Martin Niessen - Die Tage von Gezi
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Die ersten vier Tage brauchte er, um sich an Geschwindigkeit und Lautstärke des Lebens in dem 15- oder 20-Millionen-Moloch – wer wusste das schon genau? – zu gewöhnen: das ständige Hupen der Autos, die auf zweispurigen Straßen zu viert nebeneinander fuhren, meist nur im Schritttempo vorwärtskamen und von ganz links nach rechts abzubiegen suchten; die zwischen ihnen hin und her sausenden Mopeds der Kuriere, die Pakete oder Essen auslieferten; das wütende Klingeln der im Stau steckenden Tram, deren Gleise in den Hauptverkehrszeiten von dicken Limousinen als Straße genutzt wurden, weil deren wohlhabende Fahrer hofften, so schneller ans Ziel zu kommen, und die fälligen Bußgelder aus der Portokasse zahlten; das tiefe Tuten der großen Containerschiffe auf dem Bosporus und dem Marmarameer und das etwas hellere der Fährschiffe, die mit dröhnenden Dieselmotoren, dichte Wolken schwarzen Rauchs ausstoßend, an den zahllosen Anlegestellen ankamen oder gerade ablegten, um den Bosporus oder das Goldene Horn zu queren; die Rufe der Los-, Maiskolben-, Röstkastanien- und Simitverkäufer und überhaupt das Gewirr von Stimmen von Millionen Menschen, die in dieser Stadt immer und überall unterwegs waren. Selbst die Flucht in Sehenswürdigkeiten wie die unterirdische römische Zisterne mit ihren Medusenköpfen, Hagia Sophia oder Blaue Moschee hatten ihm keine Ruhe beschert. Es war Hauptreisezeit und die Stadt voll mit Touristen, die zusammen mit türkischen Schulklassen die zahllosen Sehenswürdigkeiten Istanbuls mit lauter, vielsprachiger Fröhlichkeit überschwemmten. In Karaköy lagen in diesen Tagen immer mindestens zwei oder drei riesige Kreuzfahrtschiffe, morgens Tausende Passagiere ausspuckend, die in Bussen durch die Stadt jagten, um in den wenigen Stunden ihres Aufenthaltes möglichst viel Geschichte und Kultur zu inhalieren oder Nippes zu konsumieren.
Trotzdem gefiel es Marc hier. Er streifte vom Morgen bis zum Abend, das ein oder andere Mal auch bis tief in die Nacht, durch die Stadt, sog sie auf – als Mensch, ganz privat, nicht als Journalist –, ließ sich von ihr ablenken. Er genoss die vollständige Abstinenz ihm bekannter Regeln im Miteinander und Untereinander dieser unglaublichen Massen an Menschen und Fahrzeugen, die aber durch ihm unbekannte ersetzt worden sein mussten, denn irgendwie funktionierte es ja, und erstaunlich gut dazu. Er hatte gelernt, Verkehrszeichen zu ignorieren und dennoch Straßen zu queren, ohne überfahren zu werden, indem er Blickkontakt zu den Fahrern suchte. Seine Ohren und sein Gehirn konnten die Geräuschkulisse auf ein erträgliches Maß herunterfiltern und blieben doch wachsam für Besonderes und Wichtiges. Seine Augen vermochten zu fokussieren, sodass sein Blick nicht mehr haltlos durch die ständig in Bewegung befindliche Umgebung irrte. Seine Nase hatte sich an die tausend verschiedenen Gerüche gewöhnt, die den Gewürzständen und Garküchen entwichen, die es in einer Masse gab, als habe jeder Bewohner dieser Riesenstadt einen eigenen.
