Matthias Luserke-Jaqui - Buchstäblichkeit und symbolische Deutung

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In diesem grundlegenden Werk geht es um die Darstellung und Interpretation einer Kulturgeschichte der Literatur im Spannungsfeld von buchstäblichem Verstehen und symbolischer Deutung. Ausgangspunkt einer kritischen Diskussion philosophischer und literaturtheoretischer Positionen ist eine Reflexion über das Bild Offenes Buch von Paul Klee. Darauf aufbauend wird eine Poetik der Bedeutungsoffenheit entwickelt, die Philologie als eine Kulturgeschichte der Literatur versteht. An den Leitbegriffen von Poiesis (Philologie als Überlieferungsgeschichte), Katharsis (Philologie als Wirkungsgeschichte) und Aisthesis (Philologie als Deutungsgeschichte) wird das Modell PoiKAi generiert, mit dem sich eine Kulturgeschichte der Literatur schreiben lässt. Umfangreiche Register (Begriffe, Quellentitel, Namen) erschließen das Buch zusätzlich als Enzyklopädie.

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Das erste Gedicht der Sammlung kann gleichsam als Introitus gelesen werden, der rückblickend Bilanz zieht.

Elegie

„Wohin? – was seh ich weit und breit?

Verflogne Jugendträume –

Mein liebster Wunsch war Eitelkeit

und ew’ger Gram im Keime!

O Gott! sein volles Hertz so sehn

in bittrer ThränenFluth zergehn!

Komm, Gruftkleid! mich mit Freuden

in Brautgewand zu kleiden.“ (W, S. 111)

Diese ElegieElegie könnte durchaus nachträglich als Eingangsgedicht von Merck in seiner handschriftlichen Gedichtsammlung platziert worden sein, gleichsam als Rückblick auf die vor ihm ausgebreitete poetische Produktion, eben seine verflogenen Jugendträume. Die Datierung von Bräuning-Oktavio auf Herbst 1774 wäre demnach wenig überzeugend. Auch Henkel zweifelte diese Jahreszahl schon an, schließt aber nicht aus, dass das Gedicht gar nicht von Merck, sondern von HerderHerder, Johann Gottfried sei (vgl. dazu W, S. 637).

Man könnte etwas despektierlich den jungen Merck – oder, wie er von Herder genannt wurde, den „Herrn Kriegs- und LustVersezahlmeistern Merk“28 – jener Jahre auch den Lila-Launebär der Darmstädter EmpfindsamenEmpfindsamkeit nennen, der schon zeitgenössisch die Grenze zum Kitsch überschritt.29 Er lebe wie ein Schwärmer unter den Rosen der Freundschaft, lässt er Höpfner wissen (vgl. Br, S. 65), gesäumt von zwei Freundinnen, deren körperliche Gestalt und deren Esprit er lobend erwähnt. Gemeint waren damit Luise von ZieglerZiegler, Luise von, die Lila der Gedichte und des empfindsamen Zirkels, und Caroline Flachsland, genannt Psyche, Herders spätere Frau. Im Grunde ist diese empfindsameEmpfindsamkeit Phase aber schon in dem Moment vorbei, wo HerderHerder, Johann Gottfried an Caroline Flachsland unter dem Datum des 20. April 1771 schreibt: „Der Mensch ist zu Etwas beßerm in der Welt da, als eine Empfindungspuppe, oder ein Empfindungströdler zu seyn“30. Ende 1771 kündigt Merck Höpfner an, dass er ihm bald den ersten Band seiner Gelegenheitsgedichte schicken werde. Darunter befänden sich „nicht weniger als Vier MondOden“ (Br, S. 59). Allerdings sind nur drei Mond-Oden überliefert. Zum Druck dieser Gelegenheitsgedichte kam es nie. Die Handschrift hat sich aber erhalten und befindet sich heute noch in Familienbesitz.

In Mercks empfindsamen Gedichten findet sich – neben dem eher zeit- und genrebedingten tändelnden Ton einiger Verse – aber auch ein politischer, gesellschaftskritischer Akzent. Beispielsweise wenn es am Ende des Gedichts Als Lila zwey junge Bäume in ihren Gärten fällen saheAls Lila zwey junge Bäume in ihren Gärten fällen sahe heißt:

„Aber die Welt des Hofes glaubt

Weil rothes Bluth nicht floß – kein Stöhnen

Kein Zuken folgt – sie wähnen

Daß sie nichts übels thun“ (W, S. 138).

Das Gedicht Im Merz. An A. + W.Im Merz ist nur vordergründig ein Naturgedicht, wie der Titel vielleicht suggerieren könnte:

„Des Sehers Blik, der in dem MeeresSchoos

der Zukunft, sich der Ahndung Zauberschloß

Erschaft, und in dem öden Labyrinth

dich ferne schon in EngelsKlarheit findt!

