Genau genommen werden die ‚Vorstellung-von-sich-selbst-als-begrenztes-Fragment‘ und die ‚Erscheinung-der-Welt-als-solide-und-getrennte-Einheit‘ als nahtloses, sich gegenseitig bestätigendes Ganzes gemeinsam erschaffen.
William Blake sagte dies mit den Worten, dass ein Mensch das sehe, was er selbst sei. Man könnte das auch so sagen: „So, wie BEWUSSTSEIN sich selbst sieht, so erscheint die Welt.“ Es ist eine fast wasserdichte Verschwörung, gefertigt aus der Freiheit und der Kreativität des BEWUSSTSEINS selbst.
BEWUSSTSEIN sieht sich selbst als ein Fragment und die gleiche Kraft, die es der Welt ermöglicht, übereinstimmend mit dieser Sicht zu erscheinen, ermöglicht wiederum, dass die Welt übereinstimmend mit einer neuen Sicht des BEWUSSTSEINS erscheint. Mit der Sicht, die entsteht, wenn BEWUSSTSEIN beginnt zu erwachen, die eigene REALITÄT zu sein, sich an sich selbst zu erinnern.
Dies ist die magische Natur der Welt: dass dieselbe Welt sowohl so gesehen werden kann, dass sie Ignoranz bestätigt, als auch so, dass sie Verstehen bestätigt. Im Grunde ist es die magische Natur des B EWUSSTSEINS , seine Kreativität, seine Allmacht, die dies ermöglicht!
Wir sind immer dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN, ob wir es wissen oder nicht. Und doch vergessen wir dies manchmal. Wir haben die Freiheit, zu vergessen.
Haben wir erst einmal vergessen, so haben wir keine Freiheit mehr, außer der Freiheit, uns wieder zu erinnern.
Auch wenn wir bereits dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN sind, so scheinen wir doch von Zeit zu Zeit begrenzt. Wir fühlen uns begrenzt. BEWUSSTSEIN erlebt sich als durch seine eigene Projektion eingeschränkt.
Es hat diese Einschränkung in seine eigene Unbegrenztheit projiziert und identifiziert sich dann mit dieser Beschränkung. Es vergisst seine wahre Natur. Es ‚verfällt‘ in Ignoranz.
Daraus entsteht für BEWUSSTSEIN das Gefühl, dass seine eigene, wahre Natur irgendwie merkwürdig, unbekannt und unvertraut sei. Dass es verloren sei und wiedergefunden werden müsse. Dass es vergessen worden sei und wieder erinnert werden müsse. Dass es woanders sei, andersartig und getrennt.
BEWUSSTSEIN erkennt nicht, dass es bereits genau das ist, was es sucht, dass es bereits es selbst ist.
Es sieht nicht klar, dass gerade das PURE WISSEN um alles, um das in einem Moment gewusst wird, das Wissen um sich selbst darstellt .
Aber egal, wie tief BEWUSSTSEIN sich mit einem selbst produzierten Fragment identifiziert, egal, wie tief die Ignoranz und die nachfolgenden Gedanken, Gefühle und Aktivitäten sind, die aus dieser Ignoranz entstehen, egal, wie erfolgreich BEWUSSTSEIN die eigene Natur vor sich selbst versteckt – seine Erinnerung an sich selbst ist immer tiefer als sein Vergessen.
Dies trifft immer zu. Schon wegen der Tatsache, dass BEWUSSTSEIN, bevor es etwas anderes zu werden scheint als es selbst, immer nur es selbst ist.
BEWUSSTSEIN ist die primäre Erfahrung in jeglicher Erfahrung, unabhängig vom speziellen Charakter der Erfahrung. Und daher kann die Suche nach sich selbst, der Wunsch, zu sich selbst zurückzukehren, in sich selbst zu ruhen, nie ausgelöscht werden.
Und es ist Ironie, dass aus dem gleichen Grund die Suche beständig unterminiert wird. Denn wenn verstanden wird, dass BEWUSSTSEIN immer sich selbst erfährt, wird gleichzeitig verstanden, dass es nichts gibt, wohin BEWUSSTSEIN gehen oder was es werden könnte.
Daher ist aus dem Blickwinkel der Ignoranz die Suche der erste Schritt, den BEWUSSTSEIN unternimmt, um zu sich selbst zurückzukehren. Aus dem Blickwinkel des Verstehens ist die Suche der erste Schritt, den BEWUSSTSEIN unternimmt, um sich von sich selbst zu entfernen. In beiden Fällen geht BEWUSSTSEIN nie irgendwo hin.