Überhaupt, das Essen, die Meze zum Beispiel, Vorspeisen. Auf Dutzenden kleinen Tellern serviert, die auf großen Tabletts von Kellnern an den Tisch gebracht wurden, auf dass man sich kaum entscheiden konnte zwischen Auberginenmus, marinierten Sardellen, Oktopussalat, scharfen roten Paprika mit Schafskäse gefüllt, eingelegten Artischockenböden, Kichererbsenbrei, Joghurt mit Dill oder Gurke, dicken Bohnen, grünen Bohnen in Tomatensoße, Algensalat mit Knoblauch, grünen und schwarzen Oliven – die grünen mit Walnüssen oder Mandeln gestopft, die schwarzen mit Stein oder zu einer Art Pesto püriert –, in Olivenöl gebratenem Gemüse, gegrilltem Hellim-Käse, Tränen in die Augen treibendem Salat aus kleingeschnittenen Tomaten mit frischen Kräutern und Massen an Chili, Melone mit Schafskäse oder mit Dutzenden Gewürzen, darunter Nelken und Zimt, marinierten Fischfilets. Manche Restaurants boten vierzig, fünfzig oder noch mehr Vorspeisen an, von den warmen wie mit Spinat und Schafskäse gefüllten Blätterteigtaschen, Tintenfischringen, überbackenen Champignons, frittierten Sardinen oder kleinen, sehr scharfen Frikadellen noch gar nicht redend. Meist war Marc schon satt, bevor er sich gegrillte Scholle, Dorade, Seebarsch, einen Fleischspieß oder mit Tomaten und Joghurt in eine Auflaufform geschichtetes Kebab bestellen konnte. Und dann erst die Süßspeisen: die verschiedenen Arten von Baklava, Künefe, Kadayıf, Kazandibi mit Eis, Sütlaç. Oder das frische Obst, das meist ungefragt und oft kostenlos als Abschluss einer türkischen Mahlzeit auf den Tisch gestellt wurde. Für den Preis eines derart opulenten Abendessens würde er in London fettige Fish and Chips in Zeitungspapier eingewickelt zum Mitnehmen bekommen. Es war in dieser Stadt ein Leichtes, sich schon allein kulinarisch überwältigen zu lassen.
Obwohl das Leben im Vergleich zu London günstig war, warf er mit seinem Geld nicht um sich, wollte keiner dieser Touristen sein, die glaubten, dass ihnen für zwei Wochen eine fremde Welt gehörte, in der sie sich alles leisten konnten, die gönnerhaft mit Scheinen herumwedelten und die lokalen Preise ruinierten. Er wusste mittlerweile, was ein Simit und eine kleine Plastikflasche Wasser kosteten, die er auf seinen Streifzügen als Marschproviant mit sich führte, und ließ sich nicht mehr übers Ohr hauen. Er handelte zwei Stunden lang, als er im Großen Bazar ein Backgammon-Brett mit sehr schönen Intarsienarbeiten aus Perlmutt kaufte. Am Ende konnte er den Kaufpreis um zwei Drittel des von dem Englisch sprechenden Händler genannten Startpreises reduzieren, war sich aber immer noch unsicher, ob nicht auch das noch zu viel gewesen war. Und er hatte wichtige Worte gelernt, um nervige Straßenhändler, die gefälschte Markensocken oder Polohemden überteuert anboten, abzuwimmeln: »Yok, sağ ol, abi!«, nein danke, Bruder. Es kam ihm schon fast akzentfrei über die Lippen. Jetzt, wo er einigermaßen klarkam, beschloss er, seinen Urlaub zu verlängern. Er war, obwohl gerade erst vierzig geworden, bereits viel herumgekommen, kannte Tokio, Peking, Shanghai, Singapur, Bangkok, Dhaka, Neu Delhi, Teheran, New York, Mexico City, Rio de Janeiro – alle diese Mega-Städte hatten ihre besonderen Reize. Aber Istanbul war auf eine faszinierende Art und Weise speziell. Überhaupt nicht erholsam natürlich, nicht das, was er eigentlich brauchte, im Gegenteil. Dennoch hatten ihn die Stadt und die Menschen irgendwie gepackt, er konnte es nicht erklären. Er wollte länger bleiben, so viel war ihm am Abend vorher, als er mit einer Wasserpfeife in einem Teehaus am Galataturm saß und dem Treiben in den Gassen zuschaute, klar geworden. Die Einwilligung seines Redaktionsleiters hatte er am Morgen vom Hotel aus telefonisch eingeholt und ihm die Idee, statt einer zweieinhalb Wochen zu bleiben, mit dem Satz »Gib mir zehn Tage mehr, ich schreibe auch einen Artikel über Istanbul« schmackhaft gemacht. Nun war er auf dem Weg von Galata, dem bunten, bei Touristen beliebten Viertel rund um den gleichnamigen Turm, in dem sein Hotel lag, über die Istiklal Straße zum Taksim-Platz, um im Stadtbüro von Turkish Airlines seinen Flug umzubuchen.
