karo ♦ weihnachtskrimis – band 2
Böser die Glocken nie klingen
Fünfzehn Berliner Weihnachtskrimis
edition ♦ karo, Berlin 2016
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.d-nb.deabrufbar.
Böser die Glocken nie klingen. Berliner Weihnachtskrimis
karo ♦ weihnachtskrimis, band 2
Überarbeitete 2. Auflage 2016, © edition ♦ karo
Foto Titelseite: © Kathrin39, © gromush, Fotolia.de
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016
1. Auflage 2008, © edition ♦ karo
Literaturverlag Josefine Rosalski, Berlin
www.edition-karo.de
Alle Rechte der Verbreitung und Übersetzung, auch durch öffentlichen Vortrag, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, vorbehalten.
ISBN 978-3-945961-60-5
»Man ist kein Künstler, wenn nicht
ein großes Unglück mit im Spiele ist.«
aus Der Seiltänzer von Jean Genet
Cover
Titel karo ♦ weihnachtskrimis – band 2 Böser die Glocken nie klingen Fünfzehn Berliner Weihnachtskrimis edition ♦ karo, Berlin 2016
Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.d-nb.de abrufbar. Böser die Glocken nie klingen. Berliner Weihnachtskrimis karo ♦ weihnachtskrimis, band 2 Überarbeitete 2. Auflage 2016, © edition ♦ karo Foto Titelseite: © Kathrin39, © gromush, Fotolia.de E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016 1. Auflage 2008, © edition ♦ karo Literaturverlag Josefine Rosalski, Berlin www.edition-karo.de Alle Rechte der Verbreitung und Übersetzung, auch durch öffentlichen Vortrag, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, vorbehalten. ISBN 978-3-945961-60-5
Zitat »Man ist kein Künstler, wenn nicht ein großes Unglück mit im Spiele ist.« aus Der Seiltänzer von Jean Genet
Vorwort Vorweihnachtliches Wort Ist Ihnen in der wohligsüßen, lichterkettenfunkelnden Vorweihnachtszeit zuweilen auch nach Gräuel, Barbarei und Ruchlosigkeit und zumute? – Möchten Sie sich dann in grimmiger Ungeduld befreien von den unerträglich lockenden Dominosteinen und dem rücksichtslos friedvollen Adventskranz auf dem Familientisch? Reizvolle Zerstreuung finden Sie mit unseren Berliner Weihnachtskrimis bei Meuchelmord und Grausamkeiten, kaltblütigen Plänen und unerwartet gefährlichen Liebesgaben und anderen Naschereien. Fünfzehn Autorinnen und Autoren haben für Sie auch in diesem Jahr wieder einen der ihren ins Jenseits befördert. Böser die Glocken nie klingen ist eine Sammlung von spannenden und manchmal skurrilen Kriminalgeschichten, die nicht ohne ein Augenzwinkern davon erzählen, was einem alles zustoßen kann, wenn man mit seinen Liebsten Weihnachten feiert. Atemlos und angstvoll geht es dabei quer durch Berlin in prächtig geschmückte herrschaftliche Häuser, in Hinterhöfe voller Gestank und Geschrei, und tief hinein in die anonyme Welt nüchterner Plattenbauten und Wohnsilos. Überall lauern Schrecken und Abscheulichkeiten. Das Familientreffen im Lichterglanz überstehen nicht alle! Und böse klingen die Glocken!
Katharina Joanowitsch
Zuckersüß
Manfred Bohn
Stromtod
Brigitte Hähnel
Suse und die sieben Särge
Petra Nouns
Be Berlin
Michael von Swiontek
Oh! Tannenbaum!
Heike Reiter
Frösche singen keine Weihnachtslieder
André Hau
Die Heimsuchung
Tanja Dückers
Mehdorns Mind Miliz
Regine Kölpin
… wenn die letzte Kerze brennt
Nora Lachmann
Fürchtet euch nicht!
Sunil Mann
Der Pfefferkuchenmann
Gitta Mikati
Alt Tegel, Endstation!
Amrei Thieß
Der Jäger von Köpenick
Angelika Neuhaus-Röhreke
Also ehrlich!
Simone Knierim
KaDeWe, juchhe!
Die Autoren und Autorinnen
Weitere Bücher
Ist Ihnen in der wohligsüßen, lichterkettenfunkelnden Vorweihnachtszeit zuweilen auch nach Gräuel, Barbarei und Ruchlosigkeit und zumute? – Möchten Sie sich dann in grimmiger Ungeduld befreien von den unerträglich lockenden Dominosteinen und dem rücksichtslos friedvollen Adventskranz auf dem Familientisch?
