106. Ausgabe der allmende – Zeitschrift für Literatur

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Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für Gesellschaft und Kultur? Erleben wir mit und nach Corona eine Zeitenwende? Was wird bleiben? Eine Rückbesinnung auf Entschleunigung, Klimaschutz, nachhaltige Produktion und Lebensweisen – oder sind wir auf dem Weg in eine repressive Gesellschaft? Die Beiträger*innen dieser allmende-Ausgabe reflektieren intensiv über mögliche Folgen der aktuellen Corona-Krise, von der die ganze Welt betroffen ist. Ziel ist, Tendenzen und Perspektiven in verschiedenen Bereichen aufzuzeigen: Literaturbetrieb, Digitalisierung, Arbeitswelt, Politik.
Mit Beiträgen von Clemens Berger, Ulrike Draesner, Marc Elsberg, Lena Gorelik, Vea Kaiser, Björn Kern, Andreas Kohm, Nadja Küchenmeister, Lucia Leidenfrost, Eva Menasse, Bernhard Pörksen, Ursula Poznanski, Andreas Rödder, Peter Schneider, Philipp Staab, Peter Stamm, Simon Strauß, Marlene Streeruwitz, Jan Wagner, Martin Walser, Insa Wilke und anderen.

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Es ist die Transparenz der Differenz und die Gleichzeitigkeit des Unvereinbaren, die jedes vorschnelle Urteil über die Bilanz der aktuellen Krise im Moment als Selbstauskunft und Wunschdenken entlarvt. Und doch: Wir erleben im Augenblick auch, wie atemberaubend beweglich, wie reaktionsschnell und transformationsbereit Menschen sein können. – Wann hat es das je gegeben? Neue Begrüßungsrituale werden blitzschnell gelernt, Arbeitsformen in Schulen, Unternehmen und Universitäten in Hochgeschwindigkeit revidiert und modernisiert, nötige Formen des Verzichts in der Breite der Gesellschaft akzeptiert. Und im Netz explodiert die künstlerische Kreativität zu einem Fest live gestreamter Gratis-Konzerte, die die Musik als ein Medium der Völkerverständigung erfahrbar machen. Alle lernen im Moment dazu. Journalisten brechen mit den überkommenen Routinen des totalen Negativismus, liefern Tipps und Hinweise zur Alltagsorganisation. Sie tarieren das Verhältnis von Kritik und Ermutigung neu aus und hören auf, schrille Provokateure und Bullshitter zu feiern, die einfach nur gute Talkshowquoten versprechen. Suchmaschinen- und Plattformbetreiber haben von einem Moment auf den anderen ihre Neutralitätsidelogie aufgegeben, die ohnehin schon immer eine ziemliche Farce war. Sie wollen nun Menschenleben retten und verstecken sich nicht mehr hinter einem falsch verstandenen Ideal von Meinungsfreiheit. Noch nie in ihrer noch jungen Geschichte haben Google , Twitter und Facebook mit dieser Entschiedenheit und dieser Energie gegen Desinformation gekämpft, Fake-News gelöscht und Schwachsinn algorithmisch unterdrückt. Und in Teilen der Gesellschaft, die gerade noch offen waren für die Versuchungen des Populismus, kehrt das Realitäts- und Rationalitätsprinzip des Diskurses mit Macht zurück. Auch eine fahrlässige Politik- und Staatsverachtung scheint Vergangenheit – wer wollte jetzt noch behaupten, dass das freie Spiel der Marktkräfte doch alles viel besser regeln könnte?

Die Frage ist jedoch, ob solche Lerneffekte nachhaltig sind und was diesen Krisenfall überhaupt derart resonanzfähig macht. Welche zündenden Elemente sind hier wirksam, die die Vorstellungs- und Handlungskraft mobilisieren? Was hat die Corona-Katastrophe, was – sagen wir – die Flüchtlingskrise, der Skandal der anlasslosen Massenüberwachung durch die USA und Großbritannien oder aber der Klimawandel nicht besitzen? Die Flüchtlingskrise handelte und handelt von »den anderen«, den Fremden, deren Leid man entweder lindern möchte oder aber deren Siechtum und Sterben man lieber vor die Tore Europas verbannen will. Hier fehlt das Element der persönlichen Betroffenheit. Im Falle des Überwachungsskandals war das ganze Geschehen zu abstrakt für das Fassungsvermögen des Menschen. Hier bildete sich keine emotional aufwühlende Ikonographie heraus, die den Schrecken des Ausgespähtwerdens eingängig verdichtete. Man sah blinkende Server, grünlich flackernde Chatprotokolle auf schwarzen Monitoren und bekam immer neue, seltsam klingende Namen von Überwachungs- und Spähprogrammen präsentiert, aber kein unmittelbar wirksames oder gar erschütterndes Bild eines Opfers. Die Zukunfts- und Menschheitsfrage des Klimawandels ist hingegen gleich aus verschiedenen Gründen zu komplex, um vergleichbare Erkenntniseffekte und ein kollektives Lernen auszulösen. Eben in dieser kognitiven Überforderung liegt ihre tatsächlich existenzgefährdende Dramatik. Sie ist, erstens, multikausal; das heißt, es gibt nicht die eine Ursache, die sich mit ein paar Verhaltensänderungen auf der Mikroebene des Individuums behandeln ließen. Sie schleicht, zweitens, in dröger, medial schwer verwertbarer Allmählichkeit voran. Ihr fehlt das Momentum der totalen Plötzlichkeit, das aufschreckt und die unmittelbare Reaktion erzwingt, und man weiß nicht, ob sie je zu einem Ende gelangt. Und wir sind, drittens, durch den Klimawandel zwar alle gegenwärtig und zukünftig betroffen, aber eben nicht gleichermaßen gefährdet. Während manche Inseln und Städte schlicht im Meer verschwinden werden, existieren längst Schutzoasen für Superreiche, die sich beispielsweise ihr Weltuntergangsversteck in Neuseeland gebaut haben (weshalb die neuseeländische Regierung 2018 die Immobiliengesetzgebung zum Schutz der einheimischen Bevölkerung und zur Eindämmung der explodierenden Preise änderte).

