Eigentlich hätte es doch nichts ausgemacht, wenn in der Nacht jemand auf den Platz gekommen wäre. Die Hunde waren im Zwinger, genau wie meine Kohle. Es war also gar nicht hirnrissig von mir gewesen, sie zu vergessen. Es war oberschlau gewesen. Da haben Sie’s. Als ich wieder in den Wohnwagen kam, ging es mir schon ein bisschen besser.
»Wieso bist du immer so biestig?«, sagte Keif. »Die reinste Drahtbürste.«
»Ich bin nicht biestig.« Ich war echt ziemlich gut drauf. »Ein Guter hält’s aus.«
»Dann bin ich genau der richtige Mann für dich«, sagte er. »Ein Guter und Harter. Fragt sich bloß, wie es mit dir steht.«
»Ich bin die Härteste von allen«, sagte ich.
»Willst du wirklich wieder in Form kommen?«, fragte er. »Ganz im Ernst?«
»Klar«, sagte ich. »Aber ich habe …«
»Erzähl mir nichts«, sagte er. »Du hast keine Grippe, du hast einen Kater. Da brauchst du gar nicht so zu gucken. Was wahr ist, ist wahr.«
»Leck mich.«
»Ich bin doch nicht extra hergekommen, um mich von dir blöd anquatschen zu lassen.«
»Dann mach dich lieber gleich wieder vom Acker«, sagte ich. »Was wolltest du eigentlich von mir?«
»Es ist so«, sagte er. »Ich stehe auf starke Frauen, und stärkere als du werden heutzutage nicht mehr gebaut. Du hast echt was auf dem Kasten. Außerdem hast du gesagt, dass du für das Training bezahlen willst.«
»Jetzt kommen wir der Sache schon näher«, sagte ich. »Das glaube ich dir auf Anhieb. Du willst an mein Geld.«
»Was dachtest du denn?«, sagte Keif. »Dass ich es dir umsonst mache?«
»Mach doch, was du willst«, sagte ich. »Ich wollte Harsh dafür bezahlen. Das Angebot gilt nicht für dich.«
»Das Thema hatten wir doch schon«, sagte er.
»Harsh ist sein Geld wert, das weiß ich«, sagte ich. »Aber dich kenne ich ja noch nicht mal.« Clever, was? Tierisch clever.
»Soll ich dir meinen Stammbaum runterbeten? Okay. Mein Dad war Boxer. Seit seine Karriere zu Ende ist, trainiert er die Jugendmannschaft vom Ring O’Bells-Boxstudio. Sagt dir das was?«
»Kann schon sein.« Das Studio hat einen guten Namen, da hängen jede Menge Londoner Boxer rum.
»Und mich hat er auch trainiert.«
»Dann bist du also Boxer. Toll.«
»Ob du das toll findest oder nicht, ist mir egal. Willst du Catcherin werden oder was?«
»Ich bin Catcherin. Was glaubst du eigentlich, wen du vor dir hast?« Ich war wirklich wütend. »Damit du es weißt, ich bin die Londoner Killerqueen. «
Er zog den Kopf ein. »Zu langsam«, sagte er. »Hör zu, du Dummbeutel. Wenn du wieder in den Ring willst, musst du noch mal ganz von vorne anfangen. Und von vorne heißt von unten. Von ganz unten.«
»Du kannst mich mal, und zwar von hinten und von vorne«, sagte ich. »Und von unten.« Er wich zurück. »Wer ist hier ein Dummbeutel? Ich bin nicht dumm.«
Ich hätte ihn an die Wand klatschen können, sauer genug war ich. Aber da fiel mir der Mieteintreiber wieder ein. Auf den wollte ich losgehen, und er hatte mir eins übergebraten. Mal angenommen, Keif hätte sich nicht geduckt, als ich ihm eine verpassen wollte, sondern mir auch einfach eine getickt. Stellen Sie sich das mal vor. Ich hätte ihn zu Brei hauen können. Ich hätte ihn zu Brei hauen müssen. Aber mein Verstand kam mir in die Quere.
»Ich habe Kopfschmerzen«, sagte ich.
»Was?«, sagte er. »Ich kann dich nicht verstehen, wenn du nicht rumbrüllst.«
»Nicht nur doof, auch noch taub«, sagte ich. In dem Moment klopfte es. Mannomann, was für ein Tag.
Keif lehnte mit dem Rücken an der Tür. Bevor ich ihm sagen konnte, dass er nicht aufmachen sollte, hatte er die Tür schon offen. Und das war ein Glück, denn was meinen Sie, wer im schicken, langen Regenmantel draußen stand? Simone. Sie war wieder da. Sie war wieder da. Sie war wieder da.
Sie sagte: »Ich dachte, du hättest vielleicht Lust, etwas trinken zu gehen. Ich wusste ja nicht, dass du Besuch hast.«
»Das ist kein Besuch«, sagte ich. »Das ist mein Privattrainer. Habe ich dir doch erzählt. Weißt du noch? Du wolltest es nicht glauben. Das ist er jedenfalls.«
»Wir wollten gerade eine Runde joggen gehen«, sagte Keif. Der Mann hatte Nerven, das musste man ihm lassen.
»Morgen«, sagte ich.
»Ich wollte mich nur entschuldigen, weil ich gestern Abend einfach weggegangen bin«, sagte Simone. »Ich dachte, wir könnten uns vielleicht bei einem Drink aussprechen.«
»Klar«, sagte ich. Sie war wieder da, und ich hatte Durst.
»Zuerst wird gelaufen«, sagte Keif.
»Zieh Leine«, sagte ich.
»Wenn du nicht mitkommst, kündige ich«, sagte Keif. »Sicher, es war eine lange, erfolgreiche Zusammenarbeit, aber was zu viel ist, ist zu viel. Ich arbeite nur mit Profis.«
»Gequirlte Hundekacke!«, sagte ich.
»Ach bitte, fang nicht wieder an zu schreien, Eva«, sagte Simone. »Ich warte solange auf dich.«
»Ich lutsch dir gleich ein Auge aus«, sagte ich zu Keif.
»Aber vorher musst du mich kriegen«, sagte er und trabte zur Tür raus.
»Hinterher«, sagte Simone. Also lief ich los. Es war zum Mäusemelken.
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