Ein bisschen bang wird uns auf dem Rückflug nach Deutschland dann schon, weil wir daran denken, wie viel Verwaltungskram uns ab sofort bevorstehen wird.
Ich werde meinen sicheren Beamtenjob aufgeben, die Wohnung muss aufgelöst werden und wir sind gezwungen, unsere Absicht den Kindern und unseren Eltern schonend beizubringen.
Die Sache mit der Krankenversicherung will geklärt sein, genau wie der Antrag bei der Einwanderungsbehörde. Auf Anhieb fallen uns nun tausend Dinge ein, die gekündigt oder umgeschrieben werden müssen.
Aber trotzdem: uns bleiben ganze drei Monate, um alles zu regeln. Zum 1. Juli wollen wir bereits Wahlspanier werden. Die Deadline steht – nun geht es an die Verwirklichung.
Tipp:
Nehmen Sie sich vor dem endgültigen Auswandern genügend Zeit, alles zu ordnen.
Bitte denken Sie daran: Sie werden in Spanien erst dann Anträge stellen können, wenn Sie über eine sogenannte N.I.E.-Nummer verfügen und eine Residencia besitzen (und zwar in dieser Reihenfolge).
Das Beste ist, sich sofort nach der Ankunft mit einer der zahlreichen deutschsprachigen ›Gestorías‹ in Verbindung zu setzen. Dort wird man Ihnen weiterhelfen, Sie mit den wichtigsten Informationen und Angeboten versorgen.
Sorgen Sie dafür, dass Sie die spanische Sprache zumindest in Ansätzen verstehen können. Ein finanzielles Polster für die Anfangszeit ist ebenfalls unabdingbar, jedenfalls sofern Sie keinen Schiffbruch erleiden wollen.
Und schließlich: in Spanien ist nicht alles viel billiger als in Deutschland! Postgebühren sind zum Beispiel gleich um ein Vielfaches höher, auch die Benzinpreise und die Kosten für die Lebenshaltung steigen stetig, sind inzwischen fast schon auf deutschem Niveau. Das gilt auch beim Einkauf im Discounter.
4 – Befreiung durch Auswandern
Unser Aufenthalt in Spanien ist erst einmal vorüber. Schon als wir in Frankfurt aus dem Flugzeug kommen, würden wir am liebsten sofort umkehre und die nächste Maschine zurück nach Alicante besteigen. Plötzlich fallen uns hier tausend Dinge auf, die in unserer alten Heimat anders und nicht unbedingt besser sind.
Da ist, allen voran, der wieder einmal bleiern graue Himmel, welcher bedrückend tief über der Landschaft hängt. Viele Menschen gucken frustriert aus der Wäsche, weil sie hektisch einem engen Zeitplan hinterherrennen müssen. Hier ist man eben nicht ›tranquilo‹. Der Frühling lässt jetzt im März auch noch auf sich warten, während am südlichen Ende Europas die Farbenpracht selbst im Winter nicht nachlässt.
Aber wir werden in den nächsten Wochen und Monaten ohnehin wenig Zeit finden, hierüber lang nachzudenken – das deutsche Leben muss seinen Abschluss finden, und das erfordert sehr viel Papierkram und Organisationstalent. Das ist ein notwendiges Übel.
Eine der ersten Tätigkeiten nach der Rückkehr ist, meinen Antrag auf Entlassung aus dem Beamtenverhältnis in den Briefkasten der Stadtverwaltung zu werfen. Freilich, dies war all die Jahre ein bombensicherer Job gewesen; dennoch fühle ich mich erstaunlicherweise wie ein Häftling, dem man soeben die schwarze Eisenkugel vom Fußgelenk gesägt hat: FREI.
Nach einigen Tagen und Telefonaten steht fest, dass ein befreundeter Spediteur unseren MiniUmzug nach Spanien durchführen wird. Lediglich das Nötigste wollen wir mitnehmen, kaum Möbel oder andere sperrige Gegenstände.
Wir beginnen nach und nach, das Haus auszuräumen. Ein Teil des Interieurs landet auf dem Sperrmüll, den Rest verschenken wir an Freunde. Mein üppiger Kleiderschrank wird gnadenlos aussortiert und alles Überflüssige aus unserem vollgestopften Keller weggeworfen.
