Politik ohne Gott

Здесь есть возможность читать онлайн «Politik ohne Gott» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Politik ohne Gott: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Politik ohne Gott»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Die Trennung zwischen Staat und Kirche ist eine Errungenschaft der Aufklärung und sie ist inzwischen ein essentielles Merkmal moderner Demokratien, die zur weltanschaulich-religiösen Neutralität verpflichtet sind – zugleich aber haben sie die Freiheit der Religionsausübung sicher zu stellen. In der heutigen Gesellschaft scheint sich hierzulande eine populäre Religion zu etablieren, die nach ähnlichen Ritualen der Eventisierung funktioniert wie die Politik – und auch deshalb scheint die Verflechtung zwischen Politik und Religion immer unübersichtlicher. Hinzu kommt, dass ein religiöser Radikalismus, der sich politisch einmischt, die Sprengkraft augenfällig macht, die die Religion in sich birgt. So ist das Spannungsverhältnis von Politik und Religion zu einem zentralen Thema öffentlicher Auseinandersetzung geworden.
Die Essays in diesem Band beleuchten den heutigen Zustand der Säkularisierung und beschreiben die Interessenkonflikte, denen Demokratien ausgesetzt sind. Keineswegs antireligiös ausgerichtet, plädiert dieser Band für einen säkularen religionspluralistischen Staat.
Autoren: Bultmann, Thorsten; Claussen, Detlev; Finger, Evelyn; Frerk, Carsten; Funke, Ronald; Ghadban, Ralph; Haupt, Johann-Albrecht; Kallscheuer, Otto; Klotz, Wolfgang; Kurbjuweit, Dirk; Lüdemann, Gerd; Matthäus-Maier, Ingrid; Plottnitz, Rupert von; Rüb, Matthias; Zuckermann, Moshe;

Politik ohne Gott — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Politik ohne Gott», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Um das Missglücken der Säkularisierung erkennen zu können, muss man einen selbstkritischen Blick auf die europäische Gesellschaftsgeschichte zurückwerfen. Der falsche Stolz, besonders gegenüber der islamischen Welt, man habe im Gegensatz zu ihr eine Reformation, Aufklärung und Säkularisierung durchgemacht, behindert eine gesellschaftskritische Erkenntnis in die Dialektik der Aufklärung, die auch die Geschichte der Säkularisierung bestimmt. Wer Aufklärung nur im umgangssprachlichen Sinne als einen Bildungsprozess zwischen Individuen versteht, wird ihrer Dialektik nicht auf die Spur kommen. Als materialer Prozess entzaubert Aufklärung die Welt. Von der Religion bleiben ihres religiösen Gewandes entkleidete Werte übrig, die schon sprachlich bei der zentralen ökonomischen Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft Anleihe nehmen – am Wert. Das Werk des neben Durkheim größten Soziologen der bürgerlichen Gesellschaft, Max Weber, wird von einem heroischen Duktus bestimmt: Gegen die Entzauberung der Welt ist kein religiöses Kraut gewachsen; in Gestalt einer allumfassenden Rationalität wird die Säkularisierung sich durchsetzen und ein neues Zwangsgebäude schaffen – ein »stahlhartes Gehäuse« der Hörigkeit. Nicht das Tor der Emanzipation steht am Ende der bürgerlichen Epoche, sondern der gnadenlose Knast eines arbeitsteiligen, gottlosen Fachmenschentums. Diese geschichtliche Perspektive eröffnet einem neuen Irrationalismus Tür und Tor: Ein neuer säkularisierter Glaube an Charisma und Dezisionismus nimmt in Webers Soziologie das »kurze Jahrhundert« vorweg.