Mine
»Mal schauen. Aber ich glaube, ich bleibe. Die kommen sonst einfach in der Nacht und holzen die Bäume ab.«
Mine hatte fertig gepackt, zuletzt noch die Isomatte an der Seite ihres Rucksacks verschnürt, sich erhoben, ihre Arme um Vedats Nacken gelegt und ihm einen Kuss auf den Mund gedrückt. Sie hatte seine Einwände nur zur Kenntnis genommen, ihren Plan aber nicht wirklich überdacht. Ihr Entschluss stand fest: Sie würde, wenn es sich als notwendig erwies, im Park übernachten.
Mine war eigentlich kein sonderlich politischer Mensch. Sie las zwar Zeitungen, hatte einige Online-Nachrichtenportale abonniert und schaute abends, wenn sie Zeit hatte, auch mal die Hauptnachrichten im Fernsehen, hatte bei den letzten Wahlen aber noch nicht einmal ihre Stimme abgegeben. Warum auch? Seit sie zehn Jahre alt war, hatte Recep Tayyip Erdoğans Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung, kurz AKP, alle Wahlen gewonnen. Mine kannte quasi keinen anderen Premier als Erdoğan. Und dass er die letzten Wahlen – die ersten, bei der sie selbst hätte wählen dürfen – wieder gewinnen würde, daran hatte kein Zweifel bestanden. Also war sie nicht hingegangen, denn die Oppositionsparteien waren aus ihrer Sicht auch keine Alternative. Entweder waren sie, wie die Kemalisten der CHP, für den jahrzehntelangen Stillstand des Landes verantwortlich, oder, wie die nationalistische MHP, diverse sozialistische und kommunistische Splitterparteien und Kurdenverbände für die liberal erzogene Professorentochter zu radikal. Ihre Eltern hatten sich am Tag nach der Wahl besorgt gezeigt, dass die AKP, diesmal mit gut fünfzig Prozent der Stimmen, erneut die absolute Mehrheit errang und weiter allein regierte. In der Folge beklagten sie bei jeder sich bietender Gelegenheit eine schleichende Islamisierung des Landes und – meinten damit auch ihre Tochter – das mangelnde politische Engagement der Jugend. Mine empfand das als Jammern auf hohem Niveau, schließlich hatten es sich ihre Eltern in ihrer Bildungsbürgerlichkeit mit allem Komfort bequem gemacht und taten auch nicht mehr, als alle vier Jahre ein Kreuz bei der CHP zu machen. Außerdem dachte sie persönlich weniger schwarzmalerisch. Gut, die Restriktionen bezüglich des Konsums von Alkohol und die ständigen Appelle an ihre Gebärfreudigkeit – drei, besser fünf Kinder sollte eine türkische Frau nach Meinung Erdoğans zur Welt bringen – gingen auch ihr auf die Nerven. Aber hatte der nun dreimalige Premierminister nicht auch etwas bewegt im Land? In Sachen Infrastruktur etwa. Sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie als kleines Mädchen mit ihrer wild fluchenden Mutter stundenlang mit dem Auto im Stau gesessen hatte, auf dem Weg zum Einkaufen oder zum Arzt, so chronisch verstopft waren die Straßen gewesen. Nun fuhr sie mit der Metro eine Station von der Haltestelle Osmanbey zum Taksim-Platz und ging den restlichen Weg zu ihrer Uni, der privaten, international ausgerichteten Bilgi Universität, im Stadtteil Kurtuluş in ein paar Minuten zu Fuß. Gut, die Straßen waren zur Hauptverkehrszeit noch immer fast genauso verstopft wie früher – es gab zwar bessere Straßen, aber auch mehr Autos – und die Wagen der Metro immer voll. Aber es war doch vieles einfacher und – wie sie fand – besser geworden, und das, obwohl sich die Bevölkerung Istanbuls seit ihrer Geburt auf den heutigen Stand von vermutlich zwanzig Millionen – so genau wusste das niemand – verdoppelt hatte.
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