indirekte oder verdeckte Aggression.
Ausgrenzung
In der Kantine oder bei betrieblichen Veranstaltungen suchen Sie vergebens nach einem Platz bei Ihren Kollegen. Sie erhalten auf berufliche Fragen keine adäquaten, weiterhelfenden Antworten. Ein fachliches Gespräch mit Ihnen wird vermieden. Informationen und Termine werden Ihnen vorenthalten. Besprechungen laufen ohne Sie ab.
Offene Aggression
Z. B. direktes Mobbing: Hierzu gehören hänseln, drohen, abwerten, beschimpfen, herabsetzen, bloßstellen, schikanieren. Ihre Arbeit wird von Ihren Kollegen unsachlich und negativ beurteilt. Provozierende, abwertende Kritik gilt auch Ihrem Auftreten und Aussehen. Sie wird teils durch abfällige, sarkastische Bemerkungen, teils nonverbal durch herablassende Blicke und Gesten zum Ausdruck gebracht.
Getarnte Aggression
Sie betreten den Raum und mehrere Kollegen stecken vertraut die Köpfe zusammen. Jetzt unterbrechen sie abrupt ihre Unterhaltung. Wieder mal waren Sie Thema. Eine Erklärung bekommen Sie nicht. Ihre fragenden Blicke werden allenfalls mit frechem Grinsen beantwortet. Immer wieder müssen Sie scheinbar harmlose Worte, hinterhältige Anspielungen, Unterstellungen und Ungeheuerlichkeiten ertragen.
Aggressives Schweigen
Aggressives Schweigen macht es Ihnen unmöglich, etwaige Probleme im Dialog mit dem Angreifer aufzuklären. Aggressives Schweigen wird dann zur Folter, weil Sie die Ignoranz und das herabsetzende Verhalten des Angreifers weiter ertragen müssen.
Indirekte oder verdeckte Aggression
Indirektes Mobbing erfolgt durch Verbreitung von Gerüchten und Rufschädigung. Indirektes oder verdecktes Mobbing liegt vor, wenn hinter Ihrem Rücken beim Chef intrigiert wird. Im vertraulichen Gespräch mit dem Vorgesetzten sucht der Intrigant die Gelegenheit, geschickt abwertende Bemerkungen über Sie fallen zu lassen, Tatsachen zu verdrehen und Gerüchte zu streuen. Sind Sie im Außendienst einer Firma beschäftigt, könnte er z. B. behaupten, der Kunde X hätte sich über Sie beschwert, nicht ohne Sie scheinbar mit den Worten zu entschuldigen: „Na ja, das kann schon vorkommen, dass die Chemie zwischen einem Mitarbeiter – damit sind Sie gemeint – und einem Kunden nicht stimmt!“
Welche Formen des Mobbings angewendet werden, ist übrigens geschlechtsspezifisch. Frauen mobben anders als Männer. Hierzu ein Beispiel:
Sarah, 31:
„In der Behörde, in der ich als Verwaltungsangestellte arbeite, gibt es schon Unterschiede, wie männliche oder weibliche Mitarbeiter mobben. Ich habe mit beiden Geschlechtern Erfahrungen gemacht. Frauen machen alles subtiler, aber dennoch gezielter. Während Frauen sich Verbündete suchen und gemeinsam mobben, handeln Männer ohne Konzept und allein. Frauen gehen beim Mobben getarnt und raffiniert vor, z. B., indem sie Gerüchte verbreiten, um dem Ansehen einer Kollegin zu schaden. Nach meinen Beobachtungen und Erfahrungen suchen sich Männer oft einen ,Aufhänger‘, dann haben sie einen Ansatzpunkt, auf dem sie ihre Strategie aufbauen.“
Das, was Sarah festgestellt hat, ist ein geschlechtsabhängiges Mobbing, das darin begründet ist, dass Männer andere Formen des Mobbings bevorzugen als Frauen und auch über andere Machtinstrumente verfügen als diese. 6
Frauen und Männer unterscheiden sich beim Mobbing vor allem durch die Art der Angriffe. Männer wählen eher passivere Formen (Vermeidung – nicht mehr mit jemandem reden) oder weichen auf Sachthemen aus. Die Taktiken unterscheiden sich, doch ob – wie bei Frauen – hinter dem Rücken gelästert oder – wie bei Männern – dem Opfer einfach jede Art der Kommunikation abgeschnitten wird, das Ziel ist immer dasselbe: Das Opfer soll verunsichert werden, das Selbstwertgefühl verlieren und am Ende am besten das Feld räumen.