Sieh wie er dämmert! Von der Wahrheit

Fernen Sonnenfahrt! Und von der Menschheit

Tasten wir ermüdet! Hingebeugt

Zur Brust ersinkt sein Haupt! Und ihm entsteigt

der Hofnung Lächeln, ihre Zähne nie!

Nur sie, der Wehmuth bittre Thräne, sie

die trübe Mahlerin der Schöpfung nur

Füllt ihm sein Aug, und mahlt ihm die Natur

Im Nebel! deine Mutter! die so schön

In allen ihren Kindern ist! Verwehn

will seinem Ohr ihr Schluchzen schon

der Sympathie und Liebe Lauten Ton.

Sein Arm in Wüsten taumeln, tastet kalt

Statt KörperSchöne, flache WandGestalt!

Gewebe des verkehrten Teppichs! Sie

die HimmelsSchön’ auf Erden wandelnd, wie

sie Plato dachte, Alcamenes Hand

Erschuff, wie sie in Coischem Gewand

sich deinem Gang, und deinem Aug enthüllt

die sah er niemals im verklärten Bild!

Drum blik’ ihm in sein adelgläubig Hertz

den süßten HofnungsStrahl; den bittren Schmertz

der Menschheit, der sein inneres verzehrt

den halt an seinem Ort, wies WürgeSchwerd!

Die Balsamthräne, die dir gern entfliest

Heil eh’ er friedsam seine Straße zieht

Des Pilgers Wunden, die ihm Wahn und Trug

der grosen Sklav’ u. NarrenErde schlug!

Sey ihm ein Quell des Lebens in dem Sand

der Wüste, wo das Schiksal dich verbannt!

dein Bild geh’ ihm nicht wie ein Wetterstrahl

Vorüber, es begleit ihn in dem Thal

des Lebens, wenn er WolkenHöhen klimmt,

da wo er des Abgrunds Steinweg nimmt

Da auch wo gebeugt er stille steht

Schein es ihm in TugendMajestät

Reich ihm hohes Lächeln, BeyfallDank

Und Liebe deines Augs zum Labetrank.

Und geht er jenseits hin, woher er kam

So seys dein Bild, das ihn der Erd’ entnahm

den Edlen zuführt, die den Lauf vollbracht

Und ihm die Edlen zuführt, die die Nacht

Jahrhunderte noch hält, die nach ihm spät

Als Säugling seines Geists, der unverweht

Von Zeit und Neides Wind in Tausend blüht,

Ihn Vater grüßen mit den Thaten Lied.“ (W, S. 119f.)

Natürlich sind diese Verse nicht ohne das große Vorbild KlopstockKlopstock, Friedrich Gottlieb zu denken. Doch es ist fast schon ein pindarisch-hölderlinscher Ton, den MerckMerck, Johann Heinrich da anklingen lässt. Wer sich hinter den Adressaten ‚A.‘ und ‚W.‘ verbirgt, ist bislang nicht entschlüsselt. Über die Bedeutung des Buchstabens W belehrt uns ein Barockautor. Von Abraham a Sancta ClaraAbraham a Sancta Clara stammt das Buch Mercks WiennMercks Wienn (1680).31 Das ist eine sogenannte Pestschrift, eine Mischung aus Pestbeschreibung, Predigt und einem Totentanz, die einem strengen rhetorischen Ordnungsprinzip gehorcht. In Mercks Wienn ist nun zu lesen:

„W. Ist endlich der allerschwäreste Buchstab; nichts als W.W. widerholte jener armer Tropff der etlich 30. Jahr als ein verlassener Krippel bey dem Schwem-Teuch zu Jerusalem lage: nichts als W.W. sagte jener vnberschambte Gast vnd gastige Bößwicht Malchus / als ihme der behertzhaffte Petrus ein Ohr abgehauen / vermeinend / der ohne Ehr ist / soll auch ohne Ohr seyn; nichts als W.W. sagte jener starcker Samson / da ihme die Philisteer auß Anlaitung der liebkosenden Dalilæ die Augen außgestochen / vnd als er nun Stockblind war / hat er erst gesehen / das einem liederlichen Weib nicht zutrauen; W.W. sagte jener hipsche Printz Absolon / da er mit seinen Haaren am Aichbaum hangen gebliben: fürwar hat nicht bald ein Baum schlimmere Frucht tragen / als diser: mit einem Wort W.W. ist ein schmertzlicher Buchstab / ein lamentirlicher Buchstab / vnd auß allen der jenige / so der Menschen Gmüther hefftig entrüstet / vnd selbige Trostloß machet.