Auch wenn BEWUSSTSEIN sich mit einer Hülle von Vorstellungen, Zweifeln, Ängsten und Gefühlen verschleiert hat, so ist doch der Geschmack seiner eigenen, unbegrenzten, freien und furchtlosen Natur in jeder Erfahrung eingebettet und wird häufig in Form einer Nostalgie oder Sehnsucht erlebt.
Diese Sehnsucht wird oft fälschlich mit einem Ereignis oder einer Zeit in unserem Leben assoziiert. Meistens mit etwas aus der Kindheit, als die Dinge besser zu sein schienen, das Leben glücklicher erschien. Diese Sehnsucht bezieht sich aber nicht auf einen Zustand aus der Vergangenheit, sie bezieht sich auf den Frieden und die Freiheit des dahinter liegenden Bewusstseins, das in jeder aktuellen Erfahrung verborgen ist.
Was ‚damals‘ als ‚GLÜCK‘ gegenwärtig war, das war einfach die unverschleierte Präsenz genau jenes Bewusstseins, das diese Worte sieht und versteht.
BEWUSSTSEIN projiziert die aktuelle Erfahrung nach außen. Und dann verliert es sich in dieser Projektion, in Geist/Körper/Welt, die es selbst aus sich heraus nach außen projiziert hat, und identifiziert sich mit einem Teil davon. So, als würde es sich sagen: „Ich bin nicht mehr dieses offene, freie, unbegrenzte BEWUSSTSEIN. Sondern ich bin dieses begrenzte Fragment, das ich gerade in mir selbst erschaffen habe. Ich bin ein Körper.“
Dabei vergisst BEWUSSTSEIN sich selbst. Vergisst seine eigene, unbegrenzte Natur. Dieses Vergessen wird als ‚Ignoranz‘ bezeichnet. Es ist BEWUSSTSEIN, dass sich selbst ignoriert .
Als Konsequenz dieses SELBSTVERGESSENS entsteht Nostalgie und BEWUSSTSEIN sehnt sich danach, zu sich selbst zurückzukehren, frei zu sein. Zu diesem Zeitpunkt erkennt es nicht, dass es in jedem Moment dieser Reise schon immer nur es selbst ist.
Meditation ist lediglich die Befreiung dieser Projektion von der Bürde der Trennung. Sie ist das ‚Ent-spannen‘ dieser Selbstkontraktion, das Entflechten dieses Netzes der Verwirrung.
Anstatt seine Aufmerksamkeit auf das begrenzte Fragment zu beschränken, auf jenes separate Wesen, als dass es sich selbst erschaffen hat, erlaubt BEWUSSTSEIN seiner eigenen Aufmerksamkeit, zu sich selbst zurückzukehren, zu dem, was es wirklich ist. Es kehrt zu sich selbst zurück. Es erinnert sich an sich selbst.
Und anstatt die Welt aus sich heraus, nach außen zu projizieren, fordert BEWUSSTSEIN sie wieder ein, sieht sie wieder als Teil von sich.
Die Aktivität, sich mit einem Fragment zu identifizieren, und die Aktivität, die Welt nach außen zu projizieren, sind ein und dieselbe. Daher hört mit dem Ende der einen Aktivität auch die andere auf.
BEWUSSTSEIN ist daran gewöhnt, sich selbst als begrenztes Wesen zu sehen und, damit einhergehend, die Welt nach außen zu projizieren. Daher erscheint es anfänglich wie eine ‚ Gegen -aktivität‘, sich an sich zu erinnern, zu sich zurückzukehren. Es erscheint wie etwas, was BEWUSSTSEIN tun müsste, um sich zu finden.
So, wie beim Öffnen der Hand das Entspannen der Selbstkontraktion anfänglich eine Aktivität zu sein scheint.
Aber jedes Mal, wenn BEWUSSTSEIN zu sich zurückkehrt, seine Fixierung auf ein separates Wesen loslässt, jedes Mal, wenn es sich ohne Wahl oder Präferenz dem ganzen Spektrum der gerade erscheinenden Erfahrung öffnet, untergräbt es, ohne das zu wissen, die Gewohnheit, sich selbst und die eigene REALITÄT zu meiden.
So gewöhnt BEWUSSTSEIN sich mehr und mehr daran, in sich selbst als es selbst zu verweilen und nicht länger vorzugeben, etwas anderes zu sein als es selbst.
Der Impuls, in das separate Wesen hinein zu kontrahieren, wird zunehmend unterminiert. BEWUSSTSEIN bleibt zu Hause.
Die Impulse, zu suchen, zu vermeiden, vorzugeben, zu kontrahieren, sie erscheinen weiterhin, aber BEWUSSTSEIN wird nicht mehr zu ihnen hingezogen. Es bemerkt die Impulse, folgt ihnen aber nicht mehr. So beginnen Häufigkeit und Intensität dieser Impulse nachzulassen.
Читать дальше