Viele haben beim Schreiben dieses Buches geholfen, und sehr viele haben die Neue Arbeit auf andere Weise unterstützt, gestärkt und befördert. Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, sie alle zu nennen und im Kontext ihrer Tätigkeiten einzeln zu würdigen. Um meiner „fröhlichen“ Dankbarkeit einen vorläufigen Ausdruck zu geben, widme ich dieses Buch all diesen wundervollen Menschen in ihrer Buntheit und ihrer Neuen Arbeit.
© 2004, Arbor Verlag, Freiamt
Alle Rechte vorbehalten
E-Book 2020
Lektorat: Eva Bachmann
Hergestellt von mediengenossen.de
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-284-9
Inhalt
Einleitung
Die Polarität der Arbeit
Abriss der Entwicklung der Neuen Arbeit
Kapitel I
Der Zustand nach dem Kalten Krieg
Der Tod des Sozialismus
Die andere Kultur
Die Kopplung von Business und Arbeitsplätzen
Das Ableben der Linken
Die Selbstverstümmelung geht weiter
Kapitel II
Das Lohnarbeitssystem
Die Pathologie des Lohnarbeitssystems
Arbeit ist unendlich
Arbeitsplätze sind knapp
Erste Schritte in Richtung Neue Arbeit
Kapitel III
Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen
Das Projekt in Flint
Die Armut der Begierde
Finanzen, Gewerkschaft und Management
Zwei Beispiele
Unser zentrales Anliegen
Arbeit, die Menschen, die im Elend leben, wirklich, wirklich wollen
1. Gärten auf den Dächern
2. Stümpfe im Schnee
3. Stöhnen vor Neid
Kapitel IV
Die Wirtschaftsform der Neuen Arbeit
Das System der Produktion in kleinen Werkstätten
Das Neue-Arbeit-Autoprojekt
High-Tech-Eigen-Produktion in der Dritten Welt
Die Wende im Gebrauch von Computern
Der „Personal Fabricator“
Das Produktportfolio der Neuen Arbeit
Die festen Kosten
1. Das Telefon
2. Die Miete
3. Das Automobil
4. Die Gesundheit
5. Die Altersvorsorge
Die Medien
Die Konzerne
Die Struktur der Ökonomie der Neuen Arbeit
1. Arbeit
2. Neue Arbeit und die im Elend Lebenden
3. Die Leichtigkeit der High-Tech-Eigen-Produktion
4. High-Tech-Eigen-Produktion für die „Laptop-Menschen“
5. Die Kraft der weltweit gebündelten Ideen
6. Der Niagarafall der menschlichen Energie
7. Der Reichtum, den die Neue Arbeit erzeugt
8. Der Staat und die Steuern
9. Der schärfste Kontrast
High-Tech-Eigen-Produktion als materielle Grundlage des Lebens
Kapitel V
Das Finden der Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen
Möglichkeiten vorstellen
Experimentieren
Die Selbstunkenntnis
Zurück zu der einfachen Frage
Sich der Tatsache stellen, dass wir nur halb lebendig sind
Die Umkehrung
Kapitel VI
Das Leben und die Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen
Endlose Ferien am Strand
Die Feinschmecker-Phantasie
Der „Werde Unternehmer!“-Rummel
Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen, und Therapie
Die säkulare Welt und die Arbeit, die wir wirklich, wirklich wollen
Feminismus
Die große romantische Liebe
Eine Zusammenfassung
Literatur
Einleitung
Die Neue Arbeit hat nicht mit einem flüsternden Wind hoch in den Bäumen angefangen, sondern mit einem Paukenschlag. Sie begann nicht mit zögernden, kleinen Schritten, sondern mit einem originären Vorschlag, über den gleich zu Beginn sehr viel geschrieben, in Radio und Fernsehen berichtet und auch sehr viel gestritten wurde. Es geschah während der Rezession der frühen achtziger Jahre, zu einer Zeit, als in den Fabriken überraschend schnell auf beiden Seiten des Fließbandes Computer auftauchten. Der Ort war Flint, die Automobilstadt in den Vereinigten Staaten, die etwa dem entspricht, was Wolfsburg für Deutschland bedeutet. Es gab keine eindeutige Ankündigung, aber Gerüchte machten die Runde, die sich immer weiter hochschaukelten: Es würde Entlassungen geben in einer Größenordnung, die alles bisher Gekannte überträfen. Als Antwort darauf gründeten „wir“ (das war zu diesem Zeitpunkt eine zusammengewürfelte Gruppe sehr unterschiedlicher Freunde – einige kamen aus der Gewerkschaftsbewegung, andere aus dem Management, einer war Priester, einige waren Unternehmer, einer war der stellvertretende Bürgermeister der Stadt) das erste Zentrum für Neue Arbeit.
