Die New Road ist mittlerweile von Iráklion bis hinter Ágios Nikólaos durchgehend fertiggestellt.
Liménas Chersonísou
Das einstige Fischerdorf ist heute ein äußerst turbulenter Bade- und Urlaubsort, Klein-Rimini auf Kreta. Der relativ schmale Sandstrand ist von drei- bis vierstöckigen Betonklötzen umgeben, Tavernen und Cafés haben sich mit weit ausladenden Terrassen übers Wasser gesetzt, eine lange Uferpromenade lädt zum Bummel ein.
Liménas Chersonísou ist seit Langem eine Hochburg des organisierten Tourismus, Skandinavier, Osteuropäer und Deutsche stellen das Gros der Gäste. Abends gleicht die viel befahrene Hauptstraße mit ihren Seitengassen einem lärmenden Rummelplatz - Leuchtreklamen, bunte Tavernen, Bars, Discos ... Der alte Dorfkern ist längst verschwunden, Liménas Chersonísou ist heute der Ort mit den meisten Hotels der Insel. Doch trotz allem Trubel hat Liménas Chersonísou mittlerweile so etwas wie Atmosphäre entwickelt: Geboten sind eine schöne Promenade mit vielen Bademöglichkeiten und Tavernen, reichlich Shopping und - neben dem benachbarten Mália - das mit Abstand „heißeste“ Nachtleben auf Kreta (vgl. Link). Hervorzuheben ist außerdem die landschaftlich reizvolle Umgebung.
Liménas Chersonísou wurde bereits in der Antike von einwandernden Festlandsgriechen gegründet, die weit landeinwärts liegende dorische Stadt Lýttos (→ Link) legte hier ihren Hafen an. Man vermutet auch, dass es an dieser Stelle ein Heiligtum der Göttin Vritómartis (= Artemis) gab, der kretischen Göttin der Jagd. Später, in römischer und frühchristlich-byzantinischer Zeit, hatte der aufstrebende Ort ebenfalls vor allem als Hafen Bedeutung. Wahrscheinlich seit dem Anfang des 5. Jh. war er Bischofssitz, drei große Basiliken hat man lokalisieren können, zwei von ihnen sind ausgegraben (→ Sehenswertes). Seit dem 7. Jh. mehrten sich Überfälle durch arabische Piraten, Liménas Chersonísou wurde verlassen und bis ins 20. Jh. nicht mehr besiedelt.
Sehenswertes
Einige Reste aus römischer und frühchristlicher Zeit sind im Stadtgebiet erhalten, z. B. die überwucherten Ruinen eines römischen Theaters ( Karte), das meiste wurde jedoch durch die Baumaßnahmen der letzten Jahrzehnte zerstört. In der Umgebung findet man noch die Ruinen mehrerer Aquädukte, die Wasser von den Lassíthi-Bergen bis zum Hafen transportierten (→ Lassíthi-Ebene/Anreise).
Mosaikbrunnen: An der Uferpromenade Agía Paraskeví mit ihren vielen Souvenirläden, Restaurants, Bars und Cafés trifft man unvermutet auf einen schwer mitgenommenen römischen (oder byzantinischen) Mosaikbrunnen namens Sarakíno. Er hat die Form einer flachen Pyramide, Stufen führen zur Spitze, auf den Seitenflächen sind verschiedene Fischerszenen gestaltet. Nur noch eine Seite ist relativ gut erhalten: Man erkennt Wasservögel und Fische, im oberen Teil ein Boot mit einem Ruderer und einem Mann, der eine Krake an Bord zieht, unten einen Fischer mit blauem Hut. Das Wasser trat früher wahrscheinlich aus der Spitze heraus, floss als dünner Film über die Mosaike herunter und brachte dabei die Farben zum Leuchten. Heute führt der Brunnen kein Wasser mehr, die wenigen erhaltenen Mosaiksteinchen sind mit Beton befestigt.
Der römische Mosaikbrunnen in Liménas Chersonísou
Fels von Kastrí: Wenn man vom Brunnen weiter die Uferstraße entlanggeht, kommt man zum kleinen Fischerhafen. Er liegt ganz im Schutz des exponierten Kalksteinkaps Kastrí. Unter Wasser hat man Reste von Hafenmolen entdeckt, die wahrscheinlich noch aus vorrömischer Zeit stammen.
