1 ...8 9 10 12 13 14 ...52 Wenn Sie ein Glas Wasser nehmen, es auf einen Tisch stellen und diesen rütteln, dann wird das Wasser verschüttet. Wenn ich aber meine Hand zu Hilfe nehme und den Tisch mit meiner Schulter vibrieren lasse, könnten Sie feststellen, dass das Wasser mit einem kleinen Beben in der Mitte des Glases nach oben steigt. Dies sollen Sie über die Potency der Tide in der Zerebrospinalen Flüssigkeit verstehen. Nicht diese Fluktuation nach oben und unten durch Inhalation und Exhalation, sondern den Zustand, in welchem die Bewegung an einen Balancepunkt zwischen In- und Exhalation gelangt, ein Punkt in der Mitte. Dieser Mittelpunkt ist es, an dem Sie eine kurze Zeitspanne zur Verfügung haben, in der wir beobachten können, dass sich das Diaphragma sanft auf einem Fulkrum bewegt. Dann bemerken Sie die Vibration zum Zentrum der Tide, diesem Punkt, an dem Sie vielleicht sagen könnten, dass sie an Etwas angelangt seien, das in einer Hymne als The Still Small Voice 11bezeichnet wird. Sie kennen dieses Loblied Be Still and Know that I am. 12Verstehen Sie, worum es hier geht? Es ist die Stille der Tide, es sind nicht die stürmischen, an der Küste sich brechenden Wellen, welche die Potency, die Macht besitzt. Wenn Sie das mechanische Prinzip der Fluktuation der Tide wirklich verstanden haben, können sie als Mechaniker des menschlichen Körpers die Fluktuation an diese kurze rhythmische Periode, diese Stille, heranführen.
Dann erst beginnen Sie, das tiefe Anschwellen des Ozeans, die Verschiedenheiten der Tide, der Wellen etc. zu begreifen. Dort begegnet man einer spiralförmigen Bewegung. Sie haben bereits von den unterschiedlichen Bewegungen des Gehirns gehört. Lassen Sie uns nun eine andere untersuchen – die spiralförmige Bewegung der Tide. Zeichnen Sie ein Diagramm mit einem Stift auf ein Stück Papier. Machen Sie an einer bestimmten Stelle einen Punkt. Beginnend an diesem Punkt zeichnen Sie eine spiralförmige Linie immer weiter um ihn herum.
Zeichnen Sie anschließend eine unterbrochene Linie um die erste Linie zurück zum Ausgangspunkt. Dies soll eine spiralförmige Bewegung illustrieren.
Falls Sie dieses Diagramm verwenden wollen, um etwas Materielles darzustellen, bestimmen Sie einen positiven und einen negativen Pol. Dann erhalten wir etwas zwischen dem positiven und dem negativen Pol, was uns die langsame Bewegung der Tide, diese Spirale, dieses Hinausbewegen und Zurückkommen erkennen lässt. Wie viele spiralförmige Bewegungen können Sie sich in der Tide vorstellen? Wie viele kleine Spiralen?
Gehen sie mit mir eine Küste entlang, an der viel Seetang wächst. Beobachten Sie, wie sich dieser Seetang rhythmisch mit dem Wasser bewegt – einer im Uhrzeigersinn, der andere gegen ihn. Der Seetang dreht sich spiralförmig mit dem tiefen Anschwellen des Ozeans.
Betrachten Sie einen Hurrikan. Sehen Sie die Potency im Auge des Hurrikans, nicht die Zerstörung an der Außenseite. Erkennen Sie die Potency des Auges, die Stille der Tide, die spiralförmige Bewegung.
ABB. I–3: SUTHERLAND INMITTEN SEINER UNTERRICHTSMITTEL, CA. 1948
An der Wand hängen einige der von Adah S. Sutherland gezeichneten anatomischen Lehrtafeln. Vor ihm sehen Sie eine Schädelreihe vom Fötus bis zum Erwachsenen. Auf der Tafel hinter ihm steht: Tiefer hinein in die Zerebrospinale Flüssigkeit; Flüssigkeit in der Flüssigkeit; Katzenpfote; Lateral = Alternierend; Das Schwellen vom Grund; Die beiden zweispurigen Spiralen sind mit den Begriffen Krankheit und Änderung gegensinnig gekennzeichnet und zeigen Sutherlands Vorstellung der Entstehung und Behebung von Störungen im menschlichen Körper.
DIE REZIPROKE SPANNUNGSMEMBRAN
Mein nächster Vortrag besteht aus zwei Teilen. Im ersten geht es um die Reziproke Spannungsmembran, mit Betonung auf Spannung. Im zweiten Teil geht es um das Fulkrum. Die Funktion dieser beiden stellt das zweite Prinzip im Primären Atemmechanismus dar. Nachdem es keine muskuläre Unterstützung gibt, die eine Bewegung zwischen den Schädelknochen an den Suturen begründen könnte, muss es eine andere Erklärung dafür geben. Die knochenverbindende Struktur ist die intrakraniale beziehungsweise Dura spinalis.
