Anna Prizkau - Fast ein neues Leben

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Eine Familie kommt aus ihrem alten Land nach Deutschland. Dort passiert Unvorstellbares und Unverständliches – zumindest für die Tochter der Einwanderer. Sie, die Ich-Erzählerin, wächst auf im neuen Land, doch die Geschichten über das alte lassen sie nicht los. Sie wird erwachsen in dem Gefühl, immer eine Fremde zu bleiben, niemals dazuzugehören. Später wird aus ihr eine Theaterautorin; erfolglos, arbeitslos, aber voller Hoffnung.
In diesen atmosphärisch feinen Erzählungen, die zusammen einen kleinen, dichten Roman der Fremdheit und der Sehnsucht ergeben, begegnet die Erzählerin dem neuen Leben, der neuen Sprache, den neuen Menschen: Martha, die vielleicht töten muss, um zu besitzen. Marcel, den alle Mädchen küssen wollen. Samiha und Olcay aus dem türkischen Viertel, die eine unerklärliche Todesangst vor dem Fahrstuhl in ihrem Hochhaus haben. Sie trifft den Chef ihrer Mutter, der mehr will als nur eine gute Angestellte, den sadistischen Mann vom Arbeitsamt und Frank, das Männermodel, das seine Haare hochtoupiert trägt.
Als Kind schämt sie sich noch für ihre Eltern und dafür, dass man bereits am «Hallo» ihres Vaters erkennt, dass er kein Deutscher ist. Später, als junge Frau, bringt ihr die Sprache ihres alten Landes, im falschen Moment und vor den falschen Leuten gesprochen, geprellte Rippen und eine aufgeplatzte Lippe ein. Denn neben der neuen, rätselhaften Freundlichkeit, bleiernen Höflichkeit und warmen Distanziertheit, mit der das fremde Mädchen, das später eine fremde Frau ist, sich konfrontiert sieht, muss sie auch immer wieder Schläge einstecken – aus bekannten Mündern und von unbekannten Fäusten. Doch sie schlägt zurück: nicht nur mit ihren Lügen, sondern auch mit ihren Träumen.
Anna Prizkau erzählt in «Fast ein neues Leben» vom neuen Land, das Deutschland ist, von den Frem- den und den Verlorenen, auch denen, die hier geboren wurden.

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FAST EIN NEUES LEBEN

Erzählungen

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schwarze Sonne strahlt mich an.

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Meistens verkaufte Antoni seinen Körper für zwei Wochen. An Frauen, nicht an Männer. Auch seine Freunde machten das. Sie saßen an der Bar des All-inclusive-Riesen. Am Morgen tranken sie Kaffee und kauten auf dem Zuckerrohr, das die Barfrau auf jede Untertasse legte. Am Abend hatten sie Mojitos, Piña coladas oder Rum mit Cola. Sie tranken immer das, was ihre Frauen tranken.

Am ersten Tag der Alles-inklusive-Tage wusste ich noch nicht, was seine Arbeit war. Ich saß am Tisch rechts von der Theke auf einem der Sessel aus grauweißem falschen Leder. Ich zählte seine Tattoos, das Schwarz auf seiner schwarzen Haut. Ich zählte sechs, dann kam mein Vater, setzte sich und rauchte eine Zigarette, stand auf und ging zur Bar, kam wieder mit einem Cappuccino. Er nahm das Zuckerrohr von seiner Untertasse, warf es ins blaue Glas des Aschenbechers, sein Kinn lag jetzt in Falten. Er mochte nichts, was er nicht kannte. Das wusste ich.

Ich war zu alt für einen Urlaub mit meinem Vater. Die Reise hatte er mir geschenkt, deshalb sagte ich zu.

