Reißende Strömungen und prickelnde Wasserfälle kennzeichnen den fischreichen Voralpenfluss. Unter normalen Bedingungen sieht man acht bis zehn Meter – durch unter Wasser aufgehende Quellen an manchen Stellen mehr als 20 Meter in die Tiefe. Hier begegnet man Äschen, Forellen, Hechten, Barben, Karpfen, Aalen und Barschen sowie selteneren Wasserbewohnern wie Huchen. Viele Fische scheinen kaum mehr Scheu vor den Froschmännern zu haben, stehen still, Aug und Aug mit dem Beobachter, und sind dann mit einem Flossenschlag schon wieder verschwunden.
Entlang des gesamten Flussverlaufs eignen sich viele Einstiegsstellen hervorragend zum Schnorcheln oder Tauchen. Die besten finden sich rund um den Traunfall bei Steyrermühl, der als abwechslungsreiches Tauchrevier gilt. Tauchprofis liefern fachkundige Anleitung zu beeindruckenden Strömungserlebnissen in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und mit verschiedenen Schwerpunkten. Franz Pramendorfer hat hier die 1. Österreichische Flusstauchbasis gegründet, das Scuben, wie er das Schnorcheln in der Traun nennt, hat er erfunden.
Einst wurde das Salz, das „weiße Gold“, auf der Traun verschifft, die dazu vom Hallstättersee aus geflutet wurde. Über Jahrhunderte war der zwölf Meter hohe Traunfall ein knochenbrecherisches Hindernis, das ab dem 16. Jahrhundert von den Flößern und Schiffsleuten über verwegene Holzkonstruktionen umschifft wurde. Diese stammten vom Wasserbauingenieur Thomas Seeauer aus Bad Goisern und galten damals als größte Ingenieurleistung Europas auf diesem Gebiet. Davor lud man um und überwand das kritische Stück auf dem Landweg.
1922 wurde das Kraftwerk Siebenbrunn errichtet, weshalb alte Wehranlagen und Brunnenhäuser im ansteigenden Wasser des Staubereichs verschwanden. Der alte Traunfall unterhalb davon ist noch heute von der Brücke aus erkennbar. In mehreren Wasserfällen donnerte die Traun parallel zum Ufer zwölf Meter in die Tiefe. Wo heute im klaren Quellwasser getaucht wird, kochte das Wasser in den Wasserfällen. Es fällt kaum mehr Traunwasser in den Fall, sondern fließt über einen Kanal einige hundert Meter flussabwärts zum Traunfallkraftwerk von 1902. Dies ist in etwa der Weg, den wagemutige Flößer auf ihrer Schussfahrt einst nahmen. Jetzt schlängeln sich Taucher und Schnorchler durch das rauschende, glucksende und tosende Naturparadies, das sich seit dem Bau einer Kläranlage Ende der 1980er Jahre wieder glasklar präsentiert.
Die fantastische Unterwasserwelt der Traun
Oberhalb und unterhalb der Traunfälle wird auch geschnorchelt. So eine Tour erfordert durchaus ein wenig Mut, oft schon der Einstieg ins kristallklare Nass im „unteren Traunfall“, der über einen Sprung von einem Felsen erfolgt. Zum Teil gleitet man durch das Wasser, dann beginnt mit Stromschnellen eine wilde Fahrt, bei der schäumendes Wasser, Wirbel und Strudel das Adrenalin in die Höhe schnellen lassen. Kilometerlang kann man den Fluss und die Auenlandschaft rechts und links genießen. Von den Tauchlehrern wird man an den Einstiegspunkt gefahren und am Ausstieg wieder abgeholt. Die Guides kennen die Traun perfekt und wissen, wie man Engstellen und Stromschnellen gefahrlos meistert. Taucherbrille, Schnorchel, Flossen und ein Neoprenanzug gehören zur Ausrüstung – Letzterer sorgt dafür, dass man nicht auskühlt, Stöße auf der Reise durch das Wasser abgefedert werden und man sich wunderbar schwerelos fühlt. Schnorcheln im Fluss eignet sich auch schon für Kinder (ab acht). Die Traun ist nicht besonders kalt, in den Sommermonaten hat der Fluss 20 °C. Und weil selbst im Winter sehr gute Sichtverhältnisse herrschen, wird auch in der kalten Jahreszeit von und mit Profis getaucht.
