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Barbara Cartland: Das gefährliche Spiel

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Barbara Cartland Das gefährliche Spiel

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Nach den Feierlichkeiten zum Goldenen Thronjubiläum, erfährt Zenka, daß ihre Verwandte Königin Viktoria von ihr erwartet, König Miklos von Karanya zu heiraten. Wütend, daß man von ihr verlangt, einen Mann zu heiraten, den sie nicht kennt, beschließt Zenka, sein Leben zur Hölle auf Erden zu machen. Wenn ihre bevorstehende Hochzeit auch nur einen Funken Glück anstatt purem Haß versprochen hätte, hätte sie auch nie einem einfachen Dieb erlaubt, sie zu küssen – selbst, um dem König eins auszuwischen! Doch in den Bergen Zentraleuropas werden ihre Gefühle sie in Gefahr bringen, bevor die fordernden Lippen des Königs ihr unendliches Glück bereiten können.

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Das Gefährliche Spiel

Barbara Cartland

Barbara Cartland E-Books Ltd.

Vorliegende Ausgabe ©2016

Copyright Cartland Promotions 1985

Gestaltung M-Y Books

www.m-ybooks.co.uk

1.~1887

„Diese vielen Verwandten machen mich krank“, sagte Prinzessin Wilhelmina.

Ihre Cousine, Zenka, sah sie mit einem Lächeln an.

Sie wußte, daß Wilhelmina an allem etwas auszusetzen hatte, obwohl sich wohl niemand über das offizielle Frühstück beklagen konnte, das die Königin zu ihrem Goldenen Jubiläum gegeben hatte.

Für Zenka war es nach dem ruhigen Leben, das sie in Schottland geführt hatte, sehr aufregend gewesen.

Der König von Dänemark hatte zur Linken der Königin gesessen, der König von Griechenland zu ihrer Rechten und der König von Belgien hatte ihr gegenüber Platz genommen. Die große goldene Platte in der Mitte der Tafel hatte der ganzen Angelegenheit eine goldene Aura verliehen.

„Man hätte wenigstens annehmen können“, fuhr Wilhelmina in ihrer häßlichen kehligen Stimme fort, „daß unter dieser Horde von Gratulanten wenigstens einige junge Männer für uns gewesen wären.“

Zenka blickte sie amüsiert an.

Es war wohl bekannt, daß Wilhelmina von Preußen, die bereits fast dreißig Jahre alt war, die letzten zehn Jahre damit verbracht hatte, die europäischen Königshöfe nach einem geeigneten Ehemann zu durchkämmen.

Sie war jedoch sehr dick und häßlich und hatte ein abstoßendes, hinterhältiges Wesen, so daß alle Prinzen die Flucht ergriffen, sobald Wilhelmina erschien. Jede Unterhaltung über Heirat wurde abrupt beendet, sobald Wilhelminas Name erwähnt wurde.

Zenka wollte jedoch nicht unhöflich sein und setzte sich neben Wilhelmina auf das Sofa.

„Aber es waren doch einige geeignete Junggesellen auf der Gesellschaft. Was hältst du von Louis William of Baden?“

Wilhelmina warf ihr einen beißenden Blick zu.

„Louis William ist verlobt und wartet nur darauf, daß die Feierlichkeiten des Jubiläums beendet sind, um seine Verlobung bekannt zu geben.“

„Das wußte ich nicht“, erwiderte Zenka. „Dann sieht es so aus, als bliebe nur noch der Prinz Devanongse von Siam übrig!“

„Wirklich, Zenka, du bist unmöglich!“ rief Wilhelmina aus. „Ich bin sicher, daß er jetzt schon einen ganzen Harem von Frauen hat.“

„Ja, das könnte schon wahr sein“, stimmte Zenka ihr zu. „Auf der anderen Seite glaube ich auch nicht, daß das Goldene Jubiläum die geeignete Gelegenheit ist, um sich nach einem Ehemann umzusehen.“

„Die Königin ist als Heiratsvermittlerin von Europa bekannt“, erwiderte Wilhelmina. „Wenn ich mutig genug wäre, würde ich mit ihr über meine Heirat sprechen.“

Zenka lachte.

„Dazu bist du bestimmt nicht mutig genug. Keine von uns ist das.“

Während sie sprach, dachte sie daran, daß Königin Victoria in der Tat eine sehr ehrfurchtgebietende Persönlichkeit war. Und es war allgemein bekannt, daß der Prince of Wales zu zittern begann, wenn seine Mutter nach ihm rufen ließ.

Sie selbst war das Gesetz, und es war ihr sogar gelungen, die althergebrachten Regeln für das Goldene Jubiläum zu ändern.

Sie hatte es eigensinnig abgelehnt, zum Gottesdienst in der Westminster Abbey, der am nächsten Tag stattfinden sollte, die Krone und das Zepter zu tragen.

Der Premierminister hatte lange mit ihr gestritten, und schließlich hatten ihre Kinder die Prinzessin von Wales zu ihr geschickt, die jedoch nach kurzer Zeit zurückkam.