»Zum Strand?«, sagte mein Vater. Ich nickte. Er las ein Buch. Ich schlief. Abwechselnd gingen wir ins Wasser. Der Ozean war viel zu warm. Als ich am Nachmittag im Zimmer den Sand von meinen Füßen wusch, überlegte ich, worüber ich mit meinem Vater sprechen sollte. Wir redeten seit Jahren nicht, redeten nicht richtig. Seit diesem Sommertag, an dem meine Mutter zum Frühstück zwei Packungen Schlaftabletten schluckte und danach immer wieder in der Klinik war. Es gab keine Gespräche mehr. Es gab ein »Wie geht es ihr?« – »Es geht schon, mach dir keine Sorgen« und ein »Was gab’s bei euch zu essen? – »Dies und das«. Sie lebten immer noch zusammen, obwohl sie sich nicht liebten. Nicht mehr. Sie kochte, er achtete darauf, dass sie ihre Medikamente nahm.

»Hast du sie angerufen?«, sagte ich im Restaurant an unserem ersten Abend.

»Ja.«

»Und?«

»Nichts und. Alles okay.«

Das Gesicht meines Vaters war gebräunt. Die Haare hatte er gewaschen, sie waren dicht und dunkel, aber die eine dicke Strähne, die ihm wie immer in die Stirn fiel, war grau und milchig. Ich wusste nicht, ob er ein schöner Mann war. Ich wusste nur, dass meine Freundinnen das immer sagten. Im Restaurant waren vielleicht zweihundert Menschen. Sie redeten über Quebec, Toronto, Montreal. Die meisten kamen aus Kanada. Wie Shelly. Sie setzte sich am dritten Abend in der Hotelbar zu uns, es war der letzte freie Sessel. Shelly war klein und breit, und die Querstreifen ihres Jerseykleides machten sie noch kleiner, breiter, beinah rund. Sie hatte große graue Augen und einen schönen Schwung der Nasenspitze – alles in ihrem Gesicht war regelmäßig und symmetrisch. Auch die drei, vier senkrechten Falten auf der Stirn, die ihren Blick verfärbten. Selbst wenn sie lachte, sah sie ernst aus. So wie jetzt. Sie lachte, weil sie vom Schnee in Kanada erzählte. Mein Vater lächelte sie an, sprach schönes Englisch. Ich wusste nicht, dass er überhaupt Englisch sprechen konnte, und starrte auf sein Lächeln. Er sah es, sagte: »Holst du uns was zu trinken.«

An der Bartheke war die Schlange lang, die Menschen waren laut, betrunken, obwohl es erst acht Uhr am Abend war. Ich sah den Mann mit den Tattoos und lächelte. Er sah an mir vorbei, schaute drei Frauen an, die sich Mojitos holten. Drei Polinnen, voluminös und rot. Als mir die Barfrau meine Gläser gab, lehnte ich mich über den Tresen, berührte wie zufällig seinen Arm. Er legte seine dunkle, warme Hand auf meine und sah mir in die Augen, sagte »Salute« und ließ los.

Als ich mit den Getränken zurück zu unserem Tisch kam, streichelten Shellys Hände die Knie meines Vaters. Sie hatte dunkelblaue falsche Nägel und zwinkerte mir zu. Ich stellte die zwei hohen, schmalen Gläser auf den Holztisch, rauchte noch eine Zigarette und ging aufs Zimmer. Ich stand schon an der Treppe, drehte mich um und sah, wie Shelly jetzt meinem Vater gegenübersaß, wie ihre Arme auf seinen Schultern lagen – und ihre Hände strichen dabei über seinen Hinterkopf, über die Haare meines Vaters. Ich erkannte ihn kaum wieder.

Das Zimmer roch nach Chlor. Die Wände waren einmal gelb und glatt, jetzt trugen sie Verfärbungen, Risse, schwarze Flecken. Im Bad fehlten sieben Kacheln. Der Fernseher sprach nur auf Spanisch. Und der Balkon zeigte zum Pool und zu acht rot gebrannten Menschen mit Badehosen, Bikinis und mit Bier. Sie tanzten. Ich schaute Fernsehen, ohne etwas zu verstehen, bis ich einschlief.