Das lange 19. Jahrhundert lehrt den Nachgeborenen das Schwinden der Religion; es geschieht in jeder Gesellschaft auf vergleichbare, doch unterschiedliche Weise. Die objektive Bedeutung der Religion bestand im christlichen Europa in ihrem institutionellen Charakter – sie war nicht nur Glaubens-, sondern auch eine Herrschaftsform, die Heiden und Juden auch aus ihrer weltlichen Hierarchie ausschloss. Die deutschen Lande als Hauptschlachtfeld der Religionskriege ließen nur den faulen Kompromiss des Territorialfürstentums zu – »eius regio, cuius religio« . Von wegen christliches Abendland, kleinstaatlicher Flickenteppich! Zum Ärger der Päpste hatten sich die englischen Könige längst eine Nationalkirche geschaffen, die der Politik untergeordnet war – dieser Säkularisierungsprozess war eine wesentliche Voraussetzung für den Durchbruch der bürgerlichen Gesellschaft im United Kingdom, begleitet im 17. Jahrhundert vom Bürgerkrieg und der englischen Aufklärung, die für Voltaire zum Vorbild der französischen wurde. Sein »Écrasez l’infâme!« bezeichnet die Frontstellung der Aufklärung gegen die feudale Organisation der Kirche, die mit der staatlichen Form der Herrschaft konkurriert. Im Land der Französischen Revolution hat der Laizismus keineswegs gesiegt. Die fundamentalste Opposition schlägt dem Präsidenten im Jahre 2014 mit massenhaften Protesten gegen die Homoehe ins Gesicht.

Aber geht es denn Deutschland besser? Vor vierzig Jahren war »Laizismus« ein ebenso unbekanntes Fremdwort wie »Identität«, das einem jeder Redakteur aus dem Manuskript gestrichen hätte. Kein Lehrer wäre damals auf die Idee gekommen, seine Schülerschaft in christliche und muslimische aufzuteilen. Die Arbeitsmigranten wurden nach ihrer Herkunft sortiert, nicht nach Religion und Kultur. Das war grob, aber nicht ganz falsch: Jugoslawen, Türken, Italiener, Spanier … Die schlimmste politische Sünde dieser Zeit bestand in der Verleugnung Deutschlands als eines Einwanderungslandes. Es ließ sich in der Illusion leben, Deutschland wäre säkular. Der Blick auf den Steuerbescheid hätte einen schon eines Besseren belehren können: Kirchensteuer. Aber auch Kirchenaustritt erspart einem nicht, an den Kosten der Säkularisierung beteiligt zu werden. Der angeblich säkulare Staat finanziert Bischöfe und gewährt Steuervergünstigungen, die als Entschädigungszahlungen für die Enteignung kirchlichen Grund- und Bodenbesitzes seit über zweihundert Jahren gerechtfertig werden.

Ein bewusster laizistischer Kampf ist, anders als in Italien und Frankreich, in Deutschland nie geführt worden. Der Kulturkampf hatte sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts am Gegensatz von lutheranischem Christentum als preußischer Staatsreligion und katholischem Süden nach der Reichsgründung 1871 entzündet. Die Modernisierung der deutschen Gesellschaft führte zu einer massiven Entchristlichung der Bevölkerung, aber nicht einmal in der Weimarer Republik zu einer konsequenten Säkularisierung. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten galt Deutschland als das am wenigsten christliche Land Europas. Das Verhalten der Kirchen im Nationalsozialismus lässt sich nur als schändlich und opportunistisch bezeichnen. Die wenigen mutigen Mitglieder der Bekennenden Kirche blieben schrecklich isoliert und wurden nach dem Krieg von der offiziellen Kirche stiefmütterlich behandelt, wenn nicht gar verleugnet. Als Spezialinstitutionen für Schuld und Sühne wurden die evangelische und katholische Kirche nach 1945 in Westdeutschland privilegiert, in Ostdeutschland in den Dienst des säkularen Staates gestellt, der mit ihren Institutionen konkurrierte. So konnte die Kirche nicht zum Taufbecken, aber zum Sammelbecken oppositioneller Kräfte werden. Die Leute gingen nicht aus tief religiöser Überzeugung in die Kirche, sondern, wie Marek Edelmann es für Polen formulierte, »um den Kommunisten eins reinzuwürgen«.

