Uli Grunewald - Bravourös in die Suppe gespuckt

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Bravourös in die Suppe gespuckt: краткое содержание, описание и аннотация

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Erzählt wird die Geschichte von Thomas Grune, einem dreisten Bruchpiloten, der die Maschine seines Lebens nicht auf Kurs bekommt. Schon im ostdeutschen Zoni-Land lässt er nichts unversucht, Höhe zu gewinnen, um verheißungsvolle Horizonte zu erspähen. Und erst recht später, als sich dazu alle Möglichkeiten zu bieten scheinen. Grune landet einen riesen Coup und am Ende im Knast.
In bunten, oft deftigen Episoden wird geschildert, wie er unverdrossen Wohlergehen, Glück und Extravaganz sucht. Dass Grune dabei unartig Grenzen überschreitet und zudem keine Kapriole scheut, ist unterhaltsam, empörend, überraschend. Wie die unerlaubte Parisreise und seine Rückfahrt mit dem Taxi oder die skurril-makabre Beerdigung des Onkels, samt Beseitigung eines unpassenden Testaments. Oder die fast unglaublich zufälligen Begegnungen mit Prominenten aus mehreren Künstlergenerationen, wie Hans-Joachim Kuhlenkampff, Heidi Kabel, Mario Adorf oder Thomas Gottschalk.
Das Buch verspricht ein Leseabenteuer mit merkwürdigen Begebenheiten voller Widersprüche. Vom Witz zum Aberwitz, vom Höhenflug zum Sturzflug, vom Aufbruch zum Genickbruch treibt es den Erzähler.
Sie werden dieses Schelmenstück mit all seinen Ungeniertheiten hassenlieben und Sie werden es nicht vor der letzten Seite aus der Hand legen. Denn in ihm begegnen Sie auch sich selbst, was Sie erlebten und was Sie in ihrem Leben versäumten.

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wwwliteraturfensteraktuellde 2 Auflage 2015 doriseVerlag Erfurt 2014 - фото 1

www.literaturfenster-aktuell.de

2. Auflage 2015

© dorise-Verlag Erfurt, 2014

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks,

der fotomechanischen Wiedergabe

und der Übersetzung, vorbehalten.

Titelfoto: privat

Typografie und Titelgestaltung: Regina Gerbracht

Druck: docupoint GmbH

ISBN 9978-3-942401-80-7

F. m. M.

Uli Grunewald

Bravourös

in die Suppe gespuckt

Inhalt

Das erste Entsinnen

Herr Ulbricht versprach, keine Mauer zu bauen

Mannis Vater war Gendarm und eine gefährliche Drecksau

Onkelchens Jähzorn war bemerkenswert für einen heimlich Schwulen

Kaltlächelnd trennte die schicke Frau den Kopf vom Rumpf

Papa sah aus wie ein UFA-Star

Mit zehn Jahren rauchte Alexander konsequent auf Lunge

Bitterlich weinend neben dem gefallenen Pferderiesen

Fast zu Tode stranguliert

Auswurf in der Suppe

Opa war eine Respektsperson und bis ins hohe Alter scharf wie Pfefferchili

Schule war schön, schön doof

Schiss vor dem widerlichen Geruch des Todes

Ausmarsch – nun soll aus mir was werden

Papa mahnte, ja nichts mit einer Rothaarigen anzufangen

Johann sah aus wie George Cloony für ganz Arme

Wie Felix, der Glückliche

Lehrer sein machte Spaß, dann kam die Lärmphobie

Schulwechsel bravourös, bravourös daneben

Vom Kellerarbeiter zum Wohlstandsbürger

Leichenteile schwammen in der Badewanne

Geistiges Vakuum gesucht

Prominente, Nutten und Paris

Beinahe hätte es den ersten DDR-Clochard gegeben

Als Unternehmer rechtlos und schwerelos

Von rosaroten Schweinchen, mausetoten Autofahrern und anderen Katastrophen

Grüne Entenscheiße in weißer Dauerwelle

Volle Pulle Westen

Michael Dougles ganz kitschig und Tina Turner ganz traurig

Italien sehen und beinahe sterben

Dieses Auto besaß eine Seele

Rudis Ohrfeige war kräftig gesetzt und sehr berechtigt

Marlies wollte keine Liebe, sondern Sex

Ein Goldesel für mich, eine Wasserleiche für die Bildzeitung

Mit seinem Vorschlaghammer wollte er mich kaltblütig erschlagen

Schnick-Schnack-Schnuck in einer Klapsmühle

Kackfrech mein Drehbuch geklaut

Endlich beim Fernsehen

Eine dicke Kameradschaft, die in einem noch dickeren Desaster endete

Beim MDR geschasst

Tante Inge fraß sich zu Tode, dann krachte ihr Häuschen zusammen

Gabi, Patrik, Porno-Dieter und schlechtes Benehmen

Am besten traumhaft

Das größte Wagnis meines Lebens

Multimillionär mit zehn Millionen Miesen

Auenland wird Wirklichkeit

Auf Pazific-Island gab es Slipeinlagen als Stirnband

Um ein Haar hätte Lonzo auf die weißen Schuhe von Mario Adorf geschissen

Ein El Dorado

Als mein Auenland vollendet war, empfand ich das als surreal

Schockstarre

Der Wind blies eiskalt von vorn

Es brach der Pool, das Wasser lief davon und ich am liebsten auch

Fatstorm

Onkel Christian saß vor uns im Rollstuhl, Fernseh-Gottschalk stand hinter uns in Malibu

Wir hatten abgemacht: Wenn, dann nur im Swinger Club

Der Chef der Pavian-Horde zerfleischte ihm das Gesicht

Alles Verloren. Meine Existenz und mich selbst

Chinesen sind eine eigentümliche Spezies

Wenn um dich herum Sämtliches implodiert, ist dein Leben wohl zu Ende

Perdu! Und fröhlich klingt der Schlussakkord in Moll

Uli Grunewald

Wer immer tut,

was er schon kann,

bleibt immer das,

was er schon ist.

