Gabriella Baumann-von Arx - Schritte an der Grenze

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In diesem Buch erzählt Evelyne Binsack, die am 23. Mai 2001 als erste Schweizerin auf dem Mount Everest stand, wie sie den Aufstieg zu diesem mit 8848 Metern höchsten Gipfel der Erde meisterte. Ihr Ziel war es schon damals, später noch zwei weitere Pole, den Süd- und den Nordpol, zu erreichen, was ihr in den Jahren 2007 und 2017 auch gelang. In «Schritte an der Grenze» gibt die charismatische Abenteurerin unter anderem Antworten darauf, weshalb es sie dazu drängt, immer schwierigere Ziele zu verfolgen, und reflektiert darüber, ob Frauen anders an den Berg gehen als Männer. Zudem erzählt sie, was sie antrieb, außer Bergführerin auch noch Helikopterpilotin zu werden, und wie ein Fläschchen Weihwasser in der Todeszone des Mount Everest Leben rettete.
"Die Ernte von Erfahrungen ist Erkenntnis."
Evelyne Binsack

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Patagonien ist für mich eine sehr männliche Gegend, vielleicht sogar die männlichste. Zumindest in Bezug auf das Klettern. Patagonien, das bedeutet klettern in senkrechtem Granit und in ungewöhnlich steilen, meist mit Eis gefüllten Rissen. Hände finden nie warmen Felsen, Füße selten festen Halt, da sie in viel zu großen Kletterschuhen stecken, weil sie mit dicken Socken vor der Kälte geschützt werden müssen. Die Kletterei in Patagonien erfordert keine feine Technik, sondern enorme Kraftreserven.

Hinzu kommt ein steter, kräftiger, oft stürmischer Westwind, der durch die großen Druckunterschiede zwischen dem Subtropenhoch des Pazifiks und der Tiefdruckrinne der Antarktis hervorgerufen wird. Der Sturm ist Patagoniens Begleiter, einer, der wütet und mit den Granitnadeln in einem ständigen Machtkampf steht.

Die Stürme Patagoniens sind Stürme des Schreckens. Ich habe noch nirgendwo sonst auf der Welt solch wütende Stürme erlebt. Es scheint, als wollten sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist, zerstören. Sie brausen unangekündigt heran, innert Minuten können sie einen Kletterer in einen Kampf ums Überleben zwingen. Vielleicht erheben sich Patagoniens Granittürme deshalb so stolz, so mächtig und so unantastbar, weil sie diesen Stürmen immer wieder die Stirn bieten. Ich kenne kein Gebirge, das mich in seiner Ausstrahlung mehr beeindruckt hätte.

Ich reiste zwei Mal nach Patagonien, beide Male mit dem großen Wunsch, auf dem Haupt des Fitz Roy zu stehen. Als ich meinen Lieblingsberg das erste Mal sah, blieb ich, fasziniert von seinem Stolz, seiner Unnahbarkeit und der enormen Anziehungskraft, die er auf mich ausübte, minutenlang wie angewurzelt stehen.

Das zweite Mal stand er in schönstem Wetter und ohne die geringste Windfahne da. War ruhig, rauchte nicht. Klar umrissen hob er sich, granitgrau, vom königsblauen Himmel ab, wirkte ganz nah und gleichzeitig unerreichbar fern. Er bot ein Bild, in das ich mich unsterblich verliebte. Leider musste ich erfahren, dass diese Liebe einseitig ist. Beide Male hat mich Fitz Roy abgewiesen.

Das erste Mal ließ er mich sehr nahe kommen und verlangte mir dabei alles ab. Ich erkannte bald, El Chaltén zeigte mir meine Schwäche: die rohe Maximalkraft. Mich in den gefrorenen Rissen festhalten, mich hochziehen, mich zum nächsten Griff retten, das waren keine anmutigen Bewegungen, sondern schreiende Kraftakte. Der Rucksack zog mich mit seinem Gewicht brutal nach unten, und mit den viel zu großen Kletterschuhen konnte ich meine Fußtechnik nur sehr begrenzt einsetzen. Ich fühlte mich wie eine Bärin, der man für den Kampf die Krallen gestutzt hat, damit sie diesen auch sicher verliert.

Ich kletterte mit Stephan Siegrist. Derselbe Stephan, mit dem ich in der »Eiger Nordwand Live«-Sendung des Schweizer Fernsehens im Jahr 1999 eine Seilschaft gebildet habe. Aber davon hatten wir damals – 1996 in Patagonien – natürlich noch keinen blassen Schimmer.

Fitz Roy brachte mich an den Rand der Erschöpfung. Zunächst kamen Stephan und ich gut voran, sogar der Wind verschonte uns. Doch als wir uns – nach dreizehn Stunden Schinderei auf der geschützten Leeseite – der Gratkante näherten, peitschte er uns mit einer Wucht ins Gesicht, die mir den Atem raubte.

Der Sturm überschlug sich tobend und brachte Töne hervor, die mich an explodierendes Dynamit erinnerten. Noch nie in meinem Leben habe ich einen solch teuflisch aggressiven, einen solch zerstörerischen Wind erlebt.

