Die wenigen jüdischen Rockstars änderten ihre Namen und/oder spielten die Tatsache herunter, dass sie als Juden geboren wurden. Sie kapierten, dass es den Massen egal war und dass das Herumwedeln mit einer jüdischen Flagge eher als abstoßend empfunden wird. Die Massen wollen einfach Rockstars!
Wir reden hier über Rock, denk dran! Nicht Pop oder Disco und New Wave noch einen anderen Musikstil. Sondern R-O-C-K.
Man musste in einer Band sein, Songs schreiben und selbst die Instrumente spielen. Voraussetzung waren Gitarren, ein Bass und Drums. Man musste jung sein, weiß (ich habe es ja gesagt!) und ein Mann. Es liegt wiederum nicht an mir, an dieser Stelle ein Werturteil zu fällen: Das Ganze mag ein Resultat der „weißwaschenden“ Medien gewesen sein oder eines schrecklichen, ungerechten Auswuchses von subtilem Rassismus in der Popkultur. Wo der Grund auch immer gelegen haben mag – ich wollte jedenfalls erfolgreich sein. Wenn sie sich nicht vor mir verneigten, so wie ich war, würde ich mich eben verwandeln und sie in ihrem eigenen Spiel schlagen.
R & B war hingen schwarz. The Temptations, die O’Jays und viele andere – glorreich schwarz.
Die Beatles, die Stones und Led Zeppelin und die anderen damaligen Rockstars hingegen waren alles junge, weiße und männliche Künstler, die eine bestimmte Ästhetik vertraten. Vom Aussehen her konnte ich mich nicht mit ihnen vergleichen, da ich nicht „so weiß“ war. Nicht wie ein Brite. Und so holte ich das Beste aus mir heraus. Ich ließ die Haare wachsen, lernte sie zu glätten und zu fönen und benutzte Haarspray. Das mache ich immer noch. Ich begann schrille Klamotten zu tragen, brachte mir das Songwriting selbst bei sowie das Gitarre- und Bassspiel.
Als wir 2012 in London auftraten, schaute Jimmy Page vorbei, um uns anzuchecken. Ungefähr ein Jahr später hielt ich mich wegen meiner Geschäfte in New York auf. Jimmy, der zufälligerweise in der Stadt war (und zudem ein waschechter Gentleman ist), kam vorbei, um mich zu begrüßen. Der Mann, in dessen Händen mehr Classic-Rock-Riffs entstanden als bei allen anderen Bands zusammen. Der Riff-Meister.
Zu Beginn meiner Karriere wusste ich nicht viel über Marketing, ja, hatte den Begriff noch nie bewusst wahrgenommen. Aber ohne andere zu fragen, spürte ich instinktiv, was funktionierte und was nicht. Entweder muss man Marktanalysen erstellen, oder man verfügt über den Instinkt. Ich verspürte – und verspüre immer noch – ein „Bauchgefühl“. Das zahlte sich aus und sicherte mir ein gutes Leben.
Rockstars sahen nicht nur wie Rockstars aus. Ihre Namen klangen auch nach Rockstars! Mick. Jimi. Yeah, „das rockt“. Mit den Namen verband ein Hörer etwas unbestimmbar Cooles.
Alle diese Künstler haben sich selbst erfunden. Von Kopf bis Fuß, von innen nach außen.
Und so entschied ich mich, in einer Band zu spielen. Ich würde meine Erfolgschancen erhöhen, wenn ich einen Mann wie Paul Stanley aussuchte und ihn zu meinem Partner machte. Er war der Popkultur und dem Erfolg so leidenschaftlich zugetan wie ich selbst. Er zeigte sich offen dafür, etwas aus sich zu machen. Wir beiden waren bereit, uns in Chamäleons zu verwandeln und alles für ein Image zu machen, das sich in dem Marktsegment bewährte, das wir anstrebten. Von Kopf bis Fuß.
Sieh wie ein Rockstar aus, benimm dich wie ein Rockstar, und wenn du Glück hast, wirst du vielleicht ein Rockstar werden. Bis du es schaffst, musst du so einiges vortäuschen.
Als ich die 6. Klasse in Spanish Harlem unterrichtete, kannte man mich als Mr. Klein. Und das stellte einen angemessenen Namen für den Job dar. Er klang wie der Name eines Lehrers. Aber Klein würde niemals im Kontext einer Rockband wirken. Der Namen klang kaum nach Rock’n’Roll.
Gene Simmons war zwar nicht perfekt, doch eindeutig besser als Chaim Witz, und und so nennt man mich seit 1972 Gene Simmons.
So weit, so gut.
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