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Bild 3: Beispiel: Vergleich alte und neue DIN 18300 (Quelle: Heuer)
Der Erfolg der DIN 18300 wird von der richtigen Anwendung abhängen. Eine über alle Normen der VOB/C möglichst einheitliche Beschreibung von Baugrund soll für mehr Klarheit auf den Baustellen sorgen. Eine erfolgreiche Umsetzung ist nur im Zusammenspiel von Auftraggebern, Bodengutachtern und Auftragnehmern möglich. Dabei ist eine einheitliche Lesart nach den Vorgaben der DIN 18300 wichtigste Grundvoraussetzung. Die alten Bodenklassen von „leicht bis schwer lösbar“ waren über Jahrzehnte in ihrer Beschreibung der Bodenbeschaffenheit maßgebend. Die jetzt zu bildenden Homogenbereiche können jedoch gewerkübergreifend für mehr Transparenz auf den Baustellen sorgen.
Bodenkenngrößen nach DIN 1055-2
{Bodenkenngrößen}
In der DIN 1055 Teil 2 sind charakteristische Werte von Bodenkenngrößen aufgeführt, die auf der Grundlage von Bodenaufschlüssen, Labor- und Feldversuchen und anderen Informationen ermittelt werden.
Die genannten Erfahrungswerte können für die Ermittlung von Einwirkungen aufgrund von Eigenlasten des Bodens oder von Erddruck herangezogen werden.
Sie beziehen sich auf nichtbindige und auf bindige Böden.
Nichtbindige Böden
{Nichtbindige Böden}
Die Einteilung kann angewandt werden, wenn sich die Böden in Bezug auf die Korngrößenverteilung, die Ungleichförmigkeitszahl und die Lagerungsdichte einstufen lassen.
Die genannten Erfahrungswerte für die Wichte und die Scherfestigkeit gelten für gewachsene, geschüttete sowie ggf. verdichtete nichtbindige Böden.
Zur Einstufung der Böden in die entsprechende Bodenart gilt in Verbindung mit den Angaben über die Benennung nach DIN EN ISO 14688-1 und der Ungleichförmigkeitszahl Cu nach DIN 18196 die Korngrößenverteilung.
Für die Einstufung der Böden nach der Lagerungsdichte gilt Folgendes:
• |
Die Lagerungsdichte kann in Abhängigkeit vom Spitzenwiderstand von Drucksonden (DIN 4094-1) oder in Abhängigkeit vom Eindringwiderstand von Rammsonden (DIN 4094-2 bzw. DIN EN ISO 22476-2) bestimmt werden. |
• |
Die Lagerungsdichte D kann nach DIN 18126 bestimmt werden, wenn entsprechende Bodenproben vorliegen. |
• |
In Abhängigkeit vom Verdichtungsgrad DPr darf die Lagerungsdichte nach den Angaben in DIN 1054:2005-01 bestimmt werden. |
Achtung, die aktuelle Version ist die DIN 1054:2010-12. Die aktuelle DIN 1055:2010-11 verweist jedoch noch auf die DIN 1054:2005-01, daher beziehen sich die folgenden Angaben zur Lagerungsdichte auf die DIN 1054:2005-01.
