Technologieunterstützung zieht sich als roter Faden durch fast alle Bereiche unseres Arbeitslebens: Bürokräfte können beispielsweise heute bereits zeitlich und räumlich sehr unabhängig arbeiten. Denn mithilfe von Smartphone, Tablet und Notebook gilt: „Mein Büro ist, wo ich bin.“ Man ist nicht mehr unbedingt auf das eigene Firmenbüro angewiesen, um seinen Job erledigen zu können. Aber auch vor handwerklichen, manuellen Tätigkeiten macht die Technologisierung nicht halt. Selbst bei Kanalarbeiten kriecht mittlerweile der Reinigungsroboter in die Kanalrohre und befreit diese von Unrat. Um in Zukunft im Job bestehen zu können, ist Bildung und Fortbildung im Umgang mit Technologie daher ein kritischer Erfolgsfaktor.
Wie können sich alle aber angemessene Bildung und Fortbildung in unserer Gesellschaft leisten? Indem wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit werden. Wissenschaftliche Modelle zeigen, dass es möglich ist, den Bürgern in Europa ein sogenanntes „bedingungsloses Grundeinkommen“ zu garantieren. In Skandinavien gibt es dafür bereits Pilotregionen. Wenn hier ein Kind zur Welt kommt, dann wird diesem Kind durch das gesamte Leben bis zum Tod monatlich ein bedingungsloses staatliches Grundeinkommen im Bereich von 1.000 bis 1.500 EUR ausgezahlt. Wie ist das möglich? Indem staatliche Verwaltungskosten massiv gesenkt werden. So muss kein Arbeitslosengeld, kein Krankengeld, kein Kindergeld, keine Sozialhilfe verwaltet werden, wenn es ein bedingungsloses Grundeinkommen gibt. Der öffentliche Verwaltungssektor schrumpft dadurch auf ein Minimum. Daher ist es plötzlich möglich, den Bewohnern einer solchen Region oder eines Staates oder eines Staatenbundes, wie der EU, monatlich ein bedingungsloses Grundeinkommen auszuzahlen. Mit dieser Grunderversorgung ist es uns dann möglich, freier zu wählen und zu agieren. Man kann die Schule und eine Lehre in Ruhe absolvieren, studieren und durch einen Job das Einkommen auf dieser Basis steigern. Die berufliche Tätigkeit kann man auch sehr gut und einfach unterbrechen, um sich vielleicht von Grund auf fortzubilden. Durch das bedingungslose Grundeinkommen werden wir alle finanziell unabhängiger von Arbeit. Auf diesem Weg wird es den Menschen einer Gesellschaft in großer Breite Zugang zu Bildung und Fortbildung garantieren.
Denn ein Punkt ist klar: Nur mit Bildung kommt Arbeit in unser Leben in unserer zukünftigen Gesellschaft. Gleichzeitig werden Jobs in allen Bereichen auch vielfältiger und interessanter, und wir bekommen mehr Unterstützung vom Kollegen Computer in der neuen Welt des Arbeitens. Zeitlich ist diese Zukunft schon sehr nah; näher als wir denken.
Werden Maschinen unsere Bauern ersetzen?
// HEINRICH PRANKL
Ein Traktor wendet selbständig am Ende des Feldes und fährt vollautomatisch in die nächste Spur. Eine Drohne überfliegt ein Feld und lokalisiert Rehkitze mittels einer Infrarotkamera – die Positionen werden auf einer Karte eingetragen. Satelliten erstellen in regelmäßigen Abständen hochauflösende Fotos von landwirtschaftlichen Flächen – daraus wird für jede Fläche ein Wachstumsindex berechnet. Ein Roboter pflückt Äpfel oder erntet Tomaten – natürlich nur die reifen! Im Stall marschieren die Kühe in eine Box und werden von einem Roboter vollautomatisch gemolken – wann immer sie Lust dazu haben. Die Fütterung erfolgt ebenfalls automatisch.
Fiktion? Weit gefehlt – alles bereits Realität! In der Landwirtschaft sind derzeit bereits Dinge möglich, die manch einer einem Science-Fiction-Film zuordnen würde. Bedienterminals, Zugriff auf Fahrzeuge aus dem Internet, Datenplattformen, Satellitensysteme etc.