Die Corona-Katastrophe wirkt demgegenüber und im Vergleich wie eine idealtypische Gefahrenkombination mit maximaler Mobilisierungskraft. Sie ist von dramatischer Unmittelbarkeit und egalisierender Radikalität, erfasst sie doch den Präsidenten einer Weltmacht genauso wie die Putzfrau von nebenan. Das Virus ist demokratisch, nicht hierarchisch, und alle sind betroffen, unabhängig von persönlicher Macht und gesellschaftlichem Status. Es gibt die Schockvideos sterbender Opfer aus Wuhan, die in Aufruhr versetzen. Es gibt die eine Ursache, den Akt der Infektion und das Versprechen zeitlicher Befristung und einer Rückkehr zur Normalität; der Kampf gegen die Pandemie dauert, so nimmt man an, vielleicht noch ein paar Monate oder ein Jahr, aber nicht ewig. Und es gibt – trotz der globalen Größe des Geschehens – die persönlich-private Handlungsmöglichkeit mit klarem Wirksamkeitsversprechen (vom Händewaschen bis zur selbstverordneten Quarantäne).

Das bedeutet zum einen, dass die Corona-Krise derart transformativ wirkt, weil sie zu den menschlichen Angstreflexen und Wahrnehmungsmustern passt. Sie handelt ganz direkt von der Gefahr für das eigene Leben und das der Nächsten, nicht primär vom Überleben der anderen oder der menschlichen Spezies insgesamt. Zum anderen heißt dies aber auch, dass sich weniger leicht zu verarbeitende Krisen mit noch größeren Risiken (wie eben der menschengemachte Klimawandel) als existenziell entscheidender Testfall begreifen lassen: Wird es gelingen, dass Menschen ihr Vorstellungsvermögen so radikal erweitern und ihre prognostische und systemische Intelligenz derart schulen, dass sie irgendwann unabhängig von der kurzfristigen persönlichen Gefährdung agieren? Können sich Gesellschaften und Kulturen von der Katastrophendidaktik des unmittelbar erfahrbaren Schreckens lösen? Der Kybernetiker Heinz von Foerster, ein früher Protagonist des systemischen Denkens, hätte gesagt: Das ist der klassische Fall einer unentscheidbaren Frage. Zur Illustration: Ist die Zahl 2024 durch zwei teilbar? Darf man Lippenstifte klauen? Ist der Satz »Ich habe fertig!« grammatikalisch korrekt? Das sind entscheidbare Fragen, die sich mit Hilfe der Mathematik und durch den Blick in einen Gesetzestext oder ein Grammatikbuch klären lassen. – Aber kommen wir in guter, solidarischer Weise durch diese Krise und durch jene zukünftigen Krisen, die unser Vorstellungsvermögen so radikal überschreiten? Und wie wollen wir künftig leben? Darüber müssen wir jetzt reden und streiten, denn die Antworten sind in keinem allgemein akzeptierten Regelbuch fixiert. Die Pointe des Gedankenspiels von Heinz von Foerster besteht in einer fundamentalen Einsicht, die da heißt: Unentscheidbare Fragen müssen wir entscheiden. Und es ist an uns, diese Entscheidung zu treffen, verdammt zur Freiheit und zur Verantwortung, die einem niemand abnehmen kann. Der persönliche und politische Zivilisationstest in einer Atmosphäre der totalen Gleichzeitigkeit und in einem offenen Möglichkeitsraum hat längst begonnen, jetzt, in diesem Moment.

BERNHARD PÖRKSEN geboren 1969 studierte Germanistik Journalistik und - фото 11

BERNHARD PÖRKSEN, geboren 1969, studierte Germanistik, Journalistik und Biologie in Hamburg. 1999 wurde er mit einer Arbeit über die Medien und die Sprache von Rechtsextremisten promoviert. Mit Schriften über ›Konstruktivistische Erkenntnistheorie und mediale Praxis‹ wurde er 2007 für Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Hamburg habilitiert. Seit 2008 ist er Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Er ist bekannt durch seine Arbeiten zur Skandalforschung sowie seine Bücher mit dem Kybernetiker Heinz von Foerster und dem Psychologen Friedemann Schulz von Thun. Neben zahlreichen akademischen Arbeiten veröffentlicht er regelmäßig Essays in unterschiedlichen Medien, darunter in Tageszeitungen wie Die Süddeutsche Zeitung , in Wochenzeitungen wie Die Zeit sowie in Magazinen wie Der Spiegel – auch im Netz. 2018 erschien Die große Gereiztheit. Wege aus der kollektiven Erregung . Kürzlich veröffentlichte er gemeinsam mit Friedemann Schulz von Thun Die Kunst des Miteinander-Redens. Über den Dialog in Gesellschaft und Politik (2020) Bernhard Pörksen ist 2020 Fellow im Thomas Mann House (Los Angeles).

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