Tino Hemmann - Blinde Krokodile

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Jonny ist ein böser, narzisstischer Dealer, der bei der italienischen Mafia jede Menge Drogen unterschlagen hat. Deshalb schickt der Mafia-Senior das lächerliche Killer-Duo Fabrizio und Alonzo in die bayerische Freistaathauptstadt, um Jonny, dessen Mädchen Katarina und deren zwölfjährigen Sohn Oskar ein für alle Mal auszulöschen. Jonny bekommt jedoch Wind von dem Vorhaben und lässt den Penner Valentin aus dessen Viaduktunterkunft entführen, um ihn an seiner statt abmurksen zu lassen. Er übergibt Valentin seinen gesamten Besitz, so dass sein Schwindel nicht auffliegen kann. Während sich Jonny in der Karibik in Sicherheit glaubt, beginnt in seiner Münchner Villa ein beispielloser Krieg, bei dem kein Auge trocken bleibt. »Servus!« in Hemmanns Action-Komödie über Hosenbisla, Schnackselsachen und kaputte Typen.

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Tino Hemmann

BLINDE KROKODILE

Action-Komödie

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2013

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.deabrufbar.

Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Coverbilder © julien tromeur - Fotolia.com

www.tino-hemmann.de

1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH

ISBN 978-3-95-488983-9

www.engelsdorfer-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel Tino Hemmann BLINDE KROKODILE Action-Komödie Engelsdorfer Verlag Leipzig 2013

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.dnb.de abrufbar. Copyright (2013) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor Coverbilder © julien tromeur - Fotolia.com www.tino-hemmann.de 1. digitale Auflage 2013 Zeilenwert GmbH ISBN 978-3-95-488983-9 www.engelsdorfer-verlag.de

Hosenbisla und Feuerbackerl

Abstieg

Der schmutzige Mann

Jonny – the narcissistic man

Eine unglückliche Familie

Entführt

Familienzusammenführung

Die Mafiosi erhalten ihren Auftrag

Zweisitzer für drei Sitzer

Der erste Ausflug

Gefährliche Pizza

Der Krieg beginnt

Vuvuzelas und ähnliche Waffen

Die Verfolgungsjagd

Finale

Epilog

Weitere Werke

Hosenbisla und Feuerbackerl

Das Leben ist wahrhaftig kein Zuckerschlecken. Das Leben eines beleibten und unter Umständen tatsächlich erkrankten Mannes schon gar nicht.

So geschah es zu Beginn der wenig goldenen 70er Jahre, dass in einer kleinstädtischen bayerischen Klinik ein Kind das trübe Licht des Kreißsaals von Kleinfingerroda erblicken musste, dem von Beginn an nicht Gutes vergönnt sein sollte. Um das Mitleid des Lesers noch ein wenig zu strapazieren, sei hier eine Anekdote erzählt, die bereits geschah, da unser Protagonist erst deutlich weniger als vierundzwanzig Stunden auf der Welt weilte, genau genommen acht Stunden und zweiundzwanzig Minuten.

Durch das Milchglas einer Zwischentür, von der schon so manche Farbschicht abgeblättert war, sah man nur einen schwachen Lichtschein. Ein Baby brüllte wie am Spieß, gerade so, als hasste es all die bestens situierten und angeblich ingezüchteten Nachkommen der Kleinfingerrodaer Bürgerschaft, die schlafend in den Nachbarbetten aufbewahrt wurden.

In der Geburtenstation erhob sich schwerfällig eine blutjunge, unbedarfte, päpstlich anmutende Kinderkrankenschwester. Wütend warf sie ein mittelmäßiges Romanheft auf das Tischchen vor sich und war als aufgebäumter Schatten hinter dem Milchglas der Tür zu erkennen. Der näherte sich wie ein feuerspeiender Drache dem Bettchen des brüllenden Knaben.

»Oa Bua! Willst du wohl endlich ruhig sein, Hosenbisla?«, schimpfte die Krankenschwester. »Du weckst mir noch die ganze Station auf! – Hier, nimm deinen Schnuller!« Rabiat steckte sie dem pausbackigen Winzling einen pinkfarbenen Schnuller zwischen die rosablauen Lippen. »Und jetzt halt bittschön gefälligst die Klappe!«

Das Baby war nur für sehr kurze Zeit still. Dann war ein »Blubb« zu hören und es schrie erneut.

Geschwind erklang eine bekannte Stimme, die das Schreien des Kindes zu übertönen versuchte: »Mein Gott! Oa Bua! Du machst mi wahnsinnig! Nun sei endlich ruhig, Karl!« Ein deutliches Klatschen war zu hören, woraufhin tatsächlich Ruhe einkehrte.

»Na bitte. Geht doch«, stellte die Schwester mit einer gewissen inneren Genugtuung fest und fragte sich abschließend: »Wie kann man sein Kind nur Valentin nennen, wenn der Nachname Karl ist?«

Kurz darauf widmete sie sich mit größter Aufmerksamkeit ihrem höchst lapidaren Romanheftchen.

