Martin Niessen - Die Tage von Gezi

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Der Streit um einen kleinen Park führt zu einem Aufstand gegen die islamisch-konservative türkische Regierung. Mit Toten, Tausenden Verletzten, Massenverhaftungen. Für die deutsche Architektin Kathrin ist Istanbul zur zweiten Heimat geworden. In der Revolte, die Ende Mai 2013 beginnt und bald weite Teile des Landes erfasst, gerät ihr Leben aus den Fugen. Marc, Reporter eines britischen Magazins, landet bei den ersten Auseinandersetzungen im Gezi-Park durch Zufall zwischen den Fronten. Als er dort der jungen Türkin Mine begegnet und Zeuge des brutalen Vorgehens der Polizei wird, verliert er zunehmend seine journalistische Neutralität. Mine trifft an umkämpften Barrikaden auf ihren Mann, einen Polizisten, und muss fortan auch um ihre Ehe kämpfen, die an der tiefen Spaltung der türkischen Gesellschaft zu scheitern droht.

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Die gewalttätigen Übergriffe der Polizei gegen Demonstranten jeder Art waren gelegentlich Anlass für Diskussionen am Küchentisch gewesen, und immer hatte sich Vedat ihr gegenüber davon distanziert, aber nie Einzelheiten von seinen eigenen Einsätzen erzählt. Sie hatte es irgendwann aufgegeben, ihn danach zu fragen, sie bekam ohnehin immer die gleichen Antworten. Dass es sich um einige schwarze Schafe bei der Polizei handelte, die gelegentlich über das Ziel hinausschössen und so weiter.

»Versprich mir, dass du bei so etwas nicht mitmachst!«

Mine hatte sich auf seinen Schoß gesetzt, ihn umarmt und geküsst, er in ihrer Umarmung genickt.

»Die haben in der Kaserne nichts davon erzählt.«

Vedat zuckte entschuldigend mit den Schultern.

»Und im Fernsehen haben sie auch nichts darüber gebracht.«

»Lass gut sein, du schaust einfach die falschen Kanäle.«

Sie stritten sich manchmal, wenn Mine Halk TV oder Ulusal Kanalı einschaltete, zwei kleine, unabhängige Nachrichtensender, die politisch eher links – Vedat würde sagen: »zu links« – einzuordnen waren. Er guckte, wenn nicht einen der zahlreichen Sportsender, was meist der Fall war, staatliches TRT oder CNN Türk. Meistens gab sie nach und klappte dann ihren Laptop auf, um sich die Nachrichten, die sie interessierten, aus dem Netz zu holen. Oft war das ohnehin nicht. Die türkische Politik ödete sie an, lauter testosterongeschwängerte Typen mit Schnauzbärten, die ständig nur herumschrien – egal ob im Parlament oder im Interview. Und zu Hause, bei ihren Eltern, diese endlosen Diskussionen, die nie zu etwas anderem führten als dicken Köpfen am nächsten Tag, weil mindestens genau so viel geraucht und getrunken wie geredet wurde.

»Übrigens ist unser Zelt weg. Und mein Schlafsack auch. Das haben die einfach alles an Ort und Stelle angezündet oder mitgenommen. Ich konnte nur noch meinen Rucksack retten.«

»Ich hake mal nach, vielleicht findet sich das Zeug ja noch.«

Es klang dahingesagt. Vedat war schon auf dem Weg zur Wohnungstür, um in einem kleinen Restaurant unten an der Ecke Köfte mit Reis und Salat für das Abendessen zu holen. Mine telefonierte währenddessen mit ihrer Mutter, die natürlich besorgt und empört war über das, was ihre Tochter ihr über die Geschehnisse im Gezi-Park erzählte. Erst als Mine ihr tausendmal versichert hatte, dass mit ihr alles in Ordnung sei, und versprach, sich in Zukunft rechtzeitig vor dem Einschreiten der Polizei von solchen Kundgebungen zu entfernen – ganz verbieten könne und wolle sie ihrer Tochter ihr Engagement ja nicht –, beendete sie das Gespräch mit einem immer noch besorgt klingendem »Pass auf dich auf!«, just in dem Moment, als Vedat mit der Tüte vom Restaurant in der Hand zur Tür hereinkam. Sie aßen schweigend auf dem Sofa, die Plastikteller auf den Knien, und schauten sich auf DVD eine Raubkopie von »Ice Age 4« an, die Vedat zwei Tage zuvor mit nach Hause gebracht hatte. Das Telefon blieb den ganzen Abend über stumm, ebenso die Türklingel. Offensichtlich hatte ihre Mutter dem Vater nichts erzählt, der sonst sofort zurückgerufen hätte oder gleich vorbeigekommen wäre, um seine einzige Tochter einer umfassenden medizinischen Untersuchung zu unterziehen und anschließend befreundete Anwälte aus dem Schlaf zu klingeln, damit sie Istanbuls Polizeibehörden mit einer Klagewelle überzogen. Mine duschte, dann legte sie sich neben Vedat ins Bett.

»Ich gehe da morgen wieder hin!«

Sie beugte sich zu ihm herüber und drückte ihm einen Gutenachtkuss auf den Mund.

»Lass uns beim Frühstück darüber sprechen.«

Vedats Antwort war nur noch ein Murmeln. Dann drehte er sich um und gab schon Sekunden später nur noch die ruhigen Atemgeräusche eines Schlafenden von sich.