Die fortschreitende Säkularisierung beider deutscher Gesellschaften ließ die Kirchenmitgliedschaften kontinuierlich schrumpfen; aber die ökonomische Privilegierung staatlich anerkannter Kirchen in der BRD erlaubte weiterhin einen mächtigen Einfluss auf das Alltagsleben. Bis heute treten sie als oft alternativlose Träger von christlichen Krankenhäusern auf, sitzen in den Aufsichtsräten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, an den Universitäten finanziert der Staat theologische Lehrstühle und in Bayern blickt noch jedes Schulkind – egal ob gläubig oder ungläubig – auf ein Kruzifix im Klassenzimmer. Das politisierte Christentum, das den konservativen Teil der Gesellschaft dominiert, formierte sich seit 1945 als christliche Partei als Reaktion auf den moralischen Bankrott des Nationalsozialismus und als antikommunistische Glaubensgemeinschaft, die nach dem Ende des Kalten Krieges in eine Legitimationskrise geriet. Die von Helmut Kohl propagierte »geistig-moralische Wende« zu Beginn der 80er Jahre kopierte nur republikanische Strategien, die zur »Reagan-Revolution« geführt hatten – der geglückte »backlash« auf das weltweite Protestjahrzehnt um 1968.

»In God we trust!« heißt es in »God’s own country« . In den Vereinigten Staaten wird der Kampf um eine säkularisierte Gesellschaft offen ausgetragen. Religion spielt im öffentlichen Leben eine wichtige Rolle; der soziale Kitt wird durch den Dollarschein symbolisiert. Der Gott, in den vertraut wird, ist ein säkularisierter. Wer einmal die Washington Cathedral besucht hat, in der viele weihevolle Staatsfeste abgehalten werden, erlebt ein merkwürdiges Phänomen. Aus der Vereinigung protestantischer Gemeinden hervorgegangen, ist die Kirche seit dem Zweiten Weltkrieg ein Ort religionsübergreifender Gottesdienste geworden. Es kommt nicht darauf an, an wen Du glaubst, sondern dass Du glaubst. Nichts verkörpert deutlicher den Gang der Säkularisierung: Aus der objektiven Religion wird subjektive Religiosität. Dieser Prozess ist irreversibel.

Das verstärkt aggressive Auftreten religiöser Gemeinschaften wird verzerrt wahrgenommen, wenn es als Wiederkehr der Religion interpretiert wird. Die neue Religiosität ist eine Reaktion auf die missglückte Säkularisierung – daher ihr antiaufklärerischer Impetus.

Betriebsmittel aller Säkularisierung ist die aufgeklärte Rationalität, die aber in der bürgerlichen Gesellschaft an ihre Grenzen stieß. Deswegen mussten die Verteidiger bestehender Ordnung irrationale Hilfsmittel einsetzen, um ihre Herrschaft zu legitimieren. Selbst ein strikter Verfechter wissenschaftlicher Rationalität wie Max Weber propagiert als »klassenbewusster Bourgeois« in der Politik Irrationales: Dezisionismus und Charisma. Die neue Religiosität des 21. Jahrhunderts widerlegt nicht Max Webers bürgerliche Theorie von der Entzauberung der Welt: Sie zeigt nur die Grenzen der Aufklärung auf. Seine heroische Vorstellung vom Bürgertum schöpfte Weber aus dem »long century« ; seine verdüsterten Ausblicke auf die Zukunft im stahlharten Gehäuse der Hörigkeit resultierten aus seiner Erfassung der wissenschaftlich-technischen Dynamik der modernen Gesellschaft. Rückblickend resümierte Adorno schon vor fünfzig Jahren: »Die bürgerliche Gestalt von Rationalität bedarf von je irrationaler Zusätze, um sich als das zu erhalten, was sie ist, fortwährende Ungerechtigkeit durchs Recht.«

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Politik ohne Gott»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Politik ohne Gott» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Politik ohne Gott»

Обсуждение, отзывы о книге «Politik ohne Gott» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x