Gabriella Baumann-von Arx - Schritte an der Grenze

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In diesem Buch erzählt Evelyne Binsack, die am 23. Mai 2001 als erste Schweizerin auf dem Mount Everest stand, wie sie den Aufstieg zu diesem mit 8848 Metern höchsten Gipfel der Erde meisterte. Ihr Ziel war es schon damals, später noch zwei weitere Pole, den Süd- und den Nordpol, zu erreichen, was ihr in den Jahren 2007 und 2017 auch gelang. In «Schritte an der Grenze» gibt die charismatische Abenteurerin unter anderem Antworten darauf, weshalb es sie dazu drängt, immer schwierigere Ziele zu verfolgen, und reflektiert darüber, ob Frauen anders an den Berg gehen als Männer. Zudem erzählt sie, was sie antrieb, außer Bergführerin auch noch Helikopterpilotin zu werden, und wie ein Fläschchen Weihwasser in der Todeszone des Mount Everest Leben rettete.
"Die Ernte von Erfahrungen ist Erkenntnis."
Evelyne Binsack

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Will ich mich waschen, gehe ich zum Fluss, suche mir einen ungestörten Platz, schlage ein Loch ins Eis – und schnappe, wenn das kalte Wasser meinen Körper und vor allem meine Kopfhaut berührt, jedes Mal nach Luft. Als ich beobachte, dass die Männer für ihre morgendliche Rasur im Kochzelt warmes Wasser holen, schließe ich mich ihnen an, hole mir auch ein Becken und staune, wofür zwei, drei Liter Nass reichen: Körper waschen, Haare waschen, Wäsche waschen. In dieser Reihenfolge – alles in ein und demselben Becken. Und wo wir gerade bei der Körperhygiene sind: Unsere Toilette ist eine Tonne aus Plastik, auf die eine WC-Brille geschnürt wurde. Die Tonne befindet sich in einem kleinen Zelt und ist ausschließlich für unseren Kot bestimmt. Wasser lassen wir hinter Steinen. In der Höhe lernt man, die Dinge voneinander zu trennen. Die vollen Tonnen werden gelagert und zusammen mit dem Müll aus den oberen Lagern am Ende der Expedition entsorgt.

Das Antibiotikum, das meinen Husten lindert, tut meinem Darm nicht gut, der Durchfall, unter dem ich leide, macht meine Situation schwieriger, als sie sein müsste. Und zwingt mich überdies dazu, noch mehr zu trinken. Drei bis vier Liter pro Tag sollten hier – auf 5200 Metern – mindestens getrunken werden, um in der trockenen Höhenluft nicht zu dehydrieren, also auszutrocknen. Wer genügend trinkt, wird weniger krank und wirkt den Kopfschmerzen entgegen. Die Flüssigkeit hilft dem durch die vermehrten roten Blutkörperchen zähflüssig gewordenen Blut, durch die Adern zu fließen.

Am Abend nach der Puja-Zeremonie bleibe ich – zusammen mit den vier Führern Russell, Andy, Asmus und Chris – im Esszelt sitzen. Es ist halb acht, und draußen herrscht finstere Nacht. Wir trinken Whisky, erzählen von unserem Leben, stoßen an und hören schließlich nur noch Russell zu, dem Mann, der ansonsten nicht viel spricht. Es scheint, als wolle er durch sein Erzählen Erinnerungen erträglicher machen.

Zum Beispiel die Erinnerung an Marc, der unbedingt auf den Mount Everest steigen wollte. Weil Marc jedoch das Geld für den erfahrenen und gefragten Führer Russell fehlte, schloss er sich einer Billigexpedition an. Russell und Marc waren zur gleichen Zeit am Mount Everest. Marc war ein großer, starker, schwerer Mann, einer, der viel essen mochte. Immer wieder besuchte er Russell während seines Aufenthaltes im vorgeschobenen Basislager, setzte sich zu ihm, trank Tee mit ihm und aß dabei all die Süßigkeiten, die ihm offeriert wurden. Und zwar ohne einen Krümel übrig zu lassen. Marc, das war offensichtlich, hatte Hunger.

In dieser Höhe ist es wichtig, ausreichend zu essen, denn der Körper braucht sehr viel Energie. Selbst beim Nichtstun. Ich habe mir zu Hause ein paar Kilo angefressen und merke schon jetzt, wie sie dahinschmelzen. Und dies, obwohl Latschu, der nepalesische Koch, uns wunderbar verwöhnt. Mit viel Gemüse und Spaghetti, die Biss haben. Sogar Pommes frites zaubert er auf den Tisch.

Latschu ist nicht nur ein Kochkünstler, er ist auch ein Schlitzohr, gewieft und interessiert und längst mit unserer westlichen Lebenseinstellung vertraut. Als einer der wenigen hier weiß er, dass ein Dollar für uns den viel geringeren Wert hat als für einen Tibeter. Er verhandelt immer zu Gunsten der Yak-Männer, die neben ihren Hochlandtieren Dinge wie Teppiche, Steine oder Glöckchen ins Basislager bringen, um uns diese zu verkaufen.

Latschu füllt nicht nur unsere Teller, er füllt das Esszelt mit seiner ganzen Person, ist ein witziger, fröhlicher Unterhalter, der es liebt, sich mit uns an den Tisch zu setzen. Schon viele berühmte Bergsteiger, unter ihnen Reinhold Messner und Erhard Loretan, hat er bekocht. Ein hervorragender Koch und gute Nahrung haben ihren Preis. Leider hatte Marcs »Dumping«-Expedition nicht nur am Koch, sondern auch am Essen gespart.