Stephan schaffte es an den nächsten Stand. Damit ich ihm nachklettern konnte, musste er das Seil einziehen. Doch der Sturm hatte es in eine unkontrollierbare, nicht zu zähmende Schlange verwandelt. Stephan wusste nichts von dem Kampf, den ich mit dem Seil ausfocht, damit er es hochziehen konnte. Schließlich war es überhaupt nicht mehr möglich, es einzuziehen. Der Grund dafür war ebenso einfach wie ärgerlich. Der Wind hatte das Seil, weit unter mir, in einen Riss geklemmt. Ich schrie zu Stephan hoch, ich würde abseilen, um es zu lösen. Er verstand jedoch kein Wort. Als ich zu der Stelle kam, ließ sich das Seil nicht vom Fels lösen. Sosehr ich auch riss, es bewegte sich keinen einzigen Millimeter. Dann, plötzlich, schleuderte mir der Wind das Seil entgegen, und bevor ich das realisieren konnte, peitschte er es in den nächsten Riss, wo es sich erneut verklemmte. Der Sturm, in dem wir uns befanden, war erbarmungslos. Ich schrie. Doch meine Schreie gingen in dem gewaltigen Getöse unter, wurden vom Sturm einfach verschluckt. Ich fluchte, ich betete. Fluchen und Beten liegen in so einem Moment, in dem man die letzte Kraft aus seinen Muskeln zu pressen versucht wie den letzten Tropfen Saft aus einer ausgetrockneten Zitrone, sehr nah beieinander. So nah wie Erfolg und Misserfolg.

Als die Erschöpfung so groß war, dass ich weder fluchen noch beten konnte, bettelte ich: »Lieber Gott, bitte, bitte, bitte, lass mich dieses verdammte Seil frei bekommen.« Ich wusste, würde es mir nicht gelingen, wir wären verloren. Unter mir gähnte die Leere.

Und plötzlich pendelte mein Körper – vom Wind getragen – quer über die senkrechte Felsplatte. Als ich mit meinem Rücken gegen eine Verschneidung schrammte, schrie ich vor Schmerz auf, aber ich hielt das Seil endlich in der Hand.

Nun konnte ich wieder hochsteigen – wofür ich unendlich viel Kraft brauchte und auch Mut. Denn Stephan, der nicht sah, was ich tat, zog das Seil nicht ein. Ich hätte mich, unter normalen Umständen, mit einer Hilfsschnur – einer Reepschnur – selbst sichern können, doch in diesem Sturm war das ein Ding der Unmöglichkeit. Wäre ich gestürzt, hätte es Meter gebraucht, bis er mich aufgefangen hätte. Als er endlich sehen konnte, dass ich zu ihm hochstieg, zog er das Seil ein. Bei ihm angekommen, schaute ich nach oben. Der Gipfel lockte greifbar nah. Bloß zwei schwierige Seillängen und ein leichter Grat trennten uns noch von ihm. Wir berieten, was wir machen sollten, verstanden inzwischen aber nicht mal mehr das eigene Wort. Der Wind war noch stärker geworden. Und plötzlich wurde mir bewusst: Es war die Natur, auf die wir hören mussten. Sie redete eine deutliche Sprache. Wir waren hier nicht willkommen. Ob wir das akzeptierten oder nicht, ob wir abbrachen oder weiterkletterten, ob wir uns vom Berg in die Knie zwingen ließen oder unseren Kopf durchsetzen und dabei unser Leben aufs Spiel setzen wollten – diese Entscheidung lag allein bei uns.

Wir entschieden uns für den Rückzug, bereiteten alles für den Abstieg vor und warfen das Seil über die Wand hinaus, um uns daran abzuseilen. Das heißt, wir versuchten, es hinauszuwerfen – doch der Wind war stärker. Er packte das Seil und peitschte es in alle Richtungen, nur nicht nach unten. Seilziehen mit dem Sturm – wir waren chancenlos. Der Wind tobte noch stärker, zugleich wurde das Wetter schlechter, es war eine Frage der Zeit, bis es schneien würde. Damit wir trotz dieser widrigen Umstände heil nach unten kamen, brauchten wir, das war mir klar, mehr als bloßes Können und Verstand. Wir brauchten Glück. Und wir bekamen es. Nach ein paar Stunden saßen wir erschöpft und enttäuscht beim Passo Superior in unserer Schneehöhle, die wir im Voraus gegraben hatten.

Zwei Jahre später, 1998, stand ich wieder am Fitz Roy. Wieder mit Stephan. Er schaffte den Gipfel. Ich scheiterte erneut. Und dies bereits auf den ersten paar Metern. Geschwächt von einem chirurgischen Eingriff, wollte mein Körper nicht, was mein Herz so sehr begehrte. Die Enttäuschung war riesig.

Erzähle ich vom Fitz Roy, bekomme ich schlagartig feuchte Hände. Noch immer hoffe ich, eines Tages sein Haupt zu berühren. Dabei geht es mir nicht so sehr darum, über ihn zu triumphieren, als vielmehr darum zu spüren, dass er mich akzeptiert.

Sollte ich nochmals zum Fitz Roy aufbrechen, werde ich abermals meine ganze Kraft für ihn einsetzen. Es könnte aber auch sein, dass es mir genügt, in seiner Nähe zu sein, ihn bloß anzuschauen, seine Mystik zu spüren, mich mit den Gauchos auf Spanisch zu unterhalten, stundenlang durch die Pampa zu reiten und das Leben in der Wildnis zu genießen. Ich habe inzwischen gelernt, dass mich nicht nur Erfolge, sondern auch Misserfolge reifen lassen. Letztere lehren mich, meine Schwächen zu erkennen und mit diesen umzugehen.

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