Auch Das Kleine Blatt hob in der Ausgabe desselben Tages Weigel hervor: „Das neue, überaus amüsante, mit aktuellen Geistesblitzen und Witzen reich ausgestattete Buch von Hans Weig[e]l hat aber zu blendenden Liedtexten von Bernhard Grün noch viele andere Schlagermusik mit auf den Weg bekommen, die bald überall zu hören sein wird. Ganz besonders geglückt sind einige Chansons voll Humor und Grazie.“ Sprach die Wiener Zeitung von „einem großen Erfolg“, so registrierte Das Kleine Blatt den „stürmischen, nicht enden wollenden Applaus“.
Im Frühjahr 1938 wurde Madame Sans-Gêne in Prag nachgespielt. Weigel sah nach dem Krieg Aufführungen am Wiener Volkstheater, eine Inszenierung von Hans Thimig in Gustav Mankers Bühnenbildern und wieder mit Christl Mardayn in der Titelrolle, die am 12. Dezember 1947 Premiere hatte, und in Frankfurt (Premiere am 26. Jänner 1955), doch war er, wie zuvor schon erwähnt, von seiner eigenen Arbeit enttäuscht.
Zu Max Kolbes Text sowie der Musik von Fritz Spielmann und Stephan Weiss schrieb Hans Weigel 1937 einige Liedtexte für das musikalische Lustspiel Pam-Pam , das nach der Madame im Theater an der Wien aufgeführt wurde. Mit der Silvestervorstellung als glanzvolle Prominentenrevue mit Einaktern von Felix Salten (mit Albert und Else Bassermann), Arthur Schnitzlers Abschiedssouper (mit Oskar Karlweis und Lotte Lang), einem Schwejk-Einakter von Rudolf Weys, einem weiteren mit Gisela Werbezirk und einem Goethe-Sketch, verfasst und gespielt von Egon Friedell, ging das Jahr 1937 als Abgesang des abtretenden Wien zu Ende.
Hans Weigel, der sich als Hausdichter des Theaters an der Wien nicht als Künstler, sondern stets als Handwerker sah, war damit „in die Welt der zergehenden, zerfließenden, sich auflösenden Vergnügungsbranche Wiens geraten“29, die er im Kabarett, das ihm sehr viel bedeutete, angegriffen hatte. Ihm tat es später leid, ja es machte ihn sogar zornig, dass diese kurze Epoche der Wiener Kleinkunst zu seinen Lebzeiten nicht gründlich aufgearbeitet worden war. Er hätte selbst viel dazu beitragen können, aber niemand hatte ihn gefragt. Laut Elfriede Ott, seiner letzten Ehefrau, schrieb er am Vormittag seines Todestages, dem 21. August 1991, seinen letzten Text über die Wiener Kleinkunst vor 1938, Notwehr und Widerstand :
Kabarett ist Notwehr.
Kabarett ist Mini-Widerstand.
Kabarett gedeiht in schlechten Zeiten, die aber nicht ganz schlecht sein dürfen.
Wohlstand gibt für das Kabarett nichts her, denn er bezieht die Kabarettisten mit ein. Der Protestsänger im Mercedes ist ein linker Peter Alexander.
Demokratie gibt für das Kabarett nichts her […]30
Jahre nach seiner Zeit am Theater an der Wien, lange nach seiner Emigration, stellte Weigel sich die illusorische Frage, was aus ihm geworden wäre, wenn der „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland seine beginnende Karriere nicht unterbrochen hätte. Eine Antwort darauf gab sein späterer Freund Oscar Fritz Schuh, der die politische Wendung mit so enormer Tragweite als Weigels Glück bezeichnete: Er wäre beim Film gelandet und künstlerisch erledigt gewesen. Er selbst vermutete, er wäre der Kunst, wie sie in den Kellern dargebracht wurde, treu geblieben, doch „blieb er auf der Strecke, die von Dollfuß über Schuschnigg zu Hitler führte“.31
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