillen davor. Nach der Hoffnung auf »Gerechtigkeit«, den Kämpfen vor dem Umbruch und mitten in ihm hat alles längst veränderte Farben angenommen. So dunkel die Straßen vor Neunzehnhundertneunundachtzig dalagen, so grell und heiß danach, im Rennen hinter der neuen, unberechenbaren Formung her. Leipzig ist eine von Kreativität gesättigte Stadt geworden, manche sprechen von melancholischen Graustufen früher, wünschen einander inneren Frieden mit der Vergangenheit, distanzieren sich von »Schwarz-Weiß«. Die Vergangenheit sei auch Leben gewesen. Auch hält fest, dass sie zugleich Nicht-Leben war, denke ich dann, und ebenso, dass ich von Schwarz-Weiß nichts erinnere. Die Wahrnehmung vieler Menschen in meiner Umgebung wie auch meine eigene war ganz im Gegenteil so überwach, dass sie einen ständig beschäftigte, eine Art Pointillismus des Lebenkönnens oder nicht, Fülle im Trauma, Überfülle, die sich bis heute von allein nicht löst.

Das Geflecht von Straßen und abgelegenen Winkeln also, etwas Lösendes, außen, das Vergiftungen aufsog wie medizinische Kohle. Kaum bin ich wieder hier, beginnt es erneut. Ich sehe mich gewichtlos aus dem Hotelfenster hinüber zum gegenüberliegenden Dachfirst springen, in die Perspektive hineinlaufen, auf Brachen, verwilderte Parks, Seeufer zu. Orte, nicht Menschen? Lieber Fotografieren, um auf diese Art etwas zu ergründen, durch eine Farbkombination, eine Ansicht, und etwas rätselhaft Bleibendes plötzlich oder doch verstehen. Vielleicht verbirgt dieser Bewegungsdrang auch einen Untergrund an Zweifeln, ob sich ein wirklich freies Verhältnis zur res publica, zwischen Einzelnem und Staat, entwickelt hat, Fragen, Nachsinnen, und beinahe wäre es bei dieser Ortsträumerei geblieben.

Doch es kam anders. Die Topographie füllt sich noch einmal mit Menschen.

Die Wohnblöcke von Leipzig-Volkmarsdorf sind heute frisch wirkende Vierstöcker. In einem von ihnen wohnt Herr K. Noch an der Wohnungstür, vor jeder Frage, mit der ich beginnen könnte, hält mich sein intensiv strahlender Gesichtsausdruck zurück, die glückliche Art, mit der er sagt: »Ich habe mich so gefreut, dass sie wieder da ist!«

Ein älterer Mann, hager, in Jeans und Polohemd. Der Händedruck warm. Eine vielleicht schon tagelange, nervöse Freude ist in ihm, er blickt erregt.

Wir kennen uns nicht. Ich bin auf der Suche nach einem jungen Mädchen, dessen Spur sich im Markkleeberg der Neunzehnhundertsechzigerjahre verliert. Gestoßen bin ich auf sie bei Recherchen zu widerständigem Verhalten auf dem Land in den frühen Jahren der DDR. Im Leipziger Telefonbuch fand sich der seltene Nachname gerade ein Mal, deutschlandweit überhaupt nicht. Ich rief an. Ja. Er habe eine Tochter, mit genau dem Vor- und Nachnamen, bestätigte Herr K. am Apparat. Er sprach langsam. Schwieg. Sagte dann, ich könne kommen.

Eine junge Frau, die ihre Immobilie an den Staat verlor im Zuge der entstehenden Landwirtschaftsausstellung Agra, ohne dass sie davon wusste. Enteignungen für die Gartenbauausstellung trafen auch andere Besitzer, doch hier lag etwas Rätselhaftes, denn niemand aus der Familie antwortete je auf die Suchaktion der Verwaltung. 1961. Die brennende Atmosphäre vor dem Mauerbau. Ein Jahr zuvor werden letzte bäuerliche Betriebe zum Eintritt in die LPG genötigt. In der seelischen Not, nicht länger Herr über die seit Generationen vererbten Höfe zu sein, flüchten viele nach Westen, begehen Selbstmord. Das Ende einzelbäuerlichen Wirtschaftens leitet eine tiefgreifende Veränderung des gesamten Landlebens ein. Großviehanlagen und Offenställe entstehen, Ställe und Scheunen werden abgerissen, Gewerke verlieren ihre Wirkungsfelder. Was war der Familie widerfahren? Ahnten sie den Mauerbau voraus, ließen ihr Grundstück bewusst zurück? Ich wollte ans Licht bringen, was in dem berückenden Parkland südlich von Leipzig versteckt lag.

