Der weiße Lotus oder die Wiedergeburt des Lichts
So wie die Sonne die Schöpferkraft verkündet, die sich aus sich selbst zeugt, so symbolisiert der Mond das Gefühl des Herzens, das sich in die Welt ergießt. Er hat keinen Anfang und kein Ende, sondern er leuchtet an der Wiege des Lebens und an der Schwelle des Todes, denn er steht auch für die Finsternis der Nacht als Voraussetzung für die Wiedergeburt des Lichts. Er wächst aus einem weißen Lotus hervor, der seinerseits wie eine Fontäne aus der Tiefe emporsteigt und dein Herz mit Lebenswasser füllt, denn das 1. Haus steht für Prozesse der Ichfindung und der körperlichen Aggressivität und reflektiert im Zusammenspiel mit deinem Mond die empfindsame und etwas bange Hingabe an die gröberen (stofflichen) Bedürfnisse der Welt. Er ist ein Wegweiser auf dem Pfad der Erleuchtung, der nicht nur auf die Gewässer des Unergründlichen zeigt, sondern gleichzeitig über sich selbst hinaus auch auf die Urbilder weist, die über die Träume in dein Bewußtsein fließen. Mond in Haus 1 schimmert in einem milchigen Licht, und er schildert dir die Wahrheit, die über die Durchsetzung und die Ichfindung des Egos hinausweist: daß alle Wege menschlichen Strebens innerhalb des Ewigen nur ein unbedeutender Bruchteil jenes Numinosen sind, das Anfang und Ende miteinander verbindet und das ewig gültig, aber auch für unser Denken auf ewig unergründlich bleiben muß. Auf daß die Wirklichkeit ein bißchen mehr “weniger wirklich” bleibt als die von dir verwirklichte Wirklichkeit!
Symptome |
unbewußte Ängste, abgründige Sehnsüchte (Suchtverlangen) und unterschwellige Ohnmachtsgefühle |
Ritual |
das Feuer der Hingabe |
Archetyp |
die befreite Seele; das innere Kind |
Analogie |
die schöne Helena |
Kraftort |
Sandkasten; Turnierplätze (schon im Mittelalter krönte die Tochter des Königs den heldischen Sieger mit einem Lorbeerkranz) |
Kultstätte |
die Allee von Sphingen mit Widderköpfen, die Karnak mit Luxor verbindet |
Kraftfarben |
frisches Hellrot, leuchtendes Orange |
Kraftstein |
rote Koralle |
Duftessenz |
Rosmarin-Zedernholz-Mischung |
MOND IN HAUS 2
Die Befruchtung oder die süße Lust
Hier gründelt dein Mond in den körperwarmen Gewässern der Brunst und träumt von der lebendigen, nährenden Seite der physischen Lust. Du siehst, wie sich ein weibliches und ein männliches Wesen umarmen, Mund auf Mund, Leib an Leib, Finger in weichem Fleisch, Sperma auf dem blassen Teint. Da erkennst du die Larven als Adam und Eva, Vater und Mutter, die dich aus ihrer Mitte hervorbrachten. Während ihre Leiber sich umtanzen, umarmt dich eine zauberhafte Fee. Sie zeigt dir den Akt der Befruchtung der Materie und illustriert dir die zyklische Erneuerung der Erde, die Kraft des Wachstums oder Werdens, die innerhalb der materiellen Sphäre zum Ausdruck kommt. Lustvoll bindest du dich an die Erde und bringst dich um nichts, was das Leben voll und stark werden läßt: intensive Genüsse, umfassende Erfahrungen, große Exzesse. Dabei kennst du keine abgehobenen Ideale, denn du weißt deine Ziele und Prinzipien mit durchaus irdischen Mitteln zu vertreten: Du besitzt jene emotionale Kraft, die sich nach körperlicher Erfüllung sehnt und die im Austausch mit der Umwelt gleichermaßen Lust wie Harmonie anstrebt. Das bescheinigt dir im Leben Fülle und Überfluß, Glück und Wohlstand, denn Mond in Haus 2, der sich durch eine emotionale Ausdehnung auszeichnet und auch Aufblähung und plumpe Genußsucht in sich birgt, ist ein Symbol für den menschlichen Drang nach Erweiterung, ganz egal, ob sich dies in körperlichen oder seelischen Bahnen abspielt.
