Was is bloß in die Vögl gfahrn?“,
fracht si der Teichwirt Bruno Schmidt,
der unter Fischraub eh schon litt.
Daham in seiner Gastwirtschaft,
er backne Karpfn gern verkaft.
Im nächstn Monat is soweit,
is widder da, die Karpfnzeit.
Im Herbst, do geht sei Gschäft net schlecht,
s gibt aa Waller, Zander, Hecht.
Des Butterschmalz, des wird bald zischn,
zwa Wochn nu, um abzufischn.
Die Reiher und die Kormoran,
die ham dem Bruno nix getan.
Die fress’ bloß sei Weiher leer
und das erzürnt den Bruno sehr.
Es war August, die letzte Wochn,
des Tageslicht grad angebrochn.
Am Ufer stand der Bruno Schmidt
und brachte seine Helfer mit.
Kescher, Netze, Plastikwannen,
Brotzeit, Bier und Kaffeekannen,
die standen allerorts bereit,
doch leider wars noch nicht so weit.
Noch stand das Wasser gar zu tief,
der Mönch nicht schnell genug ablief.
Die Luft schon warm, voller Mücken,
und kein einzger Karpfenrücken,
der sich auf dem Wasser zeigte,
das sich nun zu Ende neigte.
Auf einem Baum mit viel Geäst,
da war versteckt ein großes Nest.
Ob ihr’s nun glaubt oder auch nicht,
das Nest, das bot ne gute Sicht
auf die Männer, Schlimmes ahnten
und die Welt nicht mehr verstanden,
wo die Karpfen abgeblieben,
suchen wollten nach den Dieben.
Im Nest da woarn zwa Vögl ghockt,
Die woarn all zwa ganz abgezockt.
„Des ham mier gut gmacht, Florian“,
meinte der Ober-Kormoran.
Aus Wolfenbüttel, Hans-Jörg Krause,
verbracht in Franken eine Sause.
Im ICE der Deutschen Bahn,
da fuhr er direkt Nürnberg an.
Wollt sehn die Burg, das Haus von Dürer,
und bucht sich einen Fremdenführer.
„Um halba zehna im Hotel,
und wenns geht, sens pünklich, gell“,
am Telefon der Führer spricht.
„Vergessns Ihren Scherm auch nicht,
skönnt renga heit, in dera Nacht,
a ganz klaans Tief is angesacht.“
Hans-Jörg die Hälfte nur versteht,
besonders was die Zeit angeht.
Am nächsten Tag im Sheraton ,
der Führer sitzt ne Stunde schon
im Hotel, gleich beim Empfang,
dann kommt Herr Krause, Gott sei Dank.
Um zehn Uhr dreißig er auftaucht,
Gemütlich eine Pfeife raucht.
Auch Bamberg ist ne schöne Stadt,
so einiges zu bieten hat.
Das Alte Rathaus, Klein-Vendig,
ein Kurzbesuch, der lohnt sich stetig.
Auch den Dom nicht zu vergessen,
Im Schlenkerla ne Brotzeit essen.
Und wenn man dann die Zeit noch hat,
spaziern zu gehen durch die Altstadt.
Das wusste auch Herr Hans-Jörg Krause
und meint: „In Bamberg mach ich Pause,
bevor ich dann nach Würzburg fahr,
denn Bamberg ist so wunderbar.
Auf sieben Hügeln ist’s erbaut,
und auch ein gutes Bier man braut.“
Vom Sheraton , was für ein Glück,
zum Bahnhof ist’s ein kleines Stück.
Am Haupteingang, da steht ein Mann,
hat eine blaue Jacke an.
Trägt eine Mütze auf dem Kopf,
und Krause denkt: „Ich pack‘s beim Schopf!“
„Entschuldigung, können Sie mir sagen,
dann brauch ich nicht mehr weiterfragen,
wann denn ein Zug nach Bamberg fährt?
Dann wär ich auch schon aufgeklärt.“
Der Mann mit Mütze höflich drauf,
ein dickes Buch schlägt sogleich auf.
„Um viertel elfa geht a Zuch!“
Schlägt wieder zu, sein dickes Buch.
„Des is die S-Bahn auf Gleis drei,
da werns scho bald in Bamberch sei.“
Dann schaut Hans-Jörg auf seine Uhr,
von Eile war da keine Spur.
