Wendelin Köster
Reich-Gottes-Politik
Rupert Mayer – kämpferisch lieben
Ignatianische ImpulseHerausgegeben von Stefan Kiechle SJ, Willi Lambert SJ und Martin Müller SJ Band 75
Ignatianische Impulsegründen in der Spiritualität des Ignatius von Loyola. Diese wird heute von vielen Menschen neu entdeckt.
Ignatianische Impulsegreifen aktuelle und existentielle Fragen wie auch umstrittene Themen auf. Weltoffen und konkret, lebensnah und nach vorne gerichtet, gut lesbar und persönlich anregend sprechen sie suchende Menschen an und helfen ihnen, das alltägliche Leben spirituell zu deuten und zu gestalten.
Ignatianische Impulsewerden begleitet durch den Jesuitenorden, der von Ignatius gegründet wurde. Ihre Themen orientieren sich an dem, was Jesuiten heute als ihre Leitlinien gewählt haben: Christlicher Glaube – soziale Gerechtigkeit – interreligiöser Dialog – moderne Kultur.
Wendelin Köster
Reich-Gottes-Politik
Rupert Mayer – kämpferisch lieben
echter
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© 2017 Echter Verlag GmbH, Würzburg
www.echter.de
Umschlag: Peter Hellmund
ISBN
978-3-429-04355-1 (Print)
978-3-429-04918-8 (PDF)
978-3-429-06338-2 (ePub)
eBook-Herstellung und Auslieferung:
Brockhaus Commission, Kornwestheim
www.brocom.de
Inhalt
Vorwort
Einleitung
Wie es begann
Was uns unterscheidet
Was uns verbindet
Training für Reich-Gottes-Politiker
Die Großen Exerzitien
Trainingsziel
Übungsleiter
Hilfsmittel
Unterscheidung der Geister
Musterung – Die erste Woche
Bestandsaufnahme
Ein Servierwagen mit Knacks und ein verzogenes Fahrgestell (Über die Sünde)
Schrottplatz (Über die Hölle)
Störenfried und Abergeist (Über den Teufel)
Stimme aus dem Off (Über die Offenbarung)
Navi (Über das Gewissen)
Gegen-Steuer-Männer (Über die Propheten)
Auswertungsgespräch
„Aber sprich nur ein Wort, so wird meine Seele gesund“
Herzenssache
Wunschkind Gottes
Kampf – Die zweite Woche
Drei Sehhilfen
Sehhilfe 1: Werbung („Der Ruf“)
Sehhilfe 2: Gottes Weltanschauung („Von der Menschwerdung“)
Zoom
Drei-in-eins (über die Dreifaltigkeit)
Sehhilfe 3: Streit („Besinnung über zwei Banner“)
Kampfplätze Jesu
Betriebsgeräusche und Warnsignale
Das 1000jährige Reich
Die Beschädigung des Und
Die westliche Wertewelt – Die Glücksfee
Die katholische Kirche – Das Gliederreißen
Das christliche Abendland – Die Scheidungswaisen
Die Lebendigkeit der Kirche – Der Drei-Zylinder-Motor
Die Zugmaschine Rupert Mayer
Das Gedächtnisorgan der Kirche – der dritte Zylinder
Gedächtnisschwund
Frühwarnsystem
Gedächtnisstützen
Die Beschützer des Und
Andere Betriebsgeräusche
Tod – Die dritte Woche
Lebenslügen
Die letzte Stunde
Leben – Die vierte Woche
Das Welt-Rettungs-Seil
High Fidelity
Die Knotenlöserin
Das Bleibende
Der Fürsprecher
Ja und Amen!
Lebensdaten von Rupert Mayer
Literatur und Fundstellen der Zitate
Vorwort
Dieses Buch ist das Ergebnis einer Dreiecksgeschichte: Zwei Jesuiten sind in Beziehung getreten, ein verstorbener namens Rupert Mayer und ein noch lebender namens Wendelin Köster. In ihnen begegnen sich unterschiedliche Glaubensweisen. Gemeinsam ist beiden, dass sie die dreißigtägigen Geistlichen Übungen gemacht haben, die auch Große Exerzitien genannt werden. Diese vier Wochen sind eine Zeit intensiver Begegnungen mit Jesus Christus. Er ist der Dritte im Bunde. Er hat uns geprägt.
Mich beeindruckt, was Jesus Christus aus Rupert Mayer gemacht hat. Deshalb greife ich auf, was er selbst oder andere darüber berichtet haben. Ob ich ihn beeindruckt hätte, weiß ich nicht. Aber ich stelle mir vor, dass er interessiert zuhören würde, wenn ich von meinem Glaubensweg erzähle.
