Martin Niessen - Die Tage von Gezi

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Der Streit um einen kleinen Park führt zu einem Aufstand gegen die islamisch-konservative türkische Regierung. Mit Toten, Tausenden Verletzten, Massenverhaftungen. Für die deutsche Architektin Kathrin ist Istanbul zur zweiten Heimat geworden. In der Revolte, die Ende Mai 2013 beginnt und bald weite Teile des Landes erfasst, gerät ihr Leben aus den Fugen. Marc, Reporter eines britischen Magazins, landet bei den ersten Auseinandersetzungen im Gezi-Park durch Zufall zwischen den Fronten. Als er dort der jungen Türkin Mine begegnet und Zeuge des brutalen Vorgehens der Polizei wird, verliert er zunehmend seine journalistische Neutralität. Mine trifft an umkämpften Barrikaden auf ihren Mann, einen Polizisten, und muss fortan auch um ihre Ehe kämpfen, die an der tiefen Spaltung der türkischen Gesellschaft zu scheitern droht.

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Ihre großen braunen, fast schwarzen Augen unter der wilden Mähne dunkler Locken blitzten, als sie kurz zu ihm hochschaute und dann weiter Campingausrüstung und ein paar frische Klamotten in den Rucksack stopfte. Klar, Vedat hatte es wahrlich nicht immer leicht mit ihr. Wenn Mine sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es gegen jeden Widerstand durch. Sie wusste, dass sie aufbrausend und ihm gegenüber manchmal auch ungerecht sein konnte, dass mit ihr, wenn sie sauer war, nicht gut Kirschen essen war. Aber so war sie nun mal. Meist zuckte Vedat irgendwann mit den Schultern und gab klein bei. Auch dieses Mal schlug er nach ihrem Ausbruch einen versöhnlichen Ton an.

»Musst du da denn gleich übernachten? Es reicht doch, wenn du tagsüber demonstrierst und abends zurückkommst. Ich mache mir einfach Sorgen. Der Park ist, wenn es dunkel ist, nicht sicher.«

Sie schaute wieder hoch. So leicht wollte sie es ihm nicht machen, dafür war ihr die Sache zu wichtig.

»Ich bin ja nicht allein da. Außerdem kannst du ja nach Dienstschluss nachkommen. Ein bisschen mehr Engagement für die Natur würde dir auch nicht schlecht zu Gesicht stehen!«

Um Vedats Lippen spielte trotz der harschen Worte ein Lächeln.

»Ist ja gut, du kleine Kratzbürste.«

Auch sie musste nun lachen. Genau deswegen hatte sie sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Er war ein sehr humorvoller, zurückhaltender Mann, der ihr von Anfang an äußerst respektvoll begegnet war und bis heute ziemlich klaglos ihre Ecken und Kanten akzeptierte. Vedat war keiner dieser Machos, die sich erst verständnisvoll gaben und beim dritten Date schon den Herrn im Haus rauskehrten. Seit elf Monaten waren sie verheiratet, eine echte Liebesheirat, keine von den Familien ausgehandelte, wie es vielfach noch immer der Fall war in der Türkei. Ein knappes Jahr vorher hatten sie sich kennengelernt, über drei Ecken, über Freunde von Freunden, in einem der Musik-Clubs, die die Seitengassen der Istiklal Straße im Herzen Istanbuls zwischen Taksim-Platz und Galataturm zum Treffpunkt der Jugend der Stadt und der Welt machten. Sie hätten sonst nie zusammengefunden, so unterschiedlich, wie sie waren, genauer gesagt: ihre Herkunft war.

Sie, die Jura-Studentin aus bürgerlichem Haus, geboren und aufgewachsen im Nobelviertel Nişantaşı mit seinen internationalen Modeboutiquen und exklusiven Cafés, nicht weit vom Taksim-Platz entfernt. Die Eltern Professoren an verschiedenen Istanbuler Universitäten, der Name des Vaters, der als einer der angesehensten Radiologen im Land galt, schmückte zudem eine teure Privatklinik. Sie hatten mit Religion nicht viel am Hut, ein Wochenendhaus auf den vorgelagerten Prinzen-Inseln, wo man dem Smog und der Hektik der Stadt entkommen konnte, und ein Ferienhaus bei Bodrum an der Mittelmeerküste. In Mines Elternhaus traf sich Istanbuls Bürgertum – Ärzte, Architekten, Juristen, Künstler – zu ausgedehnten Abendessen, bei denen Rotwein und Rakı flossen, der anishaltige Schnaps, mit Wasser und Eis getrunken, worauf er sich milchig verfärbte und deswegen »Löwenmilch« genannt wurde. Mine hatte schon in jungen Jahren mit am Tisch gesessen, wenn in illustrer Runde über Gott, die Welt und große Politik diskutiert wurde.