„Noch mehr als eine Stunde Zeit,
da nutz ich die Gelegenheit,
nen kleinen Happen noch zu essen,
hab’s Frühstück heute eh vergessen.“
Um elf Uhr fünf, da kam er dann,
am Gleis drei mit Ruhe an.
Nach Bamberg war nichts ausgewiesen,
der nächste Zug, der fuhr nach Gießen.
In Würzburg, in der Stadt am Main,
gibt’s schönen, trocknen Frankenwein.
Herr Krause ließ sich inspirieren,
wollt diesen Wein gern ausprobieren.
Weinlokale gabs in Massen,
in der Altstadt, in den Gassen.
Als die Altstadt tat erkunden,
hat er auch ein Lokal gefunden.
„Ich möcht zum Abend reservieren,
Essen und den Wein probieren“.
Dann fragt er höflich, wie’s denn sei,
„Ist abends noch ein Plätzchen frei?“
„Dreiviertl achta, tät des passen?
Dann könnt ich reservieren lassen“,
meint drauf der Wirt hinter der Theke,
erwartet Antwort auf die Rede.
„Dreiviertel acht? Ja wunderbar,
Ja, das passt mir. Alles klar.
Dann werd ich in den nächsten Stunden,
noch ausgiebig die Stadt erkunden,
bevor ich abends wiederkomme,
in Ihr Lokal Zur Reblaus-Wonne .“
Hans-Jörg Krause entschwand sachte,
unterwegs er daran dachte:
„Dreiviertel acht – kurz vor neun,
hab noch Zeit, kann mich drauf freun,
noch so viel von der Stadt zu sehen,
da werd zur Burg ich gleich hoch gehen.
Ich denke gar, ich hab heut Glück,
Da oben gibt’s nen tollen Blick
auf die Stadt und auf den Main,
wie schön kann es in Franken sein!“
Verschwunden war des Tages Sonne,
ein Mann stand vor der Reblaus-Wonne .
Hungrig, durstig und auch wütend,
außerdem im Kopf hin brütend,
stand er trotzig in der Straße,
und es drückte seine Blase.
Kein Platz mehr frei in der Gaststätte,
da er sich wohl verspätet hätte.
Neun Uhr ist’s, die Turmuhr bimmelt,
am Himmel es von Wolken wimmelt.
Gar finster ist die Franken-Welt,
der Regen schwer hernieder fällt.
Keinen Schirm und keine Mütze,
tritt Krause in die nächste Pfütze.
Und schon ist er pudelnass,
nein, so macht das keinen Spaß.
Als er dann sein Hotel erreicht,
da war er auch schon durchgeweicht.
Und wieder tönt ein Glockenschlag,
Hans-Jörg auf fränkisch zu sich sagt:
„Kann dees scho viertl zehna sei?
Jesses, rast die Zeit vorbei!“
Wer strolcht da so spät durch die Gassen der Stadt,
einen schweren und dunklen Umhang an hat?
Er zerrt einen Knaben mit seinem Arm,
lieber Gott, seiner Seel dich erbarm.
Der arme Junge verbirgt sein ängstlich Gesicht,
doch dieses stört den Nachtgieger nicht.
Der Nachtgieger mit Schnabel und Schweif,
der arme Bub ist vor Angst schon ganz steif.
„Du böses Kind, du musst nun mit mir,
ich werd dich schon lehren, ne gute Manier.“
Schon zieht er den Jüngling mit sich geschwind,
mit ihm in der finsteren Nacht drauf entschwind.
„Nachtgieger, Nachtgieger, hörest du nicht,
auf strenge Strafe, ich bitt dich, verzicht“,
so bettelt der Knabe im heulenden Wind.
„Ich werd nunmehr sein ein artiges Kind.“
„Jammer du nicht, du musst mit mir gehen,
ob artig du wirst, werden später wir sehn.
Du warst schrecklich bös, drum Strafe muss sein,
Ich glaube dir nicht, ist alles nur Schein.“
„Nachtgieger, Nachtgieger, an welch finsteren Ort,
was hast du denn vor, wohin schleppst du mich fort?“
„Du böser Knabe, du weißt’s doch genau,
ich bring dich jetzt hin zur Nachtgieger-Frau.“
Sie ist eine strenge und graue Gestalt,
wird austreiben dir deine rohe Gewalt.
Willst du nicht bereuen, was du hast getan,
dann schürt sie sofort den Kochkessel an.“
„Hat oft schon verschlungen so mach böses Kind.
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