1 ...8 9 10 12 13 14 ...18 Nach dem Essen nahmen sie an einer Führung in der neu aufgebauten Frauenkirche teil. Anschließend bummelten sie noch etwas durch die Altstadt von Dresden. Dabei sahen sie sich in aller Ruhe den Fürstenzug an, an dem sie vor dem Essen aus Zeitgründen so schnell vorbeigelaufen waren. Am Schluss besuchten sie auf der anderen Elbseite den goldenen Reiter und gingen langsam zur Frauenkirche zurück.
Jetzt fragte Maria: „Müssen wir nicht bald zurückfahren? Wir brauchen doch zurück wieder drei Stunden.“
Wolfram schüttelte den Kopf und meinte: „Heute nicht mehr. Wir bleiben hier und schlafen in dem Hotel, in dem wir bereits Mittag gegessen haben. Ich habe vorhin, als ich auf der Toilette war, alles geregelt.“
Maria schwebte ihrem Mann um den Hals und küsste ihn. Das war ihr Wolfram! Überraschungen waren seine Stärke.
„Das war ich dir wohl schuldig, weil doch voriges Jahr dein vierzigster Geburtstag wegen akuter Probleme in der Firma etwas kleiner ausgefallen war. Heute holen wir das nach.“
„Ach, Wolfram, ich liebe dich!“ Sie umarmte ihn innig und küsste ihn gleich noch einmal.
„Was ist denn mit Mutti los?“, fragte Wolfram Junior. „Das verstehst du noch nicht“, klärte Julia ihn altklug auf. Eva schüttelte mit dem Kopf und sagte lächelnd: „Mutti freut sich, weil Vati ihr gerade gesagt hat, dass wir heute hier im Hotel übernachten.“ „Ist das wahr?“, fragte Junior ungläubig seinen Vater. Dieser nickte nur. Da rief das jüngste Familienmitglied: „Im Hotel. Toll!“
Gegen 19.30 Uhr trafen sie wieder im Hotel ein. Wolfram ließ sich jetzt die Zimmerschlüssel geben und sie fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Zuerst besichtigten sie alle vier Zimmer. Dann verteilte Wolfram die Zimmer und die Schlüssel. Eva und Laura waren begeistert, als sie erfuhren, dass sie ein Zimmer bekamen, in dem nur sie beide schliefen. Manfred bezog wie vorher abgesprochen mit Junior ein Zimmer und Dagmar mit Julia. Das vierte Zimmer war für Maria und Wolfram. Als das geklärt war, fuhren sie wieder runter ins Restaurant. Nach dem Abendessen blieben sie bei Wein und Saft sitzen, während Manfred und Dagmar die beiden Autos zum Hotel holten. Nach einer halben Stunde kamen Brünners zurück. Die Autos parkten jetzt auf dem reservierten Parkplatz des Hotels.
Nun erzählte Dagmar alles, was sie über Dresden wusste. Von den sächsischen Kurfürsten und Königen, die sie am Nachmittag im Fürstenzug bewundert hatten, von August dem Starken, der auch König von Polen gewesen war. Von der Erfindung des Porzellans und auch von der Bombennacht im Februar 1945, als völlig sinnlos viele Tausende unschuldige Menschen sterben mussten.
Später war dann Tanz. Laura tanzte mit ihrer kleinen Schwester, um sie auf die Disko vorzubereiten, und Wolfram mit seiner Frau, manchmal auch mit Eva. Hin und wieder wurden Eva und Laura auch von anderen aufgefordert. Wolfram Junior fand das Tanzen blöd. Er langweilte sich. Aber weil er länger aufbleiben durfte, sagte er nichts. Er war sich sicher, sobald er etwas sagte, musste er ins Bett.
Gegen 23.00 Uhr zogen sie sich auf ihre Zimmer zurück. Im Fahrstuhl erinnerte Wolfram: „Vergesst bitte nicht, dass wir uns morgen spätestens 9.00 Uhr beim Frühstück treffen wollen, sonst schaffen wir unseren Zeitplan nicht.“
„Was hast du denn morgen noch alles vor?“, fragte Maria neugierig.
Doch Wolfram schüttelte nur lächelnd den Kopf: „Überraschung!“
Im Zimmer umarmte Maria ihren Mann noch einmal und küsste ihn lange. „So ein schöner Tag! Und du hast wieder mal alles im Voraus organisiert, stimmt’s?“
Er nickte.
