Der Nikab ist in Indonesien umstritten.
Neben dem Alkohol ist der Gesichtsschleier ein umstrittenes Thema in Indonesien, berichtet „ dpa“-Korrespondent Ahmad Pathoni. Vor zehn Jahren, schreibt er, war der Nikab, der schwarzen Schleier, der von einem Frauengesicht nur den Augenschlitz freilässt, noch die große Ausnahme. Muslimische Frauen in Indonesien tragen üblicherweise ein Kopftuch, das die Haare, nicht aber das Gesicht bedeckt. Inzwischen ist aber auch in Indonesien eine kleine, jedoch wachsende Minderheit Frauen dazu übergangen, nur noch mit Nikab auf die Straße zu gehen „Heute erntet man kaum noch verdächtige Blicke“, sagt Nikab-Trägerin Juanita Vyatri, die in ihrem Beruf Apps für Mobiltelefone entwickelt: „Ich glaube, dass das die Leute hier inzwischen akzeptieren.“
Korrespondent Pathoni widerspricht: „Die Frage, ob Frauen in der Öffentlichkeit ihr Gesicht verhüllen dürfen oder nicht, sorgt immer wieder für Debatten.“ Indonesien versteht sich als ein säkularer Staat. Unter anderem der Nikab ist jedoch ein Indiz, dass religiöse Fundamentalisten an Einfluss gewinnen. „Das scheint harmlos zu sein. Aber wir sollten uns darüber bewusst werden, welches Gedankengut damit verbreitet wird“, sagt der Schüler Yahya Cholil Staquf in dem dpa“-Bericht. Deshalb sollte der Nikab im öffentlichen Raum verboten werden: „Man muss die Leute erkennen können.“ Nikab-Trägerinnen setzen sich stattdessen offen zur Wehr, dass sie zum Symbol für eine vermeintliche Radikalisierung des Landes gemacht werden. Staatspräsident Joko Widodo ist um Beruhigung bemüht und versichert: „Der Islam war in Indonesien stets friedlich und tolerant. Daran wird sich nichts ändern. Pluralismus gehört zu unserer DNA.“ Die Ernennung eines konservativen Geistlichen zu seinem Vizepräsidenten war dann wohl eine Genmanipulation
Gräber geschmückt mit Tau-Tau-Holzfiguren
Sozialistische Republik Vietnam
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Der Ho-Chi-Minh-Pfad, nach dem nordvietnamesischen Präsidenten benannt, war während des Indochinakrieges und des Vietnamkrieges ein wichtiges Wegenetz. Um die Wege von der Luft aus zu erkennen, wurde zur Entlaubung „Agent Orange“ gesprüht.
Fläche: |
331.690 Quadratkilometer, vergleichbar mit Finnland |
Einwohner: |
95.415.000, mehr als 17-mal so viele wie Finnland |
Vietnam ist ein wundervolles Land mit wundervollen Menschen, denen auch Jahrzehnte des Kommunismus ihre religiösen Traditionen und Bräuche nicht austreiben konnte. So ziehen Vietnamesen jeden Alters kurz vor „Tet Nguyen Dan“ dem Fest des neuen Jahres nach dem Mondkalender, zu den Brücken ihres Landes und werfen Goldfische in die Flüsse. „Wir glauben, dass der Küchengott die Fische nach oben in den Himmel bringt“, erklärte eine 17-Jährige den Brauch der Deutschen Presse- Agentur: „Deshalb kauft sich jede Familie ein paar Goldfische und lässt sie im Fluss frei. Damit sie im neuen Jahr Glück hat.“ Das Aussetzen der Fische ist nur eines von vielen Ritualen – erstaunlich für ein Land, das mit Religion offiziell nur wenig anzufangen weiß, wundert sich der Auslandskorrespondent.
Vietnamesische Neujahrstradition: Goldfische aussetzen
Offiziell firmiert der kommunistische Einparteienstaat unter den Ländern mit dem geringsten Anteil gläubiger Menschen. Achtzig Prozent gehören keiner Religion an, elf Millionen sind Buddhisten, sechs Millionen Katholiken, eine Million Protestanten. Das hält die Vietnamesen aber nicht davon ab, in den Tagen vor Tet die alten Bräuche zu pflegen. Dazu gehört auch, kleine Pfirsich- und Mandarinenbäumchen zu kaufen. Ihre Blüten sollen „blühende Zeiten“ bescheren; die Mandarinen stehen wiederum für Fruchtbarkeit. Ein Grund dafür, sie gerne an junge Paare zu verschenken.
Pfirsichblüten sollen blühende Zeiten bringen.
Nguyen Minh Thuyet, früherer Vorsitzender des Kultur-Ausschusses der Nationalversammlung, sagte im dpa-Gespräch: „Die Vietnamesen glauben immer noch an die Rituale von Tet. Und zwar mehr noch als früher.“ Ob jemand gläubig ist oder nicht, spiele keine Rolle: „Das ist ein gemeinschaftliches Ereignis für alle.“ Die Kommunistische Partei toleriert mittlerweile die alten Praktiken, die sie früher abschaffen wollte. Thuyet sieht die Rituale nicht nur positiv. Für ihn sind die Bräuche Ausdrucksmittel eines zunehmenden Materialismus im neuen Wirtschafts-Tigerstaat: „Früher haben die Leute für ihre Gesundheit gebetet. Jetzt beten sie auch für mehr Geld und für ihre Karriere.“
Oder für einen Ehepartner. Im konservativen Vietnam entwickeln sich Schein-Hochzeiten zum boomenden Geschäft: Unverheiratete schwangere Frauen buchen beispielsweise Schauspieler für inszenierte Trauungen, um der sozialen Ächtung als ledige Mutter zu entgehen. „Meine Eltern hätten die Schmach als erste zu spüren bekommen“, erklärte eine Betroffene die Beweggründe. Deshalb fingierte sie eine Hochzeit. Die Kosten von 1500 Dollar bezahlte der mit einer anderen Frau verheiratete Vater ihres ungeborenen Kindes. Nach der Geburt wird sie die Trennung von ihrem Alibi-Mann spielen. Eine geschiedene Mutter zu sein, ist immer noch besser, als ein uneheliches Kind zu haben. Auch Paare geben Tausende Dollar aus, um den Erwartungen ihrer Familien und der Gesellschaft zu entsprechen und heiraten zum Schein. Und fürs echte Glück wird beim nächsten Tet der Küchengott mit einem besonders schönen Goldfisch bestochen.
Königreich Kambodscha
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Angkor Wat ist der größte Tempelkomplex der Welt und das nationale Symbol des Landes. Das macht Kambodschas Staatsflagge zur einzigen weltweit, auf der ein Gebäude abgebildet ist.
Fläche: |
181.040 Quadratkilometer, halb so groß wie Deutschland |
Einwohner: |
16.076.000, ein Fünftel von Deutschland |
Kambodscha ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich trotz Pol Pots „Steinzeitkommunismus“ und den Gräueltaten seiner Roten Khmer ihr unbeugsames Naturell, ihren ansteckenden Optimismus und ihr Lächeln erhalten konnten. Sowie eine pragmatische Sicht der Dinge, gepaart mit viel Lebensweisheit.
Als David de Beer anfing, auf seinen Chauffeur und seinen Dolmetscher zu hören, wurde seine Mission ein Erfolg: 2002, im Jahr der ersten freien Wahlen nach Jahrzehnten Bürgerkrieg, schickte ihn die EU ins Chaos. Der Niederländer sollte Kambodscha entwaffnen, ein Land mit mehr Waffen als Reiskochern.
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