29.–30. Mai

Marc

Am nächsten Morgen war Marc schon recht früh wach. Er hatte sehr unruhig geschlafen, was ungewöhnlich war, schlief er doch im Urlaub in der Regel wie ein Murmeltier, acht oder neun Stunden, manchmal auch länger, als hole sich sein Körper zurück, was Marc ihm, wenn er arbeitete, insbesondere in Krisengebieten, vorenthielt. Immer wieder musste er an diese junge türkische Frau denken, Mine. Nicht nur, aber auch natürlich, weil sie mit ihren ungezähmten dunklen Locken, den großen, fast schwarzen Augen, den vollen Lippen und ihrer zierlichen, aber wohlproportionierten Figur unglaublich hübsch war. Vor allem aber wegen der Art, wie sie und wegen dem, was sie erzählt hatte. Mit den Armen gestikulierend, die Augen gerötet und geschwollen, aber vor Wut leuchtend, und in hervorragendem Englisch hatte sie ihm derart plastisch davon berichtet, mit welcher Brutalität die Polizisten gegen sie und die vielleicht fünfzig anderen Demonstranten vorgegangen war, dass er es bildlich vor sich sah: die Schlagknüppel, die auf Köpfe und Schultern trafen, in Rücken und Kniekehlen, das Tränengas, aus kürzester Entfernung in Gesichter gesprüht.

Er hatte in verschiedenen Ländern wilde Straßenschlachten erlebt, in denen Polizisten mit Steinen und Molotow-Cocktails beworfen, mit Holzlatten, Eisenstangen, Baseballschlägern, manchmal sogar mit Messern und Schusswaffen angegriffen worden waren, dass ihm der Einsatz von Wasserwerfern und Reizgas in manchen Fällen als legitimes Mittel der Selbstverteidigung vorgekommen war. Aber was er von Mine hörte, war etwas ganz anderes, die Reaktion der Einsatzkräfte schien einfach völlig überzogen. Er konnte natürlich nicht wissen, was passiert war, während er im Büro der Fluggesellschaft sein Ticket umbuchte und anschließend zu Mittag aß. Die Situation vorher aber – ein paar junge Menschen, Sprechchöre, eine Hand voll Plakate – war ziemlich harmlos gewesen, das hatte er schließlich mit eigenen Augen gesehen. Und wenig später Schwaden von Gas in der Luft, die geröteten Augen, der Junge mit der Kopfwunde.

Marc zog sich an und ging hinunter in den Frühstücksraum des Hotels, der um diese Zeit – es war erst halb acht – noch gähnend leer war, weil die meisten Touristen im Galataviertel bis in die frühen Morgenstunden in den zahllosen Bars und Clubs versumpften. Er bestellte einen Cappuccino und einen frisch gepressten Orangensaft und nahm sich den gesamten Stapel der auf einem Tischchen am Eingang ausliegenden Zeitungen mit an seinen Tisch, vier türkische, zwei englische, sogar die beiden deutschen, obwohl er die nicht lesen konnte. Nirgendwo fand er ein Foto oder auch nur ein paar Zeilen über den gestrigen Vorfall. Er zückte sein Mobiltelefon, wählte sich ins WLAN des Hotels ein und durchforstete die Online-Ausgaben der zahlreichen internationalen Medien, die er sich als Link auf die Startseite gelegt hatte. Nichts. Er fragte den Kellner, aber der zuckte nur mit den Schultern. Ob er nichts wusste oder Marcs Frage einfach nicht verstanden hatte, ließ die Geste offen.

Gegen neun verließ er das Hotel und ging über die Istiklal Straße, in der die Geschäfte fast alle noch geschlossen hatten, Richtung Taksim-Platz. Die Geschichte hatte sein journalistisches Interesse geweckt. Wie konnte es sein, dass in den türkischen Zeitungen nichts, aber auch gar nichts über einen Polizeieinsatz zu lesen war, bei dem es doch offensichtlich Verletzte gegeben hatte? Außerdem verspürte er nicht wenig Lust, Mine wiederzutreffen. Sich mit ihr zu unterhalten, war deutlich anregender als der banale Small Talk mit Straßenhändlern, Kellnern oder Touristen, auf den er sich in den ersten Tagen in Istanbul eingelassen hatte. Außerdem war sie deutlich hübscher als seine bisherigen Gesprächspartner. Auf dem Weg machte er, um sich noch nicht ganz von seinem Status als Urlauber zu verabschieden, an der Basilika St. Antonius Halt, einer etwa einhundert Jahre alten römisch-katholischen Kirche, die, eingerahmt von großbürgerlichen Häusern, etwas zurückversetzt an der Istiklal lag. Der Bau war nicht sonderlich spektakulär, wie Marc fand, aber immerhin hatte hier Paul VI. 1967 die erste Heilige Messe eines Papstes auf türkischem Boden gefeiert. Interessant war auch, dass Gottesdienste nicht nur in türkischer, sondern auch in englischer, italienischer und polnischer Sprache abgehalten wurden, weil die meisten Katholiken in Istanbul Ausländer waren. Marc selbst war nicht sehr gläubig. Klar, er war im christlichen Wertesystem aufgewachsen, aber mit Religion oder gar Kirche hatten schon seine Eltern wenig anfangen können. Er hatte allerdings einiges gelesen über die Schwierigkeiten religiöser Minderheiten in der nach offiziellen Angaben zu neunundneunzig Prozent muslimischen Türkei. Vor den Neubau nicht-islamischer Gotteshäuser waren hohe bürokratische Hürden – um nicht zu sagen: Schikanen – gesetzt, und immer wieder wurden Christen und selbst zum muslimischen Glaubensspektrum gehörige Alewiten Ziele von Übergriffen durch sunnitische Mobs, gab es gar Tote, wie den armenischstämmigen Journalisten Hrant Dink, der 2007 ermordet worden war.

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