Und er, der hochgewachsene und gut aussehende Polizistensohn aus Kasımpaşa, ausgesprochen höflich, die Sprache geschliffen und ohne den in Istanbuls Arbeitervierteln verbreiteten harten Einschlag des Ostens, der noch mit seinen Eltern, zwei Schwestern und der Großmutter väterlicherseits zusammen in einer Vierzimmerwohnung in jenem einst heruntergekommenen Stadtteil am Goldenen Horn wohnte, der erst in den letzten Jahren eine Aufwertung erfahren hatte, weil der derzeitige türkische Premierminister Erdoğan dort aufgewachsen und plötzlich Geld für die Restaurierung alter Häuser und für gläserne Neubauten vorhanden war. Seitdem hatte der Fußballclub von Kasımpaşa ein schickes neues Stadion und 2012 sogar den Aufstieg in die Süper Lig, die höchste Spielklasse, geschafft. Trotzdem war Kasımpaşa traditionell geblieben, um nicht zu sagen: konservativ. Die meisten Frauen trugen Kopftuch, die Männer ließen unaufhörlich die Holzkugeln der Tesbih, der Gebetskette, durch ihre Finger gleiten, Töchter heirateten früh und Söhne traten in die Fußstapfen ihrer Väter. Und so war auch Vedat der Familientradition gefolgt und Polizist geworden.

Mine wusste, dass ihre Eltern nicht sonderlich glücklich über die Wahl ihrer einzigen Tochter, aber gleichzeitig zu liberal eingestellt waren, als dass sie wirklich versucht hätten, ihr die Beziehung zu Vedat auszureden oder gar zu verbieten. Sie äußerten allerdings – und nicht nur einmal – die Befürchtung, dass es nicht gut gehen würde mit einer Professorentochter und einem Polizistensohn, zu verschieden seien die Lebensumstände und -vorstellungen. Allerdings wussten sie auch nicht von entsprechenden Negativ-Beispielen im Verwandten- oder Bekanntenkreis zu berichten, denn solche Verbindungen waren in der Türkei auch zu Beginn des zweiten Jahrzehnts im dritten Jahrtausend rar. Auf dem Land und in religiösen Familien heirateten noch immer – und gar nicht selten – Cousins Cousinen und bei den säkularen städtischen Eliten blieb man gerne unter sich. Standesdünkel aber hätte Mine ohnehin nicht akzeptiert, von Eltern, die am Tisch mit ihren Freunden rotweinselig von Gleichheit und Brüderlichkeit fabulierten, von Religions- und Meinungsfreiheit als unveräußerlichen Menschenrechten. Eltern, die die Spaltung der türkischen Gesellschaft in einen religiösen und einen kemalistisch-laizistischen Teil als Damoklesschwert über dem Land betrachteten, um sich im nächsten Satz Sorgen um die ungleichen Geburtenraten und den Kurs der AKP-Regierung zu machen. Mine aber hatte schon immer ihren eigenen Kopf gehabt, außerdem war sie bereits volljährig, als sie Vedat kennenlernte. Und so musste sie auch nicht mit Auszug drohen oder damit, den Kontakt zu ihren Eltern abzubrechen, um letztendlich deren Segen für ihre Hochzeit mit Vedat zu erhalten.

Marc

»Simisimitsimiiiiiiiiit!«

Marc zuckte zusammen, als er einen mobilen Verkaufsstand für Sesamkringel passierte und der Verkäufer unvermittelt und aus vollem Hals begann, seine Ware anzupreisen. Dann lächelte er über seine Schreckhaftigkeit. Er war zum ersten Mal in dieser Stadt, seit fünf Tagen, was offensichtlich nicht ausreichte, um sich auf diese Megacity einzustellen. Er hatte schon viel früher kommen wollen, in die weltweit einzige Metropole auf zwei Kontinenten, vom Bosporus in einen asiatischen und einen europäischen Teil gespalten, mit ihrer wechselvollen Geschichte, die mal von christlichen, dann von islamischen Herrschern geprägt, aber noch viel älter war und mit einer ganz eigenen Atmosphäre, irgendwo zwischen Orient und Okzident, zwischen Antike und Moderne, vermittelte. Aber irgendetwas war ihm immer dazwischengekommen. Nun aber hatte er es endlich geschafft und sich diese eine Woche Urlaub auch wirklich verdient.

Die letzten zweieinhalb Jahre waren extrem aufreibend gewesen. Er war Reporter bei einem großen britischen Nachrichtenmagazin, sein Aufgabengebiet: die Krisenherde der Welt. Arabischer Frühling, Tunesien, Ägypten, Libyen, die Atomkatastrophe von Fukushima, das nie enden wollende Drama um Afghanistan, Indien und Gewalt gegen Frauen – das alles und noch einiges mehr waren seine Themen gewesen. Normalerweise zog er sich nach solchen Einsätzen komplett zurück, mietete sich eine Hütte am Strand einer kleinen thailändischen Insel oder im Hochland von Bali, lag den ganzen Tag in seiner Hängematte, die er immer mit dabeihatte, hörte Musik oder las. Kein Internet, keine E-Mails, keine Telefonate, keine Zeitung – für zwei oder drei Wochen war seine Welt dann sehr klein und sehr friedlich. Warum er diesmal nach der Rückkehr aus Afghanistan eine Ausnahme gemacht und sich für eine Reise in die Turbulenz einer der größten Städte der Erde entschieden hatte, konnte er schon nicht mehr genau sagen. Da waren natürlich jene Freunde in London, die so begeistert von Istanbul erzählt und die zahllosen Publikationen in Reisemagazinen und Fernsehreportagen, die die Stadt für sich entdeckt hatten, sie in Hochglanz als »Boomtown am Bosporus« feierten. Oder war es doch sein Riecher gewesen? Der ihn so häufig zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein ließ? Der ihm in seiner Redaktion den Ruf des Trüffelschweins für gute Geschichten eingebracht hatte?

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