Lagerungsdichte in Abhängigkeit vom Verdichtungsgrad DPr nach DIN 1054 (Böden mit mitteldichter Lagerung)
Bodengruppen SE, GE, SU, GU, GT
Ungleichförmigkeitszahl |
U ≤ 3 |
mittlere Lagerungsdichte |
D ≥ 0,30 |
mittlerer Verdichtungsgrad |
DPr ≥ 95 % |
mittlerer Spitzenwiderstand der Drucksonde |
qc ≥ 7,5 MN/m2 |
Bodengruppen SE, SW, SI, GE, GW, GT, SU, GU
Ungleichförmigkeitszahl |
U > 3 |
mittlere Lagerungsdichte |
D ≥ 0,45 |
mittlerer Verdichtungsgrad |
DPr ≥ 98 % |
mittlerer Spitzenwiderstand der Drucksonde |
qc ≥ 7,5 MN/m2 |
Lagerungsdichte in Abhängigkeit vom Verdichtungsgrad DPr nach DIN 1054 (Böden mit dichter Lagerung)
Bodengruppen SE, GE, SU, GU, GT
Ungleichförmigkeitszahl |
U ≤ 3 |
mittlere Lagerungsdichte |
D ≥ 0,50 |
mittlerer Verdichtungsgrad |
DPr ≥ 98 % |
mittlerer Spitzenwiderstand der Drucksonde |
qc ≥ 15 MN/m2 |
Bodengruppen SE, SW, SI, GE, GW, GT, SU, GU
Ungleichförmigkeitszahl |
U > 3 |
mittlere Lagerungsdichte |
D ≥ 0,65 |
mittlerer Verdichtungsgrad |
DPr ≥ 100 % |
mittlerer Spitzenwiderstand der Drucksonde |
qc ≥ 15 MN/m2 |
Wenn in den gängigen Normen keine genaueren Angaben enthalten sind, dürfen folgende Zuordnungen von Lagerungsdichte und Spitzenwiderstand qc (MN/m2) der Spitzendrucksonde verwendet werden:
• |
lockere Lagerung 5,0 ≤ qc < 7,5 |
• |
mitteldichte Lagerung 7,5 ≤ qc < 15 |
• |
dichte Lagerung qc ≥ 15 |
Bodenart |
Kurzzeichen |
Lagerungsdichte |
Wichte |
erdfeucht |
gesättigt |
unter Auftrieb |
|
|
|
γ [kN/m³] |
γr [kN/m³] |
γ’ [kN/m³] |
Kies, Sand eng gestuft |
GE, SE U < 6 |
locker |
16,0 |
18,5 |
8,5 |
mitteldicht |
17,0 |
19,5 |
9,5 |
dicht |
18,0 |
20,5 |
10,5 |
Kies, Sand weit oder intermittierend gestuft |
GW, GI, SW, S 6 ≤ U ≤ 15 |
locker |
16,5 |
19,0 |
9,0 |
mitteldicht |
18,0 |
20,5 |
10,5 |
dicht |
19,5 |
22,0 |
12,0 |
Kies, Sand weit oder intermittierend gestuft |
GW, GI, SW, SI U > 15 |
locker |
17,0 |
19,5 |
9,5 |
mitteldicht |
19,0 |
21,0 |
11,5 |
dicht |
21,0 |
22,5 |
12,5 |
Tab. 11: Erfahrungswerte für die Wichte {Wichte} nichtbindiger Böden nach DIN 1055-2
Reibungswinkel |
Bodenart |
Kurzzeichen |
Lagerungsdichte |
Reibungswinkel φ` |
Kies, Sand eng, weit oder intermittierend gestuft |
GE, GW, GI, SE, SW, SI |
locker |
30,0 ° |
mitteldicht |
32,5 ° |
dicht |
35,0 ° |
Tab. 12: Erfahrungswerte für die Scherfestigkeit {Scherfestigkeit} nichtbindiger Böden nach DIN 1055-2
Die Tabellenwerte finden keine Anwendung:
• |
bei Böden mit porösem Korn (z. B. Bimskies, Tuffsand) |
• |
wenn bei wassergesättigten Feinsanden der Boden Fließeigenschaften annimmt |
• |
wenn sich der Boden nicht ausreichend verformbar verhält |
Bindige Böden
{Bindige Böden}
Die Einstufung bindiger Böden nach DIN 1055 erfolgt auf der Grundlage, dass die Böden in Bezug auf ihre Plastizität nach DIN 18196 einzustufen und nach ihrer Konsistenz zu unterscheiden sind.
Die Einstufung nach dem Grad der Plastizität erfolgt entweder
• |
mit der Bestimmung der Fließ- und Ausrollgrenze oder |
• |
mit Handversuchen. |
Die Einstufung nach der Konsistenz erfolgt entweder
• |
mit der Bestimmung des Wassergehalts und der Fließ- und Ausrollgrenze oder |
• |
mit Handversuchen. |
Handversuche {Handversuche} zur Bestimmung der Plastizität {Plastizität}
Eine Bodenprobe wird so lange in 3 mm dicke Rollen gewalzt und wieder zusammengeknetet, bis die Probe nicht mehr ausgewalzt, sondern höchstens noch geknetet werden kann.
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