Ich hatte bereits zuvor über das Thema Arbeit geschrieben, unter anderem in meinem Buch Die Freiheit leben . Außerdem hatte ich eine zehnteilige Fernsehserie mit dem Titel Culture after the Elimination of Labor („Kultur nach der Abschaffung der Arbeit“) geschrieben, produziert und gesendet. Ich war also nicht ganz unvorbereitet, aber die Dinge entwickelten sich sehr viel schneller, als ich es erwartet hatte. Basierend auf dem, was wir über Flint wussten – und das war eine Menge, da die meisten Mitglieder des Zentrums den größten Teil ihres Lebens in der Automobilbranche tätig gewesen waren –, und einer Ansammlung noch unreifer Ideen, formulierten wir einen ersten Vorschlag.
An diesem Vorschlag entzündete sich zu unserer eigenen Überraschung eine lebhafte Debatte, nicht nur in Flint, sondern darüber hinaus in Detroit, in Michigan und in der gesamten Automobilindustrie. Es gab Presseberichte, Radio- und Fernsehinterviews, und fast jeder in der Stadt beteiligte sich an der Diskussion.
Der Kern unseres Vorschlags lautete: „Es gibt eine Alternative zur Massenentlassung der Arbeiter.“ Wenn es zu diesen Entlassungen käme, so sagten wir, „würde halb Flint arbeitslos werden, und die andere Hälfte würde erdrückend viele Überstunden machen müssen“. Die Alternative bestand darin, die arbeitende Bevölkerung von Flint nicht derart vertikal in zwei Teile zu spalten, sondern mit einem horizontalen Schnitt eine sehr viel sinnvollere Teilung vorzunehmen: „Selbst nach der Einführung der Computer wird es noch genug Arbeit geben, so dass alle Arbeiter sechs Monate im Jahr in den Fabriken arbeiten können.“
Das Wichtigste sollten unserer Ansicht nach jedoch die verbleibenden sechs Monate sein. In dieser Zeit sollten die Arbeiter nämlich nicht einfach zu Hause sitzen und warten. Vielmehr sollte das neu gegründete Zentrum für Neue Arbeit zum Zug kommen. Dieses Zentrum sollte zwei Aufgaben erfüllen: Zum einen wollten wir unser Bestes tun, um die Talente, die verborgenen Fähigkeiten und brachliegenden Fertigkeiten, aber auch die Wert- und Wunschvorstellungen der Arbeiter ans Licht zu bringen. Wir wollten herausfinden, welche Arbeit sie „wirklich, wirklich“ tun wollten – das war der Ausdruck, der, bevor wir uns versahen, zu unserem Markenzeichen wurde. Zum anderen wollten wir alle Anstrengungen unternehmen, damit sie in diesen sechs Monaten tatsächlich diese sinnvollere und erfüllendere Arbeit tun konnten und darüber hinaus mit dieser Arbeit auch noch ein substantielles Einkommen erzielen würden.
In den seither vergangenen 25 Jahren sind insgesamt etwa 30 Zentren für Neue Arbeit gegründet worden, und das nicht nur in den Vereinigten Staaten und Kanada, sondern auch in Europa (hier besonders in Deutschland) sowie in Asien und Afrika.
Vom ersten Tag an vertraten wir den Standpunkt, dass das Lohnarbeitssystem nur eine Weise ist, die Arbeit zu organisieren und zu strukturieren, und eine problematische noch dazu. Wir betonten, dass der größte Teil der Menschheit Tausende von Jahren nicht in einem Lohnarbeitsverhältnis, sondern auf Bauernhöfen gearbeitet hatte. Die besondere Form der Arbeit, die wir „Lohnarbeit“ nennen, ist erst so alt wie die industrielle Revolution, also ungefähr 200 Jahre. Schon als dieses System eingeführt wurde, gab es warnende Stimmen, die ihm keine gute Zukunft voraussagten. Heute krankt das Lohnarbeitssystem an vielfältigen und schweren Mängeln. Deshalb ist es an der Zeit, die Arbeit von Grund auf neu zu organisieren. Das Lohnarbeitssystem ist dabei, zu sterben, und das nächste System, die Neue Arbeit, muss aufgebaut werden.
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