Der verstorbene Ray G. Hulburt D.O. 13, Herausgeber des J.A.O.A., war so freundlich und las sich die Kapitel des Buches Die Schädelsphäre vor ihrer Drucklegung durch. Er machte wertvolle Vorschläge, und nach einigen Diskussionen verstand er wie einfach die Terminologie ist, die diese Funktion beschreibt. Als Beispiel wählten wir das Tauziehen mit einer Gruppe an jedem Ende des Seils. Das Seil sollte die Reziproke Spannungsmembran darstellen.
Sie können das Seil hierhin ziehen, Sie können es dahin ziehen, egal – es bleibt kontinuierlich unter Spannung. Dann kommen die Gruppen vielleicht an einen Punkt der Balance, zu einem Punkt der Stille. Dies entspräche dem Fulkrum einer Waage. Nicht einem Hebel. Ein Hebel bewegt sich über ein Fulkrum, zurück und nach vorn.
Das Fulkrum stellt in der Aktivität der Reziproken Spannungsmembran im membranösen Gelenkmechanismus des lebendigen menschlichen Schädels einen Punkt der Stille dar, um den oder über den die ständig angespannte Membran die Pole der Befestigung am Knochen bewegt.
Sie werden bemerken, dass ich die Stellen der Befestigung der Reziproken Spannungsmembran schematisch dargestellt habe – als Anheftung der Falx cerebri und des Tentorium cerebelli: Ich habe einen hinteren Pol (Os occipitale), zwei seitliche Pole (Kanten der Partes petrosae), einen vorderen oberen Pol (Crista galli) und einen vorderen unteren Pol (Proc. clinoidei) bestimmt ( Zeichnung I–4).
Beachten Sie einen weiteren, durch diesen Mechanismus bewegten Gelenkpol am Sakrum. Ich habe die Betonung auf die Anspannung, also den Zug der Reziproken Spannungsmembran zwischen den Polen der Knochenansätze im Mechanismus des Schädels gelegt. Diese schematischen Namen dienen allein dazu, zu zeigen, dass alle Knochen des Neurocranium mit jenem Mechanismus verbunden sind, der sie in Bewegung bringt. Sie können die Aktion spüren, wenn Sie kraniale membranöse artikuläre Strainmuster lösen. Es ist das gleiche mechanische Prinzip wie an der Wirbelsäule, wenn Sie dort ein ligamentäres Strainmuster der Gelenke lösen. Sie können dort die Aktivität der Bänder spüren, die ein Gelenk zwischen den Wirbeln zusammenhalten und dessen Bewegungsradius zulassen.
DIE MOTILITÄT DES NEURALROHRS
Das dritte Prinzip des Primären Atemmechanismus betrifft Gehirn und Rückenmark – das Zentrale Nervensystem. Dieses System bildet sich im frühen Embryonalstadium als Rohr und behält diese Form später bei. Schon allein diese Feststellung zeigt, dass es sich um ein einfaches System handelt. Betrachtet man es einfach als Neuralrohr, ist das Gehirn nicht so schwer zu verstehen.
Wenn die Großhirnhemisphären im Kopf nach oben wandern, bedeutet dies nur eine Drehung von unten nach oben. Das ist alles. Aber da gibt es noch etwas anderes – die Motilität. Physiologische Aktivität manifestiert sich als Bewegung der Zellen und des Gehirns, die mechanische Merkmale besitzen, also Motilität. Diese Motilität übernimmt im Ausdruck des Primären Atemmechanismus eine mechanische Funktion. Deshalb hat das Neuralrohr neben seiner neurophysiologischen Aktivität, der Übermittlung von Nachrichten, auch eine mechanische Aktivität. Die Mobilität der Schädelknochen passt sich dieser Motilität innerhalb des Gehirns und des Rückenmarks und der Fluktuation der Zerebrospinalen Flüssigkeit an.
Jedes einzelne Merkmal der Gelenkflächen an den Schädelknochen bedeutet einen Hinweis auf Gelenkbeweglichkeit. Derartige Gelenkflächen existieren während der Entwicklung der Schädelknochen vor dem dritten, vierten und fünften Lebensjahr noch nicht. Zum Zeitpunkt der Geburt stellt das Gelenk zwischen Os occipitale und Atlas das einzig ausgebildete Gelenk des Schädels dar. Es scheint, als habe der SCHÖPFER DER MECHANIK für die Konfiguration des knöchernen Mechanismus am Schädel gesorgt, damit bei einer normalen Geburt eine sichere Passage durch den Geburtskanal gewährleistet ist.
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