Symptome |
Schlemmereien, Blähbauch, ungenügende Entschlackung, träger Stoffwechsel, Fettsucht, Abneigung gegen körperliche Bewegung |
Ritual |
Nahrungsaufnahme, Befruchtung |
Archetyp |
Venus von Willendorf |
Analogie |
der süße Brei |
Kraftort |
Speiserestaurant, Biergarten |
Kultstätte |
das Ischtartor in Babylon mit seinen Stier- und Löwenmotiven |
Kraftfarbe |
Hautfarbe |
Kraftstein |
Rosenquarz |
Duftessenz |
Sandelholz-Ylang-Ylang-Mischung |
MOND IN HAUS 3
Das Laufgeschirr der Seele
Vielleicht liegt dein Fehler darin, daß du zuviel darüber nachdenkst, warum das Leben so ist, wie es ist. Hierin findest du zwar keine Wahrheit, aber es ist zumindest der Versuch, deine Gefühle zu kontrollieren und sie in deiner Umgebung gut zu präsentieren. Das Talent, in verschiedenen Zungen zu reden, d.h. mit jedem in dessen Sprache zu kommunizieren, verführt dich dazu, die Gefühle durch die “Vorstellung der Gefühle” zu leben und dadurch zu intellektualisieren und zu zerreden. Doch dieses stolze Sich-Absondern, bei dem du in Gefühlen und Gedanken um dich selbst kreist und immer nur über das Unvermögen deines eigenen Erkennens reflektierst, schafft ständig neue Leere, aus der sich wiederum der Wunsch nach intellektueller Kontrolle der Gefühle speist. Eine emotionelle Öffnung gegenüber anderen ist nur dort möglich, wo eine gemeinsame Basis auf der denkerischen Ebene besteht. Deshalb der Rat: Laß dich von einer Mondfee am Laufgeschirr deiner Seele, die gerade die ersten tastenden Schritte in die Bezirke der Gefühle unternimmt, in die Höhe heben, und segle schwerelos wie ein Embryo im Fruchtwasser durch Raum und Zeit. Paß aber auf, daß du nicht in den Abgrund stürzt, wenn du den Boden unter deinen Füßen wegilluminierst!
Symptome |
Nervosität, Erregung, Redeneigung (Gefühle werden durch die Ratio ersetzt und emotionale Ängste hinter verbalen Unverbindlichkeiten versteckt) |
Ritual |
Wind in den Haaren, Wandern über dem Nebelmeer |
Archetyp |
der kluge Rabe |
Analogie |
die kluge Else |
Kraftort |
Türme (Hinunterschauen in die Tiefe) |
Kultstätte |
Manneke Pis (Brunnen mit Bronzefigur hinter dem Rathaus am Brüsseler Grote Markt) |
Kraftfarbe |
Hellgelb, Hellblau, Hellgrau (leichte, luftige Farben) |
Kraftstein |
Glasperlen |
Duftessenz |
Melissen-Zitrus-Mischung |
MOND IN HAUS 4
Der Mutterbrunnen
In deiner Seele spürst du oft das urzuständliche Gefühl aufsteigen, aus Raum und Zeit hinauszutreiben und in der Urmütter Brunnenstuben einzutauchen, denn Mond in Haus 4 will dir einen Blick hinter den Spiegel, ins Reich des Unbewußten hinein, gewähren. Unter guten Voraussetzungen verkörpert dieses Gestirn das Optimum dessen, was du an innerem Seelenfrieden erreichen kannst. Das zeugt von der Absicht, Widersprüchliches im Herzen auszugleichen und es zum Wissen zu vereinen, daß alles irgendwo im Leben seinen tiefen Sinn besitzt. Der Glaube an die innere Ordnung schürt das seelische Empfinden, sich mit der Umwelt stets harmonisch zu verbinden, was sich in Toleranz und Güte ausdrückt. Du richtest dich nicht mehr an äußeren Dingen, sondern an deinem inneren Empfinden aus und strebst nach einem inneren Erkennen, das sich selbst höchstes Gesetz ist. Es hört den Ruf der Seele, aufzubrechen und alle Räume der Erkenntnis zu entdecken, die es gibt, und du begibst dich auf den Weg, dich lebendig zu fühlen und das Leben in Übereinstimmung mit dem Ewigen zu bringen, und zwar durch das Erkennen von inneren Zusammenhängen und Gesetzmäßigkeiten. Trotzdem bleibst du nicht selten in schwärmerischen Übertreibungen, zu hoch gegriffenen Idealisierungen und ablenkenden Wunschvorstellungen hängen, denn oftmals kollidieren die Ideale kosmischer Sinnfindung mit der weltlichen Familienbindung, und es wird dir klar, daß hinter diesen überhöhten Gefühlen oft auch fehlende Geborgenheit und die Leere innerer Zugehörigkeit steht.
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