Nun ja. »Karl Valentin!«, riefen alle sich selbst zur erzieherischen Vormundschaft erhobenen Erwachsenen den mühsam heranwachsenden Jüngling. Ständig geforderte Nahrungsaufnahmeriten sorgten dafür, dass er zunächst zwar in die Breite, doch weniger in die Länge wuchs. »Karl Valentin!« Und immer antwortete der Kleine, böse und entwürdigende Blicke erhaschend: »Ich heiße aber nicht Karl Valentin. Mein Name ist Valentin Karl.«

Der noch kleine Valentin wurde bereits im beschaulichen Alter von vier Jahren zum Abtrainieren der frühkindlichen Speckrolle in das glorreiche Nachwuchs-Fußballteam vom Grün-Blau Kleinfingerrodaer 1864 e. V. zwangsinvolviert. Dort stieg er mangels Willen zunächst nur zum Ballholer für die anderen Knirpse auf. Anfangs stolperte er häufig über die allzu langen Schnürsenkel der knochenharten Fußballtreter oder ihm rutschte die bis zu den Knöcheln reichende Turnhose unter den Bauch, so dass er auf den Saum trat und schwere Stürze erleiden musste, was amüsierte Väter der anderen Kicker zu blöden Kommentaren veranlasste.

»Feuerbackerl! Hams di vom FC di noh immer ni gfund?« Oder: »Feuerbackerl! Bua, Schweinswiaschtl, hots di? Hosnbisla! Des Fuassboispui dauert noh a ganze hoibe Stund!«

Valentin hörte an diesen Bemerkungen vorbei. Stattdessen lernte er nur für sich allein das Dribbeln und das Schießen mit dem äußerst schweren und harten Fußball. Das Spiel selbst hätte ihm wahrscheinlich richtig gut gefallen, wenn da nicht ständig die extrem langen Wege gewesen wären, die er gehen musste, um den Ball zu erhaschen. Und weil beim Rennen seine Wangen stets rot zu leuchten begannen, rief man den kleinen Valentin stets »Hosenbisla – Feuerbackerl!«.

War Not am Wart, wurde Valentin sogar ins Tor verbannt und von den Gegnern abgeschossen. Als er jedoch eines regnerischen Vormittags einen Abstoßball einem nicht rechtzeitig entkommenen siebenjährigen Mitspieler der eigenen Mannschaft heftig in die Genitalien schoss und dessen winzige Murmeln so sehr im Unterleib des Abgeschossenen versenkte, dass der Bua zunächst sprach- und atemlos umfiel und schließlich ins Sanatorium geschafft werden musste, durfte Valentin bis hinauf zur D-Jugend in den Sturm der Mannschaft. Hosenbisla – Feuerbackerl schoss ganz nebenbei unzählige Tore für den Grün-Blau Kleinfingerrodaer 1864 e. V.; wälzte er samt Ball heran, dann flüchteten die gegnerischen Horden lieber rasch. Doch verehrt wurde er deshalb nicht zwingend.

Valentin reifte zu einem jungen Burschen. Allmählich wurde er auch etwas formschöner, streckte sich hier und da ein bisschen, sein bester Freund erreichte stattliche Ausmaße und die Scham begann zu sprießen. Doch achtete Valentin stets darauf, dass sein Gesamtkörper auf keinen Fall zu schmal, zu dürr oder gar zu schön werden könnte.

Der kleine Valentin wurde trotz aller Problemzonen ein Jugendlicher und kam völlig unvorbereitet und unaufgeklärt in die Pubertät, weil seine Vormünder ohnehin glaubten, in Valentins Leben würde das Thema »Fortpflanzung« bedeutungslos bleiben. Sie fassten diesen Glauben in oft geäußerte Worte, die Valentin zunächst nicht endgültig begriff, die ihn jedoch bedrückten, denn seine Sports- und Schulkameraden bekräftigten die Meinung der Erwachsenen tagtäglich. In jener Gegend fanden aus religiösen Gründen Worte wie »pimpern«, »vögeln« oder gar »bumsen« keine Verwendung. Einzig das Wort »schnackseln« war begrenzt gesellschaftsfähig. Ja so sans, die Kleinfingerrodaer.

»Feuerbackerl, lass dös Schnackseln, des geht fei ned, du seist ehn Homo, Hosnbisla.«

Dem war jedoch nicht mal annähernd so. Im Recyclingpapiermüll fand der inzwischen zwölfjährige und mit einer wahrhaftig auffälligen Akne gesegnete Valentin Karl den verklebten und stinkenden Katalog eines berühmten Sex-Versandwarenhauses, auf dessen bunt illustrierten Seiten die interessantesten erotischen Schnackselsachen von mehr oder minder unangezogenen Damen und Herren feilgeboten wurden. Freilich besaß Valentin kein kreditfähiges Kundenkonto in diesem hocherotischen Versandwarenhaus, doch auf die Ware kam es ihm auch nicht an. Lediglich eine Dame hatte es dem Jungen angetan, die fortan die Protagonistin in seinen Wachträumen spielte. Heimlich und in größter Abgeschiedenheit, nicht minder enthusiastisch, studierte der Junge diesen Katalog und erfuhr infolge des Studiums seine erste reaktionäre Zwei-Stunden-Erektion. Den Abbildungen Glauben schenkend bildete sich Valentin übrigens lange Zeit ein, Babys würden ausschließlich durch ungeschützten Oralverkehr entstehen.

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