Auf, auf, zum Kampf, zum Kampf!
Zum Kampf sind wir geboren.
Auf, auf, zum Kampf, zum Kampf!
Zum Kampf sind wir bereit!
Dem Karl Liebknecht haben wir's geschworen,
der Rosa Luxemburg reichen wir die Hand.
Wir fürchten nicht, ja nicht
den Donner der Kanonen.
Wir fürchten nicht, ja nicht,
die grüne Polizei.
Den Karl Liebknecht haben wir verloren,
die Rosa Luxemburg fiel durch Mörderhand.
Worte: anonym
Weise: nach einem Soldatenlied [6]
Aus Solidarität für die im Kampf gegen die Konterrevolution stehenden Arbeiter Berlins und zu derer Entlastung erzwang der Arbeiter- und Soldatenrat Bremens am 10. Januar gestützt auf Massendemonstrationen auf Initiative der Kommunisten die Auflösung des reaktionären Senats. An Stelle des Senats wurde ein Rat der Volkskommissare (KPD, USPD, Soldatenrat) gewählt. Der Rat erklärte die Freie Hansestadt Bremen zur selbstständigen sozialistischen Republik. Alle Arbeiter- und Soldatenräte in Deutschlands wurden aufgerufen, sich dem Kampf der Bremer Arbeiter anzuschließen. Am 14. Januar versuchten aufgeputschte Teile der Garnison, die Arbeiter der Weser-Werft zu entwaffnen. Die Reichsbank suchte Bremen finanziell zu erdrosseln. Am 4. Februar drang auf Befehl Noskes die Division Gerstenberg in Bremen ein. Auf sich allein gestellt, verteidigten sich die Bremer Arbeiter heldenhaft gegen militärisch weit überlegene Truppen. Am Abend des 4. Februars war Bremen von den konterrevolutionären Truppen besetzt und die Räterepublik niedergeschlagen.
In dieser Atmosphäre blutigen Terrors, die KPD ihrer Führer beraubt, fanden am 19. Januar die Wahlen zur Nationalversammlung statt. Die Spaltung der Arbeiterklasse durch die rechten SPD-Führer, ihr Verrat an der Revolution und der Terror gegen die Arbeiterklasse führten dazu, dass die bürgerlichen Parteien in der Nationalversammlung die Mehrheit besaßen.
Die Niederlage der Novemberrevolution war besiegelt. Sie war das Ergebnis des Verrats der rechten Führer der SPD, der USPD und der Gewerkschaften, die im Lager der Konterrevolution standen und des Fehlens einer revolutionären Kampfpartei.
Büxensteinlied
Dieses Lied schildert den Kampf der revolutionären Arbeiter im Januar 1919 um das von ihnen besetzte Berliner Zeitungsviertel. Auch große Druckereibetriebe wie Büxenstein wurden gegen die Noske-Truppen verteidigt.
Im Januar um Mitternacht
ein Spartakist stand auf der Wacht.
Er stand mit Stolz, er stand mit Recht,
stand kämpfend gegen ein Tyrann'geschlecht.
…
Und donnernd dröhnt die Artill'rie,
Spartakus hat nur Infanterie.
Granaten schlagen bei ihm ein,
die Noskehunde stürmen Büxenstein.
…
Und wofür kämpft der Spartakist?
Damit ihr's alle, alle wißt:
Er kämpft für Freiheit und für Recht,
nicht länger sei der Arbeitsmann ein Knecht.
…
O Spree-Athen, o Spree-Athen!
Viel Blut, viel Blut hast du gesehn.
In deinem Friedrichshaine ruht
so manches tapfere Spartakusblut.
Worte: Richard Schulz [7]
Nachdem die preußische Regierung am 3. März über Berlin den Belagerungszustand verhängt hatte, erhielt Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) die vollziehende Gewalt. Durch eine Provokation schaffte sich General Walther Freiherr von Lüttwitz den Vorwand für den Einmarsch seiner Truppen in Berlin, die am 6. März mit Artillerie gegen die Republikanische Soldatenwehr vorgingen. Die rechten Führer der SPD spalteten die einheitliche Streikfront.
Dadurch sahen sich die Berliner Arbeiter gezwungen, am 8. März den Generalstreik abzubrechen. Einige hundert Mitglieder der Republikanischen Soldatenwehr und Arbeiter setzten den bewaffneten Widerstand gegen die Freikorps fort. Die bürgerliche Presse und der »Vorwärts« verbreiteten auf Anweisung des Stabes der Noske-Truppen Falschmeldungen über angeblich von Arbeitern verübte Gräueltaten (Lichtenberger Beamtenmord) und lieferten Noske damit den Vorwand zur Verhängung des Standrechts am 9. März. Über 1000 Arbeiter, Matrosen und Soldaten wurden von der Soldateska umgebracht, Tausende misshandelt und in die Gefängnisse geschleppt. Am 10. März wurde Leo Jogiches, Mitglied der Zentrale der KPD, ermordet. Am 11. März wurden 28 Matrosen der Volksmarinedivision in der Französischen Straße 32 in Berlin erschossen.