Es ist wie eine Befreiung, eine Entschlackung unserer Leben. Das Haus wird künftig vermietet werden. Hoffentlich an die Richtigen, ein bisschen bange ist mir durchaus.
Der mit der Auswanderung verbundene Papierkram raubt uns gehörig Nerven. Stellenweise könnte man denken, man wäre der allererste Mensch, der das Land verlässt und seine Angelegenheiten regeln muss, so dämlich stellen sich Krankenkassen, andere Versicherungen und das Einwohnermeldeamt an.
Gleichzeitig müssen wir über einen Rechtsanwalt unsere neuen Firmen in Spanien gründen lassen, denn der Brötchenerwerb soll ja nahtlos weitergehen. Es handelt sich hierbei um ›S.L.‹Gesellschaften, das sind spanische Pendants zur deutschen GmbH. Nebenbei erfahren wir, dass die zu erwartenden Steuerlasten in Spanien weit unter den deutschen Beträgen liegen werden. Auch das ein netter Nebenaspekt, zweifellos!
Ich werde in Zukunft eine Firma für SoftwareSupport führen und Bücher schreiben, denn ich hatte in der Vergangenheit schon immer Schriftstellerin werden wollen. Kreative Berufe haben mich stets gereizt, doch überwog bislang leider immer der Gedanke an finanzielle Sicherheit.
Freunde, Familie und Bekannte nehmen die Nachricht über unsere frisch gefassten Absichten sehr unterschiedlich auf. Während die einen uns zu diesem Schritt begeistert beglückwünschen und uns nicht nur ein wenig beneiden, sind andere bestrebt, uns möglichst viele Ängste einzureden. Wieder andere sind nicht begeistert, dass wir nun nicht mehr ohne weiteres greifbar sein werden, wenn man Gefälligkeiten von uns haben möchte. Wir hatten wegen unserer Gutmütigkeit sonst nämlich immer schlecht ›nein‹ sagen können, was von manchen Leuten oft und gerne ausgenutzt wurde.
Unsere etwas enttäuschten Kinder trösten sich letzten Endes mit dem Gedanken, künftig kostenlos Urlaub in Spanien machen zu können. Sie werden ihren Alltag ganz normal weiterführen, zur Schule gehen und studieren. Mit gerade mal 2 ¼ Stunden Flugzeit ist man ja auch nicht aus der Welt. Freilich bedeutet unsere Auswanderung auch für sie eine Umstellung, mein Gewissen piesackt mich deswegen. Aber mein älterer Sohn hat es auf den Punkt gebracht: Eine glücklichere Mutti ist ihm viel lieber, auch wenn sie im Ausland arbeitet und deswegen nicht ständig greifbar ist. Wozu gibt es schließlich Skype, man kann prima Kontakt halten und sich sogar dabei sehen. Der 1. Juli rückt jetzt mit großen Schritten näher und wir geraten auf den Schluss zu ganz schön in Zeitdruck …
Tipp:
Manchmal ist es kostengünstiger, sich in Spanien mit neuen oder gut gebrauchten Möbeln einzudecken, als sein gesamtes Interieur aus Deutschland mitzubringen. Von der schönen Ledercouch bis zum Doppelbett – Sie bekommen hier günstige Sachen zu kaufen! Rechnen Sie die Transportkosten durch, bevor Sie einen Spediteur anheuern.
Fangen Sie rechtzeitig damit an, in Deutschland all Ihre Verträge zu kündigen. Beim Einwohnermeldeamt kann man sich aber erst kurz vor dem Umzug aus Deutschland abmelden.
Falls Sie in Deutschland einen tollen Job hatten: prüfen Sie, ob Sie sich nicht zunächst nur beurlauben lassen können! Haben Sie ihn erst gekündigt, ist der Rückweg verbaut.
Sollten Sie eine Firma gründen wollen, sprechen Sie unbedingt vor Ort zuerst mit einem kompetenten Steuerberater! Er kann Sie vor den gröbsten Fehlern bewahren und erkennen, welche Gesellschaftsform für Ihr zukünftiges Gewerbe infrage kommt, oder ob Sie mit einem Einzelgewerbe besser fahren würden.
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