Reden über eigene Misserfolge macht weise, weil wir erkennen, wie verletzlich wir letztendlich sind.
Das Reden über unser Scheitern kann uns noch klarer sehen lassen, wo wir Fehler gemacht haben.
Wenn wir gelernt haben, über unsere Misserfolge zu reden, haben wir auch gelernt, nicht immer nach Anerkennung zu suchen.
Und nicht zuletzt hilft unser Reden vom Scheitern anderen, es vielleicht besser zu machen.
Im September 2012 trafen sich in Mexiko fünf Freunde, die genug davon hatten, sich immer nur Erfolgsgeschichten anhören zu müssen. Also organisierten sie eine Veranstaltung, um gemeinsam mit anderen über eigenes Scheitern zu diskutieren und daraus zu lernen. Die erste Fuckup Night (FUN) war geboren. Schnell fand das Konzept mehr Freunde – heute ist es auf der ganzen Welt verbreitet. Das Prinzip ist einfach: Man geht davon aus, dass man aus den Fehlern anderer mehr lernen kann als aus ihren Erfolgen. Und so erzählen jeweils drei Unternehmer in jeweils sieben bis zehn Minuten Jungunternehmern von ihren Fehlern und diskutieren anschließend mit ihnen. Ob die Fuckup Nights auch in Ihrer Nähe veranstaltet werden, erfahren Sie unter www.fuckupnights.com
.
Wenn es uns eines Tages gelingt, über unsere Misserfolge auch zu lachen, haben wir einen großen Schritt in Richtung Weisheit getan. Denn das bedeutet, dass wir einen gesunden Abstand zu uns selbst gefunden haben und uns selbst auch nicht mehr immer ganz so ernst nehmen müssen. Auch das gehört zu den Eigenschaften eines weisen Menschen.
Misserfolge schaffen allerdings noch ein besonderes Problem. Nicht jeder findet Umwege, Irrwege und Scheitern attraktiv. Sosehr auch die Irr- und Umwege Ausdruck Ihrer Persönlichkeit sein mögen. Besonders die Verantwortlichen in den Personalabteilungen der Firmen, bei denen Sie vermutlich Arbeit suchen werden, finden das meist zumindest etwas verdächtig. Sosehr Ihr bisheriger Lebens(um)weg auch Mut und Kreativität zeigen mag: In den meisten Firmen zieht man doch weiterhin die glatten und geregelten Lebensläufe den Lebensläufen mit Brüchen und seltsamen Lücken vor. Sosehr ich hier die positiven Aspekte des Scheiterns betonen möchte – bei der Arbeitssuche werden Misserfolge Ihnen leider oft hinderlich sein.
Aufgeben als der Weisheit letzter Schluss
Bei allem, was ich bisher über den sinnvollen Umgang mit Misserfolgen und Scheitern gesagt habe, darf eines aber nicht fehlen: Manchmal muss man einfach die Notbremse ziehen. Man muss nicht immer warten, bis alles komplett zugrunde geht. Auch wenn es schwerfällt, sollte man manchmal einfach aufgeben. Aber dass es uns schwerfällt, ist klar.
Oft hängt an einer Unternehmung das Selbstwertgefühl. Aufgeben hieße dann, sich selbst zum Verlierer zu machen – keine Ausreden und Entschuldigungen mehr.
Natürlich hat man in das Ziel auch schon viel investiert – Zeit, Geld und Nerven. Soll das alles umsonst gewesen sein?
Auch der Druck von außen erleichtert das Aufgeben nicht gerade. Wie steht man vor Verwandten und Bekannten da, wenn man zum Beispiel ein Studium einfach aufgibt?
Aber starkes Selbstbewusstsein, Durchhaltvermögen oder Scham sind schlechte Ratgeber, wenn man seine geschäftlichen und privaten Rechnungen schon nicht mehr bezahlen kann. Oder wenn der aktuelle Job ständige Depressionen auslöst. Sollte man da wirklich durchhalten und damit die Schwierigkeiten weiter verschärfen?
Sich von einem geliebten Projekt, einem lange verteidigten Lebensentwurf oder von einer lange unglücklichen Beziehung zu verabschieden fordert viel Kraft. Es fordert auch die Entschlossenheit, sich mit sich selbst und seinen Gefühlen auseinanderzusetzen. Denn Scheitern, zu dem man sich sehenden Auges selbst entschlossen hat, ist nicht immer leicht zu verkraften. Hat man nicht vielleicht doch zu früh aufgegeben? Hätte man mit einer richtigen Entscheidung vielleicht das Steuer noch einmal herumreißen können? Hätte, würde, könnte … die vielen Fragen und Zweifel nimmt einem niemand ab.
Vielleicht haben Sie manchmal schon jemandem resigniert gesagt: »Tu, was du nicht lassen kannst!« Vielleicht haben Sie es auch schon zu hören bekommen. Wäre es aber nicht andersherum in unserem Leben oft viel schlauer gewesen? Wenn wir es einfach manchmal verstanden hätten, das zu lassen, was wir nicht tun konnten?
Teil II
IN DIESEM TEIL …
… geht es um die vielen Möglichkeiten, weise zu werden und Weisheit zu lernen. Weisheit begegnet einem im Leben auf Schritt und Tritt, wenn man nur aufmerksam genug ist. Zuerst handelt ein Kapitel von unseren Erfahrungen und Erinnerungen und wie wertvoll beide dafür sind, ein Mensch zu werden, der das Leben kennt. In den nächsten Kapiteln geht es dann um Bereiche des Lebens und der Kultur, aus denen es sich lernen lässt, ein gutes Leben zu führen. Diese Kapitel sind eine Spurensuche nach Weisheit in Literatur, Philosophie, Märchen und Mythen.
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