Liza Cody - Eva langt zu

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Band 3 der Eva-Wylie-Trilogie: »Der Mensch muss schließlich überleben. Und wo ich herkomme, ist Überleben ein anständiger Beruf. Ich bin groß und stark. Ich muss essen. Ich habe drei Hunde, die sind auch groß und stark, die wollen auch fressen. Wer soll uns durchfüttern? Sie vielleicht?« Kämpferin Eva Wylie ist am Ende. Für den Catchring gesperrt, noch aus dem miesesten Job gefeuert, notorisch betrunken und ohne Zahnbürste: Sie scheint endgültig alle Chancen verspielt zu haben, da fällt ihr unverhofft fette Beute in die Hände. Jackpot?

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Liza Cody Eva langt zu Die EvaWylieTrilogie Band 3 Aus dem Englischen von - фото 1

Liza Cody

Eva langt zu

Die Eva-Wylie-Trilogie

Band 3

Aus dem Englischen

von Regina Rawlinson

Ariadne Kriminalroman 1205

Argument Verlag

Mein Dank geht an:

Angus, Felicity, Bryan, Mike Lewin,

Peter Lovesey, Charlotte Nassim,

Kate Nowlan und Sara Paretsky.

Inhalt

Cover

Titel Liza Cody Eva langt zu Die Eva-Wylie-Trilogie Band 3 Aus dem Englischen von Regina Rawlinson Ariadne Kriminalroman 1205 Argument Verlag

Danksagung Mein Dank geht an: Angus, Felicity, Bryan, Mike Lewin, Peter Lovesey, Charlotte Nassim, Kate Nowlan und Sara Paretsky.

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Impressum

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Saukomisch. Zum Totlachen. Ich sitze mit einer Thermosflasche Tee in einem Lieferwagen und bewache einen Parkplatz. Ich – die größte noch lebende Autoausborgerin aller Zeiten. Bei den ganzen schnieken Bonzenspielzeugen ist nicht eins dabei, das ich mir nicht unter den Nagel reißen könnte. Bevor Sie »Eva ist ein Genie« sagen könnten, hätte ich die Kiste offen, knicksknacks, und wäre damit abgedüst, wrumm-wrumm.

Aber was mache ich? Ich bewache die Teile! Ich nuckel an meinem Tee und sage: »Tschüs, du fetter, reicher Saftsack. Flieg schön nach Amerika, scheffel noch ein paar Millionen. Ist mir doch egal. Flieg nur mit deiner Alten und den lieben Kinderlein nach Disneyland, schmeiß ruhig deine sauer verdiente Kohle für die verzogenen Hosenscheißer zum Fenster raus. Das kümmert mich einen feuchten Dreck. Und mach dir keine Sorgen. Die gute Eva sorgt schon dafür, dass deinem Mercedes keiner was tut, bis du wiederkommst, mit Sonnenbrand auf der Nase und Schnapstüten in der Hand.«

Der Parkplatz, den ich bewache, ist nämlich privat, für die Typen mit Drittwagen, goldenen Kreditkarten und Platinuhren, denen keiner an den Karren fahren kann. Sie kriegen einen Rundumservice, alles im Preis inbegriffen. Die brauchen nicht am Flughafen zu parken und mit dem Pöbel in den Bus zu steigen. Das haben die nicht nötig. Die werden von London aus ganz nobel zu einer First-Class-Lounge am Terminal ihrer Wahl kutschiert. Und auf der ganzen Strecke werden sie von vorne bis hinten bedient. Bitte sehr, Sir. Jawohl, Sir.

Nein danke, Sir. Dafür ist Eva Wylie nicht auf Gottes schöner Welt, dass sie irgendwelchen reichen Ärschen in den Hintern kriecht. Dafür ist sie normalerweise nicht zu haben, nur wenn sie eine Pechsträhne hat. Wer Pech hat, muss kriechen. Wer nicht kriecht, kriegt keinen Kies. Ohne Kies, kein Glück. Ein Teufelskreis aus Stacheldraht. Damit die, die nichts haben, schön kuschen und zu denen, die alles haben, immer schön »Sir« sagen.

Aber Sie brauchen gar nicht zu lachen. Der Mensch muss schließlich überleben. Und wo ich herkomme, ist Überleben ein anständiger Beruf. Ich bin groß und stark. Ich muss essen. Ich habe drei Hunde, die sind auch groß und stark, die wollen auch fressen. Wer soll uns durchfüttern? Sie vielleicht? Dass ich nicht lache. Das letzte Mal, als ich umsonst was zu essen gekriegt habe, war ich im Knast, und so viel ist mir ein geschenktes Essen auch wieder nicht wert, das können Sie mir glauben.

Kein schöner Gedanke.

Also hörte ich auf zu denken und sagte: »Komm mit, Milo, wir gehen uns die Beine vertreten.« Und ich machte die Tür des Lieferwagens auf.

