IN DER PFALZ
Der frühere Bundeskanzler Helmuth Kohl hat ihn weltweit bekanntgemacht: den Pfälzer Saumagen. Was für Ortsfremde erst einmal nicht so schmackhaft klingt, ist in der Pfalz fast schon ein Nationalgericht. Doch das typische Fleischgericht ist weitaus besser, als es sich anhört. Ein Gemisch aus magerem Schweinefleisch, Bratwurstbrät, Kartoffeln und Zwiebeln wird gut gewürzt in einen sauberen Schweinemagen gefüllt und dann gegart. Der eigentliche Saumagen wird am Ende nicht mitgegessen, sondern nur die leckere Füllung.
Die Pfälzer Küche besteht zu einem Großteil aus sehr deftigen Gerichten. Doch die traditionellen Rezepte wurden oftmals in Notzeiten kreiert und sollten nach schwerer Arbeit im Wald, in den Weinbergen und der Landwirtschaft schnell sättigen und natürlich schmecken. Dabei wurde meist auf regionale Zutaten zurückgegriffen. Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.
Das große saisonale Herbstgericht und ein Ereignis sind die sogenannten „Keschde“, Maronen und Esskastanien. Sie werden in Hülle und Fülle im Herbst am Straßenrand verkauft, oder man kann sich selbst auf den Weg machen und die „Keschde“ einsammeln. Als Beilage zu Fleischgerichten wie Enten- oder Hasenbraten sind sie ein typisches Sonntagsessen. Zu Ehren der Kastanie wurde sogar ein ganzer Wanderweg nach ihnen benannt: Der Keschdeweg zwischen Hauenstein und Neustadt an der Weinstraße.
Wer zur Weinlese in der Pfalz ist, sollte sich definitiv Zwiebelkuchen und neuen Wein, den Federweißer, nicht entgehen lassen. Dieses Duo gibt es ab dem Spätsommer in vielen Weinstuben und Straußwirtschaften. Doch Vorsicht beim Federweißer: Der junge, noch nicht ganz durchgegorene Wein mit Kohlensäure wird in den Weinflaschen nicht verschlossen, da er noch gärt. Die Weinflasche also unbedingt gerade halten (Ich spreche da aus unschöner Erfahrung und von wochenlang übel riechenden Rücksitzen im Auto).
Die vorherrschende Traubensorte in der Pfalz ist der Riesling. Doch auch Weiß- und Grauburgunder und Müller-Thurgau gibt es in rauen Mengen. 40 Prozent der Rebflächen sind inzwischen mit Rotweinreben der Sorten Dornfelder, Blauer Portugieser sowie Regent bepflanzt.
Die Pfälzer Küche ist regional unterschiedlich aufgrund der verschiedenen klimatischen Bedingungen. Während man in Grenznähe den Einfluss der französischen Küche deutlich spürt, werden im Westen und Norden weniger Gemüse und Obst angebaut als in den idyllischen Hügellandschaften der Deutschen Weinstraße. Während es hier aufgrund des mediterranen Klimas sogar Zitronen, Kiwis, Feigen, Melonen und natürlich Mandeln gibt, stammen viele traditionelle und sehr kartoffelige Mehlspeisen wie Knepp, Hooriche und Ausgschebbde aus dem Norden und Westen.
„Knepp“ sind gebratene Kartoffelnocken, ähnlich wie Gnocchi, zu denen oft Apfelmus gegessen wird. „Hooriche“ dagegen sind kleine Kartoffelklöße aus rohen geriebenen Kartoffeln und „Ausgschebbde“ sind ebenfalls eine Art Kartoffelnocken, die mit einer süßen oder deftigen Beilage gegessen werden.
Wer es süß mag, der sollte unbedingt eine Pfälzer Dampfnudel probieren. Innen süß und außen mit salziger Kruste ist sie ein Hauptgericht, das mit eingekochten Birnen oder Zwetschgen vorzüglich schmeckt. Und wer beim deftigen Essen bleiben will, isst die Dampfnudel ganz einfach als Beilage zur Kartoffelsuppe.
Buntsandsteinfelsen in ihrer ganzen Pracht
1.Altschlossfelsen: der Grand Canyon mitten in der Pfalz
2.Mit dem Esel durch den Pfälzerwald:ein tierisches Wandererlebnis
3.Biosphärenhaus Pfälzerwald und Baumwipfelpfad:eine Erlebniswelt für die ganze Familie
4.Burgruine Wegelnburg: die höchstgelegene Burg der Pfalz
5.Eisenerzgrube Sankt Anna Stollen in Nothweiler: auf den Spuren der Bergleute
DER GRAND CANYON MITTEN IN DER PFALZ
Die größte und zugleich eindrucksvollste Felsgruppe aus Buntsandstein sind die Altschlossfelsen bei Eppenbrunn. Wenn die Sonne im Frühjahr untergeht und direkt zwischen den Felstürmen hindurchblitzt, verwandelt sich das Naturdenkmal in ein zauberhaftes Naturschauspiel.
Eigentlich müsste man der wunderschönen Felsformation mindestens vier Mal pro Jahr einen Besuch abstatten. Denn zu jeder Jahreszeit bieten die Altschlossfelsen ein wahrlich über die Maßen beeindruckendes Bild. Sei es im Herbst, wenn die umliegenden Bäume in allen Farben schimmern, im Winter, wenn der weiße Schnee einen hübschen Kontrast zum roten Buntsandstein bildet, im Frühling, wenn die Sonne zwischen den Türmen hervorscheint und die Szenerie in warmes Licht taucht, oder im Sommer, wenn das grüne Buchenlaub auf die rostroten Felsen trifft: Die Altschlossfelsen sind immer einen Ausflug wert.
Der bekannte Ausgangspunkt ist der Wanderparkplatz am Spießweiher. Von hier geht es erst entlang des Helmut-Kohl-Wanderwegs durch ein Wiesental und dann hinauf zu den östlichen Altschlossfelsen. Die vier senkrecht in den Himmel ragenden Türme sind mit ihren teilweise 35 Metern Höhe und der 1,5 Kilometern Länge das größte sichtbare Felsenriff der gesamten Pfalz. Bizarre Formen, atemberaubende Felsüberhänge, filigrane Muster und zu jeder Tages- und Jahreszeit wechselnde Lichtspiele und leuchtende Farben faszinieren Wanderer und Fotografen gleichermaßen. Zwischen den massiven Säulen gibt es einen Durchgang zur Südseite. Ein gewundener Pfad führt an der Felsszenerie entlang. Wer den Weg aufmerksam verfolgt, der entdeckt einen in den Felsen gehauenen Treppenaufgang. Der Name „Altschlossfelsen“ stammt nämlich von einer Burg, welche vor vielen Hundert Jahren auf das Felsenriff gebaut wurde. Heute ist die mittelalterliche Burg längst vollständig zur Ruine zerfallen.
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