Stephan Hähnel - Verschwiegene Wasser

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In der Nähe des Historischen Hafens in Berlin-Mitte entdeckt Kapitän Klausen, einst Professor für Biochemie, eine Frauenleiche unter seinem Kahn. Bei der Toten handelt es sich um Sina Roggatz, eine ehemalige Studentin von Klausen. Kriminalhauptkommissar Hans Morgenstern beginnt zu ermitteln. Vor seinen Augen entsteht das Bild einer intelligenten, höchst ambivalenten und sehr verschlossenen Frau, die als Mitbegründerin eines Start-ups eine Methode entwickelte, die an der Geschlechterbestimmung von Küken arbeitete. Aber warum zahlte Sina die anderen Teilhaber des Unternehmens aus, als dieses einem Konkurrenten unterlag? Stephan Hähnel ist mit seinem zweiten Band um den eigenwilligen Berliner Kommissar Morgenstern ein atemberaubender Spannungsroman gelungen. Sein feingesponnener Kriminalfall erzählt vor der Kulisse Berlins von menschlichen Abgründen und greift in eine aktuelle ethische Diskussion von höchster Brisanz ein.

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Stephan Hähnel

Verschwiegene Wasser

Morgenstern ermittelt

Ein Berlin-Krimi

Jaron Verlag

Originalausgabe

1. Auflage 2016

© 2016 Jaron Verlag GmbH, Berlin

Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt.

Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien.

www.jaron-verlag.de

Umschlaggestaltung: Bauer+Möhring, Berlin, unter Verwendung eines Fotos von Günter Schneider

Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN 978-3-95552-226-1

Inhalt

Cover

Titel Stephan Hähnel Verschwiegene Wasser Morgenstern ermittelt Ein Berlin-Krimi Jaron Verlag

Impressum Originalausgabe 1. Auflage 2016 © 2016 Jaron Verlag GmbH, Berlin Alle Rechte vorbehalten. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile ist nur mit Zustimmung des Verlages erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien. www.jaron-verlag.de Umschlaggestaltung: Bauer+Möhring, Berlin, unter Verwendung eines Fotos von Günter Schneider Satz: Pinkuin Satz und Datentechnik, Berlin E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016 ISBN 978-3-95552-226-1

Prolog

Sonntag, 15. November 2015

Donnerstag, 18. August 2016

Freitag, 19. August 2016

Sonntag, 21. August 2016

Montag, 22. August 2016

Dienstag, 23. August 2016

Mittwoch, 24. August 2016

Donnerstag, 25. August 2016

Freitag, 26. August 2016

Samstag, 27. August 2016

Dienstag, 30. August 2016

Mittwoch, 31. August 2016

Donnerstag, 1. September 2016

Epilog

Ebenfalls im Jaron Verlag erschienen

Prolog

Es war der bisher heißeste Tag im Mai 1985. Seit dem frühen Morgen schien die Sonne gnadenlos auf das kleine Dorf in Tamil Nadu, dem südlichsten Bundesstaat Indiens.

»Lass es ein Junge sein! Parvati, Gefährtin Shivas, du gütige Mutter, sei gnädig! Schenke uns einen Jungen. Ich flehe dich an!«

Die ersten Schreie klangen kräftig. Das Kind begrüßte das Leben, als wolle es verkünden: Schaut her, hier bin ich, ich lebe! Apsara, die junge Frau, die das Kind in einer schlichten Hütte auf einer einfachen Liege zur Welt brachte, war froh, dass es vorbei war. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Sie zitterte. Noch spürte sie die Schmerzen der Geburt, wusste aber, sie würden vergehen, wie die beiden Male davor. »Ich flehe dich an, lass mich einen Jungen geboren haben!«, flüsterte Apsara erneut und richtete sich auf.

Ein Raunen erfüllte den kleinen Raum. Die Frauen des Dorfes rückten zusammen und betrachteten das Neugeborene. Es wurde ruhig. Die meisten schwiegen, vereinzelt waren Klagen zu hören. Die Älteste des Dorfes hob den Blick. Ein leichtes Kopfschütteln verriet Apsara, dass die Muttergöttin ihre Gebete nicht erhört hatte. Die ersten Nachbarinnen gingen, schweigend, in sich gekehrt. Niemand verabschiedete sich. Alle wussten, was geschehen würde. Einzig die Dorfälteste blieb und hielt das Kind im Arm. Sie beruhigte es, bis es einschlief.

Apsaras Ehemann schob den Vorhang am Eingang der Hütte zur Seite und betrat den Raum. Sein Gesicht war vor Verzweiflung verzerrt. Auch die Gebete des Vaters waren nicht erhört worden. Er würdigte das Neugeborene keines Blickes. Zorn ließ seine Stimme beben. »Wir haben schon zwei Mädchen. Du solltest mir einen Sohn schenken! Immer nur Mädchen!«

Im schwachen Schein einer Glühbirne sah Apsara einen Moment seine glänzenden Augen. Nie zuvor hatte sie ihn weinen sehen. Er war ein anständiger Mann, fleißig, ehrlich und treu. Dennoch wusste sie, dass es sinnlos war, ihn zu bitten. Mit einer abfälligen Handbewegung verließ er die winzige Hütte.