Reizvolle Zerstreuung finden Sie mit unseren Berliner Weihnachtskrimis bei Meuchelmord und Grausamkeiten, kaltblütigen Plänen und unerwartet gefährlichen Liebesgaben und anderen Naschereien.
Fünfzehn Autorinnen und Autoren haben für Sie auch in diesem Jahr wieder einen der ihren ins Jenseits befördert.
Böser die Glocken nie klingen ist eine Sammlung von spannenden und manchmal skurrilen Kriminalgeschichten, die nicht ohne ein Augenzwinkern davon erzählen, was einem alles zustoßen kann, wenn man mit seinen Liebsten Weihnachten feiert.
Atemlos und angstvoll geht es dabei quer durch Berlin in prächtig geschmückte herrschaftliche Häuser, in Hinterhöfe voller Gestank und Geschrei, und tief hinein in die anonyme Welt nüchterner Plattenbauten und Wohnsilos. Überall lauern Schrecken und Abscheulichkeiten.
Das Familientreffen im Lichterglanz überstehen nicht alle!
Und böse klingen die Glocken!
Katharina Joanowitsch
Zuckersüß
Sein Geburtsdatum ist ihm heilig, warum wirkt es heute bedeutender als sonst?
Dreiundzwanzigster, Dresselstraße 3, 9:00 Uhr
Sachte lehnt Herlind ihre Stirn an die Fensterscheibe. Warm wie ein Hefekloß quillt eine Rührung in ihr auf. Ihr langes Starren auf die endlosen rot-weißen Lichterketten des Stadtring-Verkehrs unter ihrem Fenster, auf das wachturmartige Gebäude des RBB und den im Dunst seiner Spitze beraubten Funkturm hat die erlösende Idee gebracht: das Geschenk für Frau Kesserowja.
»Everything must change« – summend wendet sie sich vom Fenster ab, durchstöbert ihre Vorräte und trägt auf einem Zettel die fehlenden Teile zusammen: Puderzucker (zwei Pakete), Mehl, Eier, Lebensmittelfarbe, Zitrone und zwei Tiefkühlmenüs für die Feiertage. Aus dem Unterschrank der Spüle zieht sie hinter Putzmitteln ein verstaubtes Schraubglas hervor. Es ist gut dreiviertel voll.
Herlind wirft sich Schal und Mantel um und eilt die fünf Stockwerke hinunter. Quer über die Straße, vorbei am noch leeren Dresseleck , durch die Spiegelgasse , in der die Fassaden wie taub über die dicht geparkten Autodächer hinweg in die donnernde Schlucht des Stadtrings lauschen. Im » nah und gut «-Markt Ecke Neue Kantstraße herrscht hektisches Treiben, unverkaufte Geschenkkörbe verstopfen die schmalen Gänge vor der Kasse. Herlind findet alles außer Lebensmittelfarbe.
Ihr alter Schultuschkasten wird reichen.
Dreiundzwanzigster, Lietzenseeufer 1, 1. Stock, 9:30 Uhr
Schwerfällig stützt sich Marja auf das Fensterbrett. Den See kann sie vom Fenster nicht wirklich sehen, doch ihre Augen übersehen die blauweiß karierte Hotelfassade vom Seehof samt monströser Eingangsüberdachung und stellen sich eine weiße Wasserfläche vor – es könnte winterliches Eis sein – doch sind es gerade mal drei Grad plus, wie die dauermuntere Stimme auf RBB verkündet. Aus der Haltung der wenigen Fußgänger liest Marja schaudernd: kalt, nass, böig. Ächzend beugt sie sich zu Rudolf herunter und krault seinen grauen Kopf. Das Tier hebt den Blick, stumm schauen sie sich an. Im Vormittagsgrau wirkt sein alter Doggenschädel wie versteinert. Aus den Wänden treten die weißen Tutus auf den Fotografien als schwebende Zeichen hervor: Erinnerungen an ihre Ballettzeit. Dieser grazile Schnörkel – natürlich Schwanensee – war einmal sie gewesen, Marja Kesserowja mit Oleg Bischoff, ihrem langjährigen Partner … vorbei. Oleg – inzwischen das krümelige Innere einer Urne in »Luise II« … vorbei! Vorbei die Zeit, als sie noch Ballett und Choreographie unterrichtete. Die einstmals eiserne Disziplin reicht gerade noch für ihre täglichen Gänge mit Rudolf. Inzwischen ist ihr Kosmos auf drei Wesen geschrumpft: Rudolf, Hausarzt Dr. Kröger und Herlind, die Fußpflegerin. Herlind kommt zwei-, dreimal im Monat und hat sich mit Sonderdiensten – einkaufen, putzen, Zusatzrunde mit Rudolf – unentbehrlich gemacht.
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