Henry Ford

Ich kann es nicht glauben. Ich kann es einfach nicht glauben. Ich sitze im Knast. Ich, der kluge Junge, der ideenreiche Schöndenker, der findige Geldmacher, der redegewandte Sympath. Ich, das rücksichtslose Muttersöhnchen, angefüllt bis zum Stehkragen mit Widersprüchen und Unstimmigkeiten. Ich, Ich, Ich, die vielen Ich`s, immer wieder. Zu viele in meinem ruinierten Leben.

Seit zwei Tagen bin ich in Untersuchungshaft. Ob ich verurteilt werde, ist ungewiss. Vielleicht gibt es nicht einmal eine Verhandlung. Wer weiß? Mein Anwalt ist keine große Nummer, dafür zuversichtlich. Ich glaube, ich habe Tränen in den Augen. Ich schließe sie und spüre kleine Rinnsale auf meinen Wangen. Zwei kühle Striche. Ich schlucke. Vor Selbstmitleid tut mir der Magen weh und weil ich an Mama denke. Sie weiß nicht, wo ich bin. Nun ist sie alt, doch ihre Güte und Lebensklugheit haben sie nicht verlassen. Sie liebt die Menschen und sieht in ihnen nur das Gute. Wie soll sie das verkraften, wie soll sie diesen Kummer und diese Sorge um mich ertragen. Um ihren Sohn, den sie über alles liebt und der ihr Lebensinhalt ist. Ihr Sohn, dieser Idiot, hat so viel gewonnen und am Ende jegliches verloren. Dass ausgerechnet ich dieser Idiot bin, ist schwer auszuhalten. Wachte ich früher aus einem Albtraum auf, fühlte ich Erleichterung. Heute ist das nicht mehr so, weil die Wirklichkeit noch schlimmer ist.

Meine Vorfahren wurden ausnahmslos steinalt und deren eisenharte Gene bescherten mir bislang die mustergültige Gesundheit. Heute, am 22. November 2012, eingesperrt und Mitte Fünfzig, spüre ich das erste Mal meinen Körper. Ohne Schmerzen und ohne erkennbare Symptome fühle ich mich krank. Nun sind alle vorwärtstreibenden Kanten abgeschliffen. Ich hasse Larmoyanz, jetzt muss ich sie selbst erdulden. Sie hat mich aufgesogen wie ein Strudel, in dem man rettungslos versinkt. Jene innere Stimme, die schönreden und helfen könnte, schweigt unerbittlich. Gegen Gewissheit kommt sie nicht an. Gewiss ist, dass ich in Gewahrsam und verloren bin. Mach dir das klar, mein Lieber. Du hast deine Zukunft hinter dir.

Nun meldet sie sich doch, jene Fachabteilung meiner inneren Stimme, die zuständig ist für Dur und Zuversicht. Nur zaghaft versucht sie ihr Glück. Will sich Gehör verschaffen. Vielleicht wird am Ende doch noch irgendetwas gut. Stets habe ich einen Weg gefunden. Auch wenn die Dinge sich noch so derb gegen mich wandten, konnte ich sie zuletzt doch zu meinen Gunsten fügen. Und gestern, war das etwa jener Schimmer, nach dem ich verzweifelt Ausschau halte. Gestern, wie merkwürdig unwirklich das war. So kurz nach meiner Überstellung erschien in meiner Zelle gegen Abend dieser mir fremde Mensch. Ich verstand nicht. Wegen meiner Verwirrtheit, Niedergeschlagenheit und Verzweiflung nahm ich ihn zunächst nur wie im Nebel wahr. Alles schien verschwommen. Doch die Bestimmtheit seiner Worte, ließ die Eintrübung verschwinden.

Tim Strelow stellte sich mir als Journalist sowie Drehbuchautor vor und arbeite außerdem als Kunterbunt-Lektor für Buchverlage. Ich war noch von den Ereignissen wie benommen, als der achtsam eröffnete, ich solle mir keine übergroßen Sorgen machen, weil er mir helfen könne. Er fragte mich, ob ich ihn nicht kennen würde, schließlich seien wir mal so etwas wie Kollegen und später wäre er oft Gast bei mir gewesen. Nur aus dem fernen Irgendwo kam mir sein Gesicht bekannt vor. Aber ich erinnerte mich nicht. Komisch, sonst merkte ich mir doch jede Visage, das Einzige, was ich mühelos und wie von selbst nachhaltig zu speichern vermag. Der Mann sah blendend aus. Mit vielleicht Mitte vierzig war sein dunkles Haar leicht von Grau durchzogen und makellos in Form gebracht. Noch im Dämmerschein meiner Zelle leuchteten seine auffallend blauen Augen, ein gepflegter Schnauzbart verlieh seinen markanten Gesichtszügen Manneswürde. Und über dem schwarzen Jackett trug er einen auffällig gebundenen Schal. Sind Männer attraktiv und ohne schwule Attitüden, dann gestatte ich mir durchaus den Gedanken, auch an anderen Ufern spazieren zu gehen. Tim Strelow war auffallend gut aussehend. In meiner Lage über derlei Neigungen zu reflektieren, war absurd, lachhaft und so unglaublich wie alles im Moment.

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