Zugegeben: Es ist ein großer Unterschied, ob etwas technisch bereits möglich ist oder ob es auch erfolgreich umgesetzt werden kann. Viele Technologien rechnen sich nicht, zumindest derzeit noch nicht. Einiges ist „nice to have“, bringt aber nicht wirklich einen Nutzen. Manches existiert als Prototyp, ist von einer Serienfertigung aber weit entfernt. Andere Entwicklungen haben jedoch großes Potenzial. So gibt es jetzt bereits Sensoren (für den Traktor oder auch für Drohnen), mit denen der Düngerbedarf für Pflanzen ermittelt werden kann. Bei der Überfahrt über das Feld wird der Düngerstreuer automatisch geregelt, sodass die Pflanze genau die Nährstoffe bekommt, die sie benötigt.
Viele Innovationen, die heute noch belächelt werden, sind vielleicht morgen nicht mehr wegzudenken. Wagen wir daher einen Blick in die Zukunft. Wenn heute bereits ein Traktor vollautomatisch fahren kann (verschiedene Firmen haben Prototypen von Roboter-Traktoren ohne Fahrerkabine bereits vorgestellt), dann ist es eher eine Frage der Wirtschaftlichkeit und nicht der Technologie, ob, wann und für welche Anwendung die Feldarbeit automatisch erfolgen wird. So könnte z. B. das Ausbringen von Pflanzenschutzmittel im Wein- oder Obstgarten (die oft eingezäunt sind) schon bald durch einen Roboter erfolgen. In den USA werden in den nächsten zehn Jahren auch bereits Roboter am Feld fahren – in Österreich aus rechtlichen und vor allem aus Kostengründen wohl noch länger nicht.
Tätigkeiten wie Düngung oder Pflanzenschutz werden präziser und bedarfsgerechter sein. So werden z. B. Krankheiten auf Pflanzen erkannt und präzise (und nicht mehr flächendeckend) behandelt. Kamerasysteme können zwischen Unkraut und Nutzpflanzen unterscheiden, sodass Pflanzenschutzmittel punktuell ausgebracht werden können. Auflösung und Funktionalität von Satellitenbildern werden weiter verbessert, wodurch eine Beobachtung der Pflanzenentwicklung bis hin zu Ertragsprognosen möglich ist. Das Maschinenmanagement wird in Zukunft wesentliche Fortschritte machen. Die Nutzung von exakten, lokalen Wettervorhersagen wird eine Optimierung der Ernteketten ermöglichen. Damit können schlagkräftige Maschinen betriebsübergreifend und gezielt eingesetzt werden.
In der Tierhaltung wird sich die individuelle und bedarfsgerechte Behandlung weiter verbessern. Tiere werden mit Sensoren ausgestattet, die den Gesundheitszustand, aber auch das Bewegungsverhalten aufzeichnen. Krankheiten oder Verletzungen können dadurch frühzeitig erkannt und Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden. Routinetätigkeiten wie Fütterung, Melken oder Entmistung werden in der Tierhaltung weitestgehend automatisiert.
Alle elektronischen Systeme in der Landwirtschaft – Sensoren auf Maschinen, an Tieren, bis hin zum Satellit – produzieren eine Unmenge an Daten. Diese Daten werden zukünftig auf zentralen webbasierten Plattformen abgelegt und fließen in ein Farmmanagement und -Informationssystem ein. Die Daten werden für Ressourcen- und Maschinenmanagement verwendet und ermöglichen zielgerichtete Auswertungen für informationsbasierte Entscheidungen. Durch Verknüpfung mit Wetter- und Bodeninformationen können z. B. individuelle Sortenempfehlungen abgeleitet werden. Das System tauscht aktuelle Informationen über offene Schnittstellen mit anderen Datenbanken aus. Dies erlaubt eine lückenlose Herkunfts- und Qualitätskontrolle, eine verbesserte Abwicklung von Servicedienstleistungen sowie die automatische Erfüllung von Dokumentationsverpflichtungen.
Die Arbeit des Landwirts ist multidisziplinär und anspruchsvoll. Umfassendes Fachwissen ist für eine gute landwirtschaftliche Praxis notwendig. Werden nun Maschinen unsere Bauern ersetzen?
Routinetätigkeiten, z. B. einzelne Feldarbeiten, werden zunehmend automatisiert. Elektronik, Computerprogramme oder Apps erleichtern die Arbeit des Landwirts und unterstützen ihn bei seinen Entscheidungen. Für die Überwachung der Systeme jedoch, für Service und Wartung oder für die zahlreichen Managementaufgaben ist eine umfangreiche Erfahrung notwendig. Das gesamte System Landwirtschaft ist zu komplex, dass es ohne Zutun des Menschen funktionieren würde. Die Landwirtin oder der Landwirt ist damit trotz allem unersetzbar!
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