Vom Bezirk Halle-Merseburg ausgehend breitete sich Ende Februar ein Generalstreik über ganz Mitteldeutschland aus. Im März traten oberschlesische Arbeiter in den Generalstreik, wenig später die Bergarbeiter des Ruhrgebietes. Anfang April entbrannten heftige Kämpfe in Dortmund, Essen und Mühlheim. Die Arbeiter erlitten in den opferreichen Kämpfen gegen die brutal vorgehenden Noske-Truppen Niederlagen, weil die Kämpfe isoliert waren und weil das Bündnis der rechten Führer der SPD und der Gewerkschaften mit der imperialistischen Reaktion den einheitlichen Kampf der Arbeiterklasse verhinderte.
Am 7. April proklamierten verschiedene Parteien in München die Räterepublik in Bayern. Dem schlossen sich etliche Städte in Bayern an. Leider taten sie fast nichts, um die Konterrevolution zurückzudrängen. Ein Militärputsch sollte am 12./13. April die Räterepublik dennoch stürzen. Der Putsch wurde niedergeschlagen und eine neue Räterepublik, an der sich auch die KPD beteiligte, wurde am 14. April konstituiert. Am gleichen Tag proklamierte der Vollzugsrat einen zehntägigen Generalstreik und ordnete Bewaffnung der Arbeiter an. In kurzer Zeit stellte man unter Führung des Kommunisten Rudolf Engelhofer eine Rote Armee auf.
Viele revolutionäre Maßnahmen wurden beschlossen. Die Konterrevolution verhängte über das Gebiet der Räterepublik die Blockade. Noske-Truppen und Freikorps besetzten nach Brechung heftigen Widerstandes die Städte, die sich zur Räterepublik bekannten. Durch die Haltung auch schwankender USPD-Führer wurden etliche revolutionäre Maßnahmen zurückgenommen. Die Kampffront der Arbeiter wurde geschwächt. Die Rote Armee leistete den am 1. Mai in München eindringenden weißen Truppen bis zum 3. Mai erbitterten Widerstand.
Am 4. Mai kapitulierte sie, ihre Führer wurden erschossen. Über München wurde das Standrecht verhängt. Hunderte Arbeiter und Soldaten fielen dem weißen Terror zum Opfer. 2200 Personen wurden zu Zuchthaus, Gefängnis und Festung verurteilt, der kommunistische Führer Eugen Leviné am 3. Juni zum Tode verurteilt und am 5. Juni ermordet.
Der junge Tambour
Ein beliebtes Arbeiterlied aus den Kämpfen um die Bayrische Räterepublik 1919.
Auf, junger Tambour, schlage ein, schlage ein!
Nach München, da wollen wir marschieren.
Nach München wollen wir hinein, ja, hinein,
die Orgesch* soll unsre Waffen spüren.
Am Wege rot die Röslein blühn,
wenn Rotgardisten nach München ziehn.
Und sollten wir nicht siegreich sein,
von dem Schlachtfeld, da wollen wir nicht weichen!
Und kehren wir als Sieger heim, Sieger heim,
dann laßt, Brüder, uns die Hände reichen.
Und schießt uns so ein Bluthund tot,
wir sterben für die Fahne rot.
*Orgesch = Organisation Escherich – paramilitätischer »Selbstschutzverband«, vor allem in Bayern
Worte: anonym
Weise: nach einem Soldatenlied [8]
Ein besonderes Kapitel ist die Politische Polizei der Weimarer Republik. Oft wurde sie geleitet von Beamten, die das SPD-Parteibuch trugen. In Berlin war es zwar als Stellv. Polizeipräsident ein Mitglied der DDP, aber sein Präsident, wie Albert Grzesinski, war Mitglied der SPD. Die Politische Polizei begnügte sich nicht nur mit Erkenntnissen der eigenen Beamten, sondern setzte gezielt verdeckt arbeitende Ermittler (Geheime Vertrauensleute) ein, um über interne Vorgänge in der KPD ständig unterrichtet zu sein. Nicht nur in Berlin gelang es der Politischen Polizei V-Leute als Funktionäre getarnt im ZK der KPD zu platzieren, sondern auch in Bremen, Württemberg oder Westfalen. Die V-Leute erhielten aus einem Geheimfonds, beispielsweise im Staatshaushalt Preußens enthalten, ein Honorar. Zur Bilanz der Politischen Polizei zählten bis 1932 zeitweilige KPD-Verbote 1919 und von November 1923 bis Februar 1924, Überfälle auf legal tagende Funktionärstagungen, Beschlagnahme von schriftlichem Material zur Erlangung von Daten über Funktionäre der KPD und ihre Arbeitsmethoden, mehrfache Durchsuchungen der KPD-Zentrale des Karl-Liebknecht-Hauses am Bülow-Platz und Überfall auf das Heim Elgersburg der Roten Hilfe.
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