Sie hatte versagt, so glaubte die junge Frau. Sie hatte ihn enttäuscht. Auch Apsara war enttäuscht. Niemals würde es ihnen gelingen, drei Mädchen großzuziehen, geschweige denn, sie zu verheiraten. Dafür waren sie zu arm. Ein Wunder, dass er sie nach der zweiten Tochter nicht verlassen hatte.

Die Älteste des Dorfes trat langsam an die Liege. Sie wusste, was zu tun war. Zu oft hatte sie in ihrem kläglichen Leben helfen müssen. Apsara schaute die Frau flehend an. Die Hand, die ihr die Alte reichte, war dünn und fühlte sich an wie Pergament. Liebevoll strich sie über die schwarzen Haare der jungen Frau. Mit brüchiger Stimme sagte sie: »Ihr braucht sie nicht. Wenn du es wünschst, erlöse ich sie.«

Apsaras Gesicht verkrampfte sich. Entsetzt griff sie sich an den Bauch. Die Älteste des Dorfes blickte erstaunt zu der jungen Frau. Dann verstand sie. Schnell wickelte sie das Neugeborene in eine Decke und legte es in einen Korb neben dem Eingang. »Es ist noch nicht vorbei«, sagte sie. »Apsara, du bekommst Zwillinge!«

Sonntag, 15. November 2015

Der Mercedes-Transporter fuhr mit abgeblendetem Licht die schmale vereiste Straße entlang zu einem der Seiteneingänge. Um diese Zeit waren die Lichter in den Büros und Labors erloschen. Der Biotechpark in Berlin-Buch schien sich von einer anstrengenden Arbeitswoche zu erholen. Die beiden Männer, die aus dem Wagen stiegen, beobachteten aufmerksam die Umgebung. Als sie sicher waren, dass niemand sie stören würde, begannen sie mit ihrer Arbeit.

»Na, dann wollen wir mal!«, flüsterte aufgeregt der Dickere der beiden, den der Auftraggeber mit der wenig schmeichelnden Beschreibung »Riesenbaby« angekündigt hatte. Ein pizzafressender Computernerd. Sein feistes Gesicht war hinter einer grauen Sturmhaube versteckt. Nervös schaltete der aufgeblähte Kerl sein Smartphone ein. Wenige Sekunden fehlten, dann war es drei Uhr. Die ersten Mitarbeiter würden frühestens in fünf Stunden ihre Rechner hochfahren. Bis dahin waren die beiden schon wieder verschwunden.

»Ausmachen, sofort!«, schnauzte ihn der andere, der sich Kolja Rudenko nannte, an. Sein osteuropäischer Akzent verriet, dass er kein Muttersprachler war. Die Muskelpakete, die eindrucksvoll seinen Pullover ausfüllten, waren das Ergebnis jahrelangen Trainings. Rudenko hasste es, mit Amateuren zusammenzuarbeiten. Schon von dem Moment an, als der Fleischberg in den Transporter eingestiegen war, sich als Kevin Beimler vorgestellt und so getan hatte, als würden sie einander seit der Kindheit kennen, war der Typ ihm suspekt. Augenblicklich begriff Rudenko, dass der zweite Teil des Auftrags unausweichlich war. Der fette Kerl war ein Schwätzer.

Rudenko, dessen Gesicht ebenfalls hinter einer grauen Sturmmaske verborgen war, öffnete leise die Schiebetür des Transporters und ergriff einen Werkzeugkoffer. Mit einem Blick, der den Profi verriet, untersuchte er das Schloss am Nebeneingang, das ihnen den Zugang zum Firmengelände verwehrte, und rümpfte verächtlich die Nase. Er entnahm dem Koffer ein zylinderförmiges Gerät und steckte zwei flache, nadelähnliche Spitzen in den Schlüsselkanal. Er drückte einen Knopf, und der Mechanismus fing an zu vibrieren. So in Schwingungen geraten, verkeilten sich die Stifte im Schließbolzen, und die Eingangstür ließ sich öffnen.

Beimler klatsche sich begeistert auf die Oberschenkel. Er gluckste vor Freude und hielt sich eine Faust vor den Mund. Es war sein erster Einbruch. Um sich zu stärken, hatte er die halbe Nacht damit verbracht, Pillen einzuwerfen, die angeblich helfen sollten, die Nervosität einzuschränken. Das Zeug sorgte aber nur dafür, dass er sich euphorisch fühlte. Erneut überkam ihn ein infantiles Lachen. Rudenko reagierte gereizt und deutete unmissverständlich an, dass er ihm gleich eine verpassen würde. Beimler nahm das nicht sonderlich ernst. Er folgte dem Ukrainer in gebührendem Abstand, wobei er sein Gesicht albern verzog.

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