Nachts hörte ich im Flur zwei Stimmen. Die eine war vielleicht von Shelly, die andere war vielleicht von meinem Vater. Die Frauenstimme sagte, dass sie viel Spaß hatte, und dann: »Warum bist du so nass?«

Die Stimmen lachten. Mein Mund verzog sich und mein Bauch. Die Männerstimme war wirklich die von meinem Vater, denn er hatte das Zimmer neben mir. Ich drückte mir fest Kopfhörer in die Ohren, hörte Musik, so laut, dass mich das iPhone davor warnte. Nach einer Stunde tat der Kopf weh und in den Schläfen blitzte es. Ich machte die Musik aus und konnte nicht mehr schlafen. Die Uhr zeigte auf drei. Ich zog das Nachthemd aus und ein Kleid an, wollte zum Strand. Auf dem Weg lag die All-inclusive-Disco, ein altes Sommerlied lief laut aus ihrer Tür, und an der Ecke stand der Mann mit den Tattoos. Er trug in dieser Nacht das rote Cap nicht, das er am Morgen immer trug. In seinem Gesicht lagen jetzt Locken: Dreads. Sein Nacken und seine Schläfen waren ausrasiert. Ich lächelte. Er auch.

»Ich heiße Antoni. Wie ist dein Name? Woher kommst du?«, sagte er auf Englisch.

Ich sagte: »Deutschland.«

»Und wie alt bist du?«, sagte er und strich mit Daumen und Zeigefinger über seine Oberlippe. Seine Bartstoppeln waren durchs weiße Licht am Eingang vor der Disko erst jetzt enttarnt: Es waren Kinderbartstoppeln.

Ich sagte: »22. Und du?«

»Auch 22.« Er lächelte noch mal, hob einen Arm, um sich mit seiner Hand über den Nacken zu fahren. Wenn er den Arm so beugte, sahen seine Muskeln größer aus. Das wusste er. Wir redeten über Musik, über Versace-Sonnenbrillen, über Raúl Castro, und Antoni nahm meine Hand.

»Was ist in Deutschland deine Arbeit?«

»Ich studiere.«

»Du gehst zur Schule?« Er ließ auf einmal meine Hand los.

»Nein, zur Universität.«

»Aber du arbeitest nicht?«

»Noch nicht.« Ich sah, dass Antoni die Antwort nicht gefiel. Er holte ein Smartphone aus der Tasche und schaute auf das Display.

»Und du arbeitest im Hotel?«

»Ja.«

Er drehte sich jetzt weg, ohne die Augen vom Display zu lösen, und machte mit der Hand eine Auf-Wiedersehen-Bewegung.

Am Morgen saß er wieder an der Bar. Daneben eine der drei Polinnen. Ich trug einen roten Lippenstift, ein rotes Kleid und ging zum Tresen, bestellte einen Kaffee, beugte mich zu ihm, berührte wieder seinen Arm und ließ es wieder wie einen Zufall aussehen. Antoni aber schaute mich nicht an. Ich setzte mich beleidigt in das falsche Leder. Mein Vater kam etwas später, schaute mir in die Augen und machte sich jetzt Sorgen. Das sah ich. Nach drei Tassen Kaffee und vielen Zigaretten sagte er, dass wir spazieren sollten. Zum anderen Ort. Am Strand entlang. Wir gingen. Die All-inclusive-Liegen lagen nach einer Stunde hinter uns. Vor uns nur Ozean, Sand, Palmen. Und aus dem Nichts heraus tauchte ein Café auf. Es sah geschlossen aus, doch als wir näher kamen, sahen wir, dass es geöffnet war. Wir tranken süße Limonade und redeten. Nicht über Antoni. Nicht über Shelly. Über die letzten Jahre. Seit sieben Jahren hatte mein Vater keinen Urlaub mehr gehabt. Er hatte zwar frei, doch war zu Hause. Immer. Er konnte meine Mutter nicht alleine lassen.

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