Der Süden Oberösterreichs, vom Salzkammergut bis zur Enns, zählt zu den Geheimtipps in Sachen Fluss- und Bachtauchen. Auch Ager, Mondseeache, Weißenbachtal, Steyr und Enns sind Fließgewässer, die Taucher in ihren Bann ziehen.
INFO: Atlantis Qualidive, Franz und Ursula Pramendorfer
Tauchbasis: Viecht am Traunfall 10a, 4693 Desselbrunn
+43 (0) 676/419 01 06
www.flusstauchen.at
Forellenzirkus in St. Ägidi
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Akrobatik im Mühlbach
In St. Ägidi springen Forellen durch einen Reifen
Alaba springt durch einen Reifen, Müller nimmt Anlauf und köpfelt den Ball ins Tor. Nein, die Rede ist nicht von Artisten oder Fußballern, sondern von Forellen. Seit 1947 betreibt die Familie Luger in St. Ägidi ihren österreichweit einzigartigen „Forellenzirkus“.
In St. Ägidi bei Engelhartszell im Sauwald fließt der Mühlbach an der alten Erledt-Mühle vorbei, die übrigens auch ein Museum über die Müllerei beherbergt. „Meine Mutter hat neben dem Bach immer ihre Wäsche aufgehängt und die Forellen gefüttert: Da sind sie dann bei ihr stehen geblieben“, erinnert sich Bernadette Sageder-Luger. Den Buben hätte die Mutter verboten, die zahmen Fische aus dem Bach zu holen. Die ersten Bande mit den sonst so scheuen Wassertieren waren geknüpft. Als in den 1950er Jahren das Kraftwerk Jochenstein gebaut wurde, kamen immer wieder Ingenieure vorbei, die dort im Einsatz waren. Sie entdeckten die zahmen Tiere, legten ihnen kleine Bälle auf eine Leiter über dem Wasser, von wo sie die Fische herunter schubsten. So kam die Idee auf, mehr daraus zu machen. Karl und Otto Luger – Vater und Onkel von Bernadette – begannen, die Forellen zu dressieren und schon bald war der „Forellenzirkus“ zur Attraktion geworden.
Heute sind es Bach- und Regenbogenforellen sowie Saiblinge, die den „Dompteuren“ gehorchen, insgesamt etwa zehn Tiere, die Fußball spielen oder durch Reifen springen. „Mein Mann Markus sagt immer, das sei unsere technische Abteilung“, meint Sageder lachend, „unsere sportlichen Angestellten.“ Eigentlich sind sie wohl noch ein bisschen mehr: Da treffen Tierliebe und die Freude daran, sich mit Tieren zu beschäftigen, auf fruchtbaren Boden: Die ganze Familie – federführend „Zirkusdirektor“ Markus Sageder und dessen Vater – ist leidenschaftlich dabei, erkennt jedes einzelne Tier an der Zeichnung und gibt den Fischen Namen zum Beispiel von Fußballern. Gehalten werden sie in einem abgegrenzten Bereich des Baches, Holzlatten sollen sie vor Raubvögeln schützen. Angelockt werden die Fische, die bis zu zehn Jahre alt werden können, mit Futter, nach und nach lernen sie ihre kleinen Kunststücke. Aber nicht jede Forelle und jeder Saibling ist geeignet. „Manche sind einfach zu scheu dafür“, weiß Luger. Begonnen wird mit dem Abrichten, wenn die Tiere etwa drei Jahre alt sind. Auch andere Wasserbewohner werden den Besuchern nahe gebracht: „Wir zeigen heimische Bach- und Steinkrebse“, erklärt Luger, leider seien die Tiere durch das Einsetzen von amerikanischen Flusskrebsen in heimische Gewässer in ihrem Bestand mehr und mehr dezimiert worden.
Nicht nur Fische haben bei den Lugers besondere Talente, auch Hähne neigen zur Akrobatik: „Meine Mutter beschäftigt sich mit ihnen und bringt sie mit viel Geduld so weit, dass sie sich auf den Kopf eines Menschen setzen und von dort aus in aller Ruhe die Umgebung betrachten“, erzählt Luger.
Die alte Mühle, die erstmals 1348 urkundlich erwähnt wurde und sich seit 1905 im Besitz der Familie Luger befindet, ist heute noch zu besichtigen, Wohnräume der einstigen Müllersfamilie zeigen viel vom Leben von einst. „Wir verfügen über eine Getreide- und eine Sägemühle mit venezianischem Sägegatter, eine Technik, die aus Venedig stammt und für die Herstellung von Schiffsbrettern verwendet wurde.“
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