Liebster Leser / solchen widerwärtigen vnd trangseeligen Buchstaben wirst du folgsamb antreffen / nicht ohne Verwunderung.“32

Widerwärtig und drangseelig, schmerzlich und lamentierlich sei dieser Buchstabe – bei Merck jedenfalls oder zumindest im Kontext von Mercks Darmstadt bekommt das W eine andere, weniger pejorative Bedeutung. Mercks A und W scheinen ein Paar zu sein. Eingangs wird ein Gebäude imaginiert („Zauberschloß“), das als Ausdruck von Sesshaftigkeit, von Schutz wie auch von materiellem und immateriellem Reichtum verstanden werden kann. Das angesprochene Du erweist sich durch die „EngelsKlarheit“ als Frau. Damit ist am Ende des Eingangssatzes das Rollenverhältnis aufgespannt. Der männliche Seher erschafft sich in der Imagination ein zukünftiges weibliches Du, das als Engel verklärt wird und damit einen empfindsamenEmpfindsamkeit ToposTopos zitiert. Der Seher und Imaginator hofft und lächelt, wird also mit grundsätzlich positiven Begriffen beschrieben. Als wehmütig indes charakterisiert der Dichter die Stimmung des Mannes. Positive Gefühle wie Sympathie und Liebe sind bedroht, die Wehmut scheint Besitz zu ergreifen von diesem Mann. Der Grund für diese Missstimmung wird sogleich benannt: „Statt KörperSchöne, flache WandGestalt“, statt der geliebten Frau selbst teilhaftig zu werden vermag der Mann sie nur zu imaginieren, gleichsam als Projektion an die Wand zu werfen. Das „Gewebe des verkehrten Teppichs“ kann als MercksMerck, Johann Heinrich Metapher für Texturen verstanden werden, womit jene literarischen Imaginationen gemeint sind, die über die reale Liebessehnsucht des Mannes nicht hinweghelfen. Führt man diesen Gedanken weiter, dann thematisiert Merck an dieser Stelle des Gedichts die grundlegende Bedeutung von Kunst, ihre Imaginationskraft und ihren defizitären Modus, der darin besteht, nichts als eben dies, Imagination zu sein. Denn noch befinden wir uns ja gleichsam im Zauberschloss, das ebenfalls imaginiert wurde, und dessen Bewohnerin, die engelsgleiche Frau, nur ein Simulakrum der wirklichen Geliebten ist. Als unvergleichlich schön wird sie beschrieben, selbst PlatonPlaton und der griechische Bildhauer AlcamenesAlcamenes träumten von diesem Vexierbild des Körperschönen. Das ‚Coische Gewand‘ spielt, für die zeitgenössischen Leser deutlich zu erkennen, auf die Nacktheit des Frauenkörpers an. Doch allein dem Imaginator war es bislang weder in der Realität noch in der Fantasie vergönnt, den Körper der Schönen unverhüllt zu erblicken. Nun wird vom Dichter die Adressatin des Gedichts angesprochen, sie solle ihren Geliebten erlösen und die sonst reichlich fließenden Tränen – auch dies selbstverständlich eine Anspielung auf die empfindsamenEmpfindsamkeit Tränen – zur Linderung seiner Sehnsucht und seines BegehrensBegehren vergießen. Die Frau solle den Mann erhören, bevor dieser wieder gehe („seine Straße zieht“). ‚Die große Sklav- und Narren-Erde‘ verschuldet ursächlich die peinigenden Qualen der Liebenden. Ist dies am Ende Mercks Abrechnung mit dem Problem der empfindsamen Sublimation? Das Gedicht lässt diese Interpretation durchaus zu, wenn es auch darauf nicht zu reduzieren ist. Der Autor fordert von der Frau, nicht länger den Konventionen der Zeit zu gehorchen und dem schamhaften Blick zu folgen, sondern dem Geliebten direkt ins Auge zu sehen, und ihm die ‚Liebe ihres Augs‘ als ‚Bild‘ in die Seele zu senken. Dieses Bild habe bis über den Tod hinaus Bestand. Die Bedeutung der Imaginationskraft von Kunst im Allgemeinen und von Literatur im Besonderen findet dort ihre Grenzen, wo sie die großen Gefühle der Menschen eben nur imaginiert, ohne dass diese Gefühle durch Realien unterfüttert sind. Vielleicht ist dieses Gedicht ein Rollengedicht, und MerckMerck, Johann Heinrich spricht verschlüsselt von sich selbst, mithin rührten diese Zeilen dann aus Mercks Brautzeit her. Vielleicht beziehen sich die Verse aber auch auf HerderHerder, Johann Gottfried und Caroline FlachslandFlachsland, Caroline – dann wären allerdings die Initialen A und W nur schwer zu erklären – oder auf ein anderes Paar aus seinem Umfeld. Der Buchstabe W ist, um Abraham a Sancta ClaraAbraham a Sancta Clara nochmals zu zitieren, durchaus ein ‚allerschwäreste[r]‘, ein ‚schmertzlicher‘ und ‚lamentirlicher‘ Buchstabe. Auch wenn man dieses Rätsel der unaufgelösten Buchstaben nicht lösen kann, so bleibt doch jedenfalls die Erkenntnis, dass Im MerzIm Merz Mercks schönstes und bestes Gedicht ist, es ist einzigartig in seinem lyrischen Werk.

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