„Wie machst du das nur?“
Da antwortete er: „Das habe ich schon als Kind gelernt. Mein Vater sagte damals, dass ich das gar nicht zeitig genug lernen könne, wenn ich einmal die Firma leiten wolle.“
„Na klar! Die Firma! Dort hast du das gelernt. Das hätte ich mir auch denken können. Trotzdem war es heute wunderschön. Und morgen geht es weiter?“
„Ja, sicher! Du kennst doch hier noch gar nicht viel; ich übrigens auch nicht. Nur Dagmar kennt sich hier recht gut aus. Sie ist in Sachsen aufgewachsen und Dresden ist die sächsische Hauptstadt. Hoffentlich hält das Wetter morgen auch so durch wie heute.“
„Das hast du bei deiner Planung wohl nicht mit bestellt?“, fragte Maria lachend und verschwand im Bad.
Mit schnellen Schritten kam Wolfram hinterher. „Wenn du heute nicht Geburtstag hättest, müsste ich dich dafür übers Knie legen“, meinte er scherzhaft. Dann lachte er, umarmte und küsste sie.
Als sie schon im Bett lagen, kuschelte sich Maria ganz nah an ihren Mann und sprach: „Nachdem Eva zur Welt kam, hatte ich mir von Gott etwas Glück gewünscht. Einen Vater für sie und für mich einen Mann, der mich wenigstens ein bisschen liebt. Nach Laura war ich schon bescheidener. Da wollte ich nur noch einen Mann, der die Kinder akzeptieren konnte. Dann kam Julia. Von da an erwartete ich kein Glück mehr. Ich ergab mich in mein Schicksal. Fast drei Jahre später tratest du in mein Leben und liebtest mich, so wie ich war. Anfangs hatte ich Angst, dass dieser Traum vom Glück irgendwann zu Ende ging. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass es Männer wie dich gibt. Heute bin ich überglücklich, dass sich damals unsere Wege kreuzten. Nie hätte ich damals geglaubt, dass ein Mensch überhaupt so glücklich werden kann, wie ich es bin.“ Sie streichelte ihren Wolfram. „Du bist mehr, als ich vom Leben erwartet habe. Du bist mein Engel, der mich immer beschützt und auch sehr viel Verständnis für mich hat. Besonders vor zehn Jahren musstest du noch einmal viel Verständnis für mich aufbringen, weil ich dieses Inkognito-Leben nicht mehr akzeptieren wollte. Als ich damals wieder normal denken konnte, dachte ich, jetzt sei alles aus. Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass du dich von mir trennst, und habe bitterlich geweint. Doch du hast mir verziehen. Du hast selbst dafür noch Verständnis gehabt, obwohl ich beinah dein einfaches Leben ruiniert hätte. Was bist du doch für ein wundervoller Mann.“ Wieder drückte sie ihren Wolfram ganz nah an sich heran. „Ich wünsche mir für unsere Töchter genau so einen Mann, wie du einer bist, mein lieber Wolfram. Ich liebe dich!“
Er nahm sie zärtlich in den Arm und fügte hinzu: „Und unserem Junior wünsche ich eine Frau, wie du eine bist; genauso schön und ebenso ehrlich. Und auch ein bisschen so verrückt wie du. Dann wird sein Leben nie langweilig“, fügte er lachend hinzu. Sie umarmten sich noch einmal ganz fest und schliefen so ein.
Als Wolfram und Maria am nächsten Tag zum Frühstück erschienen, war der Rest der Geburtstagsgesellschaft schon beim Essen. Manfred meinte: „Erst drängeln, dass wir zeitig frühstücken, und dann seid ihr die Letzten.“
Wolfram sah seine Maria an und sagte lächelnd: „Wir konnten uns eben nicht so zeitig trennen. Im Bett war es so schön warm.“
Nach dem Essen gaben sie ihre Zimmer ab und besuchten das Grüne Gewölbe. Das ließ besonders bei den Frauen die Herzen höher schlagen. All die vielen wertvollen Schmuckstücke im Original zu sehen, war schon ein Erlebnis.
Nach dieser Besichtigung gingen sie zu ihren Autos, fuhren über das Blaue Wunder und parkten kurz danach. Hier fuhr die älteste Schwebebahn ihrer Art weltweit. Sie war schon 110 Jahre alt. Mit ihr fuhren sie hoch zur Loschwitzhöhe. Von da aus wanderten sie gemütlich hinüber zum Weißen Hirsch, von wo aus sie mit der historischen Standseilbahn wieder hinunter zu ihren Autos fuhren. Die beiden Bahnen waren schon ein Erlebnis, das aber mehr die Männer zu würdigen wussten.
Als sie wieder im Auto saßen, ging es weiter zum Schlosspark Pillnitz. Hier steuerten sie zuerst das Schlosshotel an, in dem sie ausgiebig zu Mittag aßen. Anschließend wandelten sie durch den Schlosspark, besuchten die Elbgondel und staunten über die vielen seltenen Pflanzen. Julia meinte begeistert: „So müssten wir unseren Park in Sonnenberg auch anlegen.“
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