Marc nahm ab. Und zwar in solch kurzer Zeit, dass man ihm dabei zusehen konnte. Er wurde von Tag zu Tag schwächer, schaffte es aber doch auf den Gipfel des Mount Everest. Und zwar am selben Tag wie Russell.

Die beiden trafen sich auf dem Anstieg. Russell fragte Marc, wie es ihm gehe, und bekam zur Antwort: »Gut. Es geht mir gut.« Doch Russell sagte: »Marc, du siehst schlecht aus, geh zurück, geh nicht weiter hoch, viele, die oben entkräftet ankamen, schafften den Abstieg nicht mehr!« Doch Marc sagte noch einmal: »Es geht mir gut.«

Die beiden trafen sich später noch zwei weitere Male. Das erste Mal auf dem Gipfel. Das zweite Mal beim Abstieg, wo Russell mitansehen musste, wie sich sein Freund, statt sich zur Sicherung am Fixseil einzuklinken, neben die Abstiegsroute begab und dort begann, sich auszuziehen. Russell kannte dieses Phänomen. Es hat einen Namen: Hyperthermie. Wärmeschub. Ist die Erschöpfung zu groß, sind die Reserven bis aufs Letzte ausgeschöpft, wird der Körper ganz heiß. Es ist ein letztes Aufbäumen, ein letztes Mobilisieren der allerletzten Kräfte – um zu sterben. So zumindest interpretiere ich es.

Marc blieb oben. Für immer. Russell hat für ihn einen Gedenkstein niedergelegt. Hinter unserem Basislager auf einem kleinen Hügel, wo – vor Jahren – eine Art Gedenkstätte eingerichtet worden ist. Für diejenigen, die der Berg nicht mehr freigibt. Es ist ein Platz, den ich immer wieder aufsuche, um mich den Menschen, deren Leben am Berg ein Ende nahm, nahe zu fühlen und um allein zu sein. Russell schweigt lange, schließlich meint er, Marcs Geschichte lasse ihm wohl noch lange keine Ruhe. Er nimmt einen Schluck Whisky, dann spricht er weiter. »Ihr werdet auf Tote treffen bei eurem Aufstieg. Der ›Black and White Man‹ allerdings, der bleibt euch erspart.«

Der »Black and White Man«, dessen Name man bei der Gedenkstätte auch findet, lag lange Zeit in seinem vom Wind zerfetzten Zelt. Die eine Gesichtshälfte schwarz gefroren, die andere von der Sonne ausgebleicht. Eines Tages hat ihn der Wind vom Berg gefegt oder vielleicht – man weiß es nicht genau – hat ein Bergsteiger oder ein Sherpa genügend Energie besessen, um ihn über die Felswand in die Tiefe zu rollen.

Die richtigen Namen der Toten kennt man nicht, sondern nur die, die ihnen der Mount Everest gegeben hat. »Sleeping Man«, schlafender Mann, »Indian Man«, indischer Mann, »Waving Man«, winkender Mann, und »American Woman«, amerikanische Frau.

Der schlafende Mann liegt unter einem Felsen, der Mushroom-Rock genannt wird, weil er aussieht wie ein Pilz. Er hat sich – vermutlich beim Abstieg – unter diesen Stein gelegt, um sich auszuruhen. Er liegt in Embryostellung auf der Seite, seine Hände liegen – Handfläche auf Handfläche gelegt – unter seinem Kopf. Ich weiß, dass ich beim Aufstieg über ihn hinwegsteigen muss. Ich wusste das schon zu Hause. Und habe mich gefragt, ob ich das wollte? Will ich über Leichen gehen, um zum Gipfelerfolg zu kommen? Aber ich habe mir eingeredet, dass ihn wohl derselbe Wunsch nach oben getrieben hat wie mich. Weshalb sollte ich also meinen Traum aufgeben, weil er ihn aufgeben musste? Man kann sagen, er hat seinen Wunsch, auf dem Mount Everest zu stehen, mit dem Leben bezahlt. Ich denke, es muss schön sein, so zu sterben, nicht an einer Krankheit und nicht im Bett, sondern während der Erfüllung eines lange gehegten Traumes. Schrecklich ist der Tod nur für die, die zurückbleiben, da bin ich mir sicher. Diejenigen, die gehen, fühlen keinen Schmerz.

Der winkende Mann befindet sich oberhalb des Second Step, sieben Meter von der Route weg, in einem Geröllfeld. Einer seiner Arme ragt steif gefroren in die Höhe, sodass man glaubt, er winke einem zu. Der Inder liegt im Gipfelbereich, und zwar so, dass man ihn nicht sieht, wenn man die Route nicht verlässt. Auf die Amerikanerin trifft man beim Abstieg, unterhalb des First Step. Sie liegt auf dem Rücken, die Arme an ihre Seiten gepresst. Russell kennt auch ihre Geschichte: »Sie war mit einer polnischen Expedition unterwegs und beim Abstieg zu langsam. Weil die Visa ihrer Teamkollegen bald abliefen, machten diese Tempo und kümmerten sich nicht weiter um sie. Ein nachträglich verlängertes Visum kostet fünfzig Dollar.« Am Mount Everest ist ein Menschenleben keine fünfzig Dollar wert.

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