Beispiele:
Eine Frau
spricht hinter dem Rücken der Kollegin schlecht über sie, wertet ihr Privatleben negativ und lästert.
macht das Opfer vor anderen lächerlich, indem „Frau“ es aufgrund seiner Kleidung, Figur, Frisur, Mimik oder Stimme verspottet.
heizt ein Gerücht an, ohne es vorher auf seinen Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen.
lässt die Kollegin selbst nicht mehr zu Wort kommen, hetzt aber hinter ihrem Rücken gegen sie.
verunsichert das Opfer durch permanente Anspielungen, ohne etwas direkt zu sagen.
Ein Mann
teilt den ungeliebten Kollegen zur Strafe dauernd für neue und undankbare Tätigkeiten ein und lässt ihn im Unklaren darüber, was das soll.
bedroht das Opfer, oft sogar mit Gewalt, und setzt es damit unter Druck.
ignoriert den Kollegen, spricht nicht mehr mit ihm und behandelt ihn wie Luft. In Besprechungen wird er übergangen, seine Bemerkungen hört „Mann“ nicht.
äußert sich spöttisch über die Einstellung des Opfers. „Mann“ lässt unmissverständlich durchblicken, was „Mann“ von seiner Lebensweise hält.
weist ihm einen Arbeitsplatz zu, an dem er von anderen völlig abgeschottet ist und kaum noch Kontakte pflegen kann.
lässt ihn nicht mehr zu Ende reden, unterbricht ihn ständig, kehrt seine Schwächen heraus und qualifiziert ihn dadurch systematisch ab.
gibt ihm gezielt Arbeiten, die sein Selbstbewusstsein verletzen, um ihn zu zermürben.
Johanna, 31:
„Ich arbeite in einem Baumarkt und habe es selbst erlebt, dass wir vom Abteilungsleiter dazu angestiftet wurden, einen Kollegen einzuschüchtern und ihm das Leben schwer zu machen. Uns wurden sogar Vergünstigungen als Anreiz versprochen, wenn wir es schafften, den ,schwierigen Mitarbeiter‘ loszuwerden. Am Ende, wenn’s eng wird, distanzieren sich die Initiatoren, die das Mobben angeordnet haben, davon und waschen sich die Hände in Unschuld. Dann sind es die Kollegen, die da irgendetwas falsch verstanden haben.“
Die am häufigsten praktizierte Mobbingform „Verdeckte und getarnte Aggression“ äußert sich in der üblen Nachrede. Der Betroffene merkt davon nichts oder wird nur durch Zufall darauf aufmerksam, ist aber unfähig, den Urheber der Gerüchte ausfindig zu machen.
Weit verbreitet, aber für das Mobbingopfer schwer erkennbar, ist eine verdeckte Form der Ausgrenzung durch Verweigerung wichtiger Informationen für die Arbeit. Gerade dort, wo im Team gearbeitet werden muss, ist es fatal, wenn einem plötzlich wichtige Informationen vorenthalten werden. Es kommt in der Folge zu Fehlern, für die das Opfer sich rechtfertigen muss. Wenn es diese damit begründet, dass ihm wichtige Informationen fehlten, wird das von den Tätern nicht akzeptiert. Dann bekommt ein Opfer noch Ermahnungen zu hören, wie: „Du musst halt besser zuhören“ oder „Du solltest aufmerksamer sein“ oder ein vorgespielt wohlmeinendes „Du solltest mal wieder Urlaub nehmen, danach läuft’s bestimmt wieder besser bei der Arbeit“. Auch das bewirkt, dass das Opfer verunsichert wird und an sich zweifelt: „Habe ich diese Informationen wirklich bekommen und sie nur vergessen? Funktioniert mein Gedächtnis überhaupt noch einwandfrei? Bin ich den Belastungen meines Berufs denn noch gewachsen?
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