Milo ist mein dritter Hund, mein Jüngster. Ich habe ihn mit der Flasche aufgezogen. Ich weiß, Eigenlob stinkt, aber ich muss trotzdem sagen, dass er sich zu einem richtigen Untier entwickelt hat. Ein Kopf wie ein Stier und Füße wie ein Kamel. Dabei ist er noch nicht mal ganz ausgewachsen.

Er kam aus seinem unruhigen Schlaf hoch und machte: »Hörf?«

»Klappe«, sagte ich und legte ihm die Hand auf die Schnauze. Ich bringe ihm nämlich bei, nur Laut zu geben, wenn es darauf ankommt. Man kann keinen Wachhund gebrauchen, der ohne guten Grund loskläfft. Außerdem war er noch gar nicht richtig im Stimmbruch. Manchmal ist es echt zum Schießen, wenn er »Hip-hörf« macht und dann selber ganz verdattert aus der Wäsche guckt. Aber ich darf nicht lachen. Wenn ich lache, meint er, ich wäre ein Weichei. Was ich nicht bin. Ich bin der Boss. Das darf er nicht vergessen.

»Platz!«, sagte ich und ging ein paar Schritte weg. Ich richte ihn zurzeit auch aufs Sitzenbleiben ab. Er soll nicht wie ein Schoßhündchen hinter mir herlaufen. Ein Wachhund ist kein Schmusetier, was Milo aber noch nicht ganz kapiert hat.

Ich versteckte mich zwischen Audis, BMWs, Rovers und anderen blankgewienerten Autos, wo ich ihn zwar noch sehen konnte, aber er mich nicht.

»Ramses!«, rief ich. »Lineker!«

Milo machte sich ganz lang, als ob er angeleint wäre. Aber er kam nicht. Ich war richtig happy. Er soll nur auf seinen eigenen Namen hören. Aber ich hatte meine beiden anderen Hunde gerufen. Und die konnten nicht kommen, weil sie nicht da waren. Sie waren zu Hause und bewachten den Schrottplatz, wo wir wohnen.

Ich war sehr zufrieden, weil Milo nicht nur seinen Namen gelernt hatte, sondern auch wusste, wie die beiden anderen Hunde hießen.

Ich ging noch ein Stück weiter, dann rief ich: »Milo!«

»Hörf-hip!«, tönte er. Blödes Hundebaby. Er kam in großen Sätzen auf mich zugesprungen und prallte voll gegen meine Oberschenkel.

»Klappe«, sagte ich. »Platz.«

»Hörf?«, sagte er. Aber er setzte sich hin und grinste von einem Ohr zum anderen, als ob er gerade einen tollen Witz erzählt hätte.

»Klappe, du Waschlappen«, sagte ich. Ich gab ihm trotzdem einen halben Hundekuchen, weil er seine Sache gut gemacht hatte, auch wenn er zu gesprächig war.

Ich nahm ihn links neben mich bei Fuß. Wir gingen die Luxusschlitten ab und sahen nach, ob auch noch alle Radkappen, Telefone und Kassettenrecorder da waren.

Angeblich ist der Parkplatz nämlich diebstahlsicher, aber so sicher, wie die Besitzer behaupten, ist er noch lange nicht. Weil in der letzten Zeit ein paar von den teuren Wagen aufgebrochen worden waren, mussten Milo und ich die Nacht im Lieferwagen verbringen. So leicht findet sich keiner, der für diesen Aufpasserjob besser taugt als ich. Was ich über Autodiebstahl nicht weiß, passt in das Nasenloch eines Flohs. Das können Sie mir ruhig glauben.

Es war kalt, und es war dunkel. London schnarchte – wie immer. Das Licht aus meiner Taschenlampe tanzte vor uns her, und Milo sah mit seinem dampfenden Atem wie ein Drache aus.

Nur Milo und ich mussten arbeiten und uns im Freien die Nacht um die Ohren schlagen. Ich und Milo. Milo und ich. Alle anderen hatten sich ins Warme verkrochen, lagen eingemummelt in ihren verschwitzten Betten, schnarchten und furzten gemütlich vor sich hin. Sie brauchten sich keine Sorgen zu machen, denn sie hatten ja die gute alte Eva, die ihren Familienferrari bewachte.

Lachen Sie ruhig, das stört mich nicht. Aber vor einem Jahr hätten Sie nicht gelacht, dafür hätten Sie viel zu viel Respekt vor mir gehabt. Weil ich vor einem Jahr noch die Londoner Killerqueen war. Eine berühmte Catcherin. Ich bin in ganz Südengland aufgetreten. Ich war der kommende Star. Die Londoner Killerqueen, die größte, stärkste, härteste Catcherin in der ganzen Szene.

Und dann das Ende. Man hat mich abgesägt. Aber das ist eine andere Geschichte, und ich will nicht mehr daran denken.

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