Was hier zur Sprache kommt, sind Erlebnisse. Oft sind es Aha-Erlebnisse, die ein Glaubensthema in neuem Licht erscheinen lassen. Doch immer steht der erlebte Wie-Glaube im Vordergrund, nicht der gelernte Was-Glaube. Es geht also mehr um das Erzählen von Erlebtem und weniger um das Unterrichten. Die Erlebnisberichte stammen aus zwei Erfahrungsbereichen: aus dem Alltagsleben zweier Christen, die Priester und Ordensleute sind, und eben aus den Großen Exerzitien. Diese beiden Bereiche werden von dem Dritten im Bunde zusammengehalten. Er ist immer dabei.
Die Schilderung der Erlebnisse auf dem Glaubensweg folgt dem Aufbau der Großen Exerzitien. Ich erkläre, was die Großen Exerzitien sind. Meine manchmal ungewohnte Wortwahl soll dem Versuch dienen, eine Brücke zu Leserinnen und Lesern zu schlagen, die mit der religiösen und christlichen Begriffswelt weniger vertraut sind.
Ich widme dieses Buch Rupert Mayer. Es ist mein Geschenk an ihn zum dreißigsten Jahrestag seiner Seligsprechung am 3. Mai 2017. Ich widme es denen, die ihn verehren, und allen, die heute ihr eigenes Christsein oder den christlichen Glauben tiefer verstehen möchten. Mein Dank gilt allen, die auf verschiedene Weise am Zustandekommen dieses Bandes mitgewirkt haben.
Einleitung
Wie es begann
Es begann mit einem Bild. Als ich 1995 an das Generalat des Jesuitenordens in Rom gerufen wurde, hing dort in meinem Zimmer ein großes Foto von der Seligsprechung Rupert Mayers am 3. Mai 1987 im Münchener Olympiastadion.
In den folgenden Jahren, als die Nordprovinz und die Südprovinz der Jesuiten in Deutschland sich vereinigen wollten und die Verhandlungen dazu begannen, habe ich nach einem diskreten Helfer aus dem himmlischen Hintergrund gesucht. Mir, dem Mann aus dem Norden, kam der selige Rupert Mayer in den Sinn, mein Mitbruder aus dem Süden. Ich vertraute auf seine Hilfe, die Verhandlungen auf ein Ergebnis hinzulenken, das sich im Sinne der größeren Ehre Gottes sehen lassen konnte.
Seitdem besuche ich bei meinen Reisen nach München immer das Grab von Rupert Mayer in der Krypta der Bürgersaalkirche. Ich sage ihm schlicht, was ich auf dem Herzen habe. Er hört zu und ich weiß: Er ist hilfsbereit, findig und ausdauernd. Nicht umsonst ist er für die Münchener und für viele andere der „15. Nothelfer“.
Die Begegnungen mit Rupert Mayer beschränkten sich aber nicht auf Besuche an seinem Grab. Ich begann, über ihn zu lesen. Wichtig wurden mir dabei vor allem die autobiographischen Texte. Beim Lesen dieser Texte musste ich immer wieder innehalten und nachdenken. Es ergab sich ein stilles Gespräch mit meinem Mitbruder. Als ich gefragt wurde, ob das stille Gespräch für Zuhörer nach außen geöffnet werden könnte, verspürte ich eine Ermutigung. So entstand der Plan, eine kleine Schrift herauszugeben.
Was uns unterscheidet
Wir sind zwei ganz verschiedene Menschen. Rupert Mayer wurde fast siebzig Jahre alt; ich stehe heute, 2016, schon im 78. Lebensjahr. Als er starb, war ich sechseinhalb; er wäre heute 142.
Rupert Mayer wuchs im Kaiserreich auf und fühlte sich als deutscher Patriot. Er stritt für die Rechte seiner geliebten katholischen Kirche. Ich bin in der Bundesrepublik Deutschland aufgewachsen, wo zwischen Staat und Kirche ein vertraglich abgesicherter Frieden herrscht. Ich fühle mich als deutscher Europäer. Als Katholik versuche ich, in weltweiten Zusammenhängen zu denken. Im Leben mit der Kirche haben wir beide nur einen Papst gemeinsam: Pius XII. Prägende Konzile waren für Rupert Mayer das 1. Vatikanische Konzil (1869–1870), für mich das 2. Vatikanische Konzil (1962–1965). Die Konzile hinterließen im Jesuitenorden, dem wir angehören, unterschiedliche Spuren. Zu Lebzeiten von Rupert Mayer war der Orden eher auf kämpferische Abwehr von Feinden des Glaubens und der Kirche eingestellt. Ich erlebe den Orden eher als eine Gemeinschaft, die sich weltweit für Glaube, Gerechtigkeit, Kultur und Dialog engagiert und dafür Verbündete sucht.
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