„Noch niemals bin ich so verächtlich behandelt worden!“ erzählte sie all denen, die auf das Urteil warteten.

Nichts und niemand konnte die Königin davon abbringen, einen Hut zu tragen.

Sie wußte wohl, daß Lord Halifax der Meinung war, die Leute hätten für ihr Geld auch ein entsprechendes Schauspiel verdient. Und sie wußte, daß Mr. Chamberlain der Meinung war, eine ,Regentin müßte großartig’ aussehen. Lord Roseberry, der eine beißende Zunge hatte, äußerte kategorisch, daß das Empire ,von einem Zepter nicht von einem Hütchen regiert werden sollte’.

Die Königin jedoch ließ sich von keinem dieser Argumente überzeugen.

Am nächsten Tag fuhr sie im Hütchen zur Abbey, nachdem sie ihren Hofdamen die schriftliche Anweisung hatte geben lassen, ,Hüte zu tragen und lange, festliche Kleider ohne Überhang’.

Als sie dann langsam die Stufen der Abbey hinaufschritt, konnte trotz alldem niemand umhin, ihre außergewöhnliche Eleganz und ihr selbstbewußtes Auftreten zu bewundern.

Zenka war der Meinung, daß es auf der ganzen Welt nichts Großartigeres geben konnte, als die Eskorte der Königin.

Gleich hinter ihrem offenen Landauer folgte die Indische Kavallerie, dann die männlichen Mitglieder ihrer großen Familie, drei Söhne, fünf Schwiegersöhne und neun Enkel.

Begeistert war die Menge vom Anblick des Kronprinzen von Deutschland. Sein Bart war goldfarben, die Uniform weiß und Silber. Auf seinem Helm war der deutsche Adler - man hätte ihn für einen mittelalterlichen Helden halten können.

Alle seine Verwandten wußten, daß der Prinz nicht sprechen konnte, da er an Kehlkopfkrebs erkrankt war, und die Königin machte sich große Sorgen um ihre Lieblingstochter Vicky, über die viele Gerüchte zu hören waren.

Der Gottesdienst dauerte sehr lange, war jedoch außerordentlich eindrucksvoll. Anschließend küßten die Prinzessinnen der Königin die Hand und alle Anwesenden waren bezaubert von dem lieblichen Anblick.

Der Lunch begann nicht vor vier Uhr und war fast eine Wiederholung des Vortages.

Man hatte Zenka erzählt, daß nun in Kürze eine Parade der Blaujacken vorbeimarschieren würde, die die Königin vom Balkon aus beobachten würde. Anschließend sollte die Übergabe der Geschenke im Ballsaal stattfinden.

„Ihre Majestät kommt!“ rief plötzlich jemand. Zenka erhob sich, als die Königin eintrat. Ihre schwarzen Kleider rauschten, als sie durch ihre Verwandten hindurch an das Fenster schritt.

Sehr viel später am Abend trug die Königin ein funkelndes Jubiläumsgewand, das mit silbernen Rosen geschmückt war. Das Dinner war bereits beendet, als Wilhelmina jetzt ihr Gespräch mit Zenka fortsetzte.

Die indischen Prinzen und das Corps Diplomatique wurde der Königin vorgestellt. Zenka dachte sich, daß eigentlich genügend Männer anwesend waren, geschmückt mit gold-verzierten Uniformen und farbenfreudigen Turbanen, die Wilhelminas Gefallen finden könnten.

Aber als sie beide Seite an Seite in den Chinesischen Saal gingen, beschwerte Wilhelmina sich noch immer.

„Ich hoffte, daß du einmal tanzen würdest“, flüsterte sie.

„Um ehrlich zu sein“, erwiderte Zenka, „schmerzen meine Beine vom langen Stehen. Oh, sieh doch nur das Feuerwerk! Ist es nicht wunderschön? Was willst du mehr?“

„Wenn du die Wahrheit wissen willst“, antwortete Wilhelmina, deren Zunge vom Wein gelöst war, „ich will einen König heiraten!“

„Einen König?“ rief Zenka amüsiert aus. „Warum willst du das denn tun?“

„Ich würde eine gute Königin abgeben“, antwortete Wilhelmina. „Und wenn ich mir die Juwelen der Prinzessin von Wales ansehe, muß ich daran denken, wie gut sie mir stehen würden.“

Zenka unterdrückte ein Lächeln.

Die Prinzessin trug eine wunderschöne Diamanttiara und ihr Halsband blinkte wie tausend Sternebei jeder ihrer Bewegungen. Aber sie war auch zweifellos die schönste Frau der Königlichen Familie.

Während sie durch den Saal schritt, hatte Zenka den Eindruck, sie würde schweben. Ihr Hals erinnerte an einen Schwan und ihr Lächeln war herzlich und ansteckend, wodurch sie sich von den anderen sehr unterschied.

Es war genauso unmöglich, daß Wilhelmina einen solchen Anblick bieten würde, wie es unmöglich war, über den Mond zu springen, dachte Zenka.

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