Auf dem Plateau liegen die überwucherten Grundmauern der dreischiffigen Basilika Kastríou aus dem 5. Jh. mit umgestürzten Säulenstümpfen und Resten eines schönen Mosaikbodens. Sie war einst über 50 m lang und damit eine der größten Kirchen Kretas, vielleicht die Hauptkirche des Episkopats Chersónisos. Schöner Blick, vor allem bei Nacht, auf die Hafenpromenade und über den Ort.
An der Nordseite fällt das Kap steil zu einer Felsplatte ab, die sich etwa in Meereshöhe befindet (→ Baden). An der Nordostecke liegen drei rechteckige Becken, die von den Römern zur Fischzucht verwendet wurden. Für das Meerwasser besaßen sie Ein- und Auslaufkanäle, die wahrscheinlich mit Gittern versperrt werden konnten. Am Südhang unterhalb der Basilika ist die kleine Kapelle Agía Paraskeví in eine höhlenartige Öffnung hineingebaut. Am Ostersamstag um Mitternacht findet hier die große Auferstehungsfeier statt (→ Feste).
Überreste der frühchristlichen Basilika auf dem Kap Kastrí
Basilika Ágios Nikólaos: Am östlichen Ortsausgang hat man auf einem vorspringenden Kap direkt am Meer eine weitere frühchristliche Basilika entdeckt (auf dem Gelände des Hotels Eri Beach, Nähe „Star Waterpark“). Die kleine Kapelle Ágios Nikólaos wurde im 18. Jh. in die Grundmauern hineingebaut, in römischer Zeit stand hier wahrscheinlich ein Tempel. Wegen ihrer exponierten Lage ist ein Teil der Basilika im Meer versunken, die fünfeckige Apsis liegt gleich hinter der Kapelle.
„Aquaworld“: Das liebevoll gestaltete Aquarium erreicht man, wenn man am westlichen Ortsausgang die Straße landeinwärts nimmt. Eröffnet wurde es 1995 von John aus Schottland. Betrachten kann man in bis zu 15 Becken u. a. Muränen, Kraken, Oktopus, Zackenbarsch und Rochen (fast alle aus den Netzen von Fischern gerettet), aber auch zahlreiche Schildkröten, Leguane, einen riesigen Tigerpython und andere Schlangen.
♦ April bis Okt. Mo-Sa 10-18 Uhr (letzter Eintritt 17.15 Uhr), Eintritt ca. 8 €, Kind/Stud. 4 €. Tel. 28970-29125, aquaworld-crete.com.
„Labyrinth“: Die neueste Attraktion von Liménas Chersonísou ist ein Erlebnispark mit Streichelzoo, er liegt seitlich der Straße nach Kastélli (beschildert). Das Labyrinth hat man in 20-30 Min. durch, alles andere im Park kostet extra, z. B. Quadbahn, Bogenschießen und Pferdereiten.
♦ April bis Okt. tägl. 10-20 Uhr (2020 nur Sa/So geöffnet). Eintritt ca. 10 €, Kind 4-11 J. 6 €, unter 4 J. frei. Tel. 28970-29297, www.labyrinthpark.gr.
Baden in Liménas Chersonísou
Im Bereich von Liménas Chersonísou sind zahlreiche sandige Badebuchten in die weichen Kalksteinfelsen eingelagert. Überall bieten Tavernen Liegen und Sonnenschirme (gegen Gebühr), oft auf Grünflächen, aber auch malerisch auf Felszungen. Der lange Strand von Anissáras liegt gut 2 km außerhalb.
Unmittelbar im Ort erstreckt sich ein schmaler Sandstrand, der meist bis zum letzten Fleck mit Liegestühlen und Sonnenschirmen voll gestellt ist. Besser ist der etwa 400 m lange, weiße Sandstrand westlich vom Fischerhafen, allerdings schließen sich direkt daran die große Anlage des Creta Maris und andere Hotels an, deshalb ist es auch hier immer ziemlich voll. Richtung Norden folgen mehrere in den Uferfelsen eingelagerte Sandbuchten (→ nächster Abschnitt). Ruhe findet man auf den Felsplatten am vorderen Ende des Hafenkaps, direkt unterhalb des Plateaus mit der byzantinischen Basilika.
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