Herr K. hört zu. Die junge Grundstücksbesitzerin in den Akten von 1961 heißt Petra. Damals war sie achtzehn Jahre alt, der Vater besaß einen Laden, ein Eckgeschäft für Alltagsdinge, über dem verwittert noch »Kolonialwaren« zu lesen ist.

»Meine Tochter ist erst Neunzehnsechzig, Einundsechzig geboren«, sagt er.

»Eine Verwandte? Schwester? Schwägerin? Hat jemand auf dem Grundstück gewohnt, es besessen?«

Er verneint, mit einer langsamen Kopfbewegung.

Woran rühre ich? Ich bin hergerannt, so schnell es ging, um einem Mädchen von damals nachzujagen und mit ihr der Zeit um 1960. Herr K. hat die Namensgleichheit herausgehört, er glaubt, dass es seine Tochter plötzlich »wieder« gäbe. Vor- und Nachname beider Frauen sind identisch. Doch sie selbst?

Wo seine Tochter denn war oder sei. Was heiße »wieder da«?, frage ich.

»Das Jugendamt hat sie mir weggenommen. Damals. Als ich ins Rosental kam, in das Heim, nach der Arbeit, war sie fort.«

Auch er ist erschrocken.

Ein Blindgänger aus der Vergangenheit, den es in die Gegenwart schleudert. Das, worum es hier geht, ist kein Missverständnis, bei dem man sich entschuldigt und wieder geht, um anderswo weiterzusuchen.

Er stimmt zu, dass ich ihm Fragen stelle nach der Geschichte hinter dem gesuchten Namen, aber dann sagen wir wieder nichts. Die Wohnung wird still, weil die Gegenstände zu lärmen aufhören und sich in den Hintergrund zurückziehen. Verschwinden.

Seine Tochter sei die Jüngste von dreien, höre ich ihn sagen. Und sie sei weg. Seit damals.

Er unterbricht sich. Es tue ihm leid, wenn ich umsonst gekommen bin.

»Nein«, sage ich, »nein.«

Da ist es schon anwesend, das zweite Mädchen. Sein Kind.

»Eine kleine, niedliche Person, die mir in die Arme flog.«

Wieder sieht er mich an, lächelt.

Soll ich gehen? Ihm Zeit geben? Ein Stück seines Lebens ist hereingekommen, mit mir.

Er beginnt zu antworten, bejaht, verneint. Sinnt nach, den Blick nach innen gezogen. »Ja, immer in Leipzig, immer hier gelebt. Habe ich. Nur meine Mutter ging fort. Nachdem der Vater aus der Gefangenschaft des Zweiten Weltkrieges zurückkam, wurden die Eltern geschieden. Meine Mutter ließ mich zurück und ging nach Westdeutschland; anfangs schickte sie ein paar Geschenkpäckchen von dort, ließ dann aber nie wieder von sich hören. Später wollte der Vater einmal, dass ich sie ausfindig mache, aber: Weißt du, die Frau hat sich nie um mich gekümmert, warum ich?, habe ich ihm geantwortet.« Er zuckt die Schulter. »Ich hab mich daran gewöhnt. Für sie bin ich höchstwahrscheinlich gestorben.«

Er blieb beim Vater, der erneut heiratete, eine Frau, die er, der Stiefsohn, geliebt habe, wie er sagt. Bis zu dessen Tod 2005 blieben sie verbunden. Ende der Neunzehnhundertfünfzigerjahre absolvierte er eine Landwirtschaftslehre in Markkleeberg, das berühmt war für seine Eriken und Azaleen und deren Exportziffern. Er kam herum, lernte. »Kuhstall, Schweinestall, Feld, Rüben verzogen, alles was anlag, alle Tod und Teufel. Pferdeliebhaber war ich, ich hab ständig die Pferde geritten und rein und raus, jeden Tag. Damals haben wir eine Lehre gekriegt, so wie wir fertig waren mit der Schule. Heute …!«

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